Der Weltkrieg am 5. Januar 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

Rumänien Erster Weltkrieg: Luftaufnahme von Braila
Luftaufnahme von Braila

 Der deutsche Heeresbericht:

Die Brückenkopfstellung von Braila durchbrochen

Vormarsch auf Braila und Galatz - Gurgueti und Romanul genommen

Großes Hauptquartier, 5. Januar.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Die Kampftätigkeit der Artillerie hielt sich infolge ungünstiger Witterung zumeist in mäßigen Grenzen. In mehreren Frontabschnitten verliefen kleine Patrouillenunternehmungen erfolgreich.
Bei der Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht drangen Abteilungen des altenburgischen Infanterieregiments Nr. 153 heute früh bis in den vierten feindlichen Graben am Ostrand von Loos vor, fügten dem Engländer bei Ausräumung und Sprengung mehrerer Stollen blutige Verluste zu und kehrten mit 51 Gefangenen zurück.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
Zwischen der Küste und Friedrichstadt zeitweilig starker Feuerkampf. Heute in den Morgenstunden griffen russische Bataillone Teile unserer Stellungen an; die Kämpfe sind noch im Gange. 
Außerdem griff der Russe viermal unter hohem Einsatz von Menschen und Munition die ihm entrissene Insel nordwestlich von Dünaburg vergeblich an.
Front des Generalobersten Erzherzogs Joseph:
An der Goldenen Bistritz war das Artilleriefeuer heftig. Vorstöße russischer Kompagnien und Streifkommandos zwischen Czokanesti und Dorna Watra scheiterten verlustreich. Die Angriffe der unter Befehl des Generals der Infanterie v. Gerok fechtenden deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen in den zwischen der Ostgrenze Siebenbürgens und der Sereth-Niederung liegenden Bergen brachten auch gestern wichtigen Geländegewinn. Mehrere hundert Gefangene wurden aus den erkämpften Stellungen eingebracht.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Im Gebirgsstock nordwestlich von Odobesti erstürmte ein württembergisches Gebirgsbataillon neben hannoverschen, mecklenburgischen und bayerischen Jägern mehrere verschanzte Höhenstellungen. 
Am Rimnicul-Sarat-Abschnitt nahm das westpreußische Deutsch-Ordens-Infanterieregiment Nr. 152 Slobozia und Rotesti im Sturm. 
Südlich des Buzaul ist die russische Brückenkopfstellung von Braila von deutschen Braila genommen.
Divisionen mit zugeteilten österreichisch-ungarischen Bataillonen durchbrochen. Gurgueti und Romanul sind in hartem Häuserkampf genommen. 1400 Gefangene und 6 Maschinengewehre blieben in der Hand der Sieger. Auf dem rechten Donauufer dringen deutsche und bulgarische Kräfte auf Braila und Galatz vor.
Mazedonische Front:
Nichts Wesentliches.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Braila genommen - Die Dobrudscha völlig gesäubert

Berlin, 5. Januar, abends. (Amtlich.)
In der Großen Walachei ist Rumäniens Haupthandelsstadt Braila von deutschen und bulgarischen Truppen genommen. Die Dobrudscha ist vollständig vom Feinde gesäubert.
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Die ablehnende Antwort der Entente auf das Friedensangebot der Mittelmächte

Berlin, 5. Januar.
Die Antwortnote der feindlichen Regierungen, datiert: Paris, 30. Dezember 1916, ist nunmehr von dem spanischen Botschafter, dem Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika und dem schweizerischen Gesandten übergeben worden. In der Note heißt es unter anderem:
Eine Anregung ohne Bedingungen für Eröffnung von Verhandlungen ist kein Friedensangebot. Der angebliche Vorschlag, der, jeden greifbaren Inhaltes und jeder Genauigkeit entbehrend, durch die Kaiserliche Regierung in Umlauf gesetzt wurde, erscheint weniger als ein Friedensangebot denn als ein Kriegsmanöver.
Für die Gegenwart stützt sich das angebliche Angebot Deutschlands auf eine ausschließlich europäische "Kriegskarte", die nur den äußeren und vorübergehenden Schein der Lage und nicht die wirkliche Stärke der Gegner ausdrückt. Für die Zukunft verlangen die durch die Kriegserklärung Deutschlands verursachten Verwüstungen, die unzähligen Attentate, die Deutschland und seine Verbündeten gegen die Kriegführenden und gegen die Neutralen verübt haben, Sühne, Wiedergutmachungen und Bürgschaften (sanctions, raparations, garanties). Deutschland weicht listig dem einen wie dem anderen aus. In Wirklichkeit ist die durch die Zentralmächte gemachte Eröffnung weiter nichts als ein wohlberechneter Versuch, auf die Entwicklung des Krieges einzuwirken und zum Schlusse einen deutschen Frieden aufzunötigen.
In voller Erkenntnis der Schwere, aber auch der Notwendigkeiten der Stunde lehnen es die alliierten Regierungen, die unter sich eng verbunden und in voller Übereinstimmung mit ihren Völkern sind, ab, sich mit einem Vorschlage ohne Aufrichtigkeit und ohne Bedeutung zu befassen. Sie versichern noch einmal, daß ein Friede nicht möglich ist, solange nicht Gewähr besteht für die Wiederherstellung (reparations) der verletzten Rechte und Freiheiten, für die Anerkennung des Grundgesetzes der Nationalitäten und der freien Existenz der kleinen Staaten, solange nicht eine Regelung sicher ist, die geeignet ist, endgültig die Ursachen zu beseitigen, die so lange die Völker bedroht haben, und die einzig wirksamen Bürgschaften für die Sicherung der Welt zu geben.
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Der Kaiser über die Ablehnung des Friedensangebots - Erlaß an Heer und Marine

Berlin, 5. Januar. (Amtlich.)

An Mein Heer und Meine Marine!

Im Verein mit den Mir verbündeten Herrschern hatte Ich unseren Feinden vorgeschlagen, alsbald in Friedensverhandlungen einzutreten. Die Feinde haben Meinen Vorschlag abgelehnt. Ihr Machthunger will Deutschlands Vernichtung.
Der Krieg nimmt seinen Fortgang!
Vor Gott und der Menschheit fällt den feindlichen Regierungen allein die schwere Verantwortung für alle weiteren furchtbaren Opfer zu, die Mein Wille euch hat ersparen wollen.
In der gerechten Empörung über der Feinde anmaßenden Frevel, in dem Willen, unsere heiligsten Güter zu verteidigen und dem Vaterlande eine glückliche Zukunft zu sichern, werdet Ihr zu Stahl werden.
Unsere Feinde haben die von Mir angebotene Verständigung nicht gewollt. Mit Gottes Hilfe werden unsere Waffen sie dazu zwingen!

Großes Hauptquartier, den 5. Januar 1917.

Wilhelm I. R. 1)

 

"U 46" glücklich zurückgekehrt

Berlin, 5. Januar. (Amtlich.)
Das deutsche Unterseeboot "U 46", das nach dem englischen Poldhu-Bericht vom 21. Januar 1916 auf der Höhe von St. Nazaire versenkt sein soll, ist wohlbehalten in seinen Heimathafen zurückgekehrt. Auch ein anderes deutsches Unterseeboot kommt für die von unseren Gegnern gemeldete Vernichtung nicht in Frage.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die feindlichen Linien bei Latinul am Buzeu durchbrochen

Wien, 5. Januar.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
In der Dobrudscha dringen die Verbündeten auf Braila und Galatz vor. 
Südlich und südwestlich von Latinul am Buzau brachen österreichisch-ungarische und deutsche Truppen die feindlichen Linien. Es wurden 1400 Gefangene eingebracht. 
Bei Romniceni erstürmten deutsche Regimenter mehrere Ortschaften. 
Im Gebirge nordwestlich von Cacbesci wurde der Feind aus einigen Höhenstellungen geworfen. Auch östlich Negrilesci, bei Soveja und bei Narja rücken die Angriffe der Verbündeten vorwärts. 
Zwischen Dorna Watra und Czekansci starke Aufklärungstätigkeit der Russen; die feindlichen Abteilungen wurden aber abgewiesen. Weiter nördlich bei den österreichisch-ungarischen Streitkräften nichts von Belang.
Italienischer und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der bulgarische Heeresbericht:

Siege in der Dobrudscha

Sofia, 5. Januar.
Mazedonische Front:
An einigen Frontabschnitten schwaches feindliches Geschützfeuer. Im Cernabogen hat der Flieger Leutnant Brandek seinen zweiten feindlichen Fesselballon abgeschossen, der brennend bei Negotschani herabstürzte.
Rumänische Front:
In der Dobrudscha gingen die bei Macin und Jijila geschlagenen Russen gegen Braila zurück ; bulgarische und deutsche Truppen verfolgten sie bis an das rechte Donauufer und besetzten das Dorf Cecet, gegenüber von Braila. Der linke Flügel des Feindes hat versucht, sich in den nordwestlichsten Winkel der Dobrudscha bei Vacareni und der Höhe 162 zu halten; trotzdem wurde auch hier der Feind durch einen heftigen Vorstoß unserer tapferen Infanterieregimenter Nr. 35 und 36, die von der Artillerie wirksam unterstützt wurden, auf den schmalen Geländestreifen an der Straße nach Galatz zurückgeworfen. Die Zahl der hier gemachten Gefangenen beläuft sich auf 1300 Mann. Bei Isaccea beiderseitiges Geschützfeuer; feindliche Monitoren haben Tulcea beschossen.

 

Der türkische Heeresbericht:

Türkische Erfolge

Konstantinopel, 5. Januar.
An der Tigrisfront wurde ein Angriff, der von sechs feindlichen Bataillonen gegen unsere Stellungen bei Iman Muhamed in der Nacht zum 3. Januar ausgeführt wurde, zurückgeschlagen. Der Gegner erlitt große Verluste und flüchtete in seine Gräben.
An der persischen Front griff der Feind am Morgen des 2. Januar mit mehreren Bataillonen Infanterie und zwei Bataillonen Kavallerie unsere Stellungen östlich von Hamadan an, er wurde jedoch vollständig zurückgeschlagen und ließ 100 Tote auf dem Gelände. Wir stellten den Abtransport vieler seiner Verwundeten auf seinen Rückzugslinien fest. Außer einer großen Anzahl von Gefangenen hatte der Feind einen Verlust von mehr als 500 Toten. Unsere Verluste sind dagegen unbedeutend. Ein Angriff, den der Feind mit seiner Infanterie und Kavallerie gegen unsere Sicherungstruppen, die in der Umgegend von Sakiz lagen, unternahm, wurde mit für ihn schweren Verlusten abgeschlagen.
An der Kaukasusfront versuchten drei feindliche Kompagnien einen Angriff auf unsere Stellung nordwestlich von Kighi, sie wurden jedoch mit für sie bedeutenden Verlusten zurückgeschlagen.

 

Der 1. Weltkrieg im Januar 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 5
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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