Der Weltkrieg am 2. Dezember 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

Ein französisches 16-cm-Geschütz an der Sommefront wird eingerichtet
Ein französisches 16-cm-Geschütz an der Sommefront wird eingerichtet
Aufnahme vom 2. Dezember 1916

Der deutsche Heeresbericht:

Durchbruch durch die erste rumänische Armee am Argesul 

Über 6200 Rumänen gefangen; 49 Geschütze erbeutet

Großes Hauptquartier, 2. Dezember.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
Auf beiden Ancre-Ufern, am St.-Pierre-Vaast-Walde und südlich der Somme bei Chaulnes entwickelte sich zeitweilig starker Artilleriekampf.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: Russische Vorstöße nördlich von Smorgon und südlich von Pinsk scheiterten verlustreich.
Front des Generalobersten Erzherzogs Josef:
Die Angriffe der Russen und Rumänen in den Waldkarpathen und den siebenbürgischen Grenzgebirgen dauern an. Der Ansturm richtete sich gestern vornehmlich gegen unsere Stellungen an der Baba Ludowa und Gura Rucada, östlich von Dorna Watra sowie im Trotosul- und Ojtoztal; er war vergeblich und mit schweren Verlusten für den Feind verbunden. Deutsche Truppen in den Waldkarpathen machten bei Gegenstößen an einer Stelle über 1000 Gefangene.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Die Kämpfe in der Walachei entwickeln sich zu einer großen Schlacht. Der aus dem Gebirge südöstlich von Campolung heraustretende Armeeflügel gewann in den Waldbergen zu beiden Seiten des Dambovita-Abschnitts kämpfend Boden. Am Argesul, südöstlich von Pitesti, ist die sich zum Kampf stellende 1. rumänische Armee von deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen nach zähem Ringen durchbrochen und geschlagen worden. Das bis zu einem Divisionsstabsquartier vorstoßende, oft bewährte bayerische Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 18 nahm dort gefangenen Generalstabsoffizieren Befehle ab, aus denen hervorgeht, daß in der von uns durchstoßenen Stellung die 1. Armee sich bis zum letzten Mann schlagen sollte. Der Armeeführer, wohl im Bewußtsein des geringen moralischen Wertes seiner Truppen, knüpfte an den in romanischem Phrasenschwung gehaltenen Abdruck der Erwartung "aushalten und bis zum Tode gegen die grausamen Barbaren zu kämpfen" die Androhung sofort zu vollstreckender Todesstrafe gegen die Feiglinge in seiner Armee! 
Weiter unterhalb bis nahe der Donau ist der Argesul im Kampf erreicht. An Gefangenen hat - soweit Zählung bisher möglich - der 1. Dezember uns 51 Offiziere und 6115 Mann, an Beute 40 Geschütze und 100 gefüllte Munitionswagen neben vielen hundert anderer Truppenfahrzeuge eingebracht. In der Dobrudscha schlugen bulgarische Truppen starke russische Angriffe ab.
Mazedonische Front:
Auch auf diesem Kriegsschauplatz blieben wieder Vorstöße der Entente nordwestlich von Monastir und bei Gruniste ohne jeglichen Erfolg.

Der Erste Generalquartiermeister.
   Ludendorff.
1)

 

Günstiger Fortgang der Kämpfe in Rumänien

Berlin, 2. Dezember, abends. (Amtlich.) 
Im Westen und an der Ostfront nichts Wesentliches.
In den Karpathen erneute, aber wieder vergebliche Entlastungsvorstöße. Für uns günstige Entwicklung der Lage in Rumänien. Nordwestlich Monastir starkes Feuer. Bulgarischer Vorstoß warf dort den Angreifer zurück.
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Militärverwaltung der besetzten Teile Rumäniens


v. Tschepe und Weidenbach

Berlin, 2. Dezember. (Amtlich.)
Nachdem große Teile Rumäniens in die Hände der Mittelmächte gefallen sind, ist von diesen eine Verwaltung der eroberten Gebiete eingerichtet worden. An der Spitze dieser "Militärverwaltung in Rumänien" steht der General Tuelff v. Tschepe und Weidenbach, der bei Beginn des Krieges Führer des 8. rheinischen Korps war. Ihm unterstehen verschiedene Abteilungen, in denen neben Deutschen auch Vertreter der anderen Mittelmächte sind. Die Ausnutzung des Landes geschieht nach genau vorher festgelegten Grundsätzen, die einerseits den Bedürfnissen Rumäniens, andererseits den Bedürfnissen der von England widerrechtlich abgeschlossenen Mittelmächte Rechnung tragen.
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Versenkung eines vollbesetzten französischen Truppentransportdampfers

Berlin, 2. Dezember. (Amtlich.)
Eines unserer Unterseeboote hat am 27. November in der Nähe von Malta den französischen vollbesetzten Truppentransportdampfer "Karnak", 6816 Bruttoregistertonnen, der sich auf dem Wege nach Saloniki befand, versenkt.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 2. Dezember.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
Südwestlich von Bukarest wurde der untere Argesul gewonnen. Alle Versuche des Feindes, dem Vordringen der Donau-Armee durch Gegenangriff Halt zu gebieten, waren vergebens. Südöstlich und östlich von Pitesti stellte sich die 1. rumänische Armee erneut zur Schlacht. General Stratilescu trug in seinem Befehle allen Offizieren und Truppen auf, auf ihren Plätzen zu sterben, da von dem bevorstehenden Kampfe das Schicksal Rumäniens abhänge. Die österreichisch-ungarischen und deutschen Truppen warfen den Feind nach heftigem Ringen. Ein bayerisches Regiment stieß im Argesul-Tale weit über die durchbrochene Linie des Gegners hinaus, die Rumänen wichen in Unordnung. Auch im Dambovita-Tale südöstlich von Campolung wurde rumänischer Widerstand gebrochen. Ein feindlicher Gegenstoß im Prahova-Tale scheiterte am Widerstand der dort fechtenden österreichisch-ungarischen Regimenter.
Die Beute des gestrigen Tages - es wurden über 6000 Gefangene, 49 Geschütze, 100 gefüllte Munitionswagen gezählt - bietet einen Maßstab für die Niederlage, die der Gegner erlitt. Vergeblich versuchten die Russen, durch ihre Karpathen-Offensive noch in letzter Stunde Hilfe zu bringen.
Die Angriffe der Rumänen im Grenzgebirge westlich von Focsani, die Anstürme zweier russischer Armeen gegen die Linie der Generale v. Arz und v. Köveß scheiterten
gestern wie an allen vorangegangenen Tagen. Außergewöhnlich hohe feindliche Verluste bilden vorerst das einzige Ergebnis, das die Entlastungsoffensive in den Karpathen für unsere Gegner aufzuweisen hat.
Nördlich der Karpathen bei den k. u. k. Streitkräften nichts Neues.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Italiener setzten ihr Geschützfeuer im Karst-Abschnitt mit großem Munitionsaufwand fort. Auch nachts war der Artilleriekampf, insbesondere im Südteile der Hochfläche, lebhafter als bisher. - Ein Angriff feindlicher Flieger auf Ortschaften im Wippach-Tale hatte nicht den geringsten Erfolg.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
In Albanien unverändert.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im Dezember 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1917)

 

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