Der Weltkrieg am 6. Januar 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

Ostfront 1. Weltkrieg: Blick auf den Marktplatz von Mitau
Blick auf den Marktplatz von Mitau

 Der deutsche Heeresbericht:

Rückzug der Russen auf das Nordufer des Sereth

Galatz unter Feuer - Russische Angriffe bei Riga abgeschlagen

Großes Hauptquartier, 6. Januar.
Westlicher Kriegsschauplatz:
In den Abendstunden starker Feuerkampf im Ypern-Bogen, auf beiden Somme-Ufern und in einzelnen Abschnitten der Champagne- und Maas-Front. Bei Serre, nördlich der Ancre, drangen im Nachtangriff einige Engländer in den vordersten Graben. Unsere Stoßtrupps holten in der Gegend von Massiges und an der Nordostfront von Verdun Gefangene aus den französischen Linien.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
Nach Scheitern seiner Vorstöße am gestrigen Morgen wiederholte der Russe nach heftiger Artillerievorbereitung seine Angriffe mit frischen Kräften zwischen der Küste und der Straße Mitau-Riga. Östlich der Aa drang er über gefrorenen Sumpf in Bataillonsbreite in unsere Stellung, an allen übrigen Punkten wurde er abgewiesen. Bei Gegenstößen blieben 900 Mann und mehrere Maschinengewehre in unserer Hand. 
Angriffe kleinerer russischer Verbände an zahlreichen Stellen der Düna-Front und nördlich des Miadziolsees hatten keinerlei Erfolg.
Front des Generalobersten Erzherzogs Joseph:
Im Südteil der Waldkarpathen starker Feuerkampf. Österreichisch-ungarische Truppen schlugen nordöstlich von Kirlibaba russische Bataillone zurück. 
Südlich des Trotosultales stürmten bayerische und österreichisch ungarische Regimenter ausgedehnte Verteidigunganlagen des Feindes zwischen Cotumba und Mt. Faltucanu. Zu den schweren blutigen Verlusten des Gegners kommt die Einbuße von über 300 Gefangenen.
Zwischen Mgr. Casinului und Susitatal wurden mehrere Stützpunkte genommen. Deutsche Kolonnen dringen nach Säuberung der Höhenstellungen südöstlich von Soveja längs der Täler nach Nordosten vor.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Nach wirksamer Feuervorbereitung stürmten unter Befehl des Generalleutnants Kühne die Divisionen der Generalleutnants Schmidt v. Knobelsdorf (Heinrich) und v. Oetinger die stark ausgebaute, mit Drahthindernissen und Flankierungsanlagen versehene Stellung der Russen von Tartaru bis Rimniceni, nahmen die Ortschaften selbst und drangen über den versumpften Flußabschnitt gegen den Sereth vor. Der Gegner hält dort noch einige Dörfer, von denen aus er vergebliche Gegenstoße führte. 
Bei diesen Kämpfen zeichnete sich das Magdeburgische Reserve-Infanterieregiment Nr. 26 aus. 
Weiter südöstlich nahm das verstärkte Kavalleriekorps des Generalleutnants Graf v. Schmettow Olaneasca, Gulianca und Maxineni. Vortruppen erreichten den Sereth. 
Vor der Donau-Armee des Generals der Infanterie Kosch gab der Russe weiteren Widerstand südlich des Sereth in der Nacht vom 4. zum 5. Januar auf und ging, starke Nachhuten opfernd, auf das Nordufer zurück. 
In Braila drangen von Westen deutsche und bulgarische Reiter, von Osten über die Donau deutsche und bulgarische Infanterie ein. Die wichtigste Handelsstadt Rumäniens ist damit in der Hand der Verbündeten. 
In der Dobrudscha hat die 3. bulgarische Armee, der deutsche, bulgarische und osmanische Truppen angehören, unter Führung des Generals Nerezoff ihre Aufgabe schnell und endgültig gelöst: Kein russischer oder rumänischer Soldat befindet sich mehr im Lande. 
Die beabsichtigten neuen Operationen sind eingeleitet; Galatz liegt unter unserem Feuer.
Mazedonische Front:
Im Cerna-Bogen Artilleriefeuer, an der Struma Patrouillengeplänkel. 
Von See her werden alltäglich die griechischen Küstenstädte zwischen Struma- und Mestamündung durch
Schiffe der Entente beschossen.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Erneute Gefechtstätigkeit südlich von Focsani

Berlin, 6. Januar, abends. (Amtlich.)
Kämpfe südwestlich von Riga sind für uns günstig verlaufen.
Südlich von Focsani und am Milcovul-Abschnitt hat die Gefechtstätigkeit zugenommen. In Braila hat der Russe vor Aufgabe der Stadt die meisten rumänischen Fabrikanlagen zerstört.1)

 

Ein feindlicher Transportdampfer im Mittelmeer versenkt

Berlin, 6. Januar. (Amtlich.)
Eines unserer Unterseeboote hat am 23. Dezember im östlichen Mittelmeer einen bewaffneten und von Kriegsfahrzeugen begleiteten feindlichen Transportdampfer von über 5000 t durch Torpedoschuß versenkt. 1)

 

Drei bewaffnete englische Dampfer von einem U-Boot versenkt

Berlin, 6. Januar.
Eines unserer Unterseeboote hat im Mittelmeer am 28. Dezember den bewaffneten englischen Dampfer "Cronsay", 3764 Brutto-Registertonnen, mit 5110 t Jute, am 30. Dezember den bewaffneten englischen Dampfer "Apsleyhall", 3883 Brutto-Registertonnen, mit 6500 t Getreide, und am 1. Januar den bewaffneten englischen Dampfer "Bayoraig", 3761 Brutto-Registertonnen, mit 5800 t Zucker versenkt. Die Kapitäne der drei Dampfer wurden gefangengenommen. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 6. Januar.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Unsere Verbündeten haben gestern die Landzunge von Vacareni gesäubert und die Stadt Braila besetzt. Der Feind ist von der Buzaumündung abwärts hinter den Sereth gewichen. Östlich von Gulianca und bei Romniceni durchbrachen Truppen des Generals v. Falkenhayn die stark ausgebauten Linien der Russen und dringen gleichfalls gegen den Sereth vor.
Heeresfront des Generalobersten Erzherzogs Joseph:
Kämpfe im Gebiet der Putna und Susita in anhaltendem Fortschreiten. Weiter nördlich russische Gegenstöße abgeschlagen. Im Bereich des Mt. Faltucanu, 4 km nordwestlich Sulta, erstürmten österreichisch-ungarische und deutsche Regimenter abermals mehrere Höhen. Nordöstlich von Kirlibaba schlugen unsere Bataillone einen stärkeren russischen Vorstoß durch Feuer ab. An der Heeresfront wurden gestern über 700 Gefangene eingebracht.
Italienischer und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Nichts von Belang.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Die Befreiung der Dobrudscha

Sofia, 6. Januar. (Bulgarischer Heeresbericht.)
Mazedonische Front:
An einigen Stellen der Front heftigeres Artilleriefeuer. An der ganzen Front, besonders im Wardar-Tale, ziemlich lebhafte Lufttätigkeit. Bei Gewgheli schossen wir ein feindliches Flugzeug ab, dessen englischer Pilot gefangengenommen wurde.
Rumänische Front:
In der Dobrudscha gingen die bulgarischen und deutschen Truppen, die dem Feinde westlich von Macin folgten, gegenüber von Braila über die Donau und besetzten diese Stadt, in die auch deutsche Kavallerie der Donau-Armee einzog. Unsere in Richtung auf Vacareni operierenden Truppen schlugen den linken russischen Flügel, besetzten in dem nordwestlichen Zipfel der Dobrudscha den ganzen Streifen festen Landes einschließlich der Höhe Bijak (Höhe 86) und warfen die Russen auf das linke Ufer der Donau in Richtung auf Galatz zurück. Wir machten neuerdings 21 Offiziere und 200 Mann zu Gefangenen und erbeuteten 7 Maschinengewehre. Heute ist infolgedessen die ganze Dobrudscha bis zum Donau Delta endgültig gesäubert und vom rumänischen Joch völlig befreit. Die verzweifelten Anstrengungen der Russen in der zweiten Hälfte des Dezember, die nördliche Dobrudscha zu halten, mißglückten unter dem mächtigen Druck der bulgarischen, deutschen und türkischen Truppen. Jetzt feiert die Bevölkerung der gesamten Dobrudscha mit Begeisterung die Wiedererlangung ihrer teuren Freiheit.
Am 15. Dezember begann die Offensive in der Dobrudscha gegen die Russen auf der Linie Tschovlu- Topalu an der Donau. Am 18. Dezember drang unser tapferes Infanterieregiment Nr. 53 in Babadag ein. Am 19. Dezember stießen die verbündeten Truppen wieder auf den Feind, der sich auf der mächtig befestigten Linie Babadag-See-Turkatza an der Donau festgesetzt hatte. Die 3. Kosakendivision vollführte einen Angriff gegen unseren linken Flügel, wurde aber von unserer durch Infanterie und Artillerie verstärkten Kavalleriedivision blutig zurückgeschlagen. An. 20. wurde der Gegner an der ganzen Front angegriffen. Die 4. (Preslaw-) Division drückte die Front des Feindes im Abschnitt Balabaticea, Höhe 283, nördlich von Cerna ein. Ein Versuch des Feindes, mit seinem rechten Flügel längs der Donau vorzurücken, wurde vereitelt. Am 21. unternahm der Gegner einen Gegenangriff gegen die 4. (Preslaw-) Division, doch wurde er blutig zurückgeschlagen. Zwei Angriffe der Russen gegen unsere durch Infanterie und Artillerie verstärkte Kavalleriedivision wurden blutig zurückgeschlagen und die Russen gezwungen, sich auf der ganzen Front zurückzuziehen. Am 23. besetzten unsere Einheiten Tulcea. Die Russen zogen sich auf die Stellung des Brückenkopfes von Macin zurück, indem sie die Linie Höhe 90 - Höhe 161 - Höhe 496-Tailor-Rücken südlich von der Stadt Isaccea besetzten. Am 24. warfen unsere Truppen das Zentrum und den linken Flügel des Feindes zurück und besetzten die Stadt Isaccea. Der Gegner, der seinen linken Flügel westlich von Isaccea zurücknahm, setzte uns verzweifelten Widerstand entgegen. Unser Vormarsch stieß in dieser bewaldeten, außerordentlich unebenen und wegelosen Gegend auf große Schwierigkeiten. Die Aufstellung der Artillerie war sehr schwer. Der Feind unternahm hartnäckige Gegenangriffe gegen unsere Kolonnen, die ohne Verbindung in den Wäldern waren, wurde aber überall blutig zurückgeschlagen. Am 30. Dezember durchbrach die 4. Division das Zentrum der feindlichen Stellung, brach aus den nordöstlichen Ausläufern des Waldes hervor und wandte sich gegen die Höhe 197. Der Feind besetzte die starkbefestigte, durch Drahtverhaue geschützte Stellung Höhe 90 - Höhe 161 -Höhe 364 - Höhe 197 - Lunkavitza. Am 31. Dezember besetzten unsere Einheiten die Höhe 161 und deutsche Abteilungen die Höhe 90. Die Russen machten einen Gegenangriff, wurden jedoch zurückgeschlagen. Am 1. Januar besetzten unsere Truppen die Höhe 197 und Lunkavitza. Der Feind zog sich aus seine letzte, gutbefestigte Stellung, Macin - Jijila - Höhe 108 zurück. Am 2. Januar besetzte das tapfere Infanterieregiment Nr. 35 die Höhe 108. Am 3. Januar durchbrach die 4. (Preslaw-) Division die feindliche Stellung bei Jijila, eroberte diese Ortschaft nach hartnäckigem Bajonettkampf in den Straßen. Unsere Truppen und die verbündeten deutschen und türkischen Truppen sind am 4. Januar in Macin eingezogen. Der rechte russische Flügel zog sich auf Braila zurück, der linke russische Flügel versuchte bei Vacareni Widerstand zu leisten, wurde jedoch von unseren tapferen Infanterieregimentern Nr. 36 und Nr. 33 zurückgeworfen. Am 4. Januar war der Feind aus den Grenzen der Dobrudscha verjagt. Vom 14. Dezember bis heute wurden in der Dobrudscha 37 Offiziere und etwa 6000 Mann gefangengenommen, 16 Geschütze, 35 Maschinengewehre und anderes Kriegsmaterial erbeutet. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Türkischer Erfolg in Persien

Konstantinopel, 6. Januar.
Irakfront: Feueraustausch der Infanterie und Artillerie.
Persische Front: Eine aus drei Kavallerieeskadrons mit zwei Geschützen bestehende feindliche Streitmacht griff am 4. Januar unsere Vorposten östlich von Hamadan an. Der Angriff wurde abgeschlagen. Am gleichen Tage machten zwei Kavallerieregimenter einen Angriff auf unsere Truppen, die in der Umgebung von Bidsar lagerten. Der Kampf dauerte den ganzen Tag an. Gegen Abend trafen unsere Verstärkungen ein und machten einen Angriff auf den linken feindlichen Flügel, wodurch der Kampf zu unseren Gunsten beendet wurde. Am folgenden Tage erneuerten unsere Truppen ihre Gegenangriffe und warfen den Feind zurück, der in die Flucht geschlagen wurde. Die Verluste des Feindes sind beträchtlich, während die unseren unbedeutend sind.

 

Der 1. Weltkrieg im Januar 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 5
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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