Der Weltkrieg am 7. Oktober 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Fortgang der großen Artillerieschlacht an der Somme


General v. Garnier

Großes Hauptquartier, 7. Oktober. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Fortdauer der großen Artillerieschlacht an der Somme. Sie griff auch auf die Front nördlich der Ancre über und verschärfte sich südlich der Somme besonders beiderseits von Vermandovillers. Unser Sperrfeuer hat zwischen der Ancre und Somme feindliche Angriffe fast durchweg unterbunden und einen zwischen Lesboeufs und Bouchavesnes gegen Truppen der Generale v. Böhn und v. Garnier gerichteten Stoß im ersten Ansatz erledigt. Es kam nur zu kurzem Nahkampf südwestlich von Sailly mit schwachen bis zu unserer Linie vorgedrungenen Abteilungen. Ein aus der Front Deniecourt-Vermaudovillers-Lihons gegen den Abschnitt des Generals v. Kathen antretender französischer Angriff führte bei Vermandovillers zu erbitterten Nahkämpfen. Sie sind zugunsten unserer tapferen schlesischen Regimenter entschieden, an deren zähen Widerstande schon während des ganzen Juli in derselben Gegend alle Anstrengungen der Franzosen gescheitert waren. Im übrigen brachen die feindlichen Angriffswellen auch hier im Feuer zusammen. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Die Zahl der am 5. Oktober bei Batkow (am Sereth) gefangengenommenen Russen ist auf über 300 gestiegen. Die gestern morgen beiderseits der Zlota Lipa fortgesetzten russischen Angriffe wurden wiederum blutig abgeschlagen. Eine kleine Vorstellung südlich von Mieczyszczow wurde aufgegeben. Südöstlich von Brzezany wurde eine am 30. September vom Gegner besetzte Höhe im Sturm wiedergewonnen. 
Kriegsschauplatz in Siebenbürgen: 
Auf der ganzen Ostfront machten die verbündeten Truppen Fortschritte, sie drängten dem durch den Geisterwald zurückgehenden Feind scharf nach; Nachhuten wurden geworfen. Bei Abwehr rumänischer Angriffe beiderseits des Roten Turm-Passes wurden 2 Offiziere, 135 Mann gefangengenommen. Südlich von Hötzing (Hatszeg) wurde den Rumänen der Grenzberg Siglen entrissen. Bei Orsowa ist wieder Gelände gewonnen. 
Balkan-Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen: 
An mehreren Stellen zwischen Donau und Schwarzem Meer griff der Feind an. Er wurde abgewiesen. 
Mazedonische Front: 
Außer kleineren vergeblichen Vorstößen brach ein starker feindlicher Angriff westlich der Bahn Monastir-Florina vor den bulgarischen Stellungen zusammen. Dedeagatsch wurde von See her ohne wesentliches Ergebnis beschossen.

Der Erste Generalquartiermeister.
 Ludendorff.
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Das Ergebnis der fünften Kriegsanleihe

Graf von Rödern
Graf von Rödern

Berlin, 7. Oktober. 
In der heutigen Sitzung des Hauptausschusses des Reichstages teilte der Staatssekretär des Reichsschatzamts Graf von Rödern mit, daß das Ergebnis der fünften Kriegsanleihe 10590000000 Mark betrage. Feld- und Auslandszeichnungen sind in dieser Summe nicht voll enthalten. Die Gesamtzeichnungen auf die fünf deutschen Kriegsanleihen überschreiten
hiermit den Betrag von 46500000000 Mark.

Erlaß des Kaisers an den Reichskanzler

Mehr als 10 ½ Milliarden sind bei der fünften Kriegsanleihe aus allen Kreisen des Volkes aufgebracht worden. Die Summe der in Form langfristiger Anleihen dem Vaterland zur Verfügung gestellten Mittel hat damit rund 47 Milliarden erreicht. Dies Ergebnis, das erreicht ist unter dem Toben des stärksten aller bisherigen Angriffe auf unsere Front, muß als der Ausdruck unerschütterlichen Vertrauens der Nation auf sich und ihre Zukunft gelten. Deutschland arbeitet weiter inmitten der Verheerungen des Krieges, und solange jeder alles, was er bei dieser Arbeit erübrigt, dem Reiche gibt, ruht dieses unerschöpfbar auf der eigenen Stärke. Dankbar fühle Ich Mich in der Zuversicht gestärkt, daß unbezwingbare Kraft des ganzen Volkes uns zum Siege führen wird. Ich beauftrage Sie, diesen Erlaß zur öffentlichen Kenntnis zu bringen. 

Wilhelm, I. R. 

Großes Hauptquartier, den 7. Oktober 1916.

An den Reichskanzler.

 

Erfolgreiche Angriffe deutscher Seeflugzeuge am Schwarzen Meer

Berlin, 7. Oktober. 
Deutsche Seeflugzeuge haben am 5. Oktober größere russische, stark bewaffnete Transportdampfer im Schwarzen Meer östlich Tuzla angegriffen und Treffer an Deck der Dampfer erzielt. Andere deutsche Seeflugzeuge warfen erfolgreich Bomben auf feindliche Munitionskolonnen und Kavallerie in der nördlichen Dobrudscha.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die Verfolgung der Rumänen durch den Geisterwald

Abgewiesene italienische Angriffe in den Dolomiten

Wien, 7. Oktober. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Bei Orsowa haben unsere Truppen wieder Gelände gewonnen. Südlich von Hatszeg verloren die Rumänen den Grenzberg Siglen, im Fogaraser Gebirge den Surul. Die den Geisterwald und das Persanergebirge durchschreitenden österreichisch-ungarischen und deutschen Kolonnen brachen in der Verfolgung schwachen rumänischen Widerstand. Auch an der siebenbürgischen Ostfront wurde der Feind an mehreren Punkten geworfen. 
In Ostgalizien kam es zwischen der Narajowka und der Zlota Lipa und im Raume südöstlich von Brzezany wieder zu erbitterten Kämpfen. Der Feind erlitt, von der Einnahme eines vorgeschobenen Grabens abgesehen, wieder einen vollen Mißerfolg. Österreichisch-ungarische Abteilungen eroberten durch Überfall eine am 30. September verloren gegangene Höhe zurück. 
Weiter nördlich nichts von Belang. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Das starke italienische Feuer auf der Karsthochfläche ließ gestern etwas nach. Einzelne Unterabschnitte wurden jedoch zeitweise mit großer Heftigkeit beschossen. Zu Infanteriekämpfen kam es nicht. An der Fleimstalfrout standen die Fassaner Alpen, die Stellungen im Gebiete der Lusia und die Stellungen nördlich des Pelegrinotales bis zur Marmolata unter heftigem Feuer aller Kaliber. Wiederholte Angriffe auf Gardinal, Busa Alta und Cima di Cece wurden abgewiesen. Nördlich des Pelegrinotales setzte nach Steigerung des Feuers abends ein allgemeiner Angriff gegen die Stellungen von der Costa Bella bis zur Marmolatascharte ein, der bis 10 Uhr nachmittags überall blutig abgewiesen war.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 7. Oktober. 
Mazedonische Front: 
Ein feindlicher Angriff bei dem Dorfe Dolnoduteni auf dem Ostufer des Prespasees wurde durch Gegenangriff zurückgeschlagen. Wiederholte Angriffe, die der Feind mit starken Streitkräften auf die Front Gredechnitze-Eisenbahn Lerin (Florina)-Bitolia unternahm, wurden blutig und mit großen Verlusten für den Feind zurückgeschlagen. Übergangsversuche der feindlichen Infanterie über die Czerna bei dem Dorfe Dobroveni Skotchivir scheiterten. Im Tale der Moglenitza brachen alle feindlichen Angriffe auf die Höhen Pojer und Behovo zusammen. Beiderseits des Wardar sehr schwaches Artilleriefeuer. Am Fuße der Belesitza Planina Ruhe. An der Strumafront sehr schwache Artillerietätigkeit und Patrouillengefechte. Wir zerstreuten durch unser Artilleriefeuer zwei Kompagnien Infanterie und eine Schwadron Kavallerie, die gegen das Dorf Bliesen vorzugehen versuchten. 
Rumänische Front: 
Längs der Donau stellenweise Gewehrfeuer zwischen den sich gegenüberstehenden Posten. 
In der Dobrudscha erneuerte der Feind mehrmals sowohl im Laufe des Tages wie während der Nacht seine Anstrengungen, gegen unsere Stellungen auf der Linie Karabadza - Sofular - Anzatscha - Perveli vorzugehen. Er wurde aber immer mit für ihn großen Verlusten zurückgeschlagen und gezwungen, sich in seine Ausgangsstellungen zurückzuziehen. Wir machten einige Dutzend Gefangene.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 7. Oktober. 
Amtlicher Bericht vom 7. Oktober: 
Kaukasusfront: Im allgemeinen kleine Gefechte zwischen Erkundungsabteilungen und schwaches Feuergefecht der Artillerie und Infanterie. 
Galizische Front: Westlich der Zlota Lipa erneuerten die Russen am 6. Oktober ihren Angriff. Vor dem heldenmütigen Widerstand unserer Truppen scheiterte auch dieser Angriff mit sehr schweren Verlusten für den Feind. Die Zahl der Gefangenen, die wir im Kampf am 5. Oktober machten, ist auf 400 gestiegen, darunter 2 Offiziere.

 

Der 1. Weltkrieg im Oktober 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1917)

 

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