Der Weltkrieg am 19. April 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Der Fortgang der Kämpfe in der Champagne

Großes Hauptquartier, 19. April. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
An der flandrischen und Artois-Front war bei Regen und Sturm die Gefechtstätigkeit nur in wenigen Abschnitten lebhaft. 
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: 
Aufgefundene Befehle zeigen, wie weit die Angriffsziele der am 16. April in den Kampf geworfenen französischen Divisionen gesteckt waren. An keiner Stelle sah die französische Führung ihre Hoffnung erfüllt. An keiner Stelle haben die Truppen auch nur annähernd ihre taktischen, geschweige denn ihre strategischen Ziele erreicht. 
In der Nacht vom 17. zum 18. April gelang den Franzosen ein örtlicher Angriff bei Braye; im Laufe des Tages an mehreren Stellen der Höhenfront des Chemin-des-Dames. Mit besonderer Erbitterung bei Craonne geführte, wiederholte Angriffe des Feindes schlugen unter blutigen Opfern fehl. Bei La Ville-aux-Bois, dessen Waldstellungen für uns ungeeignet geworden waren, richteten wir uns in einer hinteren Befestigungslinie ein. 
Am Brimont schickte der Gegner die in Frankreich fechtenden Russen zu vergeblichem, verlustreichem Ansturm ins Feuer. 
In der Champagne entwickelten sich gestern mittag nordwestlich von der Auberive neue Kämpfe, die auch in der Nacht andauerten und heute morgen unter weiterem Kräfteeinsatz wieder an Heftigkeit zugenommen haben. 
Heeresgruppe Herzog Albrecht:
Keine wichtigen Ereignisse.
Auf dem östlichen Kriegsschauplatz ist nach einigen ziemlich ruhig verlaufenen Tagen die russische Feuertätigkeit besonders zwischen Pripjet und Dnjestr wieder lebhafter geworden.
Mazedonische Front: 
Nichts Neues.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Vergebliche französische Angriffe längs des Aisne-Marne-Kanals

Berlin, 19. April, abends. (Amtlich.)
Südöstlich von Arras lebhaftes Feuer. 
Beiderseits von Craonne starker Artilleriekampf. Längs des Aisne-Marne-Kanals französische Angriffe, deren stärkster auf den Brimont bereits gescheitert ist. 
In der Champagne glich unser Gegenstoß Geländegewinn des Feindes nordwestlich von Auberive aus.
1)

 

Die ungeheuren französischen Verluste in der Aisne-Champagne-Schlacht

Nivelle
Nivelle

Berlin, 19. April.
Nivelle erweist sich noch rücksichtsloser im schonungslosen Einsatz und Opfern von Menschenleben als Joffre. Aus allen Berichten unserer Kampftruppen geht hervor, daß die Verluste der Franzosen an einzelnen Stellen der großen Schlacht alles bisher Dagewesene übertreffen. Unsere Führer und Truppen sind mit jedem Quadratmeter des Geländes völlig vertraut und nehmen den Gegner, der vielfach aus der Verbindung mit seiner Artillerie gekommen ist, unter mörderisches Feuer. Besonders schwer waren die Verluste der Russen, denen Frankreich die Ehre einräumte, an einem der schwersten Abschnitte der ganzen Kampffront, am Brimont, sich Lorbeeren zu holen. Auch der gestrige Kampftag hat den Franzosen keine größeren Erfolge eingebracht. Das Resultat dieses Tages steht in schreiendem Mißverhältnis zu den gebrachten Opfern. Den Fehlschlag der großangelegten französischen Operation an der Aisne und in der westlichen Champagne sucht der französische Heeresbericht durch wortreiche Aufbauschung der errungenen Einzelerfolge zu verschleiern. An keiner einzigen Stelle vermag er einen bedeutungsvollen Fortschritt der Franzosen zu melden. Selbst dem Laien wird ein Blick auf die Karte deutlich machen, daß es sich an keiner Stelle um mehr als rein örtliche Erfolge handelt, die die Franzosen teils in schweren, verlustreichen Kämpfen, teils durch ein elastisches Ausbiegen der deutschen Truppen zu erringen vermochten. Die von den Franzosen gemeldeten Gefangenenzahlen müssen angezweifelt werden.
Nördlich der Aisne und nordwestlich Reims war das Artilleriefeuer äußerst heftig. Im übrigen fanden nur Teilkämpfe statt, heftige Angriffe nördlich Beaulne, östlich Craonne und westlich Brimont wurden unter schwersten Verlusten für den Gegner abgeschlagen. Bei der freiwilligen Aufgabe des vor unserer Stellung liegenden Waldes von Ville-aux-Bois überließen wir dem Gegner gesprengte Geschütze.
1)

 

93000 Tonnen in sechs Tagen versenkt

Berlin, 19. April. (Amtlich.)
Nach Meldungen in der Zeit vom 13. bis 18. April zurückgekehrter U-Boote sind im Kanal, im Atlantischen Ozean und in der Nordsee neuerdings feindliche und neutrale Handelsschiffe von insgesamt 93000 Brutto-Registertonnen versenkt worden.

Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Lebhafte Gefechtstätigkeit in Ostgalizien

Wien, 19. April.  
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
In Ostgalizien, namentlich im Abschnitt Zborow, lebhaftere Gefechtstätigkeit als in den letzten Tagen. Sonst nichts zu melden.
Italienischer und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 19. April. 
Irakfront: Auf dem rechten Tigrisufer schanzt der Feind vier Kilometer vor unserer Front. Auf dem linken Tigrisufer lebhafteres Artilleriefeuer. An der Djala schwaches Artilleriefeuer. - Kaukasusfront: In unserem rechten Flügelabschnitt sind mehrere für uns günstige Patrouillenunternehmungen gemeldet. An einer Stelle gelang es, die feindlichen Kavallerieposten zu überfallen, dem Feinde einen Verlust von 12 Toten beizubringen und einige Lebensmittel zu erbeuten. An einer anderen Stelle kam eine von uns vorgehende Offizierspatrouille mit einem feindlichen Zuge, der durch zwei Maschinengewehre verstärkt war, ins Gefecht. Nach zweistündigem Kampfe wurde der Feind in nördlicher Richtung zurückgetrieben. Auch hierbei wurden Gewehre und Munition erbeutet. An einer dritten Stelle zwangen unsere Patrouillen durch ein kurzes Gefecht feindliche Patrouillen zum Zurückgehen.  Im linken Flügelabschnitt, namentlich auf dem äußersten linken Flügel, beiderseits leichtes Artilleriefeuer. 
Sinaifront: Zu einem feindlichen Angriff kam es noch nicht.  In der Nacht vom 17. zum 18. April feindliches Artilleriefeuer mit längeren Pausen. Unsere Verluste waren sehr gering. Im Laufe des 18. April auf der ganzen Front leichtes Artilleriefeuer. Abends Ruhe. Im allgemeinen beschränkte sich der Feind darauf, seine Stellungen zu vervollständigen. Es wurde festgestellt, daß das feindliche Lager, das vor einigen Tagen von unserer Artillerie beschossen wurde, zurückverlegt worden ist. 
Vor einigen Tagen machten die Rebellen wieder einen Versuch, unsere Bahnlinie zu zerstören und eine Eisenbahnstation zu besetzen. Sie wurden dank dem tatkräftigen Eingreifen eines Tscherkessen-Kavallerie-Regiments mit schweren Verlusten in die Flucht geschlagen. Die geringen Beschädigungen an der Bahn konnten sofort ausgebessert werden. Bei den Rebellen befand sich auch ein englischer Offizier.

 

Der 1. Weltkrieg im April 1917

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

© 2005 stahlgewitter.com