Der deutsche Heeresbericht:
42000
Gefangene an der Ostfront seit 19. Juli
Oberleutnant Dostler
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Leutnant Gontermann
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Großes
Hauptquartier, 18. August.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
Auf dem Schlachtfeld in Flandern steigerte sich der Artilleriekampf an
der Küste und nordöstlich von Ypern wieder zu äußerster
Stärke, sonst blieb das Feuer geringer als in den letzten Tagen.
Beiderseits der Bahn Boesinghe-Staden führte der Feind nachmittags
einen starken überraschenden Teilangriff, bei dem Langemarck nach
erbittertem Kampf verloren ging. Wir liegen in flachem Bogen um das Dorf.
Im Artois sollten sich unter starkem Feuerschutz englische Kampftruppen
nordwestlich von Lens bereit. Unser Vernichtungsfeuer ließ einen
Angriff nicht zur Entwicklung kommen. Nachts erfolgende schwächere
Vorstöße des Feindes wurden abgewiesen.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Am Chemin-des-Dames lebhafte Artillerietätigkeit bei Cerny, in der
Westchampagne besonders am Keilberg, südwestlich von Moronvilliers.
An der Nordfront von Verdun setzte der Feuerkampf mittags wieder mit voller
Kraft ein und hielt gesteigert bis tief in die Nacht an.
Durch Flieger und Abwehrgeschütze wurden 26 feindliche Flugzeuge
und 4 Fesselballone brennend zum Absturz gebracht. Oberleutnant Dostler
errang seinen 26., Offizierstellvertreter Vizefeldwebel Müller seinen
22., Leutnant Gontermann durch Abschießen des 13. und 14. Fesselballons
seinen 29. und 30. Luftsieg.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Zwischen Ostsee und Schwarzem Meer blieb bei kleinen Vorfeldgefechten
und meist mäßigem Feuer die Lage unverändert.
An der Front des Generalobersten Erzherzogs Joseph führte am 16.
August ein Angriff österreichisch-ungarischer Regimenter südlich
von Grozesci zu vollem Erfolg. Der Feind wurde aus verschanzten Stellungen
im Sturm geworfen und büßte neben hohen blutigen Verlusten
über 1600 Gefangene, 1 Geschütz und 18 Maschinengewehre ein.
Seit dem Beginn der Operationen im Osten am 19. Juli sind in Ostgalizien,
der Bukowina und Moldau in die Hand der verbündeten Truppen gefallen:
655 Offiziere, 41300 Mann, 257 Geschütze, 546 Maschinengewehre. 191
Minenwerfer und 50000 Gewehre. An Kriegsgerät wurde erbeutet: große
Munitionsmassen, 25000 Gasmasken, 14 Panzerkraftwagen, 15 Lastkraftwagen,
2 Panzerzüge, 6 beladene Eisenbahnzüge, außerdem 26 Lokomotiven,
218 Bahnwagen, mehrere Flugzeuge, große Mengen an Fahrzeugen und
erhebliche Lebensmittelvorräte.
Besonders anerkennend ist hervorzuheben, daß bei den letzten Kämpfen
die Munitionskolonnen und Trains sowie die Eisenbahn- und Kraftfahrtruppen
trotz höchster Anforderungen den für die Kampfführung so
wichtigen Verkehr von und zur Front glatt bewältigt haben. Durch
umsichtige Anordnungen und treue Pflichterfüllung von Offizieren,
Beamten und Mannschaften konnten alle Truppenverschiebungen planmäßig
durchgeführt und die kämpfenden Truppen jederzeit mit dem nötigen
Nachschub an Munition, Verpflegung und sonstigem Kriegsbedarf versorgt
werden; im Westen trotz des über mehrere Stellungen hinweg weit ins
Hintergründe reichenden feindlichen Feuers, im Osten trotz aller
Hindernisse, die Land und Wetter bei den umfangreichen Zerstörungen
bereiteten.
Der Erste Generalquartiermeister Ludendorff. 1)
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