Der Weltkrieg am 24. Juni 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

Westfront 1. Weltkrieg: Auszeichnung französischer Soldaten an der Front vor Verdun
Auszeichnung französischer Soldaten an der Front vor Verdun

Der deutsche Heeresbericht:

Panzerwerk Thiaumont und Dorf Fleury durch die Bayern erstürmt


Leutnant Wintgens

Großes Hauptquartier, 24. Juni.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Rechts der Maas brachen unsere Truppen, an der Spitze das 10. Bayerische Infanterie-Regiment "König" und das Bayerische Infanterie-Leibregiment, nach wirksamer Feuervorbereitung aus dem Höhenrücken "Kalte Erde" und östlich davon zum Angriff vor, stürmten über das Panzerwerk Thiaumont, das genommen wurde hinaus, eroberten den größten Teil des Dorfes Fleury und gewannen auch südlich der Feste Vaux Gelände. Bisher sind in die Sammelstellen 2673 Gefangene, darunter 60 Offiziere eingeliefert. 
Auf der übrigen Front stellenweise lebhafte Artillerie-, Patrouillen- und Fliegertätigkeit. 
Bei Haumont wurde ein französischer Kampfeindecker im Luftkampf zum Absturz gebracht; Leutnant Wintgens schoß bei Blamont sein siebentes feindliches Flugzeug, einen französischen Doppeldecker, ab.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Russische Teilvorstöße wurden südlich von Illuxt und nördlich Widsy abgewiesen. Ein
deutsches Fliegergeschwader griff den Bahnhof Poloczany (südwestlich von Molodeczno) an, aus dem Truppeneinladungen beobachtet waren; ebenso wurden aus die Bahnanlagen von Luniniec Bomben geworfen.
Bei der Heeresgruppe des Generals v. Linsingen wurde der Angriff bis in und über die allgemeine Linie Zubilno-Wotyn-Zwiniacze vorgetragen. Heftige feindliche Gegenangriffe scheiterten. Die Zahl der russischen Gefangenen ist
ständig im Wachsen.
Bei der Armee des Generals Grafen v. Bothmer fanden nur kleinere Gefechte zwischen vorgeschobenen Abteilungen statt.
Balkankriegsschauplatz: 
Nichts Neues.

Oberste Heeresleitung. 1)

Karte zum 1. Weltkrieg: Verdun

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Erfolglose russische Gegenangriffe in Wolhynien

Gottfried Banfield

Gottfried Banfield

Wien, 24. Juni. 
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz: 
Bei Kimpolung in der Bukowina wurde gestern heftig gekämpft. 
Im Czeremosztal drängte umfassendes Vorgehen österreichisch-ungarischer Truppen den Feind aus der Stadt Kuty zurück. 
Nordwestlich von Tarnopol brach ein nächtlicher russischer Angriff unter unserem Geschützfeuer zusammen. 
Bei Radziwilow wurden gestern vormittag abermals russische Anstürme abgeschlagen. Bei den vorgestrigen Kämpfen nördlich dieser Stadt hat die aus Niederösterreich, Oberösterreich und Salzburg ergänzte Landsturmbrigade wieder Proben ihrer Tüchtigkeit abgelegt. 
Die in Wolhynien fechtenden deutschen und österreichisch-ungarischen Streitkräfte ringen dem Feind nördlich der Lipa, nordöstlich von Gorochow und westlich und nordwestlich von Torezyn Schritt für Schritt Boden ab. Alle Gegenangriffe durch zum Teil frische russische Kräfte blieben für den Feind ohne Erfolg.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Im Plöckenabschnitt setzte der Feind nach höchster Steigerung seines Geschützfeuers Infanterieangriffe gegen unsere Stellungen auf dem Lahner-Joch und am Kleinen Pal an. Beide Angriffe wurden abgeschlagen. Sonst Lage unverändert. Der Bahnhof von Ala stand unter dem Feuer unserer schweren Geschütze.
Südöstlicher Kriegsschauplatz: 
Unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 

Ereignisse zur See:
Einige unserer Torpedofahrzeuge beschossen am 23. früh an der italienischen Ostküste bei Giolianova eine Fabrikanlage und einen fahrenden Lastzug. Durch die Beschießung explodierte die Lokomotive des Zuges; vier Waggons gerieten in Brand, mehrere Waggons
beschädigt. Die Fahrzeuge sind, vom Feinde unbelästigt, zurückgekehrt. Am 23. abends hat Linienschiffsleutnant Banfield acht Minuten, nachdem er gegen einen zum Angriff auf Triest heranfliegenden feindlichen Hydroplan aufgestiegen war, diesen über dem Meere im Luftkampf heruntergeschossen. Beobachter (Italiener) tot, Pilot (Franzose) gefangen. Das Flugzeug "F. B A. 12" wurde nach Triest eingebracht. Am 24. Juni früh hat ein Flugzeuggeschwader Eisenbahnbrücke und Bahnhof von Ponte di Piave, sowie Hafen von Grado mit sehr gutem Erfolg bombardiert, in die Brücke vier Volltreffer erzielt. Alle Flugzeuge trotz heftigster
Beschießung unversehrt eingerückt. Eine Stunde später wurde ein französisches Seeflugzeug, Typ "F. B. A." im Golf von Triest von Linienschiffsleutnant Banfield im Luftkampf heruntergeschossen. Es fiel vier Kilometer vor Grado ins Meer. Unter dem Schutze der feindlichen Batterien gelang es einem feindlichen armierten Panzermotorboot das Flugzeug zu bergen, dessen beide Insassen schwer verwundet sein dürften.

Flottenkommando. 1)

 

Die Kämpfe in Wolhynien

Die russische Offensive, die Anfang Juni die südliche Hälfte der deutsch - österreichisch - ungarischen Ostfront einige Tage lang abtastete, um den schwächsten Punkt herauszufinden, hat bald einige Hauptrichtungen angenommen. Im Zentrum des Angriffsraumes blieben die wütenden Angriffe freilich erfolglos; die Armee des Grafen Bothmer hat im wesentlichen die alten Stellungen an der Strypa behauptet. Nördlich und südlich davon mußten die Truppen
unserer Verbündeten Ausweichen. Während im Süden die Lage noch ungeklärt ist und sich noch nicht übersehen läßt, aus welcher Linie der Widerstand gegen das russische Vordringen in der Bukowina wieder aufgenommen werden soll, haben die Kämpfe in Wolhynien bereits eine fest umrissene Gestalt angenommen. Seither haben die Gegenangriffe, die im wesentlichen aus der Richtung Brest-Litowsk - Kowel erfolgen, den Russen nicht nur Halt geboten, sondern ihnen erhebliche Teile des durch den Rückzug unserer Verbündeten gewonnenen Raumes wieder entrissen.
2)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 24. Juni. (W. B.) 
Das Hauptquartier  teilt mit: 

An der Irakfront hat sich nichts Wichtiges ereignet.  
Unsere mit der Säuberung Südpersiens beauftragten Truppen griffen am 21. Juni energisch im Engpaß von Paitak, der von beiden Seiten von 1500 Meter hohen Bergen umgeben ist, die dort verschanzten Russen an. Nachdem sie den Feind von dort vertrieben hatten, verfolgten sie ihn weiter und rückten bis zu der Ortschaft Servil vor, die sich 15 Kilometer östlich von diesem Engpaß befindet. Die Verluste des Feindes bei der Verteidigung des Engpasses werden ziemlich hoch geschätzt. 
An der Kaukasusfront ereignete sich auf dem rechten Flügel und im Zentrum nichts Bedeutendes. Auf dem linken Flügel bemächtigten sich unsere Truppen nördlich des Tschorokflusses am 22. Juni morgens nach Stürmen mit dem Bajonett des größten Teilen der russischen Stützpunkte auf der über 2000 Meter hohen Bergkette. Der Feind, der seit einiger Zeit eine sehr große Tätigkeit entwickelte, hat diese nach Süden zu stark befestigt.
So verbesserten wir auch in diesem Abschnitte unsere Stellung. Während des Kampfes, der bis zum Abend dauerte, machten die Russen große Anstrengungen, um die verlorenen Stellungen wieder zu nehmen, sie wurden aber jedesmal zurückgeschlagen und erlitten schwere Verluste. Wir machten bei dieser Gelegenheit 500 Gefangene, darunter 5 Offiziere, und erbeuteten zwei Maschinengewehre mit der gesamten Ausrüstung, eine große Menge Zelte, Material und Lebensmittel. 
Zwei auf der Höhe der Dardanellen bemerkte feindliche Schiffe wurden durch Geschützfeuer verjagt. 
Am 22. Juni morgens griff eines unserer Flugzeuge zwei feindliche Flugzeuge an, die den Golf von Saros überflogen, und verfolgte sie bis Imbros. Unser Artilleriefeuer vertrieb einen feindlichen Monitor, der sich Fotscha zu nähern suchte Sonst nichts von Bedeutung.
2)

 

Aufbringung eines englischen Kursdampfers im Kanal

Haag, 24. Juni. (Priv.-Tel.) 
Das Pressebureau "Vaz Dias" berichtet aus Vlissingen: 

Eingeladene Fischer melden, daß das Harwich-Boot durch deutsche Torpedoboote angehalten und nach Zeebrügge gebracht worden ist. Die Anhaltung geschah bei der Schouwenbank.
Haag, 24. Juni. (Priv.-Tel.) 
Das Harwich-Boot, das durch deutsche Torpedoboote nach Zeebrügge gebracht worden ist, ist vermutlich die "Brüssel". Von der Ankunft dieses Dampfschiffes, das am Donnerstag abend 11 ¼ Uhr auf dem neuen Wasserwege nach Harwich abfuhr, hat die Rotterdamer Vertretung der Great Eastern Dampfschiffahrtsgesellschaft noch keinen Bericht erhalten. Die "Brüssel" war bei ihrer Abfahrt hauptsächlich mit Lebensmitteln wie Margarine, Eier usw. befrachtet. An Bord befanden sich Reisende, etwa 50 belgische Flüchtlinge, Männer, Frauen und Kinder, sowie 24 Russen.
2)

 

Regierung und Kammer in Frankreich

Paris, 24. Juni. (Priv.-Tel.)
Aus den Äußerungen der Presse über die vorgestrige Abstimmung der Kammer geht in erster Linie hervor, daß gerade diejenigen Zeitungen, die das Ministerium Briand aus politischer Verwandtschaft oder aus Rücksicht auf die geheimen Fonds der Regierung unterstützen, ihr Mißvergnügen offen erkennen lassen. So das "Echo de Paris", das besonders wegen der Einsetzung einer mit der direkten Kontrolle der Kriegsvorbereitung betrauten Parlamentskommission beunruhigt ist. Der "Temps", der "Figaro" und die "Lanterne" geben offen zu, daß die Einigung der Kammer im Grunde zustande gekommen ist, weil man den Eindruck vermeiden wollte, daß die Einigkeit der öffentlichen Meinung in Frankreich über den Ausgang des Krieges erschüttert sei. Diese Zeitungen gestehen auch ein, daß Briand, um diese Einigkeit zu erlangen, das Zugeständnis einer direkten Parlamentskontrolle über die Kriegsvorbereitungen gemacht hat. Die radikale Presse, besonders der dem Abg. Caillaux nahestehende "Bonnet rouge", ist von der Tagesordnung der Kammer durchaus befriedigt; sie läßt keinen Zweifel darüber, daß Herr Briand seinen Sturz nur dadurch abgewendet hat, daß er sich den Forderungen der Linken nach einer regelmäßigen Parlamentskontrolle über die Kriegführung unterworfen hat. Der sozialistische Abgeordnete Renaudel erzählt in der "Humanité", daß die Kammer die Regierung nicht in einem Augenblick im Stich lassen könnte, in dem sich das Schicksal des Krieges zu Gunsten der Entente zu wenden scheine. Man darf daraus den Schluß ziehen, daß Briand in den Verhandlungen der Kammer von diesem Argument reichlich Gebrauch gemacht hat, indem er die Erfolge der russischen Offensive übertrieb und die allgemeine Offensive auf allen Fronten in nahe Aussicht stellte. Das alles hat aber nicht verhindert, daß sich auch in der sozialistischen Partei Frankreichs die Spaltung vollzogen hat, die sich schon seit einem Jahr ankündigte, und die bei der immer zunehmenden Gärung im Volke unvermeidlich ist. Hervé klagt in seiner "Victoire" offen über diesen Verfall der sozialistischen Partei. Bei der Abstimmung über die Vertrauenstagesordnung haben in der Tat vierzig Mitglieder der Fraktion gegen die Regierung gestimmt oder sich der Abstimmung enthalten. Es gehören dazu diejenigen Abgeordneten, die nach Zimmerwald und Kienthal gegangen waren. Außerdem sind unter den Gegnern der Regierung der Pariser Abgeordnete Longuet und der Führer des französischen Agrarsozialismus Compere-Morel zu nennen. Unter den Gegnern der Regierung befinden sich auch 28 Radikale und einige Wilde.
2)

 

Die irische Frage

London, 24. Juni. (Priv.-Tel.)
Reuter meldet aus Belfast: 

Eine Konferenz der Nationalisten von Ulster hat mit 475 gegen 265 Stimmen sich für die Annahme der Vorschlage Lloyd Georges zur vorläufigen Regelung der irischen Frage entschieden. Die Vorschläge Lloyd Georges gehen in der Hauptsache dahin, daß sofort ein irisches Parlament einberufen und eine irische Regierung ernannt wird; die irischen Abgeordneten in Westminster bleiben vorläufig (bis Ende des Krieges) Mitglieder des dortigen Parlaments; sechs Grafschaften von Ulster, nämlich Antrim, Down, Armagh, Tyrone, Londonderry und Fermanagh, sollen von Homerule ausgeschlossen sein und nicht dem irischen Parlament unterstehen; am Ende des Krieges soll eine Reichskonferenz abgehalten werden, die die künftige Verfassung des Reiches feststellen soll; der Ausgleich soll dem Parlament gleich nach seinem Zusammentritt in der Form einer Novelle zum Homerulegesetz vorgelegt werden. Wie aus dieser Abstimmung hervorgeht, ist eine nicht unerhebliche Minderheit der Nationalisten von Ulster gegen diesen Ausgleich.
2)

 

Sasonows Friedensbedingungen

Sasonow
Sasonow

Kopenhagen, 24. Juni. (W. B.)
Amerikanische Blätterberichten über eine Unterredung, die Sasonow einem amerikanischen Berichterstatter gewährt hat. Der Minister erklärte u. a.: Da die Russen gegenwärtig dem Siege entgegengehen, ist es für sie zu früh, über den Frieden in Erörterungen einzutreten, um so mehr, als die Macht Deutschlands sichtbar abnimmt und die Hilfsquellen Rußlands und seiner Verbündeten wachsen, wie täglich die Ereignisse beweisen, so die Lage bei Verdun, die russische Offensive an der Südfront, die Seeschlacht in der Nordsee und der russische Erfolg in Zentralasien. Das Ende des Krieges wird nicht eher möglich sein, als der Feind die besetzten Gebiete geräumt hat und alle unsere Forderungen erfüllt sind. Niemals, schloß Sasonow, waren die Alliierten so einig, niemals so stark Auch wir wünschen den Frieden, aber einen wirklichen ehrenvollen Friedensschluß, dessen Folge das Verschwinden des preußischen Militarismus sein wird. 
2)

 

Die Note der Alliierten an Griechenland

Paris, 24. Juni. (Priv.-Tel.) 
Havas meldet aus Athen: 

Die der griechischen Regierung durch die Gesandten der drei Schutzmächte überreichte Note hat folgenden Wortlaut:
"Auf Weisung ihrer Regierungen haben die unterzeichneten Gesandten Frankreichs, Großbritanniens und Rußlands, die die Garantiemächte Griechenlands vertreten, die Ehre, der griechischen Regierung folgende Erklärung zu machen, die zur Kenntnis des griechischen Volkes zu bringen sie ebenfalls Weisung erhalten haben. Wie sie bereits feierlich und schriftlich erklärt haben, verlangen die drei Garantiemächte Griechenlands von ihm nicht, daß es aus seiner Neutralität heraustrete. Sie geben dafür einen glänzenden Beweis, indem sie in erster Reihe das Verlangen der gesamten Demobilisation der griechischen Armee stellen, um dem griechischen Volke die Ruhe und den Frieden zu sichern. Aber sie haben zahlreiche und berechtigte Gründe des Verdachtes gegen die griechische Regierung, deren Haltung ihnen gegenüber nicht ihren wiederholten Verpflichtungen, oder auch nur den Prinzipien der loyalen Neutralität entspricht. So hat sie so häufig das Tun gewisser Ausländer begünstigt, die oft daran gearbeitet haben, die öffentliche Meinung des griechischen Volkes irrezuführen, indem sie das Vertrauen des Landes täuschten und auf dem griechischen Gebiet feindliche Organisationen schufen, die der Neutralität des Landes zuwiderlaufen und darauf gerichtet waren, die Sicherheit der Streitkräfte der Alliierten zu Lande und zur See zu gefährden Das Eindringen bulgarischer Streitkräfte in Griechenland und die Besetzung des Forts Rupel sowie anderer strategischer Punkte mit dem heimlichen Einverständnis des griechischen Kabinetts bildet für die Alliierten eine neue Drohung, die den drei Mächten die Verpflichtung auferlegt, Garantien und sofortige Maßnahmen zu verlangen.
Andererseits wurde die griechische Verfassung unbeachtet gelassen, die freie Ausübung des Wahlrechts verhindert. Die Kammer wurde in weniger als einem Jahr zum zweiten Male aufgelöst gegen den klar zum Ausdruck gebrachten Willen des Volkes, und die Wähler wurden mitten in der Mobilisation zusammengerufen, sodaß die gegenwärtige Kammer nur einen schwachen Teil des Wahlkollegiums darstellt. Das ganze Land wurde einem Regime der polizeilichen Unterdrückung und Tyrannei unterworfen und unbekümmert um die berechtigten Einwendungen der Garantiemächte seinem Ruin entgegengeführt. Diese haben nicht nur das Recht, sondern auch die gebieterische Pflicht, gegen derartige Verletzungen der Freiheiten zu protestieren.
Die feindliche Haltung der griechischen Regierung gegenüber den Mächten, die Griechenland vom fremden Joche befreit und seine Unabhängigkeit gesichert haben, und die offenbare Verbindung des gegenwärtigen Kabinetts mit ihrem Feinde sind für sie ebenfalls starke Gründe dafür, mit Festigkeit zu handeln, indem sie sich aus die Rechte stützen, die sie in den Verträgen besitzen und die sie für den Schutz des griechischen Volkes jedesmal bekundet haben, wenn es in der Ausübung seiner Rechte und dem Genusse seiner Freiheiten bedroht wurde. Infolgedessen sehen sich die Garantiemächte Griechenlands in die Notwendigkeit versetzt, die sofortige Anwendung folgender Maßnahmen zu verlangen:
Tatsächliche und vollständige Demobilisation der griechischen Armee, die in kürzester Frist auf den Friedensstand gesetzt werden muß; 2. die sofortige Ersetzung des gegenwärtigen Ministeriums durch ein Geschäftskabinett ohne politische Färbung, das alle erforderliche Gewähr bietet für die loyale Anwendung der wohlwollenden Neutralität, die Griechenland sich verpflichtet hat, gegenüber den alliierten Mächten zu beobachten, sowie für die Aufrichtigkeit einer neuen Befragung des Volkes; 3. sofortige Auslösung der Deputiertenkammer und Anberaumung von Neuwahlen, sogleich nach Ablauf der von der Verfassung vorgesehenen Frist und nachdem die allgemeine Demobilisierung die Wählerschaft wieder in normale Verhältnisse gebracht hat. 4. Ersetzung (im Einvernehmen mit den drei Mächten) gewisser Polizeibeamter, deren durch Weisungen aus dem Auslande geleitete Haltung die Attentate, die gegen friedliche Bürger begangen wurden, sowie die den Gesandtschaften der Alliierten und ihren Angehörigen zugefügten Beleidigungen erleichtert hat.
Stets beseelt von der wohlwollendsten und freundschaftlichsten Gesinnung gegenüber Griechenland, aber gleichzeitig entschlossen, ohne Diskussion oder Verzug die Anwendung dieser unerläßlichen Maßnahmen zu erlangen, können die Garantiemächte nur der griechischen Regierung die volle Verantwortung für die Ereignisse überlassen, die eintreten würden, wenn ihre gerechten Forderungen nicht unverzüglich angenommen werden.
2)

 

Griechenland unterwirft sich

König Konstantin
König Konstantin

Zaimis
Zaimis

Paris, 24. Juni. (Priv.-Tel.)
Havas meldet aus Athen:
Amtlich wird mitgeteilt:

Durch königliches Dekret wurde die Session der Kammer geschlossen. Das Dekret über die Auflösung der Kammer wird folgen. Wie Havas weiter meldet, wurden der Polizeichef und sein Sekretär ihrer Ämter enthoben und ein anderer Platzkommandant ernannt. 
Zaimis erklärte in einer Unterredung, daß er alle Forderungen der Schutzmächte buchstäblich ausführen werde.

Rom, 24. Juni. (Priv.-Tel.)
Aus Athen meldet die Agenzia Stefani: 
Der italienische Gesandte erhielt vom griechischen Ministerpräsidenten Zaimis eine Note, in der dieser mitteilte, daß sich die griechische Regierung verpflichte, die griechische Armee auf den Friedensstand zu setzen. Die im Nordepirus stehenden Einheiten würden natürlich in diese Maßregel einbegriffen sein.

Paris, 24. Juni. (Priv.-Tel.)
Havas meldet nach Athener Blättern, König Konstantin habe seiner Umgebung erklärt: "Da ein Teil meines Volkes der Ansicht ist, daß unsere Politik nicht so ist, wie sie sein sollte, konnte ich mich der Auflösung der Kammer und der Ausschreibung von Neuwahlen nicht widersetzen. Ich habe die verfassungsmäßigen Freiheiten immer geachtet. An ihren Streitigkeiten und Parteikämpfen kann ich mich nicht beteiligen. Der Wille meines Volkes geschehe."
2)

 

Der 1. Weltkrieg im Juni 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

2) "Frankfurter Zeitung" (1916)

 

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