Der Weltkrieg am 18. Juni 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Englische Erkundungsvorstöße abgewiesen

Großes Hauptquartier, 18. Juni.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
Am Yser-kanal beiderseits von Ypern, an der Lys und von La Bassée bis zum Senséebach während der Nachmittagsstunden lebhafte Artillerietätigkeit. Südwestlich von Warneton, östlich von Vermelles und bei Loos scheiterten englische Erkundungsvorstöße. Östlich von Croisilles schlugen wie an den Vortagen drei Versuche der Engländer fehl, im Angriff Boden zu gewinnen.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Im Anschluß an ein morgens mit Erfolg durchgeführtes Stoßtruppunternehmen gegen die französischen Gräben bei Cerny nahm das Feuer hier, später auch in breiteren Abschnitten der Aisne-Front und in der Westchampagne zu.
Heeresgruppe Herzog Albrecht:
Außer einigen günstig verlaufenen Vorfeldgefechten keine wesentlichen Ereignisse.
Auf dem östlichen Kriegsschauplatz ist die Lage unverändert.
Mazedonische Front:
Südwestlich des Dojransees wiesen bulgarische Posten mehrere englische Vorstöße ab.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Keine größeren Kampfhandlungen

Berlin, 18. Juni, abends. (Amtlich.)
Keine größeren Kampfhandlungen.
1)

 

Englische Unmenschlichkeit gegen deutsche schiffbrüchige Marinesoldaten

Berlin, 18. Juni. (Amtlich.)
Aus den nunmehr vorliegenden eidesstattlichen Aussagen der Geretteten des Torpedobootes "S 20", das, wie seinerzeit veröffentlicht, am 5. Juni nach heftigem Gefecht mit überlegenen feindlichen Aufklärungsstreitkräften, bis zum letzten Augenblick feuernd, vor der flandrischen Küste gesunken ist, ist über das Verhalten der Engländer bei Rettung der überlebenden von "S 20“ folgendes festgestellt: Kurz nach Untergang des Bootes fuhren englische Zerstörer an die im Wasser treibenden Schiffbrüchigen heran. Ein Zerstörer mit der Bezeichnung "F 51" setzte einen großen Torpedobootskutter aus, der bei dem herrschenden ruhigen Wetter gut 20 Mann fassen konnte. Er nahm jedoch nur sieben Überlebende über, die übrigen im Wasser treibenden und zum Teil schwerverwundeten Leute, u. a. die Maschinistenmaate Ihle und Nitsche, die später beide ertrunken sind, wurden durch Schläge mit Seitengewehren und Hölzern zurückgeschlagen, als sie sich an dem Kutter festhalten wollten; einem hielt der Bootsoffizier sogar die Pistole vor die Stirn. Die Besatzung des Zerstörers machte keine Anstalten, etwa zehn Leute, die nur zwei bis fünf Meter vom Zerstörer entfernt schwammen, zu retten. Nach Einsetzen des Kutters fuhr der Zerstörer mit hoher Fahrt fort. Weitere Zerstörer, die dicht an den Überlebenden vorbeifuhren, beachteten weder ihre Hilferufe noch ihr Winken; die englischen Seeleute lachten vielmehr, riefen den Schiffbrüchigen Worte zu, die nicht verstanden wurden, und zeigten ihnen Granaten.
Die Vernehmungen haben außerdem ergeben, daß ein englischer Zerstörer durch die artilleristische Wirkung unserer beiden Torpedoboote in Brand geraten war und anscheinend von den Engländern versenkt wurde.
1)

 

Zwei englische Truppentransportdampfer versenkt

Madrid, 18. Juni.
"Imparcial" zufolge hat ein U-Boot in der Nähe von Kap Spartel den englischen Transportdampfer "A. G. 240" (8000 Tonnen), mit Truppen und Kriegsmaterial für Saloniki, versenkt. Der Dampfer wurde von vier U-Boot-Jägern begleitet, von denen zwei gleichfalls untergegangen sind, zwei mit schweren Beschädigungen davonkamen.

London, 18. Juni. (Reuter.)
Amtlich wird mitgeteilt:
Ein feindliches Unterseeboot hat am 2. Juni den britischen Transportdampfer "Cameronian" (5861 Brutto-Registertonnen), der eine geringe Zahl Truppen an Bord hatte, im östlichen Mittelmeer versenkt. 52 Mann der Truppen und 11 Mann von der Besatzung, darunter der Kapitän, werden vermißt.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Italienischer Stützpunkt am Rombon erobert

Wien, 18. Juni.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Nichts Neues.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Im Rombonabschnitt warfen Abteilungen des bosnisch-herzegowinischen Infanterieregiments Nr. 4 den Feind aus einem Stützpunkt, nahmen ihm 1 Offizier und 28 Mann an Gefangenen ab und behaupteten sich gegen mehrere Angriffe in der eroberten Stellung. Sonst nichts von Belang.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Der englische Rückzug in Mazedonien

Sofia, 18. Juni.
Mazedonische Front:
Zwischen dem Wardar und dem Dojransee versuchten englische Erkundungsabteilungen in der Nacht gegen unsere vorgeschobenen Posten bei der Ortschaft Kerschteli vorzustoßen, wurden aber durch unser Feuer zurückgeschlagen. Am Fuße der Bjelassitza haben sich die vordersten Abteilungen der Engländer, die sich in einer Stellung längs des Butkowoflusses befanden, südlich vom Kamme des Kruschagebirges zurückgezogen. An der unteren Struma haben wir in der Ebene zwischen Butkowo und Tahinossee die Ortschaften Tschawdar Mahle, Nevolen, Yeniköj und Yeni Mahle besetzt. Die Engländer halten nur noch mit einigen Kompagnien die Brückenköpfe an der Struma. An der übrigen Front schwaches Artilleriefeuer. Durch Artilleriefeuer brachten wir ein feindliches Flugzeug zum Absturz, das in der Struma-Niederung nördlich der Bjelassitza niederfiel.
Rumänische Front:
Gewehrfeuer bei Mahmudia und Isaccea, bei Tulcea schwaches Artilleriefeuer.

 

Der 1. Weltkrieg im Juni 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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