Der Weltkrieg am 23. Oktober 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

Brennende Erdöltanks in Constanza
Brennende Erdöltanks in Constanza

Der deutsche Heeresbericht:

Einnahme von Constanza

22 Flugzeuge an der Westfront abgeschossen - Hauptmann Bölckes 38. Flugzeug


Bölcke

Frankl

Großes Hauptquartier, 23. Oktober. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Mit unverminderter Stärke ging gestern der gewaltige Artilleriekampf auf dem Nordufer der Somme weiter. Vom Nachmittage bis tief in die Nacht hinein griffen zwischen Le Sars und Lesboeufs die Engländer, anschließend bis Rancourt die Franzosen mit sehr starken Kräften an. Unsere tapfere Infanterie, vortrefflich unterstützt durch die Artillerie und Flieger, wies in ihren zusammengeschossenen Stellungen alle Angriffe blutig ab, nur nordwestlich von Sailly ist der Franzose in einem schmalen Grabenrest der vordersten Linie beim Nachtangriff eingedrungen. 
Südlich der Somme gelang am Vormittag unser Vorstoß im Nordteil des Amboswaldes nördlich von Chaulnes. Heute nacht ist dort befehlsgemäß unsere Verteidigung, ohne Einwirkung des Feindes, in eine östlich des Waldstücks vorbereitete Stellung gelegt worden. Heeresgruppe Kronprinz: 
Zwischen Argonnen und Woevre war das Artilleriefeuer lebhaft. 
Nahe der Küste, im Somme- und Maasgebiet, sehr rege Fliegertätigkeit. 22 feindliche Flieger sind durch Luftangriff und Abwehrfeuer abgeschossen, 11 Flugzeuge liegen hinter unseren Linien. Hauptmann Bölcke bezwang seinen 37. und 38., Leutnant Frankl den 14. Gegner im Luftkampf. 
Flugzeuge des Feindes bewarfen Metz und Ortschaften in Lothringen mit Bomben. Militärischer Schaden ist nicht entstanden, wohl aber starben 5 Zivilpersonen und erkrankten 7 weitere infolge Einatmung der den Bomben entströmten giftigen Gase. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Außer zeitweilig lebhaftem Feuer westlich von Luck und der jetzt durchgeführten gänzlichen Vertreibung der Russen vom Westufer der Narajowka keine besonderen Ereignisse. 
Front des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
Keine Änderung der Gesamtlage. Am Predealpaß machten wir 560 Rumänen, dabei 6 Offiziere, zu Gefangenen. 
Balkan-Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen: 
Trotz strömenden Regens, bei aufgeweichtem Boden haben in unermüdlichem, schnellem Nachdrängen die verbündeten Truppen in der Dobrudscha, vereinzelten Widerstand brechend, die Bahnlinie östlich von Murfatlar weit überschritten. Constanza ist genau acht Wochen nach der Kriegserklärung Rumäniens von deutschen und bulgarischen Truppen genommen. Auf dem linken Flügel nähern wir uns Cernavoda. Ein Marineflugzeug landete weit im Rücken des zurückflutenden Feindes, zerstörte zwei Flugzeuge am Boden und kehrte unversehrt zurück. 
Mazedonische Front: 
Im Cernabogen ist durch Angriff von deutschen und bulgarischen Truppen der Feind in die Verteidigung gedrängt. Östlich des Wardar scheiterte ein nächtlicher Vorstoß gegen deutsche Stellungen.

Der Erste Generalquartiermeister.
 Ludendorff.
1)

 

Luftangriff auf Sheerneß in der Themse-Mündung

Berlin, 23. Oktober.  
Am 22. Oktober morgens erfolgte ein Angriff feindlicher Wasserflugzeuge auf unsere ostfriesischen Inseln. Der Angriff verlief ergebnislos, es ist keinerlei Schaden angerichtet. 
Am 22. Oktober belegte eines unserer Marineflugzeuge den Bahnhof und die Dockanlagen von Sheerneß in der Themsemündung erfolgreich mit Bomben.

Der Chef des Admiralstabs der Marine.

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Das Ende der Narajowka-Schlacht

Wien, 23. Oktober. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresfront des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
In den Kämpfen bei Predeal wurden 6 rumänische Offiziere und 555 Mann gefangen. Die Gesamtlage ist unverändert. 
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Das westliche Narajowkaufer wurde durch Wegnahme des letzten, noch von Russen besetzten kleinen Geländestückes vom Feinde vollkommen gesäubert. 
An den übrigen Frontteilen außer stellenweise lebhaftem Artilleriefeuer keine Ereignisse. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
An der küstenländischen Front nahm das italienische Artilleriefeuer wieder an Heftigkeit zu. 
In Tirol und Kärnten war die Gefechtstätigkeit gering.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 23. Oktober. 
Mazedonische Front: 
Zwischen dem Prespasee und der Cerna schwache Artillerietätigkeit. Im Cernabogen haben die Kämpfe noch nicht ihr Ende gefunden. Unsere Truppen, verstärkt durch deutsche Bataillone, rückten gegen die Dörfer Brod und Slivitza vor. Im Moglenitzatal und westlich vom Wardar schwache Kanonade. Östlich des Wardar lebhaftes Geschützfeuer. Ein starker nächtlicher Angriff des Feindes gegen das Dorf Bogoroditza wurde durch unser Feuer und stellenweise im Nahkampfe abgeschlagen. Am Fuße der Belasitza Planina Ruhe. An der Strumafront beschoß die feindliche Artillerie mehrere bewohnte Ortschaften vor unseren Stellungen. 
Am ägäischen Gestade Ruhe. 
Rumänische Front: 
Längs der Donau Ruhe. In der Dobrudscha setzten die verbündeten Truppen am 22. Oktober die Verfolgung des Feindes fort. Um 1 Uhr nachmittags ritt unsere Kavallerie in die Stadt Konstanza ein. Am Abend erreichten und besetzten Abteilungen des rechten Flügels die Linie Islam Tepe (16 Kilometer nordwestlich Konstanza)-Dorf Alacap nächst der Eisenbahnlinie, während Truppen des linken Flügels die Linie Idris Cuius-Cote 127 (6 Kilometer südlich Medschidis) und die Höhen 5 Kilometer nördlich von Cuius Mamut-Cote 156 besetzten. An der Küste des Schwarzen Meeres zog sich ein russisches Geschwader, das mit der Artillerie am Kampfe teilgenommen hatte, zurück und verschwand in Richtung nach Norden. 
Ein deutsches Wasserflugzeug landete hinter der feindlichen Front auf dem Flugplatz beim Dorfe Karaksum und zerstörte zwei Flugzeuge, nachdem es die Soldaten des feindlichen Postens getötet hatte. Das Wasserflugzeug ist unversehrt zurückgekehrt.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 23. Oktober. 
Amtlicher Bericht vom 22. Oktober: 
Kaukasusfront: Auf dem rechten Flügel für uns günstig verlaufene Scharmützel. Erkundungspatrouillen, die sich auf dem linken Flügel zu nähern versuchten, wurden unter Verlusten für sie zurückgewiesen. Von den anderen Fronten ist nichts von Bedeutung zu melden. 
In der Dobrudscha setzten unsere Truppen und die der Verbündeten erfolgreich die Verfolgung des Feindes nach Norden fort.
Konstantinopel, 23. Oktober. 
Amtlicher Bericht: 
An der Euphratfront griffen unsere Erkundungspatrouillen in der feindlichen Stellung eine Batterie an und machten ein Geschütz unbrauchbar. In Persien schlugen unsere Abteilungen nordwestlich von Sawudschi Blak eine feindliche Abteilung unter großen Verlusten für diese zurück. - Kaukasusfront: Im allgemeinen für uns günstige Scharmützel, bei denen wir eine Anzahl Gefangene machten.
Dobrudscha: Unsere Truppen, die zusammen mit den Verbündeten die Linie Konstanza -Medjidie überschritten haben, setzten die Verfolgung des fliehenden Feindes erfolgreich fort. Generalfeldmarschall von Mackensen hat seine Majestät den Sultan zu dem Erfolg beglückwünscht, den die Tapferkeit unserer Truppen in der Dobrudscha davongetragen hat. 
Unsere Unterseeboote haben dieser Tage verschiedene nach Konstanza bestimmte, mit Lebensmitteln beladene Segelschiffe, sowie einen großen Transportdampfer von 3000 Tonnen Gehalt an der rumänischen Küste versenkt. 
Ein Teil unserer mit der Unterdrückung des Jemen-Aufstandes beauftragten Streitkräfte hatte am 6. Oktober die im Abschnitt Bir Ruha Situl, 6 Kilometer südwestlich von Medina, verschanzten Aufständischen getroffen. Nach der Ankunft unserer kürzlich von Medina abgesandten Verstärkungen wurden sie angegriffen. Der Angriff war von Erfolg gekrönt. Die Aufständischen mußten unter Zurücklassung zahlreicher Toter gegen das Meer hin fliehen.

 

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1917)

 

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