Der Weltkrieg am 3. August 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

Ostfront 1. Weltkrieg: Eine von den Russen gesprengte Brücke bei Czernowitz
Eine von den Russen gesprengte Brücke bei Czernowitz

 Der deutsche Heeresbericht:

Befreiung von Czernowitz 

Neue Vorstöße der Engländer abgeschlagen 

Großes Hauptquartier, 3. August.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
An der flandrischen Schlachtfront war gestern bei regnerischem Wetter der Feuerkampf nur an der Küste und nördlich von Ypern besonders heftig.
Vorstöße der Engländer an der Straße Nieuport-Westende und östlich von Bixschote scheiterten, ebenso starke Angriffe bei Langemarck.
Roulers, wohin sich ein großer Teil der belgischen Bevölkerung aus der Kampfzone vor dem Feuer ihrer Befreier geflüchtet hatte, wurde vom Feinde mit schwersten Geschützen beschossen.
Vorfeldgefechte nördlich des La Bassée-Kanals sowie bei Monchy und Harrincourt verliefen für uns günstig.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Westlich von Allemant an der Straße Laon-Soissons drangen französische Kompagnien vorübergehend in einen unserer Gräben; sie wurden sofort wieder vertrieben. Bei Cerny vervollständigten unsere Truppen den Kampferfolg des 31. Juli. Sie bemächtigten sich durch Handstreich der französischen Stellung am Südausgang des Tunnels, hielten sie gegen mehrere Gegenangriffe und führten zahlreiche Gefangene zurück.
Auf dem linken Maas-Ufer wurden morgens und abends nach starker Feuervorbereitung geführte Angriffe der Franzosen beiderseits des Weges Malancourt-Esnes abgeschlagen.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern (Heeresgruppe des Generalobersten v. Boehm-Ermolli):
Östlich von Husiatyn örtliche Kämpfe. Trotz zähen Widerstandes der Russen wurden mehrere Ortschaften am Unterlauf des Zbrucz im Sturm genommen. Bayerischer Landsturm zeichnete sich bei der Eroberung von Kudrynce besonders aus.
Zwischen Dnjestr und Pruth hielt der Feind vormittags noch stand. In den ersten Nachmittagsstunden begann er unter dem Druck der Gruppe des Generals der Infanterie Litzmann nachzugeben und abzuziehen. Die nördlich von Czernowitz aufflammenden Dörfer kennzeichneten seinen Weg.
Heute früh sind von Norden österreichisch-ungarische Truppen des Generalobersten Kritek, südlich von Westen her k. u. k. Truppen unter persönlicher Führung seiner Kaiserlichen Hoheit des Heeresfrontkommandanten Generaloberst Erzherzog Joseph in Czernowitz eingedrungen. Die Hauptstadt der Bukowina ist vom Feinde befreit!
Weiter südlich durchbrachen andere Kräfte der Front des Generalobersten Erzherzogs Joseph schon gestern die russischen Stellungen bei Slobodzia und Dawideny. Czudyn, im Tal des Kleinen Sereth, Saden und Falken in der Suczawa wurden genommen; in Kimpolung dringen österreichisch-ungarische Truppen im Häuserkampf vorwärts.
Auch in den Bergen auf beiden Bistritz-Ufern wurden kämpfend Fortschritte erzielt. Am Mgr. Casinului waren neue Angriffe des Gegners vergeblich und für ihn verlustreich.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Galizien und die Bukowina fast völlig befreit

Berlin, 3. August, abends. (Amtlich.)
Im Westen dauert die Kampfpause in Flandern noch an.
Im Osten ist durch den Siegeslauf der verbündeten Truppen Galizien fast völlig, die Bukowina bereits zum größten Teil vom Feinde befreit.
1)

 

Die Feier der Befreiung von Czernowitz

Berlin, 3. August. (Amtlich.)
An Seine Majestät. Während wir im Westen den ersten Ansturm des großen englisch-französischen Angriffs abgeschlagen und den Franzosen an anderen Teilen der Front empfindliche Schlappen zugefügt haben, ist im Osten der Angriff der deutschen, österreichisch-ungarischen und osmanischen Truppen seit dem 19. Juli unaufhaltsam fortgeschritten.
Czernowitz ist genommen! Österreich-Ungarn ist damit im wesentlichen frei vom Feinde. Eure Majestät bitte ich alleruntertänigst, zu befehlen, daß geflaggt und Viktoria geschossen wird.

gez. v. Hindenburg.

Hierauf haben Seine Majestät der Kaiser Allerhöchst zu befehlen geruht: In Preußen und Elsaß-Lothringen ist Salut zu schießen und zu flaggen.

 

Deutsche Flugzeuge über der Insel Thasos

Berlin, 3. August. (Amtlich.)
Am 2. und 3. August haben deutsche Seeflugzeuge die englische Flugstation auf der Insel Thasos im Ägäischen Meer erfolgreich mit Bomben angegriffen. Es konnten starke Brandwirkung und zahlreiche Explosionen festgestellt werden.

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Kimpolung besetzt

Wien, 3. August.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
Czernowitz ist seit heute früh zum dritten Male aus Russennot befreit. Der Feind gab die Stadt erst nach erbittertem Kampf frei. Bei Komanestie warfen gestern die Truppen des Generalobersten von Köveß in glänzendem Angriff die russischen Linien, wobei das Infanterieregiment 101 (Bekestsaba) besondere Gelegenheit fand, seine kriegerische Tüchtigkeit zu beweisen. Gleichzeitig mußten zwischen Pruth und Dnjestr die Russen dem Druck deutscher und österreichisch - ungarischer Bajonette weichen und gegen die Grenze zurückgehen. Heute früh rückte, während über die Pruthbrücke kroatische Abteilungen in Czernowitz eindrangen, von Süden her der Heeresfrontkommandant Generaloberst Erzherzog Joseph an der Spitze unserer Regimenter unter dem Jubel der Bevölkerung in die Stadt.
Nördlich des Dnjestr versuchte der Feind an mehreren Stellen durch Gegenstoß Entlastung zu gewinnen. Er wurde überall abgewiesen. Die Säuberung des Zbrucz -Winkels ist abgeschlossen.
In der südlichen Bukowina wurde Kimpolung besetzt, in der Dreiländerecke das Westufer der rumänischen Bistritza erreicht. Zwischen dem Oitoz-Paß und dem Casinu-Tal scheiterten neuerlich mehrere mit erheblichem Kraftaufgebot geführte Angriffe des Feindes.
Italienischer und Balkan-Kriegsschauplatz:
Nichts Neues.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 3. August.
Mazedonische Front:
Wenig lebhaftes Artilleriefeuer zwischen den Seen, im Cerna-Bogen, auf der Dobropolje und südlich von Dojran. In der Moglenagegend wurde eine feindliche Erkundungsabteilung mit Handbomben vertrieben. Auf dem linken Ufer des Wardar drang eine unserer Aufklärerabteilungen in feindliche Gräben und fügte dem Gegner empfindliche Verluste zu. An der unteren Struma bei Christian Kamila wurden feindliche Erkundungstruppen durch unser Feuer zurückgedrängt.
Rumänische Front:
Bei Isaccea Gewehrfeuer.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 3. August.
Smyrna wurde am 1. August von feindlichen Fliegern angegriffen. Die Beschädigungen sind bedeutungslos. Eins der feindlichen Flugzeuge wurde durch Artillerie abgeschossen. Die Besatzung, zwei englische Flieger, war tot, das Flugzeug ist vollständig zerstört.
Sinaifront: In der Nacht zum 2. August erbeuteten unsere Patrouillen der Ghazagruppe mehrere Handgranaten, Leuchtpistolen, Drahtscheren und ein Gewehr. Eine andere mehr östlich vorgehende Patrouille stieß auf eine feindliche Patrouille, tötete sechs Engländer und brachte drei als Gefangene ein. In der Nacht zum 2. August wurde der Versuch zweier englischer Kompagnien, gegen unsere Stellungen östlich der Ghazagruppe vorzustoßen, abgewiesen.

 

Der 1. Weltkrieg im August 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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