Der österreichisch-ungarische
Heeresbericht:
Italienische
Massenstürme am Isonzo abgeschlagen
Wien,
24. Mai.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
An zahlreichen Stellen der Front entwickelte der Feind erhöhte
Kampftätigkeit.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Seit gestern mittag tobt die zehnte Isonzoschlacht neuerlich mit
außergewöhnlicher Heftigkeit. Der Anprall der feindlichen Massen
richtet sich nunmehr gegen die ganze 40 Kilometer breite Front von
Plava bis zum Meere. An vielen Stellen erfuhren die Kämpfe auch in
der Nacht keine Unterbrechung. Im Raume des Kukberges bei Vodice und
gegen den Monte Santo warf der Feind am Nachmittag seine
Sturmkolonnen in die Schlacht. Was östlich des Kukberges vordrang,
wurde ein Opfer unseres Vernichtungsfeuers. Bei Vodice brachen sich
die feindlichen Anstürme an der Tapferkeit der zum großen Teil aus
Ostgalizien und der Bukowina ergänzten Infanterieregimenter Nr. 24
und 41. Beim Kloster Monte Santo vermochte der Feind unsere durch
sein Trommelfeuer eingeebneten Gräben zu überschreiten. Er wurde
aber von ungesäumt herbeieilenden Verstärkungen gefaßt, auf seine
Reserven zurückgeworfen und mit diesen zusammen durch unser
Geschützfeuer den Hang hinabgetrieben. In derselben Stunde
scheiterten östlich von Görz zwei mächtige italienische
Massenstürme zum Teil schon im Wirkungsfeuer unserer Artillerie,
zum Teil im Nahkampf gegen unsere brave Infanterie. Besonders
erbittert und hartnäckig wurde auf den vielumstrittenen
Kampfstätten der Karsthochfläche gerungen. Bei Tagesanbruch lagen
hier unsere Stellungen und ihre Hintergelände im Trommelfeuer der
feindlichen Geschütze aller Gattungen. Gegen Mittag kam bei
Kostanjevitza der erste feindliche Infanterieangriff ins Rollen. Er
wurde zurückgeschlagen. Nachmittag brach der mächtige italienische
Angriff gegen die ganze Front der Karsthochfläche los. Welle auf
Welle trieb der Feind zwischen dem Fajti Hrib und dem Meere gegen
unsere Linien vor. Wo eine Feindkolonne zusammengebrochen war, trat
eine neue an ihre Stelle. Angriff und Gegenangriff prallten
aufeinander. So hält das Ringen bis zur Stunde in unverminderter
Stärke an. Raumgewinn vermochte der Gegner nur in dem weit
ausladenden Abschnitt von Jamiano zu erzielen, wo wir unsere Truppen
um einen Kilometer zurücknehmen mußten. Überall sonst wurden
unsere Stellungen in ihrer ganzen Ausdehnung siegreich behauptet.
Die ungarischen Heeresregimenter Nr. 39 und 61 und bewährte
Honvedtruppen haben ihrer Geschichte neue glänzende Ruhmesblätter
eingefügt.
Aus Kärnten und Tirol nichts von Belang mitzuteilen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Bei Feras wurde ein italienischer Überbrückungsversuch durch
Artilleriefeuer vereitelt.
Der Chef des Generalstabes. 1)
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