Der Weltkrieg am 25. Juni 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Ergebnislose englische Angriffe im Lens-Bogen

Großes Hauptquartier, 25. Juni.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: Im Dünenabschnitt und zwischen Yser und Lys war gestern nachmittag der Feuerkampf gesteigert; er dauerte bis in die Nacht an.
Vom La Bassée-Kanal bis auf das südliche Scarpe-Ufer war gleichfalls die Kampftätigkeit lebhafter als in den Vortagen, vormittags scheiterten englische Vorstöße nördlich des Souchezbaches und östlich der Straße von Lens nach Arras. Abends wiederholte der Feind keine Angriffe auf beiden Souchezufern; auch diesmal wurde er zurückgeschlagen. Etwa gleichzeitig stürmten starke englische Kräfte bei Hulluch gegen unsere Stellungen. In nächtlichen Nahkämpfen und durch Feuer wurde der Gegner abgewiesen.
Mit kleinen Abteilungen versuchten die Engländer vergeblich auch an mehreren Stellen zwischen Meer und Somme in unsere Gräben zu dringen.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Die Franzosen griffen zweimal bei Vauxaillon die kürzlich von uns gewonnenen und gehaltenen Linien an. Beide Angriffe blieben ergebnislos; die über freies Feld vorgehenden Sturmwellen erlitten in unserem Feuer hohe Verluste.
Die Artillerietätigkeit war außer an dieser Kampfesstelle auch bei Ailles, östlich von Craonne, westlich der Suippes, bei Ripont und auf dem linken Maasufer rege.
Heeresgruppe Herzog Albrecht: 
Keine größeren Kampfhandlungen.
Gestern sind 8 Flugzeuge und 3 Fesselballone der Gegner abgeschossen worden.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heftiges Feuer an der oberen Strypa und zwischen Zlota Lipa und Narajowka. Hier holten unsere Stoßtrupps eine Anzahl Gefangene aus den russischen Gräben. In den Karpathen war die Gefechtstätigkeit nördlich von Kirlibaba lebhafter als sonst.
Mazedonische Front: 
Am Dojransee und in der Struma-Ebene kam es mehrfach zu Zusammenstößen englischer Streifabteilungen mit bulgarischen Posten.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Keine besondere Kampftätigkeit

Berlin, 25. Juni, abends. (Amtlich.)
Keine besondere Kampftätigkeit.
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Die schweren Verluste der Engländer im Lens-Bogen

Berlin, 25. Juni.
Am 24. Juni und in der Nacht vom 24. zum 25. Juni machten die Engländer an der Arras-Front erneut große Anstrengungen, sich in den Besitz des jedes weitere Vorgehen flankierenden Lens-Bogens zu setzen. Um 11 Uhr vormittags griffen sie südlich der
Stadt nach kurzer starker Artillerievorbereitung an. Im deutschen Maschinengewehr- und Artilleriesperrfeuer brach der Angriff blutig zusammen. Am Abend zwischen 10 und 11 Uhr erneuerten die Engländer den vormittags fehlgeschlagenen Versuch in großem Maßstabe. Südlich Lens brach der Angriff zu beiden Seiten des Souchezbaches verlustreich zusammen. Auch der gleichzeitige Angriff im Norden, westlich und nordwestlich von Hulluch, hatte keinen Erfolg.
In erbitterten nächtlichen Kämpfen wurde der Engländer an den wenigen Stellen, wo er in die deutschen Gräben hatte eindringen können, wieder hinausgeworfen. Er mußte schwere Opfer an Toten und Verwundeten zurücklassen. Auch Gefangene blieben in deutscher Hand. Einen neuerlichen Angriffsversuch machten die Engländer um 2 Uhr 10 Minuten am Morgen des 25. Juni ein Stückchen weiter südlich in der Gegend von Loos. Nur eine kleine Abteilung konnte bis in den ersten deutschen Graben vorkommen, allein sie wurde sofort wieder geworfen. Damit sind alle englischen Versuche, den Lens-Bogen zu nehmen, der sie schon so schwere Opfer gekostet hat, wieder einmal gescheitert.
An der Aisne-Front erschöpfen sich die Franzosen bei Vauxaillon in ergebnislosen blutigen Gegenangriffen gegen die an die Deutschen verlorenen Stellungen.
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Ansprache des Kaisers bei einer Truppenschau im Westen

Berlin, 25. Juni.
Bei einer Truppenschau im Westen hielt der Kaiser am 21. Juni folgende Ansprache:
"Kameraden! Ich bin hierher gekommen, um euch den Dank des Vaterlandes auszusprechen für euer tapferes Kämpfen und zähes Aushalten wider den Feind. An allen Teilen der Westfront, in einzelnen Abteilungen auch an der Ostfront, habt ihr Gelegenheit gehabt, mit deutscher Zähigkeit und unerschütterlicher Tapferkeit in festem Gottvertrauen dem Feinde Trotz zu bieten und seine Wünsche und Hoffnungen zum Scheitern zu bringen. Männer aller Gaue und Stämme stehen hier treu vereint und sind fest entschlossen, dem Gegner auch weiter die Wege zu weisen. Ich spreche den hier versammelten Truppen meine vollste Anerkennung aus für ihre Haltung, meine feste Zuversicht, daß sie wie bisher mit Gottvertrauen auch fernerhin, wo sie eingesetzt werden, ihre Pflicht tun werden und für das Vaterland den Frieden erkämpfen, dessen wir für unsere Weiterentwicklung benötigen. Auch die Abordnungen der Kavallerie heiße ich herzlich willkommen. Es ist den Schwadronen beschieden gewesen, im fernen Osten zu zeigen, was kühner Unternehmungsgeist und schneidiges Reiten und forsche Lanzenführung vermögen. Die Kavallerie hat den alten deutschen Reitergeist mit Glanz erneut in Rumänien bewiesen. Es ist mir eine besondere Freude, den Abordnungen der Regimenter hier meine vollste Anerkennung auszusprechen, die auch den anderen Kameraden mitgeteilt werden möge. Ich freue mich im besonderen, das altbewährte Dragonerregiment Bayreuth von Hohenfriedberg von neuem beglückwünschen zu können. Als ich die Schwadron Borcke im vorigen Spätsommer in Pleß nach Rumänien entlassen habe, da habe ich ihr den Befehl mitgegeben, unter allen Umständen, wo sie sein möge, die alte Tradition hochzuhalten und wenn möglich neue Lorbeeren zu erringen. Das Regiment hat den Erwartungen seines obersten Kriegsherrn entsprochen und Taten ausgeführt, die dem Alten Fritz droben im Elysium zur Freude gereichen. Möge es weiter so bleiben. Es wird nicht locker gelassen, bis ein glücklicher Friede erstritten ist."
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Seit Kriegsbeginn 8638500 Tonnen Handelsschiffsraum vernichtet

Berlin, 25. Juni.
Nach Bekanntgabe der Maibeute unserer U-Boote beziffert sich der Gesamtbetrag der seit Kriegsbeginn durch kriegerische Maßnahmen der Mittelmächte versenkten feindlichen sowie neutralen Handelsschiffe auf 8638500 Brutto-Registertonnen, das sind fast 60 vom Hundert Brutto-Registertonnen mehr, als die deutsche Handelsflotte bei Ausbruch des Krieges zählte. In derselben Zeit wurden außerdem an britischen Kriegsschiffen 157 Einheiten mit einer Verdrängung von 632900 Tonnen und insgesamt 255 feindliche Einheiten mit 892465 Tonnen vernichtet. Dieser Verlust kommt dem Bestand der Kriegsflotte der Vereinigten Staaten von Nordamerika zu Beginn des Krieges etwa gleich.
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Neuerdings 52580 Schiffstonnen versenkt

Berlin, 25. Juni.
Neue U-Boots-Erfolge im Englischen Kanal, im Atlantischen Ozean und in der Nordsee: 24000 Brutto-Registertonnen. (Folgen die Einzelheiten.)
Unsere Mittelmeer-U-Boote haben neuerdings 10 Dampfer und 9 Segler von insgesamt 28580 Brutto-Registertonnen versenkt. (Folgen die Einzelheiten.)

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Stärkere Feuertätigkeit in Ostgalizien

Wien, 25. Juni.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
An mehreren Stellen rege Artillerietätigkeit. Im Abschnitt von der Rarajowka bis Zborow hat das feindliche Feuer wieder erheblich zugenommen und stellenweise planmäßig angehalten. Nordöstlich von Brzezany wurde ein feindlicher Fesselballon in Brand geschossen.
Italienischer und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 25. Juni.
Mazedonische Front:
Lebhaftes Artilleriefeuer im Cerna-Bogen und südlich von Dojran. Drei mit Maschinengewehren ausgerüstete englische Kompagnien rückten gegen unsere vorgeschobenen Posten bei dem Dorfe Brest, nördlich vom Dojransee, vor, wurden jedoch durch Feuer verjagt. An der unteren Struma Scharmützel zwischen Wachabteilungen. Bei Eniköj wurde eine halbe englische Kompagnie durch Feuer vertrieben. Bei Enik Mahle zerstreute eine bulgarische Erkundungsabteilung eine berittene, von Radfahrern begleitete englische Abteilung und erbeutete Fahrräder, Gewehre und anderes Kriegsmaterial.
Rumänische Front:
Bei Isaccea und bei Galatz Geschützfeuer.

 

Die Folgen des Luftangriffes auf London

London, 25. Juni.
Amtlich wird bekanntgegeben, daß die Verluste bei dem Luftangriff auf London am 13. Juni 157 Tote und 432 Verwundete betragen.
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Der 1. Weltkrieg im Juni 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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