Der Weltkrieg am 24. April 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

Westfront 1917: Massengrab mit deutschen und englischen Gefallenen hinter der Front bei Arras
Massengrab mit deutschen und englischen Gefallenen hinter der Front bei Arras

 Der deutsche Heeresbericht:

Der gescheiterte englische Durchbruchsversuch bei Arras - Ungeheure englische Verluste

Großes Hauptquartier, 24. April. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Auf dem Schlachtfeld von Arras führte die auf Frankreichs Boden stehende britische Macht gestern den zweiten großen Stoß, um die deutschen Linien zu durchbrechen. 
Seit Tagen schleuderten schwere und schwerste Batterien Massen von Geschossen jeder Art auf unsere Stellungen. Am 23. April frühmorgens schwoll der Artilleriekampf zum stärksten Trommelfeuer an. Bald darauf brachen hinter der Feuerwand her auf 30 Kilometer Frontbreite die englischen Sturmtrupps, vielfach von Panzerkraftwagen geführt, zum Angriff vor. 
Unser Vernichtungsfeuer empfing sie und zwang sie vielerorts zum verlustreichen Weichen.
An anderen Stellen wogte der Kampf erbittert hin und her; wo der Feind Boden gewonnen hatte, warf unsere todesmutige, angriffsfreudige Infanterie ihn in kraftvollem Gegenstoß zurück! 
Die westlichen Vororte von Lens, Avion, Oppy, Gavrelle, Roeux und Gusmappe waren Brennpunkte des harten Ringens. Ihre Namen nennen Heldentaten unserer Regimenter aus fast allen deutschen Gauen zwischen Meer und Alpen. 
Nach dem Scheitern des ersten setzte über das Leichenfeld vor unseren Linien, mit besonderer Wucht auf beiden Scarpe-Ufern, gegen Abend ein weiterer großer Angriff mit neuen Massen ein. Auch seine Kraft brach sich am Heldenmut unserer Infanterie, teils im Feuer, teils im Nahkampf und unter der vernichtenden Wirkung unserer Artillerie! Nur an der Straße Arras-Cambrai gewann der Feind um einige hundert Meter Raum. Die Trümmer von Guemappe sind ihm verblieben. 
Wie an der Aisne und in der Champagne, so ist hier bei Arras der feindliche Durchbruchsversuch unter ungeheuren Verlusten gescheitert. Englands Macht erlitt durch die Voraussicht deutscher Führung und den zähen Siegeswillen unserer braven Truppen eine schwere blutige Niederlage. 
Die Armee sieht voll Zuversicht neuen Kämpfen entgegen. 
An den Erfolgen der letzten Schlachten hat seinen besonderen Anteil jeder Deutsche, Mann oder Frau, Bauer oder Arbeiter, der sich in den Dienst des Vaterlandes stellt, seine Kräfte einsetzt für die Versorgung des Heeres. 
Der deutsche Mann an der Front weiß, daß ein jeder daheim seine Schuldigkeit tut und rastlos schafft, um ihm draußen in der Schwere des Kampfes auf Leben und Tod, um Sein oder Nichtsein beizustehen. 
Bei den anderen Armeen der Westfront und auf den übrigen Kriegsschauplätzen keine großen Kampfhandlungen.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Neue englische Angriffe längs der Straße Arras-Cambrai

Berlin, 24. April, abends. (Amtlich.)
Nordöstlich von Arras wird tagsüber um Gavrelle gekämpft. Längs der Straße Arras-Cambrai haben abends neue englische Angriffe eingesetzt. - Truppenmeldungen bestätigen übereinstimmend die gestrigen Verluste der Engländer als "unerhört hoch".
An der Aisne und in der Champagne wechselnd starkes Feuer.
Im Osten nichts Wesentliches.
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Die blutigste englische Niederlage des bisherigen Kriegsverlaufs

Berlin, 24. April.
In der neuentbrannten Schlacht bei Arras am 23. April haben die Engländer die blutigste Niederlage und die schwersten Verluste des ganzen Krieges erlitten.
Ihre Absicht, die deutschen Linien beiderseits der Scarpe und beiderseits der Straße Arras-Cambrai zu durchbrechen, ist an der erprobten Tapferkeit der deutschen Truppen im glänzendsten Zusammenwirken von Artillerie-, Infanterie- und Flugdienst zuschanden geworden. Auf der ganzen 30 Kilometer langen Angriffsfront zwischen Lens und Bullecourt liegen die von Granaten und Kugeln hingemähten Sturmhaufen der Engländer verstreut.
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Der Kaiser an Kronprinz Rupprecht

Berlin, 24. April. (Amtlich.)
Seine Majestät der Kaiser richtete an Seine Königliche Hoheit den Kronprinzen Rupprecht von Bayern, Führer der im Artois kämpfenden Heeresgruppe, folgendes Telegramm:

Der neue englische Ansturm auf dem Schlachtfeld von Arras ist durch Deine Truppen gebrochen! Den Helden von Arras und ihren bewährten Führern, die an Können, Leistung und Erfolg den Kameraden an der Aisne und in der Champagne es gleichtaten, sende ich meinen und des Vaterlandes Dank! Gott helfe weiter!

 Wilhelm I. R. 1)

 

Falsche englische Angaben über das Seegefecht vor Dover

Berlin, 24. April. (Amtlich.)
Die britische Admiralität hat in ihrer amtlichen Veröffentlichung vom 22. April über die durch unsere Streitkräfte in der Nacht vom 20. zum 21. April durchgeführte Beschießung von Dover und Calais die Behauptung aufgestellt, daß aus englischer Seite kein Materialschaden eingetreten und der Verlust an Menschenleben sehr gering sei.
Demgegenüber wird folgendes festgestellt: Das Sinken des in unserem amtlichen Bericht vom 21. April erwähnten feindlichen Zerstörerführerschiffes ist von den Besatzungen einer ganzen Gruppe unserer Torpedoboote einwandfrei beobachtet worden. Das feindliche Fahrzeug wurde durch den Torpedo eines unserer Torpedoboote in der Mitte getroffen und sank wenige Minuten nach einer schweren Detonation mit dem Heck zuerst. Fünf Minuten später erfolgte auf einem anderen englischen Zerstörer eine schwere Explosion mit Flammenbildung, wahrscheinlich infolge Torpedotreffers eines unserer nicht zurückgekehrten Torpedoboote. Auch dieser Vorgang ist von den Besatzungen mehrerer Torpedoboote einwandfrei beobachtet worden. Nach der Schwere der Explosion zu urteilen, ist dieses Fahrzeug mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls gesunken. Ein anderer englischer Zerstörer, der unmittelbar am Heck eines unserer Torpedoboote vorbeifuhr, erhielt durch die Artillerie unserer Streitkräfte an der Backbordseite des Vorschiffes ein großes Loch. Seine Kommandobrücke wurde derart zerschossen, daß sie nach der Seite überhing. Sein Hinterschiff brannte. Ein weiteres Zerstörerführerschiff, das etwa 20 Meter hinter einem unserer Fahrzeuge hindurchbrach, erhielt zwei Artillerietreffer im Vorschiff, unmittelbar hinter der Kommandobrücke. Ein anderer englischer Torpedobootszerstörer wurde unter der Kommandobrücke getroffen.
Auf die Behauptung der britischen Admiralität über die Geringfügigkeit der Personalverluste näher einzugehen, erübrigt sich. Es genügt, auf die englischen Schiffsverluste und aus die den englischen Fahrzeugen beigebrachten Artillerietreffer sowie auf die von der Auslandspresse gebrachte Mitteilung hinzuweisen, nach der in der Fischhalle von Dover neben unseren Gefallenen eine größere Anzahl englischer Gefallener aufgebahrt war.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Erfolg der k. u. k. Flottillen in der Otranto-Straße

Wien, 24. April. 
Amtlich wird verlautbart:
Nirgends besondere Ereignisse zu melden. 

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ereignisse zur See: 
In der Nacht vom 21. auf den 22. d. Mts. hat eine unserer Flottillenabteilungen in der Otranto-Straße einen italienischen Dampfer von etwa 1300 Tonnen versenkt. Feindliche Streitkräfte wurden nicht gesichtet. 

 Flottenkommando. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im April 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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