Der Weltkrieg am 28. Oktober 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Görz zurückerobert

Der Eintritt in die venezianische Ebene erkämpft

Großes Hauptquartier, 28. Oktober.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
In Flandern war die Feuertätigkeit längs der Yser-Niederung wiederum stärker als früher, insbesondere bei Dixmude.
Zwischen Blankaartsee und der Straße Menin-Ypern schwoll der Artilleriekampf zeitweilig zu großer Heftigkeit an. Morgens griff der Feind an der flachen Einbruchsstelle südwestlich des Houthoulster Waldes erneut an, ohne größere Vorteile als am Vortage zu erzielen.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Am Oise-Aisne-Kanal verstärkte sich die Feuertätigkeit bei Brancourt und Anizy-le-Château. Nachmittags stießen starke französische Kräfte tiefgegliedert am Chemin-des-Dames östlich von Filain und nordwestlich von Braye gegen unsere Linien vor; sie wurden überall blutig abgewiesen.
Bei Souain, Tahure und Le Mesnil in der Champagne führten unsere Stoßtrupps erfolgreiche Unternehmungen durch.
Auf dem östlichen Maasufer unterhalten die Franzosen starkes Feuer auf die von uns im Chaume-Walde kürzlich gewonnenen Gräben.
Auf dem östlichen Kriegsschauplatz und an der mazedonischen Front keine größeren Kampfhandlungen.
Italienische Front:
Die schnelle Weiterführung des gemeinsamen Angriffs am Isonzo brachte auch gestern volle Erfolge. Italienische Kräfte, die unseren Divisionen den Austritt aus dem Gebirge zu verwehren suchen, wurden in kraftvollem Stoß zurückgeworfen. Abends drangen deutsche Truppen in das brennende Cividale, die erste Stadt in der Ebene, ein. Die Front der Italiener bis zum Adriatischen Meere ist ins Wanken gekommen; auf der ganzen Linie sind unsere Korps im Nachdrängen. Görz, die in den Isonzoschlachten vielumkämpfte Stadt, ist heute früh von österreichisch-ungarischen Divisionen genommen worden. Die Zahl der Gefangenen ist auf mehr als 80000 gestiegen, die Zahl der Geschütze hat sich auf mehr als 600 erhöht.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Bisher 100000 Italiener gefangen

Berlin, 28. Oktober, abends. (Amtlich.) 
In Flandern lebhafte Feuertätigkeit bei Dixmuiden und am Houthoulster Walde. Am Oise-Aisne-Kanal bei Filain örtliche Kämpfe. 
Im Osten nichts Wesentliches. 
Die italienische zweite und dritte Armee sind im Rückzuge nach Westen. Unsere Verfolgung ist vom Gebirge bis zum Meer in schnellem Fortschreiten. An Gefangenen sind bis jetzt 100000, an Geschützen über 700 gezählt.
1)

 

Seegefechte bei Ostende - Leichte englische Seestreitkräfte verjagt

Berlin, 28. Oktober. 
Nördlich Ostende kreuzende leichte Streitkräfte des Gegners wurden am 27. Oktober nachmittags gleichzeitig von unseren Torpedobooten mit Artillerie und einer großen Zahl von Flugzeugen mit Bomben angegriffen. Obwohl der Feind beschleunigt nach Westen abmarschierte, wurden ihm mehrere Treffer beigebracht. Die eigenen Streitkräfte sind unbeschädigt zurückgekehrt. 

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die Rückeroberung von Görz

Prinz Emanuel, Herzog von Aosta
Prinz Emanuel, Herzog von Aosta

Wien, 28. Oktober.
Amtlich wird verlautbart:
Italienischer Kriegsschauplatz:
Gestern ist von unserer Isonzofront die letzte Feste des seit 2½ Jahren ebenso glorreich wie opfervoll geführten Verteidigungskampfes gefallen. Sowohl auf der Karsthochfläche wie im Görzer Abschnitt wurde zum Angriff übergegangen. Die Italiener hielten unserem Ansturm nirgends stand. Am Südflügel wurde Monfalcone durch unsere Vortruppen gewonnen. Oberhalb von Gradisca stürmte in der dritten Morgenstunde Major Mocsary an der Spitze seines tapferen Koesseger Jägerbataillons Nr. 11 über die brennende Isonzobrücke auf das rechte Ufer hinüber und entriß dem Feinde den Monte Wortin. Auf dem Kastell von Görz hißten Abteilungen des Karlovacer Infanterieregiments Nr. 96 um 2 Uhr früh unsere Fahne. In rascher Feindverfolgung wurde westlich der befreiten Stadt der Isonzo übersetzt und die Höhe Podgora erstiegen. Die Hochfläche von Bainsizza-Heiliger Geist liegt, den Monte Kuk inbegriffen, hinter unserer Front. Bei Plava erzwangen sich unsere Truppen in erbitterten Kämpfen den Übergang über den Fluß. Cividale ist in deutscher Hand. In ungestümem Vorwärtsdringen, allen Widerstand des Feindes brechend, gewannen unsere Verbündeten hier den Ausgang in die venezianische Ebene. Die geschlagenen Armeen des Herzogs von Aosta und des Generals Capallo haben bisher 80000 Mann an Gefangenen eingebüßt. Die Zahl der erbeuteten Geschütze wird gering auf 600 geschätzt.

  Der Chef des Generalstabes.

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Italienischer Kriegsschauplatz 1917

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Angriffsversuche in Mazedonien abgewiesen

Sofia, 28. Oktober.
Mazedonische Front:
Lebhafteres Artilleriefeuer westlich von Bitolia, im Cerna-Bogen und stellenweise auf dem linken Wardarufer. Feindliche Erkundungsabteilungen, die an der unteren Struma regere Tätigkeit entwickelten, wurden beim Dorfe Kumli, westlich von Serres, zurückgegeben. Unsere Aufklärungsabteilungen fingen mehrere Engländer, darunter einen Offizier.
Dobrudschafront:
Bei Tulcea und westlich von Isaccea schwache Artillerietätigkeit.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 28. Oktober.
Sinaifront: Am 26. Oktober wurden an der Ghazafront Augriffsabsichten des Gegners erkannt, unser Artilleriefeuer verhinderte die Ausführung. Unsere Truppen, die am 27. Oktober in der Mitte der Sinaifront vorgingen, trafen auf den Höhen von Kossel-Bassal auf 5 feindliche Kavallerieregimenter, die mit schweren Verlusten für den Gegner zurückgeworfen wurden. Zwei darauffolgende feindliche Gegenangriffe schlugen fehl. Der Gegner ließ dabei 200 Tote zurück; 2 Offiziere und 10 Mann wurden gefangengenommen, sowie l Maschinengewehr erbeutet. 1 feindliches Flugzeug erhielt einen Treffer von unseren Abwehrgeschützen und stürzte dicht hinter den feindlichen Linien ab. An den anderen Fronten keine Ereignisse von Bedeutung.

 

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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