Ukrainische Bitte an Deutschland um militärische Unterstützung
Berlin, 16. Februar.
Die ukrainische Delegation in Brest-Litowsk hat der deutschen Reichsregierung eine Erklärung an das deutsche Volk übermittelt, in der es u. a. heißt:
An das deutsche Volk! Am 9. Februar des Jahres haben wir in dem tiefen und heißen Wunsche, mit unseren Nachbarvölkern in Friede und Freundschaft zu leben, einen Friedensvertrag mit den Staaten des Vierbundes unterschrieben, um dem nutzlosen Bruderkriege ein Ende zu machen und alle unsere Kraft auf das eine Ziel zu vereinigen, uns die Form für ein eigenes selbständiges staatliches Leben zu schaffen.
Aber die freudige Nachricht vom 9. Februar, nach der sich die arbeitenden Massen unseres Volkes so sehr gesehnt hatten, hat uns keinen Frieden in unser Land gebracht. Die russischen Maximalisten, die vor einem Monat die fast nur aus Sozialisten bestehende allrussische verfassunggebende Versammlung in Petrograd auseinandergejagt haben, haben jetzt, wie sie sagen, den heiligen Krieg gegen die Sozialisten der Ukraine unternommen. Diese barbarische Invasion unserer nördlichen Nachbarn hat sich noch einmal zum Ziele gesetzt, wie schon früher in unserer Geschichte, unter scheinheiligen Vorwänden die Selbständigkeit unseres Staates zu vernichten.
Wir sehen die Früchte unserer jungen Revolution in Gefahr und müssen für unsere kaum errungene Freiheit fürchten. Blutige Zusammenstöße mit den russischen Banden finden täglich statt. In Wolhynien und an anderen Punkten sammeln wir neue Kräfte, um uns den immer neu von Norden eindringenden Hausen entgegenzustellen. In diesem harten Kampf um unsere Existenz sehen wir uns nach Beistand um. Wir sind tief überzeugt davon, daß das fried- und ordnungsliebende deutsche Volk nicht gleichgültig bleiben wird, wenn es von unserer Not erfährt. Das deutsche Heer, das in der Flanke unseres nördlichen Feindes steht, besitzt die Macht, uns zu helfen und durch sein Eingreifen unsere nördlichen Grenzen vor dem weiteren Eindringen des Feindes zu schützen. 1) |