Der deutsche Heeresbericht:
Zusammensturz
der ganzen italienischen Isonzo-Front
Die
Verbündeten vor Udine
Otto v. Below
Großes
Hauptquartier, 29. Oktober.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
Dunst und Nebel schränkten in Flandern die Kampffähigkeit ein.
Trotzdem war längs der Yser das Feuer lebhaft; es errechte besonders
bei Dixmude nachts große Heftigkeit. Vorstöße feindlicher
Abteilungen nördlich der Stadt scheiterten.
Zwischen dem Houthoulster Walde und der Lys belegte der Gegner unsere
Kampfzone mit einzelnen starken Feuerwellen. Englische Infanterie, hinter
Trommelfeuer von Rauchgranaten vorgehend, griff nördlich der Bahn
Boesinghe-Staden an; in unserer Abwehrwirkung brachen die Sturmwellen
zusammen.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Am Chemin-des-Dames stürmten starke französische Kräfte
nach heftiger Artillerievorbereitung zweimal bei Braye an. Vor unserem
Feuer, an einzelnen Stellen durch Gegenstoß unserer Grabenbesatzung
gefaßt, mußte der Feind zurückreichen; er hatte schwere
Verluste und ließ Gefangene in unserer Hand.
Bei den anderen Armeen nur stellenweise aufgebende Gefechtstätigkeit.
Seit dem 22. Oktober verloren die Gegner durch Luftkampf und Abwehrfeuer
48 Flugzeuge, davon 3 im Heimatgebiet. Leutnant Müller schoß
den 30. und 31., Leutnant v. Bülow den 22. und 23. feindlichen Flieger
ab.
Mazedonische Front:
Im Becken von Monastir, im Cerna-Bogen und vom Wardar bis zum Dojransee
bekämpften sich die Artillerien lebhaft.
Italienische Front:
Der durch die Erfolge beflügelte Angriffsgeist der deutschen
und österreichisch-ungarischen Divisionen des Generals der Infanterie
Otto v. Below haben die ganze italienische Isonzo-Front zum Zusammensturz
gebracht.
Die geschlagene 2. italienische Armee ist im Zurückfluten gegen den
Tagliamento. Die 3. italienische Armee hat sich dem Angriff auf ihre Stellungen
von der Wippach bis zum Meer nur kurze Zeit gestellt; sie ist in eiligem
Rückzug längs der adriatischen Küste.
Auch nördlich des breiten Durchbruchs ist die italienische Front
in Kärnten bis zum Plöcken-Paß ins Wanken gekommen. Feindliche
Nachhuten versuchten bisher vergeblich, das ungestüme Vorwärtsdrängen
der verbündeten Armeen zu hemmen.
Deutsche und österreichisch-ungarische Truppen stehen vor Udine,
dem bisherigen Großen Hauptquartier der Italiener. Österreichisch-ungarische
Divisionen haben Cormons genommen und nähern sich im Küstenstrich
der Landesgrenze.
Alle Straßen sind von regellos flüchtenden Fahrzeugkolonnen
der italienischen Armeen und Bevölkerung bedeckt; die Gefangenen-
und Beutezahlen sind dauernd im Anwachsen. Heftige Gewitter, verbunden
mit schweren Niederschlägen, entluden sich gestern über dem
gewaltigen Kampffelde der 12. Isonzoschlacht.
Der Erste Generalquartiermeister Ludendorff. 1)
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