Der Weltkrieg am 12. Juli 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

Westfront 1. Weltkrieg: In einem eroberten deutschen Schützengraben im Sommegebiet
In einem eroberten deutschen Schützengraben im Sommegebiet
Aufnahme vom 12. Juli 1916

Der deutsche Heeresbericht:

Erfolgreicher Vorstoß vor Verdun

39 Offiziere und 2106 Mann gefangen

Großes Hauptquartier, 12. Juli. 
Westlicher Kriegsschauplatz:

Die am 10. Juli nachmittags eingeleiteten Kämpfe beiderseits der Straße Bapaume-Albert- Contalmaison und am Walde von Mametz, sowie neue Gefechte im Wäldchen von Trônes und südlich davon werden mit erbitterter Heftigkeit fortgesetzt. 
Südlich der Somme haben die Franzosen bei einem großangelegten Angriff auf der Front Belloy-Soyecourt eine empfindliche Schlappe erlitten, der Angriff ist in unserem Feuer vollkommen zusammengebrochen, ebenso fluteten schwächere gegen La Maisonette - Barleux angesetzte Kräfte unter großen Verlusten in die Ausgangsstellung zurück. 
An mehreren Stellen der Champagnefront, so östlich und südöstlich von Reims und nordwestlich von Massiges, ferner nordwestlich von Flirey wurden französische Teilangriffe abgeschlagen. 
Im Maasgebiet spielten sich links des Flusses nur kleinere Kämpfe ab. Rechts des Flusses haben wir unsere Stellungen näher an die Werke von Souville und Laufée herangeschoben und dabei 39 Offiziere, 2106 Mann zu Gefangenen gemacht. Starke Gegenangriffe wurden glatt abgewiesen. 
Deutsche Unternehmungen südwestlich von Dixmuiden, südwestlich von Cerny (Aisnegebiet) und östlich von Pfettershausen hatten Erfolg. 
Ein englischer Doppeldecker wurde bei Athies (südlich von Péronne) in unseren Linien zur Landung gezwungen, ein feindliches Flugzeug stürzte bei Soyecourt, eins in unserem Abwehrfeuer bei Chattancourt ab. Bei Dombasle, westlich der Maas) wurde ein Fesselballon durch unsere Flieger abgeschossen.
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Ein Übergangsversuch schwächerer russischer Kräfte über die Düna westlich von Friedrichstadt und Angriffe südlich des Naroczsees wurden vereitelt. An der Stochodfront ist die Lage im allgemeinen unverändert. Russische Abteilungen, die sich bei Janowka auf dem linken Ufer festzusetzen versuchten, wurden angegriffen; kein Mann von ihnen ist auf das Südufer entkommen. Hier und an der Bahn Kowel-Rowno wurden gestern noch über 800 Mann gefangen genommen. Die Ausbeute der beiden letzten Tage am Stochod beträgt außer einer Anzahl Offiziere 1932 Mann und 12 Maschinengewehre.
Unsere Fliegergeschwader haben ihre Angriffstätigkeit östlich des Stochod fortgesetzt; ein feindlicher Fesselballon wurde abgeschossen.
Balkankriegsschauplatz: 
Keine wesentlichen Ereignisse.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Westfront 1. Weltkrieg: Das zerstörte Dorf Mametz im Sommegebiet
Das zerstörte Dorf Mametz im Sommegebiet

Die Schlacht an der Somme 

Großes Hauptquartier, 12. Juli.
Der Widerspruch zwischen der verblüffenden Meldung der Engländer, daß sie nun nach getaner Sturmarbeit etwas ausruhen wollten, und der Angabe unseres gestrigen Heeresberichts, daß trotzdem auf der englischen Front heftig weitergekämpft werde, findet vermutlich seine ungezwungene Erklärung darin, daß die Engländer schlechterdings nicht verschnaufen können, wenn es dem immer noch rüstigen deutschen Gegner nicht gefällt. Erst gestern trat zwischen Ancre und Somme ein gewisser Stillstand der Infanterietätigkeit auf beiden Seiten ein. Wenn die Engländer das Bedürfnis fühlen, ihre methodische Eroberung für beendet zu erklären, so werden sie Gründe für diese immerhin auffallende Ankündigung haben. Der erste und wichtigste wird wohl sein, ihre stark gelichteten und durcheinandergewürfelten Verbände neu zu ordnen und Reserven zur Ablösung heranzuziehen. Unsere Batterien lassen ihnen durchaus keine Muße bei diesem notwendigen Geschäft. Die englischen Sturmkolonnen erlitten nach Aussage der Gefangenen schon vor Beginn des eigentlichen Stürmens Verluste bis zur Hälfte ihres Bestandes durch unser Sperrfeuer. Bataillone, die dann dieses erbitterte Ringen Mann gegen Mann in Ovillers, Contalmaison oder im Walde von Trônes auszufechten hatten, dürften noch ganz andere Zahlen nennen müssen.
Der ganze Gewinn der Engländer während ihres letzten dreitägigen Vorstoßes, des wuchtigsten bisher auf ihrem kleinen Frontabschnitt, hat ihnen außer dem Dorf Contalmaison keinen Vorteil eingetragen. Wenn ein englisches Millionenheer binnen elf Tagen unter Anwendung stärkster Kampfmittel nicht mehr erreicht als fünf armselige Dörfer und dreißig bis vierzig Quadratkilometer Gelände, so ist das eigentlich überhaupt kein nennenswerter Gewinn. Wenn aber dieser kümmerliche Ertrag gar noch herhalten muß, um die Beendigung des ersten Kampfaktes zu rechtfertigen, so muß man doch sagen: die stolzen Engländer sind an der Somme recht bescheidene Leute geworden.
Während nördlich der Somme von beiden Seiten stark weitergetrommelt wird, haben die Franzosen südlich des Flusses ihre starken Angriffe gegen Barleux und bei Estrées gestern fortgesetzt. Mit besonderer Wildheit sind sie in den letzten Tagen gegen die Maisonette-Ferme angestürmt. Der stattliche Hof liegt auf dem Hügel 97, der einen guten Überblick über die sumpfige Niederung des Sommetales und bis nach Peronne hinein gewährt. Das Dorf Biaches (ein Kilometer nördlich des Hofes) die am weitesten östlich vorgetriebene Spitze der französischen Keilfront, empfindet diese beherrschende deutsche Position in der Flanke sehr unangenehm. Die Neger-Franzosen haben sich hier am 10. Juli in Massen verblutet, und auch die beiden gestrigen Stürme gegen die Höhe und Barleux brachen in sich zusammen. Ebenso scheiterte ein dritter Angriff auf das Dorf und ein weiterer südwestlich bei Estrées. Die Franzosen wollen durchaus keine Ermattung spüren lassen. Sie arbeiten mit Gas und schwerem Artilleriefeuer ausdauernd weiter. 
Umso ungelegener kommt ihnen das Eingeständnis ihrer Verluste östlich der Maas. Unser letzter Vorstoß hat uns ein kräftiges Stück weit gegen die Feste Souville vorgebracht. Die Weggagebelung Fleury-Vaux neben der die St. Fine Kapelle stand, die unsere Leute die "Sinn Feiner-Kapelle" nennen, bezeichnet unsere neue Front. Starke Gegenstöße der Franzosen vorgestern nacht in der Richtung auf Vaux blieben ergebnislos. Die Lage scheint nun auch für die stolze Batterie Damloup so kritisch geworden zu sein, daß sie sich mit der deutschen Besetzung nunmehr auch offiziell einverstanden erklärt hat. 
2)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Italienischer Angriff am Monte Rasta abgeschlagen

Wien, 12. Juli. 
Amtlich wird verlautbart: 
Russischer Kriegsschauplatz: 
Die Lage erfuhr auch gestern keine Änderung. Auf der Höhe Hordie südöstlich von Mikuliczyn schlugen unsere Truppen sieben russische Vorstöße zurück. 
Auch am unteren Stochod scheiterten abermals mehrere Angriffe des Feindes. Die am Stochod kämpfenden verbündeten Streitkräfte haben in den letzten zwei Tagen 2000 Mann und 12 Maschinengewehre eingebracht. 
Bei Obertyn in Ostgalizien schoß ein österreichisch-ungarischer Flieger ein russisches Farman-Flugzeug ab.
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Südöstlich des Sugana-Tales schlugen unsere Truppen gestern vormittag einen starken italienischen Angriff gegen den Monte Rasta ab. Die feindliche Infanterie, die auf kurze Entfernung liegen blieb, wurde durch unser flankierendes Artilleriefeuer gezwungen,. in den Abendstunden weiter zurückzugehen, wobei sie über 1000 Mann verlor. 
An allen anderen Fronten blieb die Gefechtstätigkeit in den gewöhnlichen Grenzen. 
Einer unserer Flieger belegte das Seearsenal von Spezia mit Bomben und kehrte hierauf wohlbehalten zurück.
Südöstlicher Kriegsschauplatz: 
An der unteren Vojusa Geschützkampf.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ereignisse zur See: 
Am 11. Juli früh haben drei italienische Zerstörer die Stadt Parenza aus sehr großer Entfernung kurze Zeit beschossen, zwei Privathäuser und den Turm des Landtagsgebäudes beschädigt. Sonst kein Schaden. Niemand wurde verletzt. Unsere Abwehrbatterien haben Treffer erzielt, worauf die Zerstörer sofort abfuhren. Nachmittags haben einige unserer Seeflugzeuge auf die Stadt Ravenna und die Batterien von Corsini Bomben abgeworfen und sind trotz sehr heftigen Abwehrfeuers unversehrt zurückgekehrt. 

Flottenkommando. 1)

 

Die Erfolge des U-Boot-Krieges im Juni

Berlin, 12. Juli.
Im Monat Juni wurden 61 feindliche Handelsschiffe mit rund 101000 Bruttoregistertonnen durch Unterseeboote der Mittelmächte versenkt, oder sind durch Minen verloren gegangen.
1)

 

Das Tauchboot "Deutschland" ein Sieg der deutschen Technik

Berlin, 12. Juli. 
In der ganzen Welt hat die Ankunft des deutschen Tauchhandelsschiffes "Deutschland" das inzwischen anscheinend von den Amerikanern auch völkerrechtlich als reines Handelsschiff anerkannt worden ist und selbstverständlich anerkannt werden mußte, Staunen und Bewunderung hervorgerufen Die neutrale Presse spricht übereinstimmend von dem großen Erfolg, den wieder einmal die deutsche Technik auszuweisen hat, und in holländischen Blättern kommt ziemlich deutlich zum Ausdruck, daß durch das Tauchhandelsschiff "Deutschland" die englische Blockade ein großes Leck bekommen hat. Reuter verbreitet ein Telegramm, das das Gespräch mit einem hohen Beamten der britischen Admiralität wiedergeben soll, wonach die Fahrt der "Deutschland" seemännisch keine Tat darstelle. Es hätten ja bereits zehn englische Tauchboote, die in Kanada erbaut worden seien, im vergangenen Sommer die Reise über den Ozean gemacht. Also, um es kurz zu sagen, der Rekord soll wieder einmal bei England sein. In Wirklichkeit liegen die Dinge ganz anders. Es ist richtig, daß im vorigen Sommer neutralitätswidrigerweise auf dem Umwege über Montreal zehn amerikanische Tauchboote nach England geliefert worden sind. Die Behauptung, diese Boote hätten eine gleichwertige Leistung vollbracht wie die "Deutschland", stimmt durchaus nicht. Die "Deutschland" hat von Bremen nach Baltimore eine Strecke zurückgelegt, ohne unterwegs irgendwo anlaufen zu können und ohne die Möglichkeit zu haben, von irgendwo unterwegs ihre Betriebsmittel zu ergänzen. Die amerikanischen Tauchboote sind damals in zwei Abteilungen gefahren, die eine direkt nach England, die andere den etwas längeren Weg nach Gibraltar. Der Weg, den die erste Gruppe zurücklegte, betrug 2500, der Weg der zweiten Gruppe 2700 Seemeilen. Das ist eine wesentlich geringere Leistung, als sie von unserer neuesten "Deutschland" vollbracht worden ist. Außerdem fuhren aber diese amerikanischen Boote gemeinsam und unter dem Schutz von Begleitschiffen. Der eine Transport war von einem englischen Kreuzer eskortiert, der andere von einem großen Transportdampfer. Beide Gruppen haben also die Möglichkeit gehabt, unterwegs Betriebsmittel aufzunehmen, und sie sind wohl auch kaum in die Lage gekommen, auch nur einen kleinen Teil der zurückgelegten Strecke unter Wasser fahren zu müssen. In technischer Hinsicht ist die Leistung der "Deutschland", die auf sich allein angewiesen war und ohne Schutzbegleitung fahren mußte, unantastbar, und auch der Einwand der Patentverletzung ist lächerlich. Der Vertreter der Lake-Co. hat im Augenblick des Eintreffens des Schiffes, als er dieses noch gar nicht gesehen hatte, die Verletzung eines Patentes behauptet. Es kann sich dabei nur um den Anspruch handeln, daß die Gesellschaft zuerst die Idee einer Verwendung von Unterseebooten zur Handelsschiffahrt gehabt habe. Selbstverständlich ist eine Idee als solche nicht patentfähig, sonst könnten ja auch die Erben von Jules Vernes mit Ansprüchen auf Entschädigung kommen. Der Vergleich zeigt die Lächerlichkeit des Auftretens der amerikanischen Gesellschaft. Es ist aber begreiflich, daß die Lake-Co. die Gelegenheit benutzen will, um für sich etwas Reklame zu machen. Das liegt der Gesellschaft an sich, und außerdem hat sie es wohl auch nötig, denn die von ihr gebauten Tauchboote sind technisch nicht auf einer allzu großen Höhe. Es ist bezeichnend, daß der amerikanische Marinesekretär Daniels in der Budget-Kommission des Repräsentantenhauses noch im Dezember 1914, als von unseren Tauchbooten schon recht erhebliche Leistungen vollbracht worden waren, erklären mußte, daß sich das seegehende Tauchboot noch im Stadium des Versuchs befinde. Und der Kommandant der amerikanischen Unterseebootsflottille, ein außerordentlich tüchtiger und sachverständiger Offizier, erklärte auf Grund seiner Erfahrungen in den Herbstmanövern 1914, daß sich von den zwölf Tauchbooten, die ihm zur Verfügung standen, nur eines als brauchbar erwiesen habe. Das zeigt am besten die Notwendigkeit, daß die Lake-Co. mit ihrer Reklame hervortritt. Aber daß die öffentliche Meinung in Amerika und auch die uns nicht gerade sehr freundliche amerikanische große Presse die Leistungen der deutschen Technik im Unterseebootsbau unumschränkt anzuerkennen bereit ist, hat sie in diesen Tagen bewiesen, und wenn es natürlich auch vielen Amerikanern unangenehm sein wird, daß Deutschland diesen Triumph errungen hat, so wird es doch wahrscheinlich viele Amerikaner geben, die sich freuen, daß wieder eine direkte Verbindung mit Deutschland hergestellt ist. 
2)

 

Der Reichskanzler über die Aufhebung der Londoner Seerechtsdeklaration

Rotterdam. 12. Juli. (W. B.) 
In einer dem Berliner Vertreter der Hearsischen Zeitungsunternehmungen W. B. Hale am 4. Juli  gewährten Unterredung über die Stellung der Vereinigten Staaten zur Aufhebung der Londoner Seerechtsdeklaration durch England hat der Reichskanzler nach New Yorker Meldungen in englischen Blättern bemerkt, daß schon zu Beginn des Krieges die Engländer tatsächlich zu erkennen gegeben hätten, daß sie sich überhaupt nicht an die Bestimmungen der Londoner Seerechtsdeklaration binden wollten. Es sei bedauerlich, daß damals die Regierung der Vereinigten Staaten zu erkennen gegeben habe, daß sie es bei der Ablehnung Englands bewenden lassen wolle. Wären die Vereinigten Staaten damals für die Wahrung der Rechte der Neutralen eingetreten, so wären ihnen die meisten Kränkungen und Verletzungen ihrer Interessen erspart geblieben. Jetzt, wo die Engländer offenkundig jede Rücksicht auf die Rechte neutraler Staaten beiseite gesetzt hätten, würden vielleicht die Augen mancher geöffnet werden. 
Der Reichskanzler habe dann die Fragen gestellt, wie lange wohl die neutralen Staaten die Tyrannenpolizei Englands auf dem Meere dulden wollten. Für den neutralen Handel sei wohl wenig Hoffnung vorhanden, in diesem Kriege in den Vereinigten Staaten einen Vorkämpfer zu finden. Vielleicht würde aber durch die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von der englischen Vorherrschaft dem Volke der Vereinigten Staaten ein Beispiel für ein kühnes und würdiges Auftreten gegenüber England sein.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im Juli 1916

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

2) "Frankfurter Zeitung" (1916)

 

© 2005 stahlgewitter.com