Der Weltkrieg am 4. Mai 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Der mißlungene Durchbruchsversuch zwischen Acheville und Quéant

Großes Hauptquartier, 4. Mai. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
An der Arrasfront ist zwischen Acheville und Quéant auf 30 Kilometer Breite ein neuer englischer Durchbruchsversuch von 16-17 Divisionen nach stärkster artilleristischer Kraftentfaltung gescheitert. 
Von Tagesgrauen bis spät in die Nacht brachen die wiederholt geführten Angriffe der Engländer vor unseren Linien und in unseren Gegenstößen zusammen. Nur in Fresnoy ist der Feind eingedrungen. Bei Bullecourt sind ihm kleine Teile unseres vordersten Grabens verblieben. Der Kampf geht heute früh weiter. 
Die Haltung unserer Truppen war wieder unübertreffbar. 
Außer schweren blutigen Verlusten büßte der Feind über 1000 Gefangene ein. 
Die Bereitstellung starker englischer Kavallerie südöstlich von Arras zeigt, welche Hoffnungen die Engländer auf diesen Angriff gesetzt hatten. 
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: 
Nordöstlich der Linie Soissons-Reims ist die Artillerieschlacht in vollem Gang. Zu besonderer Heftigkeit steigerte sie sich zwischen der Aisne und dem Brimont; durch unsere Batterien wurden die hier angefüllten feindlichen Gräben unter Vernichtungsfeuer genommen. Laon wurde erneut durch die Franzosen beschossen. 
Bei und westlich Braye, sowie am Winterberg (westlich von Craonne) brachen mehrere französische Angriffe im Feuer unserer Infanterie und Artillerie verlustreich zusammen.
Heeresgruppe Herzog Albrecht: 
Keine besonderen Ereignisse. 
Bei günstiger Witterung herrschte auf dem westlichen Kriegsschauplatz rege Fliegertätigkeit. Batteriestellungen, Bahnanlagen, Lager und Munitionsdepot bei Arras und südlich der .Aisne wurden durch unsere Flieger erfolgreich mit Bomben belegt. Der Feind verlor 10 Flugzeuge.
Östlicher Kriegsschauplatz: 
In den Karpathen griffen drei russische Bataillone ohne jeden Erfolg unsere Stellung nördlich des Susitatals an.
Mazedonische Front:
Zwischen Prespasee und der Cerna, beiderseits des Wardar und an der Struma lebte die Artillerietätigkeit wieder auf.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Karte zum 1. Weltkrieg: Arras

 

Englische und französische Angriffe abgeschlagen

Berlin, 4. Mai, abends. (Amtlich.)
An der Arras-Front sind beiderseits Bullecourt englische, an der Aisne-Front zwischen Berry-au-Bac und Brimont starke französische Angriffe abgeschlagen.
Im Osten keine besonderen Ereignisse.
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Die Schlacht bei Arras

Berlin, 4. Mai.
Mit dem Aufwand eines gewaltigen Heeres von 300000 Mann versuchten die Engländer abermals vergeblich in verzweifelter Riesenschlacht, den entscheidenden Durchbruch zu erzwingen. Geschwader von Panzerwagen, starke englische Kavalleriemassen und Reserven an Infanterie waren bereitgestellt, um in dem Augenblick nachzustoßen, da die deutsche Verteidigungsmauer durchbrochen war. Mit ungeheuren blutigen Verlusten, mehr als 1000 Gefangenen, einer großen Anzahl vernichteter Panzerwagen und zerschossener Batterien bezahlte der Feind den völlig ergebnislosen Angriff Die gesamte deutsche Front wurde behauptet, nur auf dem Nordflügel vermochten die Engländer, östlich Arleux einige hundert Meter auf Fresnoy vorzudringen.
Vormittags mit Tausenden von Geschützen schweren und schwersten Kalibers und einem Hagel von Minen hatten die Engländer versucht, die wieder und wieder vergeblich berannte deutsche Stellung sturmreif zu trommeln. Um 5,30 Uhr vormittags brachen die ersten massierten feindlichen Sturmhaufen, geführt von Tankgeschwadern, auf einer Breite von rund 30 Kilometern von Acheville bis Quéant beiderseits der Scarpe gegen unsere Stellungen vor. Die ersten Angriffsmassen erlitten in dem rasenden deutschen Feuerwirbel ganz unerhörte Verluste, die der Engländer durch rasch herangeführte Divisionen wieder aufzufüllen versuchte. Im ersten wütenden Anprall gelang es dem Gegner, sich in Fresnoy und Roeux festzusetzen, während er an anderen Stellen, wo er vorübergehend in unseren vordersten Graben eindrang im Gegenstoß sofort wieder geworfen wurde. An einzelnen Frontabschnitten wurden die Angreifer mit Handgranaten zurückgetrieben. Um die Stellungen dicht nördlich der Chaussee Arras - Cambrai bis westlich Chérisy hinunter tobte am Vormittag ein erbitterter Kampf.
Auch weiter südlich waren am Vormittage die Kämpfe um die erste Linie noch im Gange. Wieder und wieder zogen die Engländer abgekämpfte und zusammengeschossene Divisionen Zurück und warfen neue in die Schlacht, während die deutsche Infanterie in erbitterten Anstürmen aus eigener Kraft ohne herangeführte Unterstützungen und Reserven trotzte. Schon am Vormittag blieben mehrere hundert Gefangne in unserer Hand.
Mittags: Die Schlacht tobte noch auf der ganzen Front mit größter Heftigkeit.
Abends: Der neue große Durchbruchsversuch der Engländer ist abermals vollkommen gescheitert, die englischen Verluste übersteigen jedes schätzbare Maß. In Fresnoy wurde noch bis tief in die Nacht gerungen; wo auf einzelnen schmalsten Stellen in vorderster Linie sich noch Engländernester befanden, wurden erfolg reiche Gegenangriffe unternommen. Vor dem Einbruch der Nacht setzte der Gegner zum fünften großen Angriff auf das Dorf Oppy an; er erlitt dort abermals eine blutige Niederlage. Um Mitternacht berannten die Engländer nochmals das Dorf Chérisy; zum Teil eingedrungen, wurden sie im nächtlichen Handgranatenkampf unter schweren blutigen Verlusten wieder hinausgeworfen. Die heißumkämpften Dörfer Oppy, Roeux und Chérisy sind in unserer Hand.
Auch weiter südlich blieben nächtliche Teilangriffe erfolglos. Um 4 Uhr 30 Minuten vormittags entbrannten bei der Säuberung eines Engländernestes in der Gegend von Bullecourt nach heftigem Trommelfeuer dort abermals neue Kämpfe, die noch nicht abgeschlossen sind. Der neue gewaltige Schlachttag ist ein voller Sieg der deutschen Waffen, insbesondere der Infanterie.
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Wieder 56000 Schiffstonnen versenkt

Berlin, 4. Mai. (Amtlich.)
Neue U-Boots-Erfolge: 18 Handelsschiffe mit insgesamt 56000 Brutto-Registertonnen, davon wurden 8 mit 24500 Brutto Registertonnen im englischen Kanal versenkt. (Folgen die Einzelheiten über Namen, Kurse, Nationalität usw. der Schiffe.)

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Erfolgreicher Fliegerangriff auf Valona

Wien, 4. Mai. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresfront des Generalobersten Erzherzogs Josephs: 
Gestern abend brach der Angriff eines russischen Regiments vor unseren Stellungen nördlich des Susitatals zusammen. An der übrigen Front ist die Lage unverändert. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
An der ganzen Front die üblichen Artillerie- und Minenwerferkämpfe. 
Bei Görz versuchte der Feind einen Gasangriff. Dank der Wachsamkeit unserer Truppen und der Güte unserer Schutzmittel mißlang der Angriff, der uns keine Verluste brachte. 
Unsere braven Flieger schossen gestern im Luftkampf 3 feindliche Apparate über der Karsthochfläche und 1 bei Flitsch ab.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Nichts Neues.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ereignisse zur See:
Am Abend des 3. Mai belegten unsere Seeflugzeuge das Pumpwerk von Codigoro im Gebiete der Pomündung mit Bomben und kehrten ohne Verluste zurück. Am selben Abend wiederholten andere Seeflugzeug-Geschwader die Angriffe auf militärische Anlagen von Villa Vicentina und von Valona mit beobachtetem Erfolg. In Valona entstand hierdurch ein riesiger Brand, der von heftigen Explosionen begleitet und auf mehr als 50 Seemeilen zu sehen war. Trotz heftigen Abwehrfeuern sind alle Flugzeuge unversehrt zurückgekehrt.  
Bombenabwürfe feindlicher Flieger im Raume von Triest verursachten nur unbedeutenden Schaden. 

  Flottenkommando. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 4. Mai. 
Mazedonische Front: 
An der Tscherwena Stena, westlich vom Wardar und südlich vom Dojran war die feindliche Artillerie etwas lebhafter. An der übrigen Front schwache Kampftätigkeit. Rumänische Front: Kanonenschüsse der feindlichen Artillerie auf die Straße westlich von Isaccea in der Nähe von Tulcea. Vereinzeltes Gewehr- und Maschinengewehrfeuer.

 

Ein englischer Zerstörer gesunken

London, 4. Mai.
Die Admiralität teilt mit:
Ein Zerstörer alten Typs stieß am Mittwoch im Kanal auf eine Mine und sank. 1 Offizier und 6 Mann werden vermißt.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im Mai 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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