Der Weltkrieg am 20. März 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Vergebliche französische Angriffe in Mazedonien

Großes Hauptquartier, 20. März. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
In dem feindlicher Besetzung preisgegebenen Gebiete zu beiden Seiten der Somme und Oise verliefen mehrere Gefechte von Infanterie- und Kavallerieabteilungen verlustreich für die Gegner. Die Vorbereitung des in jener Gegend ausersehenen Kampffeldes machte es zur militärischen Notwendigkeit, alles unbrauchbar zu machen, was dem Feinde später für seine Operation von Vorteil sein könnte. 
Im Ypern-Bogen holten unsere Erkunder 12 Engländer aus ihrer Stellung. 
Zwischen Lens und Arras war. zeitweilig der Artilleriekampf lebhaft. 
Auf dem linken Maas-Ufer richteten die Franzosen nachmittags und nachts heftige Angriffe gegen die von uns am 15. März gewonnenen Stellungen; sie sind überall abgewiesen worden. An der Höhe 304 stieß aus eigenem Antrieb eine unserer Kompagnien dem weichenden Feinde nach und entriß ihm ein weiteres 200 Meter breites Grabenstück, dessen Besatzung (25 Mann) gefangengenommen wurde. 
Bei einem schneidig durchgeführten Unternehmen hart südlich des Rhein-Rhone-Kanals fielen 20 Franzosen in unsere Hand. 
In Luftkämpfen wurden 13, durch Abwehrgeschütze 2 feindliche Flugzeuge abgeschossen.
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
In einigen Abschnitten regere Gefechtstätigkeit als an den Vortagen. Von Streifen an der Beresina und am Stochod brachten Aufklärungsabteilungen 25 Russen gefangen ein.
Mazedonische Front: 
Der nun seit neun Tagen währende Kampf zwischen Ochrida- und Prespasee sowie auf den Höhen nördlich des Beckens von Monastir hat auch gestern den Franzosen keinen Erfolg gebracht. Ihre Sturmtruppen brachen in breiter Front gegen unsere Stellungen sowohl in der Seenenge wie im Norden von Monastir vor; in unserem Feuer, an einzelnen Stellen im Nahkampf, sind alle Angriffe gescheitert. Unsere und die verbündeten Truppen haben sich sehr gut geschlagen. Nördlich des Dojransees wurden mehrere englische Kompagnien durch Artilleriefeuer zersprengt.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Gefechte beiderseits der Oise

Berlin, 20. März, abends. (Amtlich.)
Im Westen bei Regen einige Gefechte im Gebiet beiderseits der Oise; im Osten bei Tauwetter keine besonderen Ereignisse.
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Die deutsche Frontveränderung im Westen

Berlin, 20. März.
Nachdem am 22. Februar abends unsere Stellung beiderseits der Ancre in die ungefähre Linie Monchy - Achtet le Petit bis Transloy ohne Einwirkung des Feindes zurückverlegt war, wurde in der Nacht vom 11. zum 12. März mit einer Rückverlegung der südlich anschließenden Abschnitte begonnen. Diese Bewegung wurde völlig unbemerkt vom Gegner ausgeführt. Noch am 12. nahmen die Engländer die bereits geräumten Stellungen bei Grevillers westlich Bapaume den ganzen Tag über unter heftiges Artilleriefeuer und griffen abends mit starken Kräften an. Im Glauben, daß wir uns weiter in der Rückwärtsbewegung befänden, stießen sie sodann am 15. ohne Artillerievorbereitung erneut vor und wurden mit starken Verlusten abgewiesen.
Auch unsere Rückwärtsbewegung zwischen Avre und Oise geschah völlig unbemerkt vom Feinde. Zurückgelassene Patrouillen verschleierten unseren Abmarsch vollständig und fügten kleineren vorfühlenden Abteilungen schwere Verluste zu. Erst nach Artillerievorbereitung gelang es am 13. März den Franzosen, an einzelnen Stellen in unsere vordere Linie einzudringen. Infolge unseres Artilleriefeuers räumten sie jedoch die besetzten Teile wieder, so daß sich am Abend des 14. März der ganze vordere Graben von nördlich der Avre bis zur Oise im Besitz unserer Patrouillen befand. Erst im Laufe des 15. März verdrängten feindliche Erkundungsabteilungen unsere Patrouillen aus dem vordersten Graben.
Bereits in der Nacht vom 13. zum 14. hatten wir unbemerkt vom Gegner Péronne geräumt unter Zurücklassung von Offizierspatrouillen, die Erkundungsvorstöße bei Rancourt und östlich Bouchavesnes abwiesen. Nur in der Gegend des St.-Pierre-Vaast-Waldes wichen unsere Patrouillen am 14. vor stärkeren Erkundungsvorstößen plangemäß zurück. Dagegen hielt der Gegner am 14. unsere Stellungen beiderseits der Somme unter starkem Artilleriefeuer, ohne in sie einzudringen. Erst als am 15. unsere Patrouillen zurückwichen, besetzte er unseren ersten und zweiten Graben bei Sailly. Auch an diesem Tage blieb unsere ehemalige Stellung beiderseits der Somme noch in der Hand unserer Patrouillen.
Im Laufe der Nacht vom 15. zum 16. hatte sich der Feind vollständig in den Besitz unserer ehemaligen Stellung zwischen Avre und Oise gesetzt. Über diese Linie hinaus ging er jedoch in das von unseren Patrouillen freigegebene Gelände erst am 16. nachmittags. Dabei rückten die Engländer nur sehr zögernd vor und erlitten ebenso wie die etwas schneller in der Gegend von Roye folgenden Franzosen durch unser zusammengefaßtes Feuer erhebliche Verluste. Am 17. erreichten die Franzosen, unsere schwache Sicherheitsabteilung zurückdrückend, die Linie Carrepuis - Roiglise - Margny und Höhe westlich Beaulieu. Zum Vorgehen südlich hiervon bedurfte der Gegner ausgiebiger Artillerievorbereitung.
Aus alledem ergibt sich, daß unser Rückzug ohne jede Einwirkung des Feindes vonstatten ging, und daß unsere Patrouillen dem Gegner nur soviel Gelände nach und nach freigaben, als es ohne Störung unseres Abmarsches geschehen konnte.
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Westfront 1917

 

Ein französisches Großkampfschiff versenkt


Kapitänleutnant Morath

Berlin, 20. März. (Amtlich.)
Eines unserer Unterseeboote, Kommandant Kapitänleutnant Morath, hat am 19. März im westlichen Mittelmeer ein durch Zerstörer gesichertes französisches Großkampfschiff der Dantonklasse durch Torpedoschuß versenkt. Das Linienschiff, das Zickzackkurse lief, legte sich nach dem Treffer sofort stark über und kenterte nach 45 Minuten. 

 Der Chef des Admiralstabs der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 20. März. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
In den Waldkarpathen, westlich von Luck und am Stochod, erfolgreiche Vorfeldunternehmungen. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
An der Fleimstaler Front bedeutend gesteigerte, sonst nur gewöhnliche Artillerietätigkeit. Triest war neuerdings das Ziel feindlicher Fliegerbomben. 
Südöstlicher Kriegsschauplatz: 
Nördlich von Tepeleni an der Vojusa rieben unsere Aufklärungsabteilungen eine feindliche Bande auf. Östlich des Ochridasees wurden neuerlich starke französische Angriffe abgeschlagen.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der bulgarische Heeresbericht:

Die gescheiterten französischen Sturmangriffe in Mazedonien

Sofia, 20. März. (Heeresbericht vom 20. März.)
Mazedonische Front: 
Zwischen dem Ochrida- und Prespasee wurden mehrere neue feindliche Angriffe zurückgeschlagen, 5 französische Maschinengewehre fielen in unsere Hand. Im Westen von Bitolia versuchte der Feind nach heftiger Artillerievorbereitung zweimal unsere Stellung bei Tscherwena Stena anzugreifen, wurde aber durch Feuer abgewiesen, wobei er ziemlich große Verluste erlitt. Ebenso scheiterte ein Angriff gegen die Höhe 1248 und deren östliche Abhänge an dem starken Widerstand der bulgarischen und deutschen Truppen. Bei dieser Gelegenheit erbeuteten die Deutschen ein feindliches Maschinengewehr. An zahlreichen Stellen wurde der Feind gezwungen, sich fluchtartig zurückzuziehen. Im Nordosten von Bitolia und im Knie der Tscherna lebhaftes Artilleriefeuer während des ganzen Tages und eines Teils der Nacht. Im Norden vom Dojransee versuchten drei englische Kompagnien gegen unsere vorgeschobene Stellung bei Drestakandjali vorzugehen, wurden aber durch Feuer abgewiesen. Lebhafte Fliegertätigkeit im Wardar- und Strumatal. Auf dem übrigen Teil der Front Feuerwechsel zwischen vorgeschobenen Posten und Patrouillentätigkeit.
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Großfürst Nikolai des Oberbefehls enthoben

Großfürst Nikolai Nikolajewitsch
Großfürst Nikolai Nikolajewitsch

London, 20. März.
Die "Times" meldet aus Petersburg:
Die provisorische Regierung war gezwungen, der Stimmung der Revolutionäre Zugeständnisse zu machen. Als der Zar abdankte, ernannte er den Großfürsten Nikolai zum Oberbefehlshaber. Trotz dessen Volkstümlichkeit hielt es die provisorische Regierung für notwendig, die Ernennung aufzuheben, um der böswilligen Propaganda ein Ende zu machen und durch einen Erlaß anzuordnen, daß der Oberbefehl nicht in den Händen eines Mitgliedes der Familie Romanow ruhen dürfe.
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Das neue Kabinett Ribot


Ribot

Painlevé

Thomas

Paris, 20. März. (Havas.)
Das neue französische Ministerium ist wie folgt gebildet worden: Vorsitz und Äußeres: Ribot; Justiz: Viviani; Krieg: Painlevé; Marine: Lacaze; Bewaffnungswesen: Thomas; Finanzen: Thierry; Inneres: Malvy; Öffentlicher Unterricht: Steeg; Öffentliche Arbeiten: Desplas; Handel: Clementel; Ackerbau: Fernand David; Verpflegung; Violette; Arbeit und soziale Fürsorge: Bourgeois; Kolonien: Maginot; Unterstaatssekretär des Flugwesens: Daniel Vincent.
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Das Kanonenboot "Tsingtau" gesprengt

Hongkong, 20. März. (Reuter-Meldung.)
Das deutsche Kanonenboot "Tsingtau" ist gesprengt worden und im Whampoafluß untergegangen.
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Der 1. Weltkrieg im März 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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