Der Weltkrieg am 28. September 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Starke Angriffe zwischen Ancre und Somme abgeschlagen -
Siegreicher Gegenstoß bei Korytnica

Das IV. sibirische Armeekorps nahezu vernichtet

General d. Inf. Sixt v. Arnim
Sixt v. Arnim

General d. Inf. v. Schenck
v. Schenck

Großes Hauptquartier, 28. September. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Zwischen Ancre und Somme haben die Engländer und Franzosen nach einem die bisherigen Erfahrungen fast noch übersteigenden Vorbereitungsfeuer ihre starken Angriffe erneuert. Auf dem größten Teile der Schlachtfront hat unsere durch die Artillerie und Flieger wirksam unterstützte unerschütterliche Infanterie unter den Befehlen der Generale Sixt v. Armin, v. Hügel und v. Schenck den Feind siegreich abgeschlagen. Bei Thiepval und östlich von Eaucourt l´Abbaye ist der erbitterte Kampf noch nicht zum Abschluß gekommen. Besonders heftig waren die aus der Linie Morval-Bouchavesnes vorgetragenen Angriffe, die der Gegner ohne Rücksicht auf die bei einem ersten gänzlich gescheiterten Sturm erlittenen blutigen Verluste gegen Abend wiederholte; eingedrungene Abteilungen wurden sofort aus unserer Linie zurückgeworfen, in kleinen Stellungsteilen nordwestlich von Rancourt und östlich von Bouchavesnes vermochte sich der Gegner zu halten. 
Unsere Flieger haben gestern 7 Flugzeuge, davon 4 im Sommegebiet, abgeschossen.
Ein kleines über holländisches Gebiet angeflogenes und ebenso zurückgekehrtes feindliches Geschwader griff Alost erfolglos an. Bei einem englischen Bombenangriff auf Brüssel wurden 15 Häuser zerstört, 13 Belgier getötet, 28 verwundet. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Schwächere russische Vorstöße an der Aa (westlich von Riga) sowie zwischen Miadziol- und Naroczsee wurden leicht abgewiesen.
Die im Tagesbericht vom 22. September erwähnten verloren gegangenen Teile unserer Stellung bei Korytnika sind gestern durch einen voll gelungenen Gegenangriff der Truppen des Generals v. d. Marwitz nach schwerem Kampfe wieder erobert und darüber hinaus noch Vorteile errungen. Alle Versuche des Feindes, uns wieder zurückzuwerfen, sind gescheitert. Das russische IV. Sibirische Armeekorps hat nach den Meldungen unserer Truppen Verluste erlitten, die einer Vernichtung des Korps nahekommen. 41 Offiziere, 2800 Mann sind gefangen in unsere Hand gefallen, 1 Geschütz und 17 Maschinengewehre erbeutet. 
Front des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
Zur Verbesserung der Stellung schoben wir westlich von Folw. Krasnolesie (zwischen Zlota Lipa und Narajowka) unsere Linien vor, nahmen 130 Russen gefangen und erbeuteten 4 Maschinengewehre. Gegenstöße blieben ergebnislos. In den Karpathen griff der Feind an verschiedenen Stellen an und ist zum Teil erst nach Nahkampf zurückgeschlagen. Nordöstlich von Kirlibaba sind Gegenangriffe noch im Gange. 
Kriegsschauplatz in Siebenbürgen: 
Bei Hermannstadt wird erfolgreich und hartnäckig gekämpft.
Balkan-Kriegsschauplatz: 
Unsere Flieger warfen auf das von den letzten Angriffen noch an mehreren Stellen brennende Bukarest erneut eine große Zahl Bomben.

Der Erste Generalquartiermeister.
 Ludendorff.
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Elf englische Fischdampfer versenkt

Berlin, 28. September. 
Eines unserer Unterseeboote hat am 23. d. M. vormittags in der Nordsee 11 englische Fischdampfer mit zusammen 1605 Bruttoregistertonnen, ein anderes Unterseeboot am gleichen Tage am Eingang des Kanals 4 belgische Seeleichter versenkt. 
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Luftangriff auf Oesel

Berlin, 28. September. 
Eins unserer Marineluftschiffe hat am 27. d. M. morgens die Flugzeugstation Lebara und Abwehrbatterien auf Ösel mit gutem Erfolge angegriffen. Das Luftschiff ist trotz heftigster Beschießung wohlbehalten zurückgekehrt.
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Ankunft der griechischen Truppen in Görlitz
Ankunft der griechischen Truppen in Görlitz

Die Ankunft der ersten griechischen Truppen in Görlitz

Görlitz, 28. September.
Der erste Transport der griechischen Gäste ist heute nachmittag um 3 Uhr 27 Minuten auf dem hiesigen Hauptbahnhof eingetroffen. Er bestand aus 22 Offizieren, 427 Mann und 15 Gebirgskanonen. Um 4 Uhr 38 Minuten traf der zweite Transport ein mit 27 Offizieren und 513 Mann. Nach der Speisung formierten sich die Truppe zum Zuge und marschierten unter Vorantritt der deutschen Musik in die Stadt ein. Hinter der Musik schritt Oberst Karakallos mit seinem Stabe, begleitet von den deutschen Offizier. Ihm folgten eine entfaltete griechische Regimentsfahne, sodann die Truppen mit aufgepflanzten Seitengewehr. Der Marsch ging durch die Stadt nach dem Barackenlager. Die Offiziere werden teils in Hotels, teils in möblierten Zimmern untergebracht.
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Fliegerleutnant Mulzer abgestürzt


Leutnant Mulzer

München, 28. September.
Die "Münchener Neuesten Nachrichten" melden:
Fliegerleutnant Mulzer, Ritter des Pour le mérite und des Max-Joseph-Ordens, ist auf dem westlichen Kriegsschauplatz tödlich abgestürzt.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Fliegerkampf über Durazzo

Wien, 28. September. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front gegen Rumänien: 
Auf dem Bergrücken Tulisiui westlich von Petroseny erbitterte Kämpfe, Lage bei Nagy-Szeben (Hermannstadt) günstig. Rumänische Gegenstöße blieben ohne Erfolg. An der siebenbürgischen Ostfront dauern im Raume von Szekely-Udvarhely (Oderhellen) und südlich der Bistriciorahöhe die Vorpostengefechte an. 
Front des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
Südöstlich der Dreiländerecke, nördlich von Kirlibaba, im Ludowagebiet und nördlich des Tatarenpasses unternahm der Feind abermals vergebliche Angriffen. Südlich von Lipnica Dolna stießen deutsche Truppen erfolgreich vor; es wurden 130 Russen und 4 Maschinengewehre eingebracht. Bei der Armee des Generalobersten von Tersztyansky gewannen die Streitkräfte des Generals von der Marwitz den noch in Feindeshand gebliebenen letzten Teil der vor einer Woche verloren gegangenen Stellungen in erbitterten Kämpfen zurück. Der Feind erlitt außerordentlich schwere Verluste; er büßte 41 Offiziere und 2800 Mann an Gefangenen und 1 Geschütz und 17 Maschinengewehre ein.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ereignisse zur See: 
Am 26. vormittags haben fünf feindliche Flugzeuge über Durazzo zahlreiche Bomben abgeworfen, ohne nennenswerten Schaden anzurichten. Zwei unserer Seeflugzeuge stiegen sofort zur Abwehr auf. Eines davon, Beobachter Seekadett Bartha, Führer Fliegerquartiermeister Haschke, zwang im Luftkampf ein feindliches Wasserflugzeug zum Niedergehen aufs Wasser, wo es von einem italienischen Zerstörer geborgen wurde, verfolgte ein zweites gegen Brindisi fliehendes Flugzeug, schoß es 40 Meilen von der Küste ab und ließ sich neben dem zertrümmerten Flugzeug nieder. Der Beobachter, ein italienischer Offizier, war tot, der Pilot durch Kopfschuß schwer verwundet. Letzterer wurde aus dem sinkenden Flugzeug in das eigene herübergerettet und nach Durz eingebracht.

  Flottenkommando. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 28. September. 
Mazedonische Front: 
Stellenweise schwaches beiderseitiges Artilleriefeuer. 
Rumänische Front: 
Bei Orechowo schossen wir ein feindliches Flugzeug ab; es fiel aufs linke Donauufer. In der Dobrudscha schwaches beiderseitiges Artilleriefeuer. An der Küste des Schwarzen Meeres beschoß ein russischer Kreuzer Mangalia 1 Stunde 20 Minuten lang, keine Menschenverluste, Schaden unbedeutend. Unsere Flugzeuge haben bei Tuzla und Kapladjaköj (ungefähr 10 Kilometer südlich von Tuzla) zwei feindliche Torpedobootszerstörer erfolgreich angegriffen.

 

Der 1. Weltkrieg im September 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1917)

 

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