Der Weltkrieg am 26. April 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Nur noch Teilangriffe bei Arras

Jagdflieger 1. Weltkrieg: Leutnant Emil Schäfer
Leutnant Emil Schäfer

Großes Hauptquartier, 26. April. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Gestern raffte sich der Feind bei Arras nur noch zu Teilangriffen auf. 
Südlich der Scarpe stürmten seine Angriffswellen dreimal gegen unsere Linien, dreimal fluteten sie zurück. 
Der Artilleriekampf hielt in einigen Abschnitten in beträchtlicher Stärke an. 
Bei Gavrelle liegt unsere Stellung am östlichen Dorfrande. 
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: 
Die Gesamtlage ist unverändert. 
Der Feuerkampf beschränkte sich auf begrenzte Frontstrecken. Bei Hurtebise-Fe. und östlich wurden durch Vorstoß, bei denen wir 3 Offiziere und mehr als 160 Franzosen zu Gefangenen machten, unsere Stellungen auf dem Chemin-des-Dames-Rücken verbessert.
Am Abend griff der Feind nach heftiger Feuersteigerung beiderseits von Braye in 3 Kilometer Breite an; er wurde blutig abgewiesen. 
In der Champagne kam es nur zu Handgranatenkämpfen. 
Gestern verlor der Feind 6 Flugzeuge, von denen Leutnant Schäfer 2, seinen 22. und 23. Gegner, abschoß. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Südlich von Riga, bei Jakobstadt, Smorgon, westlich von Luck, östlich von Zloczow, an der Zlota Lipa und längs Putna und Sereth hat die russische Feuertätigkeit und entsprechend unsere Vergeltungsfeuer zugenommen. 
Mazedonische Front: 
Aussagen von Gefangenen aus dem Kampf am Dojransee am 24. April ergaben, daß dort die Engländer mit starken Kräften auf schmaler Front einen in seinen Zielen weitgesteckten Angriff geführt haben. 
Die wackere bulgarische Infanterie hat einen schönen Erfolg davongetragen, alle ihre Stellungen behauptet und dem Feinde im Verein mit deutschen und bulgarischen Maschinengewehren und Batterien schwere Verluste zugefügt.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Nichts Besonderes an den Kampffronten

Berlin, 26. April, abends. (Amtlich.)
Von den Kampffronten ist nichts Besonderes zu berichten.
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Auch der zweite englische Durchbruchsversuch bei Arras gescheitert

Berlin, 26. April.
Die Schlacht bei Arras flaute am dritten Kampftage sichtlich ab. Die Engländer vermochten ihre gelichteten und zusammengeschossenen Divisionen nur noch an wenigen Stellen des Frontabschnittes beiderseits der Scarpe zu stärkeren Angriffen vorzutreiben. Der mächtig angesetzte und wuchtig begonnene Durchbruchsversuch der Engländer ist buchstäblich verblutet. Nach den Aussagen jener Teile unserer Kampftruppen, die bereits im Osten fochten, lassen sich die Verluste der Engländer nur mit jenen der Massenverluste der Russen vergleichen, die die Russen bei ihren ohne Unterstützung durch Artillerie ausgeführten Angriffen erlitten. Aus allen Gefangenenaussagen geht ebenfalls klar hervor, wie ungeheuer die englischen Bataillone zusammenkartätscht wurden.
Zwischen Lens und Gavrelle ließ das feindliche Artilleriefeuer im Laufe des gestrigen Vormittags stellenweise nach, während um den Ort Gavrelle wie an den vorherigen Tagen abermals erbittert gekämpft wurde. Ein vereinzelter feindlicher Vorstoß nördlich vom Bahnhof Roeux brach in unserem Feuer unter schweren Verlusten zusammen. Südlich der Scarpe griffen die Engländer dreimal erbittert an. Unter schweren Verlusten wurden sämtliche drei Angriffe zum größten Teil schon durch Feuerwirbel zurückgeschlagen. Auch weiter südlich wurden sämtliche Vorstöße abgewiesen. Gegend Abend war der Ostrand von Gavrelle nach Kämpfen größter Wildheit wieder in unserer Hand. Die starke Artillerietätigkeit flaute bedeutend ab. Der erschöpfte Gegner unternahm am Abend keinen neuen Sturmangriff mehr. Als einziger minimaler Erfolg der wiederholten verlustreichen Angriffe blieb an der Straße Monchy-Pelves ein schmales Grabenstück in der Hand des Gegners, das er mit enormen Blutopfern bezahlte. Durch einen Gegenangriff wurde dieses Engländernest indessen wiederum gesäubert. Im übrigen fanden auf der Kampffront außer vergeblichen feindlichen Patrouillenvorstößen keine neuen Infanterieangriffe statt. Das starke Artilleriefeuer hielt nur nördlich Lens und gegen unsere Stellungen westlich Arleux und Quéant an. Unsere Artillerie brachte bei Hulluch ein feindliches Munitionsdepot zur Explosion und beschoß erfolgreich feindliche Wohngräben. Eigene Patrouillen drangen westlich Hulluch in die feindlichen Gräben ein und kehrten mit einigen Gefangenen zurück.
Der zweite feindliche Durchbruchsversuch der Engländer bei Arras darf heute als völlig gescheitert angesehen werden. Während aus englischen Gefangenenaussagen, besonders denen von schottischen Regimentern, die bei Roeux in unsere Hand fielen, klar die Absicht der Engländer, in der zweiten Arras-Schlacht auf jeden Fall durchzustoßen, hervorgeht, versucht das englische Kriegsamt, diese Absicht abzuleugnen, indem es vorgibt, der unter gewaltigen Massen von Menschen und von Munition angesetzte Angriff habe nur die Eroberung einiger Dörfer zum Ziele gehabt. Wie bei Reims im Süden ist der Durchbruch der Entente auch bei Arras gescheitert. Nach der ungeheuren Schwächung ihrer Kampfkräfte in diesen blutigen Schlachttagen steht die Entente ihrem strategischen Ziel ferner denn je.
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Neue U-Boot-Erfolge im Mittelmeer -Weitere 55000 Tonnen versenkt

Berlin, 26. April. (Amtlich.)
Im Mittelmeer wurden neuerdings 10 Dampfer und 6 Segler mit rund 55000 Brutto-Registertonnen versenkt.

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Geschützkampf an der russischen Front

Wien, 26. April. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz. 
Die russische Artillerie forderte an mehreren Stellen das Vergeltungsfeuer unserer Geschütze heraus. 
Keine besonderen Kampfereignisse.
Italienischer und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Eine blutige Niederlage der Engländer in Mazedonien

Sofia, 26. April. 
Mazedonische Front: 
Der Kampf zwischen dem Wardar und dem Dojransee endete mit einem vollkommenen Fehlschlag des Feindes. Den ganzen Tag über lag unsere vorgeschobene Stellung bei Dojran unter heftigem Geschützfeuer. Kurz vor Mitternacht griffen die Engländer ohne Artillerievorbereitung mit beträchtlichen Kräften im Abschnitt zwischen dem See und dem Dorf Doldzeli an. Sie wurden überall blutig zurückgeschlagen sowohl durch Sperrfeuer wie an einzelnen Stellen durch Bomben, Gewehr- und Maschinengewehrfeuer, nachdem sie schwere Verluste erlitten hatten. Der Feind zog sich in seine alten Stellungen zurück. Unsere Truppen halten sich überall fest in ihren Stellungen, nur an einem vorgeschobenen Punkt am Dorfe Doldzeli wird noch lebhaft gekämpft. Nach Aussagen von Gefangenen wurde der gestrige Angriff in dem engen Raum zwischen dem See und dem Dorf Doldzeli von zwei englischen Divisionen ausgeführt. Zu diesem Angriff, der nicht nur die Eroberung unserer vorgeschobenen Stellung südlich vom Dojran, sondern auch unserer Hauptstellung bei Dab und Kalatep zum Ziel hatte, hatten sich die feindlichen Truppen ganze Wochen hinter der Front eingeübt. In diesen Kämpfen, die zur Abweisung des Feindes führten, zeichneten sich auch durch Gegenangriffe besonders aus die tapferen Regimenter Nr. 33 (Svistow) und Nr. 34 (Troyan), ferner ebenfalls die Artillerie, die glänzend ihre Aufgabe löste. Sie brach an vielen Stellen den feindlichen Angriff und hob den Kampfgeist der Infanterie durch ihr rechtzeitig eröffnetes wirksames Feuer. Eine deutsche Gebirgs-Maschinengewehr-Abteilung, die mit bulgarischen Truppen zusammenkämpfte, trug ebenfalls durch ihr Feuer im weiten Maße dazu bei, die feindlichen Angriffe zurückzuweisen. Heute bemerkte man vor der Front unserer vorgeschobenen Stellung ein Kommen und Gehen feindlicher Soldaten, die ihre Toten und Verwundeten aufhoben, deren Zahl nicht angegeben werden kann. Über 800 tote Engländer wurden allein in unseren Gräben und Hindernissen gefunden. Weiter vorwärts ist die ganze Ebene mit Leichen übersät. Außer ihren außergewöhnlichen schweren Verlusten ließen die Engländer 2 Offiziere und 21 Gefangene unverwundet in unseren Händen. An der übrigen Front schwaches Geschützfeuer. 
Bei Zovik, östlich der Cerna, drang eine deutsche Jägerpatrouille in den russischen Graben ein und brachte 1 Maschinengewehr und mehrere Gefangene daraus zurück. Ein deutsches Kampfgeschwader warf zahlreiche Bomben auf den Bahnhof von Kalinowa und brachte 2 feindliche Flugzeuge in Luftkämpfen zum Absturz.

 

Englischer Fliegerangriff auf deutsche Zerstörer

London, 26. April.
Die Admiralität teilt mit:
Drei britische Wasserflugzeuge haben am Nachmittag des 23. April 5 deutsche Torpedobootszerstörer 5 Meilen von der belgischen Küste entfernt angegriffen. Ein Zerstörer ist getroffen worden, und man glaubt, daß er gesunken ist. Am Abend sind 4 Zerstörer bei der Rückkehr nach Zeebrügge gesehen worden.
(Zusatz des W. T. B.: Zu vorstehender Meldung der englischen Admiralität ist zu bemerken, daß am 23. April, nachmittags 5 Uhr einige unserer vor der flandrischen Küste übende Torpedoboote von 5 feindlichen Kampfflugzeugen ohne jeden Erfolg angegriffen worden sind. Irgendwelcher Schaden oder Menschenverlust ist nicht entstanden. Die feindlichen Flugzeuge wurden durch unsere sofort zur Abwehr aufgestiegenen Kampfeinsitzer vertrieben.)
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Der 1. Weltkrieg im April 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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