Der Weltkrieg am 30. Oktober 1917

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Der 1. Weltkrieg: Die Piazza Vittorio Emanuele in Udine nach der Einnahme der Stadt
Die Piazza Vittorio Emanuele in Udine nach der Einnahme der Stadt

 Der deutsche Heeresbericht:

Udine genommen

Der Vormarsch gegen den Tagliamento

Großes Hauptquartier, 30. Oktober.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
In Flandern war die Artillerietätigkeit im Abschnitt Dixmuiden mit kurzen Unterbrechungen lebhaft.
Zwischen dem Houthoulster Wald und dem Kanal Comines-Ypern erreichte der Feuerkampf gestern zeitweilig große Stärke. Er blieb auch nachts heftig und hat sich heute morgen zum Trommelfeuer gesteigert.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Beiderseits von Braye am Chemin-des-Dames faßten die Franzosen gegen Abend ihr Feuer zu kräftiger Wirkung zusammen. Nach vorübergehendem Nachlassen hat sich der Artilleriekampf seit Tagesanbruch dort wieder verstärkt.
Auch in den anderen Teilen der Westfront war der Einsatz der Artillerie größer als in den letzten Tagen.
Auf dem rechten Maas-Ufer brachen bewährte Kampftruppen nach wirksamer Feuervorbereitung in die feindlichen Stellungen nordwestlich von Bezonvaux ein. Die in 1200 Meter Breite eroberten Gräben wurden gegen vier bis in die Nacht wiederholte Angriffe starker französischer Kräfte gehalten. Mehr als 200 Gefangene sind eingebracht worden. Der Feind hat schwere blutige Verluste erlitten.
Bei den anderen Armeen riefen eigene und feindliche Erkundungsvorstöße mehrfach lebhafte Artillerietätigkeit hervor.
Auf dem östlichen Kriegsschauplatz und an der mazedonischen Front keine größeren Kampfhandlungen.
Italienische Front:
Udine ist von den verbündeten Truppen der 14. Armee genommen! Der bisherige Sitz der italienischen Obersten Heeresleitung ist damit am 6. Tage der erfolgreichen Operation in unsere Hand gefallen.
Unaufhaltsam, keiner Anstrengung achtend, drängen unsere Divisionen in der Ebene dem Lauf des Tagliamento zu.
An den wenigen Übergängen des durch die Regengüsse hochangeschwollenen Flusses staut sich der Rückzug des geschlagenen feindlichen Heeres.
Die aus Kärnten vorgehenden Truppen haben auf der ganzen Front venezianischen Boden betreten und sind im Vorwärtsdrängen gegen den Oberlauf des Tagliamento.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Panzerwerk Lanza erobert


v. Krobatin

Krauß

v. Below

Wien, 30. Oktober.
Amtlich wird verlautbart:
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die durch die 12. Isonzoschlacht geschaffene Lage wirkt bis in die Gebirge am obersten Tagliamento zurück, wo die Kärtner Armee des Generalobersten Freiherrn v. Krobatin, jeden Widerstand überwindend, auf venezianischem Boden rasch süd- und westwärts Raum gewinnt. Die Streitkräfte des Generals der Infanterie Alfred Krauß haben schon am 28. Oktober mittags die erste Bresche in das weitauslaufende befestigte Lager von Gemona geschlagen, indem sich das tapfere untersteirische Schützenregiment Nr. 28 durch Handstreich des Panzerwerkes auf dem Monte Lanza bemächtigte. Das entscheidende Vorgehen der verbündeten Truppen des Generals v. Below ist durch den Gewinn von Udine gekrönt worden. Weiter südlich wälzen sich, noch getrennt durch unsere im Küstenlande verfolgenden Armeen, die regellosen Massen des geschlagenen Feindes gegen den hochgehenden unteren Tagliamento zurück. Die Räume hinter den Fronten der Verbündeten erhalten durch lange Gefangenenzüge und durch die Kriegsbeute vielfach das Aussehen eines italienischen Heerlagers.
Östlicher Kriegsschauplatz und Albanien:
Nichts zu melden.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 30. Oktober.
Mazedonische Front:
Auf der ganzen Front schwaches Störungsfeuer, das nur etwas lebhafter im Cerna-Bogen war. Östlich vom Wardar wurden nach längerem Luftkampf 3 feindliche Flugzeuge abgeschossen, darunter 2 hinter unseren Stellungen. 2 der Flieger wurden gefangengenommen.
Dobrudschafront:
Bei Tulcea das übliche Störungsfeuer.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 30. Oktober.
Sinaifront: Das Artilleriefeuer im Ghaza-Abschnitt hält an.
Kaukasusfront: Russische Kompagnien, die in der Mitte und im linken Abschnitt an drei verschiedenen Punkten vorzugehen versuchten, wurden abgewiesen.

 

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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