Der Weltkrieg am 16. Juni 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT -BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Neue Gefechte an der flandrischen Front

Großes Hauptquartier, 16. Juni.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
Wieder steigerte sich die Kampftätigkeit an der flandrischen Front erst in den Nachmittagsstunden. Starkes Feuer lag in Gegend von Hollebeke und westlich von Warneton, wo ein englischer Angriff durch die zusammengefaßte Wirkung unserer Batterien niedergehalten wurde.
An mehreren Stellen der Artois-Front kam es zu heftigen Kämpfen. Nach dem Scheitern der Angriffe am 16. Juni abends griffen gestern morgen die Engländer erneut östlich von Loos an. Anhaltische und altenburgische Bataillone wiesen den Feind ab und warfen ihn im Nahkampf zurück, wo er eingedrungen war.
Auch nordwestlich von Bullecourt wurden die Engländer, die am frühen Morgen bis in unseren zweiten Graben vorstießen, durch einen kräftigen Gegenangriff von dort wieder verdrängt. Heute früh haben sich hier und östlich von Monchy neue Gefechte entwickelt.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Längs der Aisne und im Westteil der Champagne nahm die Artillerietätigkeit abends erheblich zu und blieb an vielen Stellen auch in der Nacht lebhaft.
Heeresgruppe Herzog Albrecht:
Erkundungsvorstöße brachten in der Lothringer Ebene eine Anzahl Gefangene ein.
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Keine Änderung der Lage.
An der mazedonischen Front hielt sich die Gefechtstätigkeit in mäßigen Grenzen.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Lebhafter Geschützkampf an der Westfront

Berlin, 16. Juni, abends.
In einzelnen Abschnitten der flandrischen und Artois-Front sowie an der Aisne und in der Champagne lebhafter Artilleriekampf. 
Die Vormittagsangriffe der Engländer bei Monchy und östlich von Croisilles wurden abgewiesen, sie haben eine Änderung der Lage nicht herbeigeführt. 
Vom Osten nichts Neues.
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Die heldenhafte deutsche Verteidigung in Flandern

Berlin, 16. Juni.
Der Artilleriekampf im Ypern- und Wytschaete-Bogen nimmt in der bisherigen Stärke seinen Fortgang. Es steht nunmehr einwandfrei fest, daß das englische Angriffsziel für den ersten Tag die Übergänge über den Kanal und die Lys bildeten. Für diesen Zweck wurden die Divisionen rücksichtslos geopfert. Aus den Einzelheiten, die über die Kämpfe des 7. Juni nach und nach bekannt werden, geht hervor, daß die deutsche Verteidigung mit heldenhafter Zähigkeit geführt wurde. In dem aufgewühlten Trichtergelände, in dem es keine durchlaufende Linie mehr gab, hielten sich noch stundenlang schwache Gruppen von Kämpfern, nachdem sie bereits flankiert und umgangen waren. Bei der Doppelhöhe 60 stieß ein deutsches Verbindungsbataillon bis in die englischen Gräben vor. An einer anderen Stelle gaben deutsche Minenwerfer so lange Sperrfeuer ab, bis sie von den Engländern im Rücken gefaßt waren. Dann erst schlug sich die Bedienung nach Zerstörung der Minenwerfer rückwärts durch. Die Maschinengewehr-Stützpunkte wurden bis zum letzten Mann gehalten. Noch fünf Stunden nach Einsetzen des englischen Angriffes wurde in der vordersten deutschen Linie Gewehr-, Maschinengewehr- und Handgranatenfeuer gehört. Die niedergedrückte Moral der Deutschen ist eine englische Erfindung, die diese selbst auf die Dauer nicht aufrechterhalten können. Im Gegenteil: die Stimmung der Mannschaften, die aus den Kämpfen zurückkamen, war ausgezeichnet und stand unter dem Eindruck ihrer Überlegenheit über die englische Infanterie.
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Erfolgreiche Fliegerunternehmung gegen Runö

Berlin, 16. Juni.
Regere Tätigkeit der russischen Seestreitkräfte im Unter-wasser- und Minenkrieg haben Veranlassung zu Abwehrmaßnahmen deutscherseits gegeben, die nachstehende Ergebnisse hatten:
Am 13. Juni belegten Flugzeuge den russischen Stützpunkt Lebara ausgiebig mit gutdeckenden Spreng- und Brandbomben.
Am 14. Juni wurde die auf der Insel Runö (im Rigaer Meerbusen) befindliche F. T. - Station mit sichtbarem Erfolge mit Bomben belegt. Im Haupt- sowie in den Nebengebäuden wurden zahlreiche Brände beobachtet.
Im Anschluß an diese Unternehmung landete am 15. Juni ein Teil unserer Flugzeuge auf der Insel und zerstörte die noch übriggebliebenen Teile dieses Stützpunktes. Alle Flugzeuge sind nach Durchführung ihrer Aufgaben zurückgekehrt.

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

19500 Tonnen versenkt

Berlin, 16. Juni.
Durch die Tätigkeit unserer U-Boote auf den nördlichen Seekriegschauplätzen sind weitere 19500 Brutto-Registertonnen vernichtet worden. - Unter den Schiffen befanden sich u. a. ein englischer Tankdampfer von. Aussehen "Konakry" mit Öl nach England, ferner ein großer tiefbeladener bewaffneter Erzdampfer und zwei unbekannte Frachtdampfer, die im Doppelschuß vernichtet wurden.

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Reiche U-Boot-Beute im Atlantischen Ozean und Mittelmeer - 53616 Tonnen versenkt

Berlin, 16. Juni. (Amtlich.)
1. In den Sperrgebieten des nördlichen Kriegsschauplatzes sind durch unsere U-Boote neuerdings 21300 Brutto-Registertonnen versenkt worden. (Folgen die Einzelheiten.)
2. Von unseren U-Booten im Mittelmeer wurde wieder eine große Anzahl von Dampfern und Seglern mit zusammen 32316 Tonnen versenkt. (Folgen die Einzelheiten.)

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Italienische Angriffe südlich des Suganatales gescheitert

Wien, 16. Juni.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
Russisches Geschützfeuer in Ostgalizien stellenweise stärker. Sonst nichts zu melden.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Kampfpause am Isonzo hält an. Auf dem Plöckenpaß ist die Tätigkeit des Feindes sehr lebhaft. Auf dem Grenzkamm südlich des Suganatales entwickelten sich gestern wieder heftige Kämpfe. Der Feind wurde zurückgeschlagen. Im Zebio-Gebiet scheiterte ein feindlicher Vorstoß. Im Adamello-Abschnitt bemächtigte sich der Gegner eines in die Gletscher vorgeschobenen Postens.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Ein englischer Torpedobootzerstörer versenkt

Wien, 16. Juni.
Amtlich wird verlautbart:
Ereignisse zur See:
Eines unserer U-Boote hat am 11. d. M. im Mittelmeer einen englischen Torpedobootzerstörer der L-Klasse von etwa 1000 Tonnen, versenkt.

  Flottenkommando. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Rückzug der Engländer an der unteren Struma

Sofia, 16. Juni.
Mazedonische Front:
Längs der unteren Struma zwischen Butkowo und Tachinossee haben die Engländer ihre bisher eingenommene vorgeschobene Stellung aufgegeben und sich in ihre Brückenkopfstellung auf dem linken Ufer des Flusses zurückgezogen. Unsere Truppen haben Ormanli, Dolap Dschistik, Barakli Dschumaja, Kumli Küpri, Prosenik, Topolowo, Kalendra, Jeni Machle, Beglik Machle, Sal Machle und Xakaraska besetzt. Auf der übrigen Front schwache Artillerietätigkeit und erfolgreiche Erkundungsunternehmungen unserer Truppen.
Rumänische Front:
Gewehrfeuer bei Isaccea und Tulcea.
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Der türkische Heeresbericht:

Türkischer Erfolg an der Kaukasus-Front

Konstantinopel, 16. Juni. (Kriegsbericht von 15. Juni.)
An der Kaukasus-Front am rechten Flügel sind unsere Kräfte in Stärke eines Bataillons beim Zusammenstoß mit dem Feinde in die feindliche Stellung eingedrungen, wobei der Feind 25 Tote verlor und wir einige Beute machten. Am linken Flügel wurden an drei Stellen feindliche Überfälle in Kompagniestärke auf unsere Vorposten unter schweren Verlusten des Feindes an Toten abgeschlagen.
An den anderen Fronten keine Veränderungen.
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Ein englischer Hilfskreuzer torpediert

London, 16. Juni. (Reuter.)
Die Admiralität teilt mit:
Der Hilfskreuzer "Avenger" ist in der Nacht vom 13. zum 14. Juni in der Nordsee torpediert worden und gesunken. Ein Mitglied der Mannschaft wurde durch Explosion getötet, die übrigen gerettet.
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Rücktritt russischer Oberbefehlshaber

Petersburg, 16. Juni.
(Meldung der Petersburger Telegraphen-Agentur.)
Die Blätter melden den Rücktritt des Höchstkommandierenden der Nordfront Dragomirow, der durch General Klembowsky ersetzt worden ist. Die Blätter melden auch den Rücktritt des Oberbefehlshabers der Kaukasus-Front, Generals Judenitsch. An seiner Stelle wurde General Prschewalky zum Oberbefehlshaber ernannt. Admiral Maximow, Oberbefehlshaber der Ostsee-Flotte, ist durch Konteradmiral Werderewski ersetzt worden.
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Der 1. Weltkrieg im Juni 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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