Der Weltkrieg am 22. Juli 1916

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Westfront 1. Weltkrieg: Ein französisches Infanterieregiment auf dem Marsch in die Sommeschlacht
Ein französisches Infanterieregiment auf dem Marsch in die Sommeschlacht
Aufnahme vom 22. Juli 1916

Der deutsche Heeresbericht:

Russische Massenangriffe an der Straße Ekau-Kekkau abgeschlagen


Wintgens

Höhndorf

v. Althaus

Großes Hauptquartier, 22. Juli. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Im Sommegebiet haben unsere Gegner nach ihrer verlustreichen Niederlage des vorhergehenden Tages gestern auf größere einheitliche Angriffe verzichten müssen. Einzelne Teilvorstöße sind mühelos abgewiesen oder schon im Entstehen unterdrückt worden. Bei Säuberung eines Engländernestes im Foureauxwäldchen machten wir einige Dutzend Gefangene und erbeuteten 9 Maschinengewehre. Die lebhaften Artilleriekämpfe wurden mit Unterbrechungen fortgesetzt. 
Nördlich von Massiges (Champagne) blieb heute in der Frühe ein französischer Angriff auf schmaler Front ohne Erfolg. 
Beiderseits der Maas steigerte sich die Artillerietätigkeit zeitweise zu größerer Heftigkeit. Gestern früh und heute nacht scheiterten feindliche Angriffe im Frontabschnitt von Fleury. 
Eine unserer Patrouillen nahm in der französischen Stellung nordöstlich von St. Dié 14 Mann gefangen. 
Der Flugdienst war Tag und Nacht beiderseits sehr tätig. Mehrfache feindliche Bombenangriffe haben nur geringen militärischen Schaden angerichtet, teilweise aber unter der Bevölkerung Opfer gefordert, so in Laon, wo eine Frau schwer verletzt und drei Kinder getötet wurden. Unsere Gegner verloren sieben Flugzeuge im Luftkampf, und zwar vier südlich von Bapaume und je eins südöstlich von Arras, westlich von Combles und bei Roye. Leutnant Wintgens hat seinen 10. und 11., Leutnant Höhndorf seinen 10. Gegner außer Gefecht gesetzt. Seine Majestät der Kaiser hat Seiner Anerkennung für die Leistungen des Oberleutnants Freiherrn v. Althaus, der bei Roye Sieger über einen französischen Doppeldecker blieb, durch Verleihung des Ordens Pour le mérite Ausdruck verliehen. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Beiderseits der Straße Ekau-Kekkau trotzen brandenburgische Regimenter weiter den starken russischen Massenangriffen, die am Nachmittag wieder aufgenommen und bis spät in die Nacht fortgeführt wurden; sie sind sämtlich unter den schwersten Verlusten für den Feind zusammengebrochen.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die Magurahöhe bei Tatarow zurückgewonnen

Wien, 22. Juli. 
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz: 
In der Bukowina blieben die Anstrengungen des Feindes, sich des Berges Capul zu bemächtigen, abermals erfolglos. 
Die vom Gegner vorübergehend besetzte Höhe Magura bei Tatarow wurde durch unsere Truppen zurückgewonnen. 
Im Raume von Obertyn entwickeln feindliche Erkundungsabteilungen erhöhte Tätigkeit. Bei Barysz vertrieb ein Honvedjagdkommando einen mit Maschinengewehren ausgerüsteten russischen Hauptposten. 
Die neuen Stellungen südwestlich von Beresteczko sind bezogen. Der stellenweise nachdrängende Gegner wurde abgewiesen. 
Westlich von Luck und am Stochod nichts von Bedeutung. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Mehrere Abschnitte der Tiroler West- und Ostfront standen gestern unter lebhaftem feindlichen Geschützfeuer. 
Auf den Höhen nördlich der Posina nahmen unsere Truppen einen Beobachtungspunkt in Besitz und wiesen einen starken italienischen Gegenangriff ab. Im Vorfelde der Befestigungen von Paneveggio wurden Angriffe einzelner italienischer Bataillone abgewiesen. Südlich des Rollepasses gelang es dem Feinde, einen zu Beobachtungszwecken vorgeschobenen Stützpunkt zu nehmen. 
An der Isonzofront stellenweise lebhafter Artilleriekampf. 
Südöstlicher Kriegsschauplatz: 
An der unteren Vojusa Geplänkel.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 22. Juli. 
An der Irakfront keine Veränderung. Die andauernde Hitze lahmte besonders im Abschnitt von Fellahie die beiderseitige Tätigkeit. Im Schatten betrug die Temperatur gestern 47 Grad.
An der persischen Front hat sich im Abschnitt von Kermanschah nichts ereignet. Wir stellten fest, daß die Russen, die unsere Abteilungen östlich von Sunnah angriffen, schwere Verluste erlitten und eine Menge von Verwundeten auf ihrem Rückzug mitnahmen. In der Gegend von Bane kämpfen unsere Truppen erfolgreich mit den Russen. Angriffe unserer Truppen gegen die seit einiger Zeit in Rewanduz kräftig verschanzten russischen Truppen waren von Erfolg gekrönt. Die Russen mußten sich in Unordnung nach Osten zurückziehen und ließen in Rewanduz eine große Menge von Ausrüstungsgegenständen und Lebensmitteln zurück. Außerdem sind die Rückzugsstraßen des Feindes mit aller Art von Ausrüstungsstücken, Munition und sonstigen militärischen Gegenständen bedeckt. Unsere Truppen verfolgen energisch den Feind und haben gegenwärtig 20 Kilometer östlich von Rewanduz mit ihm Fühlung. 
An der Kaukasusfront wurden die vom Feinde um den Preis schwerer Verluste allein gegen unseren Abschnitt im Zentrum gerichteten andauernden Angriffe durch die aufeinanderfolgenden und geordneten Gegenangriffe unserer Truppen zum Halten gebracht. Unsere Gesamtlage an dieser Front wurde nicht beeinträchtigt. 
Am 7. Juli (türkischer Zeitrechnung) griff ein feindliches Flugzeug zum zweiten Male ein Hospital auf Gallipoli an, das an zahlreichen Stellen durch große Abzeichen des Roten Halbmondes gekennzeichnet war. Die sieben abgeworfenen Bomben riefen weder Schaden noch Verluste hervor. Ein Monitor schoß, ohne eine Wirkung zu erzielen, unterstützt durch Beobachtungen eines Flugzeuges, 20 Geschosse gegen die Nordküste der Halbinsel Karaburn westlich von Smyrna ab. Eines unserer Wasserflugzeuge warf mit vollem Erfolge mehrere Bomben auf einen feindlichen Flugzeugschuppen am Hafen von Mudros und kehrte unversehrt zurück. 
In der Richtung auf den Suezkanal verjagten unsere vorgeschobenen Abteilungen nach Westen zu eine feindliche Schwadron, die sie bei Katia antrafen. Eines unserer Flugzeuggeschwader bombardierte erfolgreich feindliche Truppenlager, wichtige Einrichtungen und Petroleumlager am Hafen von Suez und kehrte in seinen Heimathafen unversehrt zurück.

 

Der 1. Weltkrieg im Juli 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

2) "Frankfurter Zeitung" (1916)

 

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