Der Weltkrieg am 21. August 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Fortdauer der Schlacht vor Verdun

Großes Hauptquartier, 21. August.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
Außer zeitweise starkem Zerstörungsfeuer in einigen Abschnitten der flandrischen und Arras-Front keine größeren Kampfhandlungen.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Der erste Tag der Schlacht vor Verdun nahm für die Franzosen denselben Ausgang wie die großen englischen Angriffe in Flandern am 31. Juli und 16. August: Überlegenheit an Material und rücksichtsloser Masseneinsatz von Menschen konnte die deutsche Kampfkraft nicht brechen; geringer örtlicher Gewinn steht dem Scheitern des Angriffs auf einer Front von mehr als 20 Kilometer gegenüber.
Am 11. August begann die gewaltige Artillerievorbereitung für den großen Stoß, den gestern auf Englands Geheiß Frankreichs Heer vollzog.
Vom Walde von Avocourt bis zum Ostrand des Caurièreswaldes wurden unsere Stellungen durch die in den letzten Stunden vor dem Angriff aufs höchste gesteigerte Artilleriewirkung des Gegners in ein weites, ödes Trichterfeld verwandelt.
Am frühen Morgen des 20. August brach die französische Infanterie in dichten Angriffswellen unter dem Schutz des nach vorn verlegten Artilleriefeuers tiefgegliedert zum Sturm vor.
An vielen Stellen drangen die schwarzen und weißen Franzosen in unsere Abwehrzone ein, in der jeder Schritt vorwärts unseren Kampftruppen durch blutige Opfer abgerungen werden mußte. Erbitterte Nahkämpfe und kraftvolle Gegenstöße warfen den Feind fast überall zurück.
Der gewaltige Kampf wogte tagsüber hin und her. Auf dem westlichen Maasufer verblieb nur die Höhe Toter Mann und der Südrand des Rabenwaldes den Franzosen; wir liegen hier hart am Nordhang der Berge. Auf dem Ostufer ist die Kampflinie noch weniger verschoben; nur an der Höhe 344 südöstlich von Samogneux und im Fosseswald hat der Feind etwas Boden gewonnen.
Die Maßnahmen der Führung haben sich glänzend bewährt. Neben der mit vorbildlicher Ausdauer und Tapferkeit kämpfenden Infanterie gebührt auch der Artillerie volle Anerkennung, deren vernichtende Wirkung die feindlichen Vorarbeiten und den Aufmarsch zum Angriff empfindlich schädigte, und die an der erfolgreichen Abwehr hervorragenden Anteil hatte. Die anderen Waffen, insbesondere Pioniere und Flieger, trugen zu dem guten Ausgang des Tages wesentlich bei.
Die Verluste der französischen Infanterie sind ihrem Masseneinsatz entsprechend außerordentlich hoch. 
Die Schlacht vor Verdun ist noch nicht zu Ende. Heute morgen sind an vielen Stellen der Front neue Kämpfe entbrannt; Führer und Truppe vertrauen auf günstigen Abschluß.
26 feindliche Flieger sind abgeschossen worden. Wir haben fünf Flugzeuge verloren.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Von der Düna bis zur Donau ist die Lage unverändert.
Mazedonische Front: 
Nichts Neues.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die elfte Isonzo-Schlacht in vollem Gange

Wien, 21. August.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher und Balkan-Kriegsschauplatz:
Unverändert.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die 11. Isonzo-Schlacht ist in vollem Gange. Der Feind setzt alles daran, die Kraft unserer in zehn blutigen Schlachten siegreich gebliebenen Abwehr zu brechen. Dies ist ihm an keinem Punkte der von den Höhen der Julischen Alpen bis an die Adria reichenden Walstatt gelungen. Am Nordflügel der 70 Kilometer langen Linie, im Vrsic- und Krngebiete, löste sich der italienische Angriff dem felsigen Gelände gemäß in Einzelstöße auf, die alle glatt abgeschlagen wurden.
Südlich von Auzza und östlich von Canale vermochte der Feind unter Einsatz neuer Kräfte unsere Front etwas zurückzudrücken. Der feindliche Angriff wurde bei Vrh aufgefangen, nachdem einzelne Abteilungen bis zur vollen Umzingelung ihren Platz behauptet und dann den Rückzug mitten durch den Angreifer gefunden hatten. Zwischen Descla und der Wippach prallte in Tag und Nacht andauernden Kämpfen ein Ansturm nach dem anderen an unseren heldenmütig verteidigten Linien ab. Neben dem Schützenregiment Nr. 7 hat sich wieder die ruhmreiche 1. Landsturmbrigade, Mannschaften aus Österreich nieder und ob der Enns, besonders ausgezeichnet.
Gleich erfolgreich fochten die bewährten Verteidiger der Karsthochfläche. Die Eroberung des zerstörten Dorfes Selo bildet den einzigen örtlichen Erfolg, den hier der Feind, Tausende von Männern opfernd, zu erringen vermochte.
An zwei Schlachttagen blieben über 5600 Gefangene und 30 Maschinengewehre in unserer Hand. Nordwestlich von Arsiero holten Abteilungen des 2. Tiroler Kaiserjäger-Regiments und Sturmpatrouillen 4 Offiziere, 90 Mann und 1 Maschinengewehr aus den italienischen Gräben.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im August 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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