Der Weltkrieg am 16. Juli 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Englische Angriffe an der Somme abgewiesen

Großes Hauptquartier, 16. Juli. 
Westlicher Kriegsschauplatz:
Beiderseits der Somme starke Artillerietätigkeit. Im Laufe des Nachmittags brachen vier
starke englische Angriffe im Abschnitt Ovillers - Bazentin-le-Petit vor unseren Linien ebenso restlos zusammen, wie am Vormittag ein östlich von Bazentin angesetzter Angriff. 
Südlich der Somme entspann sich abends ein lebhaftes Gefecht bei und südlich von Biaches. Ein Teil des Dorfes ist wieder von uns besetzt. Es wurden über hundert Gefangene gemacht. Französische Angriffe wurden bei Barleux, sowie in Gegend von Estrées und westlich davon, diese bereits im Sperrfeuer unter großen feindlichen Verlusten abgewiesen.
Östlich der Maas setzten die Franzosen nachmittags starke Kräfte gegen die Höhe "Kalte Erde" und Fleury an; sie hatten keine Erfolge. Bei ihrem abends wiederholten Anlauf drangen sie südwestlich des Werkes Thiaumont in kleine Teile unserer vordersten Linien ein, um die noch gekämpft wird. 
Auf der übrigen Front wurden feindliche Patrouillenunternehmungen nördlich von Oulches-Craonelle auch der Angriff größerer Abteilungen abgeschlagen. 
Nördlich von Chilly brachte eine  deutsche Patrouille 24 Franzosen und ein Maschinengewehr ein.
Westlich von Loos wurde ein feindliches Flugzeug durch Infanterie abgeschossen. Es stürzte in unser Hindernis ab; ein durch Abwehrfeuer beschädigter Doppeldecker fiel bei Nesle in unsere Hand.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Keine besonderen Ereignisse.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
Russische Gegenangriffe gegen die von uns wieder gewonnenen Linien in Gegend von Skrobowa blieben ergebnislos. Sechs Offiziere, 114 Mann fielen in unsere Hand.
Heeresgruppe des Generals v. Linsingen:
Südwestlich von Luck sind deutsche Truppen im Gegenstoß gegen angreifende russische Kräfte.
Bei der Armee des Generals Grafen v. Bothmer ist die Lage unverändert.
Balkankriegsschauplatz:
Nichts Neues.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der Kaiser im Kampfgebiet an der Somme

Großes Hauptquartier, 16. Juli. 
Seine Majestät der Kaiser weilte heute wieder im Kampfgebiet an der Somme. Er nahm vom Oberbefehlshaber der Armee die Meldung über die stattgehabten Operationen entgegen und hatte unterwegs eine Besprechung mit dem Chef des Generalstabes des Feldheeres. Bei dem Besuch in Lazaretten zeichnete er Schwerverwundete mit dem Eisernen Kreuz aus. Wie mehrfach anläßlich seiner Anwesenheit bei den Kämpfen an der Maas in letzter Zeit, sprach er auch an der Somme den tapferen Truppen seine Anerkennung und seinen Dank aus. 
1)

 

Erster Weltkrieg: Schottische Essenträger im zerstörten Dorf Contalmaison im Sommegebiet
Schottische Essenträger im zerstörten Dorf Contalmaison im Sommegebiet

Verdun und die Sommeschlacht 

Franzosen und Engländer kämpfen, wie sie sagen, an der Somme keine Durchbruchs-, sondern eine Zermürbungsschlacht. Sie lehnen den Vergleich mit der Taktik der Zentralmächte am Dunajetz ausdrücklich ab. Verdun sei ihr Vorbild. Der wesentlichste Unterschied (in diesem Zusammenhang) zwischen dem Angriff der Deutschen gegen die Festung und den Stürmen der Entente an der Somme ist offensichtlich: Verdun steht fest - die deutsche Front an den Ufern der Somme ist elastisch. Aber tun wir den Gegnern den Gefallen und vergleichen wir den ersten Abschnitt der Sommeschlacht mit dem gleichen Zeitraum des deutschen Angriffs vor Verdun. Die Engländer meldeten, nach zehntägiger Schlacht sei der erste Abschnitt beendet gewesen. Wie stand es nach zehn Tagen vor Verdun und wie stand es an der Somme.
Bei Verdun stand es so: 21. Februar: Beginn des Angriffs. 26. Februar: Einnahme von Douaumont. 26. bis 29. Februar Zusammenbruch der Woëvrefront. Nach zehn Tagen: Geländegewinn über 250 Quadratkilometer. Französische Gefangene: über 17000 Mann. Beute an Geschützen und Maschinengewehren: 80 + 84 = 164.
An der Somme: 1. Juli: Beginn der Infanteriestürme 11. Juli: "Beendigung der methodischen Eroberung der gesamten feindlichen Verteidigungsanlage". Nach zehn Tagen: Geländegewinn: 70 bis 80 Quadratkilometer. Deutsche Gefangene: im englischen Abschnitt angeblich 7500, im französischen angeblich 10000. Beide Ziffern sind übertrieben. Beute an Geschützen: Die Engländer melden 29, die Franzosen haben noch keine abschließende Ziffer gemeldet; am 5. Juli wurden 60 genannt.
Legt man die vom Feind gemeldeten Beuteziffern, die nach den bisherigen Erfahrungen (französische Bulletins.) zweifellos nicht maßgebend sein können, dem Vergleich zu Grund, so wären die Verluste an Gefangenen in dem genannten Zeitraum annähernd gleich groß. Tatsächlich ist das Verhältnis für die Deutschen günstiger. Daß die blutigen Verluste der Gegner bei Verdun dank unserer ausgezeichneten Taktik unsere eigenen, obwohl wir angriffen, weit übersteigen, und daß in der Sommeschlacht in die Reihen der Angreifer geradezu fürchterliche Lücken gerissen worden sind, steht fest. Die obige Vergleichstabelle zeigt aber eines mit voller Deutlichkeit: den um mehr als das Dreifache größeren Geländegewinn der Deutschen während des zehntägigen Abschnittes vor Verdun. Die Entente kämpft freilich so wenig wie wir darum, ein Stück Boden besetzen zu können. Ihr Ziel muß die Vernichtung oder wenigstens die entscheidende Schwächung des deutschen Feldheeres sein. Aber es liegt doch in der Absicht unserer Gegner, den Feind aus Frankreich und Belgien zu vertreiben. Hier wird der Geländegewinn zum entscheidenden Faktor. Er ist überdies ein sichtbares Zeichen dafür, ob der Angreifer eine taktische Umfassung oder Flankierung erreicht oder aus irgend eine andere
Weise sich die Möglichkeit folgenschwerer Einwirkung auf die Front der Verteidiger verschafft hat.
Die Besetzung von 250 Quadratkilometer in zehntägigem Angriff vor Verdun bedeutete für die Deutschen die Erreichung und Überschreitung des Fortgürtels von Verdun. Der Gewinn von 80 Quadratkilometer an der Somme bedeutet für England und Frankreich vorläufig gar nichts.
2)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Stärkere Kämpfe südwestlich Luck

Wien, 16. Juli. 
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
In der Bukowina griff der Feind gestern unsere Stellungen aus der Höhe Capul und beim Gestüt Luczina neuerdings an. Er wurde im Handgemenge geworfen. Die Zahl der bei Jablonica eingebrachten Gefangenen hat sich auf 3 Offiziere, 316 Mann erhöht. 
Im Raume von Nowo-Poczajew scheiterte ein nächtlicher Vorstoß der Russen gegen unsere Vorposten. 
Südwestlich von Luck sind wieder stärkere Kämpfe im Gange. Westlich von Torczyn schlugen unsere Truppen einen nach heftiger Artillerievorbereitung geführten russischen Angriff zurück.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Auf unseren Stellungen im Raume des Borcolapasses lag andauernd schweres Artilleriefeuer. Feindliche Flieger belegten Vielgereuth erfolglos mit Bomben. Im Gebiete von Tofana I brachen wiederholte Angriffe der Italiener zusammen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
An der unteren Vojusa Artilleriekämpfe und Geplänkel.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel 16. Juli. (W. B.) 
Hauptquartiersbericht vom 15. Juli: 
An der Irak-Front keine Veränderung. 
An der persischen Front östlich von Kermanschah hat sich noch nichts ereignet. Nachdem die russischen Truppen erfahren hatten, daß unsere Abteilungen, die von unseren im Abschnitte von Buneh operierenden Freiwilligen unterstützt wurden, sich Sineh näherten, räumten sie Sineh und zogen sich unter Zurücklassung eines Teils ihrer Truppen südlich von diesem Orte mit ihrer Hauptmacht in der Richtung aus Hamadan zurück. Unsere Truppen vertrieben am 11. Juli feindliche Beobachtungstruppen, rückten über Sineh hinauf und verfolgten den Feind 15 Kilometer östlich von dieser Ortschaft. 
An der Kaukasus-Front aus dem rechnen Flügel Scharmützel. Im Zentrum tragen die von uns besetzten neuen Stellungen zur für uns günstigen Entwicklung der Kämpfe bei. Auf dem linken Flügel örtliches Gewehrfeuer-Gefecht ohne Bedeutung. 
Sonst ist nichts zu melden.
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Der 1. Weltkrieg im Juli 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

2) "Frankfurter Zeitung" (1916)

 

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