Der Weltkrieg am 4. Februar 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Lebhafte Kämpfe an der Westfront

Großes Hauptquartier, 4. Februar. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Bei unsichtigem Frostwetter war der Artilleriekampf zwischen Lens und Arras und von Serre bis zum St.-Pierre-Vaast-Walde lebhafter als in den Vortagen. Nördlich der Ancre griffen die Engländer unsere Stellungen nach Trommelfeuer um Mitternacht an. Während nördlich von Beaucourt die Angriffe scheiterten, gelang es nahe dem Flußufer einer Abteilung, in unsere vordersten Gräben zu dringen. 
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: 
Nordöstlich von Pont-à-Mousson und nördlich von St. Mihiel waren eigene Erkundungsvorstöße erfolgreich. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Bei Kämpfen, die sich vormittags trotz strenger Kälte an der Aa entwickelten, wurden mehrere russische Angriffe abgewiesen. 
Mazedonische Front: 
Außer Feuerüberfällen bei Monastir sowie zwischen Wardar und Dojransee nichts Wesentliches.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Lebhafte Artillerietätigkeit zwischen Ancre und Somme

Berlin, 4. Februar, abends. (Amtlich.)
Zwischen Ancre und Somme lebhafte Artillerietätigkeit. Sonst keine besonderen Ereignisse.
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Angriff von Marineflugzeugen auf Furnes und Adinkerke

Berlin, 4. Februar. (Amtlich.)
Am 2. Februar abends haben mehrere unserer flandrischen Marineflugzeuge Furnes und Adinkerke ausgiebig mit Bomben belegt. Die Flugzeuge sind wohlbehalten zurückgekehrt.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien , 4. Februar. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Im Bereich der k. u. k. Streitkräfte nichts von Belang.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Unverändert.
Südöstlicher Kriegsschauplatz: 
Südlich des Ochridasees griffen unsere Truppen feindliche Erkundungsabteilungen mit Feuer an.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 4. Februar. 
Mazedonische Front: 
Nordwestlich von Bitolia recht häufiges Trommelfeuer der feindlichen Artillerie. Zwischen dem Wardar und dem Dojransee lebhafte Artillerietätigkeit. Auf den übrigen Fronten das übliche spärliche Artilleriefeuer. Am Fuße der Belasitza und in der Ebene von Serres Patrouillengefechte. 
Rumänische Front: 
Bei Isaccea spärliches beiderseitiges Artilleriefeuer. Bei Tulcea und beim Dorfe Preslava Artillerie- und Minenfeuer, sowie Feuerwechsel zwischen Feldwachabteilungen.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 4. Februar. 
Tigrisfront: 
Südlich des Tigris heftiger Artilleriekampf. 
In der Felahiestellung Infanterie- und Artilleriefeuer und Kämpfe zwischen Aufklärungspatrouillen zu unseren Gunsten. Aus Gefangenenaussagen geht hervor, daß während des Kampfes am 1. Februar 1917 zwei feindliche Bataillone, jedes in einer Stärke von 700 Mann, denen es gelang, in unsere Gräben einzudringen, vollständig vernichtet wurden. Wir nahmen dem Feinde einen Zug von 335 beladenen Kamelen ab. 
Kaukasusfront: 
Wir schlugen feindliche Angriffsversuche gegen unseren rechten Flügel ab. 
Nach späteren Meldungen wurden bei unserer Beschießung von Tenedos ein Ballonabwehrgeschütz und der Leuchtturm der Insel zerstört sowie acht Lastkähne versenkt. Ein von Tenedos geflüchteter Einwohner erklärte, daß auf der Insel kein Hospital vorhanden sei. Infolgedessen hat der Feind durch das Aufziehen von Roten Kreuz-Fahnen im Augenblick unserer Beschießung neuerdings einen Verstoß gegen die Genfer Konvention begangen. Ein feindliches Schiff. das sich dem früher von uns bei Castelloriza versenkten feindlichen Kreuzer zu nähern versuchte, wurde durch unser Artilleriefeuer zum Sinken gebracht.

 

Talaat Pascha Großwesir


Talaat Bey

Konstantinopel, 4. Februar. (Meldung der Agentur Milli.)
Großwesir Said Halim Pascha hat den Sultan aus Gesundheitsrücksichten um seine Entlassung gebeten. Der Sultan hat das Rücktrittsgesuch angenommen und den Minister des Innern Talaat Bey mit der Bildung eines neuen Kabinetts beauftragt. Talaat Bey hat die Kabinettsbildung übernommen.
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Amerika bricht die diplomatischen Beziehungen zu Deutschland ab


Graf v. Bernstorff

James Gerard

Berlin, 4. Februar.
Reuter meldet, die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika habe den Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit Deutschland ausgesprochen. Der Präsident Wilson habe im Kongreß davon Mitteilung gemacht. Dem deutschen Botschafter Grafen Bernstorff seien die Pässe zugestellt worden. Der amerikanische Botschafter Mister Gerard sei angewiesen worden, Deutschland zu verlassen.
Eine Bestätigung dieser Meldungen liegt hier an amtlicher Stelle noch nicht vor, jedoch wird ihre Richtigkeit nicht bezweifelt.
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Abberufung des Botschafters Gerard

Washington, 4. Februar. (Reuter-Meldung.)
Der amerikanische Botschafter in Berlin, Gerard, hat Auftrag erhalten, die Botschaft zu schließen. Alle amerikanischen Konsuln und Attaches sollen Deutschland verlassen. Spanien wird die Vertretung der amerikanischen Interessen in Berlin übernehmen.
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Wilsons Botschaft an den Kongreß


Wilson

Washington, 4. Februar. (Reuter-Meldung.)
Wilson erinnerte in seiner Botschaft an den Kongreß an die amerikanische Note an Deutschland vom 8. April nach der Torpedierung der "Sussex", an Deutschlands Antwort hierauf vom 4. Mai und an die Antwort Amerikas vom 8. Mai, in der die deutschen Zusicherungen angenommen wurden. Wilson sagte, Deutschland habe diese Note nicht beantwortet. Hierauf zitierte Wilson aus dem deutschen Memorandum vom 31. Januar und sagte: Angesichts dieser Erklärung, die plötzlich und ohne vorherige Andeutung irgendwelcher Art vorsätzlich die feierlichen Versicherungen, die in der deutschen Note vom 4. Mai gegeben wurden, zurückzieht, bleibt der Regierung der Vereinigten Staaten keine andere Wahl, die sich mit der Würde und der Ehre der Vereinigten Staaten vereinbaren ließe, als den Weg einzuschlagen, den sie in ihrer Note vom 8. April für den Fall ankündigte, als Deutschland seine U-Boot-Methoden nicht aufgeben wollte.
Ich beauftragte deshalb Lansing, Bernstorff mitzuteilen, daß die diplomatischen Beziehungen zu Deutschland abgebrochen sind, daß der amerikanische Botschafter in Berlin abberufen werde, und daß Bernstorff die Pässe ausgehändigt werden. Trotz dieses unerwarteten Vorgehens der deutschen Regierung und dieses plötzlichen, tief bedauerlichen Widerrufs ihrer unserer Regierung gegebenen Versicherungen, in einem Augenblick der kritischsten Spannung in den zwischen den beiden Regierungen bestehenden Beziehungen, weigere ich mich zu glauben, daß die deutschen Behörden tatsächlich das zu tun beabsichtigten, wozu sie sich, wie sie uns bekanntgegeben haben, berechtigt halten. Ich bringe es nicht über mich, zu glauben, daß sie auf die alte Freundschaft der beiden Völker oder auf ihre feierliche Verpflichtung keine Rücksicht nehmen und in mutwilliger Durchführung eines unbarmherzigen Flottenprogramms amerikanische Schiffe und Menschenleben vernichten werden. Nur wirkliche offenkundige Taten von ihrer Seite können mich das glauben machen. Wenn mein eingewurzeltes Vertrauen in ihre Besonnenheit und ihre kluge Umsicht sich unglücklicherweise als unbegründet herausstellen sollte, wenn amerikanische Schiffe oder Menschenleben in achtloser Übertretung des Völkerrechts und der Gebote der Menschlichkeit geopfert werden sollten, so werde ich den Kongreß um die Ermächtigung ersuchen, die Mittel anwenden zu können, die notwendig sind, um unsere Seeleute und Bürger bei der Verfolgung ihrer friedlichen und legitimen Unternehmungen auf dem offenen Meere zu schützen. Ich kann nichts weniger tun. Ich nehme es als ausgemacht an, daß alle neutralen Regierungen denselben Weg einschlagen werden. Wir wünschen keinen kriegerischen Konflikt (wörtlich: hostile conflict) mit der deutschen Regierung. Wir sind aufrichtige Freunde des deutschen Volkes und wünschen ernstlich, den Frieden mit der Regierung zu erhalten, die sein Sprachorgan ist. Wir werden nicht glauben, daß sie uns feindlich gesinnt ist, außer, wenn es soweit kommt, daß wir es glauben müssen, und wir beabsichtigen nichts anderes als eine vernünftige Verteidigung der unzweifelhaften Rechte unseres Volkes. Wir haben keine egoistischen Absichten. Wir suchen nur den uralten Grundsätzen unseres Volkes treu zu bleiben, unser Recht auf Freiheit, Gerechtigkeit und ein unbelästigtes Leben zu schützen. Das sind Grundlagen des Friedens, nicht des Krieges. Möge Gott es fügen, daß wir nicht durch Akte vorsätzlicher Ungerechtigkeit von seiten der Regierung Deutschlands dazu herausgefordert werden, sie zu verteidigen.
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Kriegerische Vorbereitungen der amerikanischen Behörden

Washington, 4. Februar. (Reuter-Meldung.)
Im Kongreß wurde ein Antrag zur Ausgabe einer Anleihe im Betrage von 500 Millionen Dollar eingebracht, um Armee und Flotte in Bereitschaft zu bringen und jedem Auftreten von Elementen, die mit Deutschland sympathisieren, Widerstand leisten zu können.
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Angebliche Beschlagnahme deutscher Schiffe in Amerika

Amsterdam, 4. Februar.
Das Reutersche Bureau meldet:
Der deutsche Dampfer "Kronprinzessin Cäcilie" wurde in Boston beschlagnahmt. Die amerikanische Regierung erwägt, ob die amerikanischen Schiffe durch die Seesperre durch Kriegsschiffe geleitet werden sollen. In Panama wurden 4 Dampfer der Hamburg-Amerika-Linie, die sich dort seit Kriegsausbruch befinden, von den Behörden der Panamakanalzone mit Beschlag belegt.
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Kanonenboot "Geier" in Honolulu von der Besatzung in Brand gesteckt

New York, 4. Februar. (Reuter.)
Das deutsche Kanonenboot "Geier", das in Honolulu interniert ist, wurde von der Besatzung in Brand gesteckt und steht in Flammen.
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Handels-U-Boot "Deutschland" im Heimathafen

London, 4. Februar.
Reuter meldet aus Washington, daß beinahe sofort nach der amtlichen Mitteilung, daß die diplomatischen Beziehungen abgebrochen seien, in der in New London für das U-Boot "Deutschland" aufgestapelten Ladung Feuer ausbrach.
(W. T. B. bemerkt hierzu, daß die "Deutschland" die dritte Ausreise nach Amerika nicht angetreten hat und in ihrem deutschen Hafen liegt.)
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Zustellung der Pässe an Grafen Bernstorff

New York, 4. Februar. (Durch Funkspruch vom Vertreter des W. T. B.)
Die "Associated Preß" meldet aus Washington:
Amtlich wird mitgeteilt, daß dem deutschen Botschafter Grafen Bernstorff um 2 Uhr die Pässe zugestellt worden sind. Die Abreise des Botschafters aus den Vereinigten Staaten wird in Beratungen zwischen dem schweizerischen Gesandten und dem Staatsdepartement festgesetzt werden.
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Abberufung der amerikanischen Konsuln aus Deutschland

London, 4. Februar.
Reuter meldet aus Washington, daß das Staatsdepartement die amerikanischen Botschafter, Gesandten und Konsularvertreter in England, Frankreich, Rußland, Japan, Rumänien, Serbien, Griechenland, Ägypten und Marokko angewiesen hat, die ihnen übertragenen Vertretungen der deutschen Interessen einzustellen und abzuwarten, bis Deutschland durch eine neutrale Regierung bekanntgibt, wem es den Schutz seiner Interessen anvertrauen will. Das Staatsdepartement hat bekanntgemacht, daß die Wahrnehmung der britischen Interessen in Deutschland den Niederlanden übertragen wurde, die der japanischen und serbischen Spanien und die rumänischen vorübergehend, bis die rumänische Regierung ihre Wünsche geäußert hat, auch Spanien. Ferner wird mitgeteilt, daß alle amerikanischen Konsuln Befehl erhielten, Deutschland zu verlassen. Man erwartet, daß Deutschland ebenfalls seine Konsuln aus Amerika abberufen wird. Ihre Exequatur wird nicht eingezogen werden, da das eine Kriegshandlung wäre. Die Ausgabe von Pässen nach Deutschland ist eingestellt; wenn Österreich-Ungarn in dieselbe Lage kommen sollte wie Deutschland, werden auch für dieses Land keine Pässe mehr ausgegeben werden.
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Der 1. Weltkrieg im Februar 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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