Die
großen englischen Verluste an der Somme
Berlin,
20. November.
Von militärischer Seite wird geschrieben:
Die Teilangriffe der letzten Wochen hatten die anglo-französischen
Heere nicht weiter gebracht. Nachdem die eigenen Blätter sich gegen
diese Kampfart gewandt und erklärt hatten, daß Erfolge auf
diese Weise nicht zu erreichen seien, versuchten es die Engländer
neuerdings wieder unter reichlicher Beanspruchung ihrer Kolonialtruppen
mit Massenstürmen. Es ist nicht anzunehmen, daß diese Methode
lange beibehalten wird, denn die Angriffe am 18. und 19. kosteten den
Engländern geradezu ungeheuerliche Verluste. Der schwedische Hauptmann
Noerregaard bezifferte am 12. November in "Dagens Nyheter" den
englischen Blutzoll für den Kilometer in den letzten Monaten auf
sechsundvierzigtausend Mann, während er im Juli sechszehntausend
für den Kilometer betrug. Der Monat November wird eine neue wesentliche
Steigerung der bereits gebrachten Opfer bringen, die nach vorsichtiger
Schätzung für den Zeitraum vom 1. Juli bis etwa 1. November
mindestens sechshunderttausend Mann betragen. Die ersten Erfolge gegen
Beaumont - Hamel und Beaucourt haben die Engländer in eine schwierige
Lage versetzt, da die deutsche Artilleriebeobachtung über die Höhen
von Serre verfügt und die in die genommenen Stellungen eingedrungenen
Truppen von deutschem Artilleriefeuer gefaßt und zusammengeschossen
wurden. Den Versuch, sich aus dieser schwierigen Situation zu befreien,
haben die Engländer jedoch mit noch schwereren Verlusten bezahlen
müssen, ohne irgendetwas zu erreichen. Die bei Sturm und Regen über
das verschlammte Gelände vorgetriebenen Sturmtruppen werden, in Schlamm
und Morast steckend, von dem deutschen Artillerie- und Maschinengewehrfeuer
niedergemäht. In der Nacht vom 18. auf den 19. wurden die Angriffe
auf der ganzen Front von Serre bis Warlencourt wiederholt. Es gelang lediglich,
in einen Teil von Grandcourt einzudringen, doch schon am folgenden Vormittag
wurden die Engländer im Handgranatenkampfe wieder hinausgeworfen.
Die im Vorgelände für den Durchbrach bereitgestellte Kavallerie
kam natürlich nicht zum Eingreifen. Ebenso versagte die Begleitung
des Sturmangriffes durch Panzerautomobile, von denen eins durch Volltreffer
südlich Grandcourt vernichtet wurde. Die Deutschen machten bei ihren
Gegenangriffen in der letzten Woche 22 Offiziere und 900 Mann zu Gefangenen
und erbeuteten 34 Maschinengewehre. Davon entfallen allein auf den 18.
November 11 Offiziere, 370 Mann und 20 Maschinengewehre. Wie die Engländer,
hatten auch die Franzosen keinerlei Erfolg. Ihre noch am Abend des 19.
versuchten Angriffe gegen den St.-Pierre-Vaast-Wald wurden blutig abgewiesen.
Die Entscheidung an der Somme ist längst gefallen. Jeder Durchbruchsversuch
ist zum Scheitern verdammt. Allein angetrieben von der entflammten Volksstimmung
und fortgerissen von der im Somme-Abschnitt aufgebauten und in Bewegung
gesetzten Kriegsmaschine, treiben die englische und französische
Heeresleitung ihre Truppen immer von neuem gegen den Feuergürtel
der Verteidiger vor, mit dem einzigen Ergebnis, daß bei geringen
örtlichen Fortschritten ihre Verluste immer grauenhaftere Ausmaße
annehmen. 1)
|