Der Weltkrieg am 23. Juli 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

Erster Weltkrieg: Senegalschützen auf dem Marsch an die Front bei Verdun
Senegalschützen auf dem Marsch an die Front bei Verdun
Aufnahme vom 23. Juli 1916

Der deutsche Heeresbericht:

Neue erfolglose Angriffe der Engländer zwischen Ancre und Somme

Großes Hauptquartier, 23. Juli. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Zwischen dem Meere und der Ancre haben in einzelnen Abschnitten lebhaftere Feuerkämpfe stattgefunden; in der Gegend von Richebourg ist eine stärkere feindliche Erkundungsabteilung abgewiesen worden. 
Zwischen Ancre und Somme kam es nach tagsüber gesteigerter Artillerietätigkeit abends und nachts erneut zu Infanteriekämpfen an der Front Thiepval-Guillemont. Die hier angesetzten englischen Angriffe blieben trotz rücksichtslosen Einsatzes an Menschen erfolglos; bei und westlich von Pozières, am Foureauxwäldchen und am Westrande von Longueval führten sie zu heftigen Nahkämpfen. Zwischen Guillemont und der Somme wurden Angriffsversuche des Gegners bereits in den Ausgangsgraben durch Sperrfeuer erstickt. Südlich der Somme folgten dem zeitweise sehr starken, von uns in gleicher Weise erwiderten Feuer vereinzelte französische Vorstöße, die mißlangen. Es sind über 100 Gefangene eingebracht, darunter einige Offiziere. 
Im Maasgebiet Artilleriekampf von mehrfach großer Stärke. Östlich des Flusses wurden im Abschnitt von Fleury feindliche Handgranatentrupps, im Bergwald (nördlich der Feste Tavannes) Erkundungsabteilungen abgewiesen. Südlich von Damloup gewannen wir in Richtung des Gehöftes Dicourt Gelände, machten Gefangene und Beute. 
Die Stadt Müllheim i. B. und in der Nähe gelegene Dörfer wurden gestern von einem französischen Geschwader mit Bomben belegt. Wir haben zwei der feindlichen Flugzeuge im Luftkampf abgeschossen und den Angriff sofort mit schwerem Feuer auf die Stadt Belfort beantwortet. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Südöstlich von Riga wurde spät abends ein feindlicher Angriff im Sperrfeuer zum Scheitern gebracht. Übergangsversuche der Russen über den Styr bei Zahatka (südwestlich von Beresteczko) wurden durch deutsche Batterien verhindert.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Italienische Angriffe in Südtirol abgeschlagen

Wien, 23. Juli. 
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz: 
Südöstlich von Tatarow durch einen starken russischen Vorstoß bedroht, nahmen wir die auf der Magura kämpfenden Truppen gegen den Karpathenhauptkamm zurück. 
Sonst bei unverrändeter Lage nichts Neues.
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Nach einigen Tagen einer den Verhältnissen entsprechenden Ruhe kam es gestern an der Front südlich des Val Sugana wieder zu sehr heftigen Kämpfen. Durch andauerndes Artilleriefeuer äußerster Stärke unterstützt, griffen die Italiener an mehreren Stellen wiederholt an. Sie wurden überall unter den schwersten Verlusten zurückgeschlagen. Das Feldjägerbataillon Nr. 7 und Teile des Infanterieregiments Nr. 17, gegen deren Stellungen sich der Hauptansturm des Feindes richtete, zeichneten sich in diesen Kämpfen ganz besonders aus. 
Auch im Raume von Paneveggio nehmen die Kämpfe an Ausdehnung zu. Der Angriff einer italienischen Brigade gegen die Höhen westlich von Paneveggio wurde blutig abgewiesen. Auf den Höhen nördlich des Ortes scheiterte gleichzeitig der Vorstoß eines feindlichen Bataillons. Abschnitte unserer Tiroler Front, in denen gestern nicht gekämpft wurde, standen zumeist unter heftigem feindlichen Geschützfeuer. 
An der Isonzofront wurde der Monte San Michele stark beschossen.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 23. Juli. 
In Persien versuchten die russischen Streitkräfte, die, wie im gestrigen Bericht gemeldet, in Auflösung nach Osten verjagt worden waren, sich 30 Kilometer östlich von Rewanduz zu halten, wurden aber von unseren Truppen kräftig verfolgt, so daß sie sich nicht zum Kampf stellen konnten und sich gegen die Grenze zurückziehen mußten. Wir erbeuteten im letzten Kampfe 2 Maschinengewehre. 
Im Kaukasus am rechten Flügel Zusammenstöße von Patrouillen und örtliche Gefechte. Im Zentrum und am linken Flügel nichts von Bedeutung. 
Ein feindlicher Flieger erschien über Sed ül Bahr, wurde aber durch unser Feuer verjagt. Ein Monitor schleuderte, ohne Wirkung zu erzielen, fünf Geschosse auf den Küstenstrich von Seuga und zog sich dann zurück. 
Unsere vorgeschobenen Abteilungen verjagten in der Gegend von Romana eine feindliche Abteilung, die westlich von Katia erschienen war. In einem Kampf, der östlich von der Stadt Suez und in der Nähe des Kanals zwischen unseren Abteilungen und zwei feindlichen Kavalleriekörpern geführt wurde, entfloh der Feind unter Zurücklassung von einigen Toten gegen den Kanal. Unsere Abteilungen verfolgten ihn.

 

Rücktritt des Ministers Sasonow


Sasonow

Chwostow

 

Petersburg, 23. Juli. (Meldung der Petersburger Telegraphen-Agentur.)
Ministerpräsident und Minister des Innern Stürmer ist zum Minister des Auswärtigen ernannt worden und behält den Vorsitz im Ministerrat. Justizminister Chwostow wurde zum Minister des Innern, der ehemalige Minister des Innern Makarow zum Justizminister ernannt. Dem Minister des Auswärtigen Sasonow wurde der Rücktritt in Genehmigung seines Gesuches bewilligt.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im Juli 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

 

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