Der Weltkrieg am 6. Oktober 1916

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Westfront 1. Weltkrieg: Das zerstörte Combles (Sommegebiet)
Das zerstörte Combles im Sommegebiet
Aufnahme vom 6. Oktober 1916

Der Kaiser an der Ostfront

Berlin, 6. Oktober. 
Seine Majestät der Kaiser hat an der Ostfront gestern in Kowel den Vortrag des Oberbefehlshabers Ost sowie des Führers der Heeresgruppe v. Linsingen über die Lage und die letzten Kämpfe entgegengenommen, sowie Abordnungen der Truppenteile der genannten Heeresgruppe begrüßt. Heute befindet sich Seine Majestät zu Truppenbesichtigungen in der Gegend von Wladimir-Wolinsk, um auch dort Truppen, die an den siegreichen Kämpfen der letzten Zeit gegen die russischen Angriffe teilgenommen haben, seinen und des Vaterlandes Dank auszusprechen.
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Der deutsche Heeresbericht:

Erneute Niederlage der Rumänen in Siebenbürgen

Vergebliche feindliche Angriffe zwischen Somme und Ancre - 43 rumänische Geschütze erbeutet

Großes Hauptquartier, 6. Oktober. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Die Artillerieschlacht zwischen der Ancre und der Somme ging heftig weiter. Im Anschluß an drei am Morgen gescheiterte englische Angriffe hart östlich Ancre entspannen sich lebhafte Handgranatenkämpfe, die bis in den Abend hinein dauerten. Zwischen Morval und Bouchavesnes schritten nachmittags starke französische Kräfte zum Angriff. Truppen der Generale v. Böhm und v. Garnier haben den Stoß zwischen Fregicourt und Bouchavesnes nach hartem Nahkampf blutig abgeschlagen. Besonders zeichneten sich die Infanterieregimenter Nr. 155 und 186 aus. 
Südlich der Ancre frischten die Feuerkämpfe zeitweise merklich auf.
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
An der Kampffront westlich von Luck blieb der erschöpfte Gegner gestern ruhig. In den letzten Tagen wurden hier 6 Offiziere, 622 Mann gefangengenommen und 8 Maschinengewehre erbeutet. Zwischen den Bahnlinien von Brody und Zboro nach Lemberg lebte die Gefechtstätigkeit auf. Dem starken feindlichen Feuer folgten wiederholt kräftige Angriffe, die bei Wysocko, Dubie und Zorkow bereits im Feuer zusammenbrachen, bei Batako (am Sereth) durch frischen Gegenstoß deutscher Bataillone zurückgeschlagen wurden; 3 Offiziere. 120 Mann blieben gefangen in unserer Hand. An der Armeefront des Generals Grafen v. Bothmer haben die Russen beiderseits der Zlota Lipa den Kampf wieder aufgenommen. Deutsche, österreichisch-ungarische und türkische Truppen haben an ihrem zähen Widerstande den oft wiederholten Sturm sich jedesmal brechen lassen. Der an einzelnen Stellen eingedrungene Feind wurde sofort zurückgeworfen, büßte, neben seinen großen blutigen Verlusten, 510 Gefangene ein und verlor 8 Maschinengewehre. Die Stellung ist restlos behauptet. 
Front des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
In der Gegend von Bohorodczany (an der Bystrzycza Solotwinska) blieb ein schwächerer russischer Vorstoß ergebnislos.
Kriegsschauplatz in Siebenbürgen: 
Der Rumäne ist gestern erneut geschlagen. Im Görgenyabschnitt warfen österreichisch-ungarische Truppen die Rumänen aus ihren Stellungen südwestlich von Libanfalva, wiesen weiter südlich am Bökecskopf Angriffe ab und eroberten beiderseits der Straße Magyaros-Parajd die am 3. Oktober verlorene Stellung zurück. 
Über 200 Gefangene wurden eingebracht. 
Verbündete Truppen unter dem Oberbefehl des Generals von Falkenhayn haben nach glücklichen Gefechten bei Reps (Köhalom) und Krihalma (Kiralyhalma) den Feind über den Homorod und Alt zurückgedrängt. Die hartnäckig verteidigte Stellung am Sinceabschnitt ist erstürmt, mehrere hundert Mann sind gefangen genommen, 2 schwere, 28 Feld- und 13 Infanteriegeschütze sind erbeutet. Der Gegner ist im Rückzuge durch den Geisterwald. Er wird verfolgt.
Balkan-Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen: 
Aus nachträglich eingelaufenen Meldungen geht hervor, daß es nur einem Teil der bei Rjahovo über die Donau gegangenen rumänischen Truppen gelungen ist, sich auf das nördliche Stromufer zu retten, während der Rest in östlicher Richtung fliehend auf die von Tutrakan anmarschierenden verbündeten Truppen stieß und vernichtend geschlagen wurde. Die auch gestern wiederholten feindlichen Angriffe östlich der Bahn Cara Orman-Cobadinu sind abermals gescheitert. Luftschiff und Flieger griffen Bahnanlagen und Truppenlager nördlich der Donau mit Bomben an. 
Mazedonische Front: 
Die am linken Strumaufer stehenden bulgarischen Truppen räumten in der Nacht zum 5. Oktober ohne feindliche Störung einige der am weitesten vorgeschobenen Orte.

Der Erste Generalquartiermeister.
 Ludendorff.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Gescheiterte italienische Angriffe auf der Karsthochfläche

Wien, 6. Oktober. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front gegen Rumänien: 
In befestigter Stellung am Westrande des Geisterwaldes wurde der Feind durch die österreichisch-ungarischen und deutschen Truppen des Generals der Infanterie von Falkenhayn angegriffen und vollkommen geschlagen. Als Beute blieben 2 Feldgeschütze, 2 schwere Geschütze und 13 Infanteriegeschütze in den Händen des Angreifers. 2 Offiziere und 220 Mann wurden als Gefangene eingebracht. Auch weiter nördlich im Raume von Homorond und östlich Magyaros ist unser Angriff in günstigem Fortschreiten, in dessen Verlauf 2 Offiziere und 202 Mann gefangen wurden. 
Front des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
Ein Angriffsversuch der Russen bei Bohorodczany wurde abgewiesen. Sonst keine Ereignisse. 
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Der Feind versuchte gestern abermals unsere Front zwischen der Narajowka und der Zlota Lipa zu durchbrechen. Gegen vier von starken russischen Kräften geführte Massenstürme behaupteten die tapferen Truppen restlos ihre Stellungen und machten 510 Gefangene. Auch bei der Armee des Generalobersten v. Böhm-Ermolli scheiterten fünf feindliche Angriffe gegen die Stellungen südöstlich Jasionow an der Standhaftigkeit des Verteidigers. Eine gelungene Unternehmung südlich Manajow führte zur Eroberung einer russischen Vorstellung. 
In Wolhynien, wo im allgemeinen nach den heftigen Kämpfen am 2. und 4. Oktober Ruhe eingetreten ist, wurde ein vereinzelter Angriff in der Gegend von Kisielin glatt abgewiesen. Die Gesamtbeute aus diesen Kämpfen hat sich auf 6 Offiziere, 622 Mann und Maschinengewehre erhöht. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Auf der Karsthochfläche hielt das starke italienische Geschütz- und Minenwerferfeuer gegen unsere Stellungen und die rückwärtigen Räume nun schon den fünften Tag hindurch ununterbrochen an. In den Nachmittagsstunden versuchte der Feind mehrere Infanterieangriffe, die jedoch in unserem konzentrischen Artilleriefeuer überall völlig scheiterten. An der Fleimstalfront stehen einzelne Unterabschnitte unter lebhaftem Geschütz- und Minenfeuer. Ein im Colbricongebiet angesetzter feindlicher Angriff kam in unserem Feuer nicht zur Entwicklung. Auf einer Höhe nördlich des Pellegrinetales wurden mehrere Angriffe eines Alpinibataillons abgewiesen. 
Südöstlicher Kriegsschauplatz: 
An der Vojusa keine Gefechtstätigkeit.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Karte zum 1. Weltkrieg

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 6. Oktober. 
Mazedonische Front: 
Zwischen dem Prespasee und dem Wardar ist kein Ereignis von Bedeutung zu melden. Ein Versuch der Serben, den Czernafluß bei dem Dorfe Skotschiwir zu überschreiten, wurde durch einen Gegenangriff vereitelt, wobei wir 30 Serben zu Gefangenen machten. Ein Angriff gegen den Bahowohügel wurde durch unser Feuer abgeschlagen. Östlich des Wardar bis zum Dojransee schwaches beiderseitiges Artilleriefeuer. Südlich von der Stadt Dojran hielt das Geschützfeuer während der Nacht an. Am Fuße der Belasitza Planina und an der Strumafront Ruhe. 
An der Küste des Ägäischen Meeres kreuzen die feindlichen Schiffe lebhaft. Die feindliche Flotte beschoß Dedeagatsch und die Eisenbahnlinie, wobei sie nur unbedeutenden Schaden verursachte. Unsere Wasserflugzeuge griffen die Flotte an und zwangen sie, sich auf die hohe See zurückzuziehen. 
Rumänische Front: 
Längs der Donau Ruhe. Nach dem endgültigen Scheitern des von den Rumänen bei Rjahovo durchgeführten Stromüberganges zerstörten wir durch unser Artilleriefeuer das Brückenmaterial, das die Rumänen auf ihr eigenes Ufer zurückgezogen hatten, während das auf unserer Seite zurück-gebliebene Material eingebracht wurde. Wir erbeuteten 20 Munitionskarren, Wagen, Gepäck und anderes Kriegsmaterial. 
In der Dobrudscha scheiterten wiederholt feindliche Angriffe aus der Linie Karabadza- Anzatscha-Perveli unter unserem Feuer und infolge unserer erfolgreichen Gegenangriffe. Wir machten 60 Russen zu Gefangenen. 
An der Küste des Schwarzen Meeres kreuzt die feindliche Flotte.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 6. Oktober. 
Amtlicher Bericht vom 6. Oktober. 
Fellahiefront: Das Überraschungsfeuer, das der Feind auf beiden Ufern gegen unsere Fellahiefront eröffnete, wurde zum Schweigen gebracht. Es ist festgestellt worden, daß der Feind durch das Überraschungsfeuer, das wir am 27. September eröffnet hatten, einen Verlust von mehr als 300 Mann hatte. - Persische Front: Auf dem linken Flügel Scharmützel. 
Kaukasusfront: Auf dem rechten Flügel rückten wir unsere Stellung im Abschnitt von Ognut vor und machten einige Gefangene. Im Zentrum für uns günstige Patrouillengefechte. Wir schlugen Überraschungsangriffe des Feindes auf mehreren Stellen ab. Auf dem linken Flügel wurde ein Angriff des Feindes gegen einzelne Teile mit für ihn blutigen Verlusten abgeschlagen. Wir machten einige Gefangene. 
An der galizischen Front unternahm der Feind am 5. Oktober von neuem einen sehr heftigen Angriff mit unseren Truppen sehr überlegenen Streitkräften. Wie die vorhergehenden wurde auch dieser letzte durch unsere tapferen Truppen auf allen Teilen der Front abgeschlagen. Der Feind erlitt sehr schwere Verluste. Wir machten 350 Gefangene.

 

Der Cunard-Dampfer "Franconia" im Mittelmeer versenk

London, 6. Oktober.
Es wird amtlich bekanntgegeben, daß der von der Regierung erworbene Cunard- Dampfer "Franconia" (18150 t) gestern von einem feindlichen Unterseeboot im Mittelmeer versenkt worden ist. Der Dampfer hatte zur Zeit keine Truppen an Bord. 12 Mann der Besatzung werden vermißt, 302 sind gerettet.
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Der 1. Weltkrieg im Oktober 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1917)

 

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