Der Weltkrieg am 21. Juli 1916

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Der deutsche Heeresbericht:

Neuer feindlicher Massenvorstoß an der Somme gescheitert

Großes Hauptquartier, 21. Juli.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Der gestern gemeldete englische Angriff in der Gegend von Fromelles am 19. Juli ist, wie sich herausgestellt hat, von zwei starken Divisionen geführt worden. Die tapfere bayerische Division, auf deren einen Frontabschnitt er stieß, zählte mehr als zweitausend Leichen des Feindes im Vorgelände und hat bisher 481 Gefangene (darunter 10 Offiziere), sowie 16 Maschinengewehre abgeliefert. 
Auf beiden Ufern der Somme holten die Feinde gestern, wie erwartet wurde, zu einem Hauptschlag aus. Er ist gescheitert. Die Angriffe wurden nach kräftigster Vorbereitung auf einer Front von nahezu 40 Kilometern von südlich Pozières bis westlich Vermandovillers in zahlreichen Wellen angesetzt. Mehr als 17 Divisionen mit über 200000 Mann nahmen daran teil. Das kärgliche Ergebnis für den Gegner ist, daß die erste Linie einer deutschen Division in etwa 3 Kilometer Breite südlich von Hardecourt aus dem vordersten in den 800 Meter dahinterliegenden nächsten Graben gedrückt wurde und daß feindliche Abteilungen in das vorspringende Wäldchen nordwestlich von Vermandovillers eindrangen. 
Auf der gesamten übrigen Front zerschellten die wütenden Anläufe an der todesmutigen Pflichttreue unserer Truppen unter außerordentlichen Verlusten für die Feinde. Auch der im Grabenkrieg überraschende Einsatz englischer Reiterei zu Pferde konnte daran natürlich nichts ändern. Es sind bisher 17 Offiziere und rund 1200 Mann gefangengenommen worden.
Von der übrigen Front sind Ereignisse von besonderer Bedeutung nicht zu berichten. 
Die Artillerie- und Minenwerfertätigkeit war südlich des Kanals von La Bassée und nordwestlich Lens sowie in den Argonnen und beiderseits der Maas zeitweise gesteigert. Nördlich von Vendresse (Aisnegebiet) gingen kleine französische Abteilungen nach ergebnisloser Sprengung vor und wurden abgewiesen; der Trichter wurde von uns besetzt.
Ein im Luftkampf abgeschossenes feindliches Flugzeug liegt zertrümmert südlich von Pozières, ein anderes ist nordöstlich von Bapaume in unsere Hand gefallen.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Südöstlich von Riga raffte sich der Feind nur zu einem schwächlichen Angriffsversuch auf, der im Keime erstickt wurde. Russische Versuche, beiderseits von Friedrichstadt über die Düna zu setzen, wurden verhindert; nördlich von Dweten hat eine kleine Abteilung das Westuser erreicht. Nordöstlich von Smorgon sind vorgeschobene Feldwachen überlegenem feindlichen Angriff ausgewichen.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Die Lage ist unverändert.
Armee des Generals Grafen v. Bothmer: Abgesehen von kleinen Vorfeldkämpfen keine Ereignisse.
Balkan Kriegsschauplatz: 
Nichts Neues.

Von englisch französischer Seite werden in leicht zu durchschauender Absicht die merkwürdigsten Fabeln über deutsche Verluste im Sommegebiet zu verbreiten gesucht. So wird von Poldhu in alle Welt gefunkt: aus einem gefundenen Schriftstück ginge hervor, daß ein Bataillon des 119. Reserve-Regiments von seinem Bestand von 1100 Mann 960 verlor, während zwei andere Bataillone desselben Regiments mehr als die Hälfte ihres Effektivbestandes einbüßten. Zur Kennzeichnung Solcher Ausstreuungen und zur Beruhigung der schwäbischen Heimat des Regiments wird bemerkt, daß keine Gesamtverluste in den letzten Wochen bis gestern glücklicherweise wenig über 500 Mann, also etwa ein Viertel der englischen Angabe, betragen, so beklagenswert auch dies an sich schon ist.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Russische Angriffe bei Delatyn abgeschlagen

Wien, 21. Juli. 
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz: 
Aus der Höhe Capul in der Bukowina wurden neuerliche russische Vorstöße abgeschlagen.
Die Höhen nördlich des Prisloppasses sind gesäubert. Die Kämpfe bei Tatarow dauern fort. Bei Jamma, südwestlich von Delatyn, brachen mehrere russische Angriffe zusammen. Im Mündungswinkel der Lipa griff der Feind nach mehrtägiger Artillerievorbereitung an. Sein Vorstoß über Werben wurde aufgefangen, doch nahmen wir unsere vorspringende Stellung vor neuerlich drohender Umfassung in die Gegend von Beresteczko zurück. Weiter nördlich keine Änderung der Lage.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Unsere Stellungen östlich des Borcolapasses stehen andauernd unter schwerem Geschütztfeuer. Starke feindliche Kräfte, die in diesem Abschnitt unter dem Schutze des Nebels nahe an unsere Front herankamen, wurden unter großen Verlusten abgewiesen. 
An der Fleimstalfront verstärkt die italienische Artillerie zusehends ihr Feuer. 
Sonst keine Ereignisse von Bedeutung.
Südöstlicher Kriegsschauplatz: 
Nichts Neues.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im Juli 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

2) "Frankfurter Zeitung" (1916)

 

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