Der Weltkrieg am 17. Juni 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Die Armee Linsingen im Kampf mit den Russen

Großes Hauptquartier, 17. Juni.
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Ein französischer Patrouillenangriff bei Beaulne (nördlich der Aisne) wurde leicht abgewiesen. 
Im Maasgebiet hielt sich die Artillerietätigkeit aus erheblicher Stärke und steigerte sich in den frühen Morgenstunden teilweise zu besonderer Heftigkeit. 
In den Vogesen fügten wir nordöstlich von Celles durch eine Sprengung dem Gegner beträchtliche Verluste zu und schlugen westlich von Sennheim eine kleinere feindliche Abteilung zurück, die vorübergehend in unseren Graben hatte eindringen können.
Die Fliegertätigkeit war beiderseits rege. Unsere Geschwader belegten militärisch wichtige Ziele in Bergues (französisch Flandern), Bar-le-Duc, sowie im Raume Dombasle - Einville - Luneville - Blainville ausgiebig mit Bomben.
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Bei der Heeresgruppe Linsingen haben sich an dem Stochod- und Styr-Abschnitt Kämpfe entwickelt. Teile der Armee des Generals Grafen v. Bothmer stehen nördlich von Przewloka erneut im Gefecht.
Balkankriegsschauplatz: 
Abgesehen von erfolgreichen Angriffen unserer Flieger auf feindliche Anlagen ist nichts Wesentliches zu berichten.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Andauernde Kämpfe in Wolhynien

Wien, 17. Juni.
Amtlich wird verlautbart:

Russischer Kriegsschauplatz: 
Am Pruth keine besonderen Ereignisse. Nördlich von Nezwiska scheiterte ein russischer Übergangsversuch über den Dnjestr. 
Die Angriffe des Feindes gegen die Stellungen westlich von Wisnowczyk wiederholen sich in unverminderter Heftigkeit. 
In Wolhynien wird an der Lipa im Raume von Lokaczy und am Stochod-Styr-Abschnitt neuerlich erbittert gekämpft.
Italienischer Kriegsschauplatz: 
An der Isonzofront setzte gestern abend wieder sehr lebhaftes feindliches Artilleriefeuer zwischen dem Meere und dem Monte dei sei Busi ein. Ein Angriff der Italiener von den Adriawerken gegen unsere Stellung bei Bagni wurde abgewiesen. Auf dem Rücken südlich von Monfalcone kam es zu Minen- und Handgranatenkämpfen. Im Nordabschnitt der Isonzofront scheiterte ein feindlicher Angriff aus den Mrzli Vrh. 
Ebenso erfolglos blieben die andauernden Anstrengungen der Italiener gegen unsere Dolomitenstellungen. Gestern brachen dort Angriffe bei Rufreddo und vor der Groda-del-Ancona zusammen. 
Das gleiche Schicksal hatten starke Vorstöße des Feindes aus dem Raume von Primolano gegen unsere Stellungen beim Grenz-Eck und gegen den Monte Meletta. Auch an unserer Front südwestlich Asiago wurde ein Angriff beträchtlicher italienischer Kräfte abgeschlagen. In diesem Raume fielen 13 italienische Offiziere, 354 Mann und 5 Maschinengewehre in unsere Hände.
Südöstlicher Kriegsschauplatz: 
Unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

Karte zum 1. Weltkrieg: Ostfront

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 17. Juni. (W. B.) 
Amtlicher Bericht:

An der Irakfront versuchte ein feindliches Kavallerie-Regiment auf das rechte Tigrisufer vorzurücken. Es wurde durch einen Gegenangriff einer unserer Abteilungen zum Rückzug gezwungen und verlor einige Soldaten und Pferde. 
Unsere Abteilungen verjagten russische Kavallerie, die bei den Ortschaften Serpul und Zehab 25 Kilometer östlich von Kasr-Schirin auftrat. Als die Russen sich aus diesen Gebieten zurückzogen, zerstörten und verbrannten sie das Gewölbe und andere Teile des Grabmales des Imam Hussein, das sich drei Stunden südöstlich Kasr-Schirin befindet, und zerfetzten den Koran und die heiligen Bücher in diesem Grabmal. Die bei Baneh geschlagenen russischen Truppen wurden kräftig verfolgt und in die Gegend nördlich von den Ortschaften Sahiz und Kerdecht verjagt Bei diesen Kämpfen verlor der Feind 500 Mann an Toten und ließ 3 Maschinengewehre in unserer Hand. - An der Kaukasusfront in einzelnen Abschnitten örtliche Infanteriegefechte. Am linken Flügel Stellungskämpfe der Vorposten.
Unsere Artillerie verjagte zwei feindliche Flieger und einige Torpedoboote, die sich Sedd-ül-Bahr nähern wollten. Zwei Flieger, die aus der Richtung von Mytilene gekommen waren, warfen wirkungslos einige Bomben aus die Insel Kensten und auf ihr westliches Ufer.
Sonst ist nichts zu melden.
2)

 

Die Pariser Wirtschaftskonferenz

Paris, 17. Juni. (Priv.-Tel.) 
Der "Petit Parisien" glaubt zu wissen, daß die Beratung der Wirtschaftskonferenz mit einer prinzipiellen Einigung endete, die in speziellen Texten und Vereinbarungen zum Ausdruck kam, die später den Gegenstand der Beratungen der Regierungen und Parlamente der verschiedenen Länder bilden werden. Man zweifelt nicht mehr, daß die gemeinsame Politik der Alliierten drei Ziele verfolge: 1. das bereits formulierte Verbot des Handels zwischen den Untertanen der alliierten Mächte und den Untertanen der gegnerischen Koalition absolut verbindlich zu machen; 2. schon jetzt Vorsorge zu treffen für einen weitgehenden Austausch von Arbeitern, Kapitalien, Werkzeugen und Materialien, die für die wirtschaftliche Wiederausrichtung der Gegenden, die unter dem Kriege gelitten haben, notwendig sind; 3. radikale Veränderungen der vor dem Kriege geltenden Handelsverträge. Auch werden Maßnahmen ergriffen, deren Wirksamkeit sich praktisch noch erweisen muß, um den Gefahren zu begegnen, die in der Periode auftreten könnten, die zwischen dem Ende der Feindseligkeiten und der Unterzeichnung des Friedensvertrages verstreicht. Diese Maßnahmen bezwecken, die Märkte der Alliierten vor einer Invasion von Waren zu schützen, die in ungeheuren Mengen aus den Magazinen der Zentralmächte kommen könnten. Die englischen Delegierten waren entgegen den aufgetauchten Gerüchten dem gemeinsamen Ziel, das von der Konferenz verfolgt wurde, nicht am wenigsten ergeben.
2)

 

Der Reichskanzler über die Zensur

Der deutsche Reichskanzler von Bethmann Hollweg

Reichskanzler von Bethmann Hollweg

Der Reichsverband der deutschen Presse hatte in einer Eingabe an den Reichskanzler die Bitte ausgesprochen, die Zensur nur insoweit aufrechtzuerhalten, als militärische Interessen in Frage stehen. Aus diese mit einer längeren Begründung versehene Eingabe, in der u. a. auch auf das  infolge des jetzigen Zustandes gewachsene Flugblatt- und Broschürenwesen hingewiesen wurde, hat der Reichskanzler folgendes Antwortschreiben gesandt: "Der Reichsverband der deutschen Presse hat in der Eingabe vom 22. v. Mts. auf Mißstände bei der Handhabung der Zensur hingewiesen. Die Berechtigung dieser Hinweise verkenne ich nicht. Insbesondere stimme ich dem Reichsverband darin bei, daß sich die Verbreitung geheimer Druckschriften zu einem schweren Mißstand entwickelt hat. Wieweit hierbei neben dem Vorhandensein der Zensur noch andere Momente mitsprechen, will ich dahingestellt sein lassen. Maßnahmen der Zensur außerhalb das rein militärischen Gebiets kann ich nur insofern als wünschenswert ansehen, als sie dem obersten Zwecke, dem wir alle dienen, der siegreichen Durchführung des Krieges nützen. Eine unbeschränkte Freigabe der sogenannten Kriegsziele kann ich zu meinem Bedauern noch nicht in Aussicht stellen, doch entspricht es durchaus meinen Wünschen, wenn auch auf diesem Gebiet die Zensur milde gehandhabt wird. Ich darf im übrigen auf die Ausführungen verweisen, die ich am 5. d. Mts. im Reichstag gesagt habe. Ich habe bereits veranlaßt, daß sich die Ressorts über neue Regeln über die von mir in Aussicht gestellte Milderung der Zensur, soweit sie auch für politische Angelegenheiten erforderlich bleibt, verständigen. Dem Reichsverband darf ich anheim stellen, etwaige praktische Vorschläge auszuarbeiten und der Reichskanzlei einzureichen." Der Chef des Generalstabes General v. Falkenhayn, dem eine Abschrift der Eingabe zugesandt war, hat sich folgendermaßen geäußert: "Ich beehre mich, zu bemerken, daß auch ich eine jede Beschränkung der Preßfreiheit für schädlich halte, die nicht den Zwecken der Kriegführung dient. Ich werde deshalb alle Bestrebungen, die darauf hinzielen, der Presse innerhalb dieser Grenzen Unabhängigkeit zu sichern, fördern und werde die Mitarbeit, welche die Presse durch Lösung ihrer hohen vaterländischen Aufgabe der Kriegführung leistet, wie bisher so auch in Zukunft mit Dank begrüßen." 2)

 

Der 1. Weltkrieg im Juni 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

2) "Frankfurter Zeitung" (1916)

 

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