Der Weltkrieg am 18. Juni 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

Die Reste des am 18. Juni 1916 bei Douai abgestürzten Flugzeugs des Jagdfliegers Immelmann
Die Reste des abgestürzten Flugzeugs des Jagdfliegers Immelmann

Der deutsche Heeresbericht:

Erfolge der Heeresgruppe Linsingen bei Kowel-Luck

Großes Hauptquartier, 18. Juni.
Westlicher Kriegsschauplatz: 

An verschiedenen Stellen unserer Front zwischen der belgisch-französischen Grenze und der Somme herrschte lebhafte Artillerie- und Patrouillentätigkeit. Links der Maas fanden nachts Infanteriekämpfe um vorgeschobene Grabenstücke am Südhange des "Toten Mannes" statt. Rechts des Flusses scheiterte ein durch mehrstündiges Vorbereitungsfeuer eingeleiteter starker französischer Angriff vor den deutschen Stellungen im Thiaumontwalde. Ein vom Gegner genommener kleiner Graben vorderster Linie wurde nachts wieder gesäubert.
 Der Fliegerangriff auf die militärischen Anlagen von Bar-le-Duc wurde wiederholt. Im Feuer unserer Abwehrgeschütze stürzte ein französischer Doppeldecker westlich von Lassigny ab und zerschellte. In der Gegend von Bezange-la-Grande (südlich von Chateau-Salins) schoß Leutnant Wintgens sein sechstes, Leutnant Höhndorf sein fünftes feindliches Flugzeug ab; die Insassen des einen sind tot geborgen. Am 16. Juni abends wurden die Trümmer eines im Luftkampf unterlegenen französischen Doppeldeckers nordöstlich des Hessen-Waldes brennend beobachtet.
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Bei der Heeresgruppe des Generals v. Linsingen wurden am Styr beiderseits von Kolki russische Angriffe abgewiesen. Zwischen der Straße Kowel-Luck und dem Turya - Abschnitt nahmen unsere Truppen in erfolgreichen Kämpfen den Russen an Gefangenen 11 Offiziere, 3446 Mann, an Beute 1 Geschütz, 10 Maschinengewehre ab. Bei der Armee des Generals Grafen v. Bothmer brachen feindliche Angriffe nördlich von Przewloka bereits im Sperrfeuer blutig zusammen 
Balkankriegsschauplatz: 
Die Lage ist unverändert.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Czernowitz geräumt

Wien, 18. Juni.
Amtlich wird verlautbart:

Russischer Kriegsschauplatz: 
Gestern mußte die Besatzung der dritten Schanze von Czernowitz vor dem konzentrischen Geschützfeuer eines weit überlegenen Feindes zurückgenommen werden. In der Nacht erzwang sich der Gegner an mehreren Punkten den Übergang über den Pruth und drang in Czernowitz ein. Unsere Truppen räumten die Stadt. In Ostgalizien ist die Lage unverändert.
Westlich von Wisniowczk an der Strypa wurden russische Angriffe durch Artilleriefeuer vereitelt. 
In Wolhynien haben unsere Truppen nördlich der Lipa nördlich von Gorochow und bei Lokaczy Raum gewonnen und russische Gegenangriffe abgewiesen. Es blieben vorgestern und gestern 905 Gefangene und 3 Maschinengewehre in unserer Hand. Nördlich des Turya-Abschnittes brachten deutsche Streitkräfte in erfolgreichen Kämpfen 11 russische Offiziere, 3446 Mann, 1 Geschütz und 10 Maschinengewehre ein. Zwischen Sokul und Kolki wurden abermals starke russische Vorstöße zurückgeschlagen.
Italienischer Kriegsschauplatz: 
An der Isonzofront schickten sich die Italiener wieder an mehreren Stellen, so gegen den Südteil des Monte San Michele und gegen unsere Höhenstellungen nördlich des Tolmeiner Brückenkopfes zum Vorgehen an. Dank unseres Geschützfeuers kam jedoch kein Angriff zur Entwickelung. In den Dolomiten ließ die feindliche Tätigkeit im allgemeinen nach. Nur der Monte San Cadin stand zeitweise unter sehr heftigem Artilleriefeuer, dem mehrere schwächliche, bald abgewiesene Angriffe folgten. Aus dem Raume von Primolano und gegen unsere Front südwestlich Asiago erneuerten die Italiener ihre Vorstöße; diese wurden wieder überall abgeschlagen. 
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Unsere Erfolge in Wolhynien

Aus dem Felde, 18. Juni. (Priv.-Tel.) 
Das Auftauchen der gefürchteten Pickelhauben hat den russischen Vormarsch im Westen von Luck rasch zum Stehen gebracht. Es haben sich lebhafte Angriffsgefechte der deutschen Truppen entwickelt, die uns schon recht schöne Erfolge gebracht haben. Im Raume zwischen Kolki und Sokal sind alle russischen Versuche, den Styrübergang zu erzwingen, blutig gescheitert. Gestern noch legten die Russen das Schwergewicht ihrer Anstrengungen in den Raum zwischen Sokal und der Bahnlinie Kowel-Luck, wo sie aus ihren Stellungen auf dem westlichen Styrufer heraus dem Mittellauf des Stochod zustrebten, um mit dem Überschreiten des Stochod nach Kowel zu Raum zu gewinnen und so die von Sokal über Kolki bis Czartorysk und weiterhin im Styrbogen festgehaltene Front der Verbündeten zu erschüttern. Die Russen haben zwischen der Bahn und Sokal ganz besonders starke blutige Verluste erlitten. Sie waren gerade beim Eingraben, als sie die deutsche Artillerie verheerend überraschte. Eine ganze Reihe von Vorstellungen fiel dort unserer vorgehenden Infanterie in die Hände. Beim Auftauchen der deutschen Truppen haben die Russen alsbald begonnen, sich fest einzugraben, so daß unsere vorgehenden Truppen überall auf rasch, aber mit dem reich vorhandenen Menschenmaterial doch verhältnismäßig gut ausgebaute Feldstellungen stoßen.
Obgleich das fast aprilmäßige Wetter die Wege im wolhynischen Sumpfgebiet stark zerweicht hat und dem Vormarsch wie dem Nachschub alle erdenklichen Schwierigkeiten bereitet, geht es voran. Die Stimmung unserer Leute ist siegesgewiß und glänzend wie immer. Zu einem größeren Erfolge führten starke Kämpfe gestern in der Nacht und heute früh südlich der Bahn Luck-Kowel am Oberlauf des Stochod bei Babie und Woronczyn, etwa 30 Kilometer nordwestlich von Luck. Dort stürmte unsere Infanterie nach Artillerievorbereitung die feindlichen Stellungen im Bajonettangriff. Die Russen büßten außer erheblichen blutigen Verlusten etwa 2000 Gefangene, ein Geschütz und einige Maschinengewehre ein. Der Kampf war erbittert, denn in diesem Raume kämpfte eine russische Schützendivision, die den Ehrennamen der "eisernen Division" führt.
Auch im Gefechtsabschnitt südlich von Woronczyn sind wir in günstigem Vorgehen. 

Dr. Fritz Wertheimer. 2)

 

Generaloberst von Moltke tot


Generaloberst v. Moltke

Berlin, 18. Juni. (Priv.-Tel.) 
Während der vom Deutsch-asiatischen Verein in der Wandelhalle des Reichstages heute mittag veranstalteten Trauerfeier für den Feldmarschall Freiherrn von der Goltz, der ein zahlreiches Publikum, darunter die Spitzen unserer Staats- und Reichsbehörden, beiwohnten, ist Generaloberst v. Moltke, der Chef des stellvertretenden Generalstabs, an einem Schlaganfall gestorben. Zu Beginn der Trauerfeier hatten verschiedene Redner gesprochen und dann ergriff, obgleich er nicht auf dem Programm stand, der Generaloberst das Wort und sprach improvisiert, damit auch ein Soldat über den Soldaten spreche, sehr frisch und warm empfundene Worte auf den verstorbenen Feldmarschall, der ihm ein treuer Freund gewesen sei. Bald darauf, als sich Moltke auf seinen Platz gesetzt hatte, entstand Unruhe im Saal. Er hatte einen Schlaganfall erlitten, und die Versammlung wurde kurz abgebrochen.
2)

 

Die Pariser Wirtschaftskonferenz

Paris, 18. Juni. (Priv.-Tel.) 
Havas meldet: 
Die Wirtschaftskonferenz der Alliierten hat ihre Arbeiten beendet. Eine Reihe von Resolutionen wurde einstimmig angenommen. Die Konferenz beschloß, diese Beschlüsse am Morgen des 21. Juni in den verschiedenen alliierten Ländern unverkürzt zu veröffentlichen. Vor dem Schluß der Arbeiten erklärte de Broqueville, daß die innige Zusammenarbeit der Alliierten den Beginn einer Ära kennzeichne, durch die die Nationen, die heute litten, morgen die Früchte ernten würden. Die Konferenz habe für die Friedenszeit keine kriegerische Verbindung geschaffen, sondern eine Gruppierung zur Verteidigung, indem sie eine wohltätige vorbeugende Verbindung gegen den Krieg ins Leben gerufen habe. De Broqueville schloß, indem er Frankreich dankte und Poincare und Clementel pries. Clementel habe mit viel Takt und Mäßigung die Diskussionen geleitet, so daß die Konferenz den Wunsch ausspreche, er möge immer an ihrer Spitze stehen. Die Führer der verschiedenen Delegationen schlossen sich den Worten de Broquevilles an. Zum Schluß der Konferenz empfing Poincare die Delegierten im Elysee und beglückwünschte sie zu dem guten Ausgang ihrer Arbeiten.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im Juni 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

2) "Frankfurter Zeitung" (1916)

 

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