Der Weltkrieg am 16. Februar 1918

DEUTSCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Verschärfter Artilleriekampf bei Tahure

Großes Hauptquartier, 16. Februar. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
In einzelnen Abschnitten Artillerietätigkeit, die sich in der Champagne zwischen Tahure und Ripont am Abend verschärfte. 
Kleinere Unternehmungen unserer Infanterie in Flandern und östlich von St. Mihiel hatten Erfolg.
Von den anderen Kriegsschauplätzen nichts Neues.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Fortdauer des Krieges im Osten - Der Waffenstillstand mit Rußland abgelaufen

Berlin, 16. Februar. (Amtlich.)
In seiner bekannten Erklärung vom 10. Februar hat Herr Trotzki zwar für Rußland die Beendigung des Kriegszustandes und die Demobilmachung verkündet, zugleich aber die Unterzeichnung eines Friedensvertrages abgelehnt. Er hat sich geweigert, an einer ihm vorgeschlagenen Vollsitzung, in der ihm die Entschließungen des Vierbundes mitgeteilt werden sollten, teilzunehmen, und hat die Verhandlungen abgebrochen. Durch die einseitige russische Erklärung ist selbstverständlich der Kriegszustand nicht beseitigt und der Friedenszustand nicht an seine Stelle gesetzt worden. Vielmehr hat die Weigerung, einen Friedensvertrag zu unterzeichnen, die Herstellung des Friedens unmöglich gemacht. Gerade zur Herstellung eines Friedens aber war der Waffenstillstandsvertrag vom 15. Dezember 1917, wie der Vertrag in seiner Einleitung ausdrücklich hervorhebt, abgeschlossen worden.
Mit dem Verzicht auf den Frieden hat daher das bolschewistische Rußland auch auf die Fortdauer des Waffenstillstandes verzichtet. Dieser Verzicht ist der Kündigung gleichzusetzen. 
Die Kaiserliche Regierung stellt hiernach fest, daß die Petersburger Regierung durch ihr Verhalten den Waffenstillstand tatsächlich gekündigt hat. Die Kündigung ist als am 10. Februar erfolgt anzusehen. Die deutsche Regierung muß sich demgemäß nach Ablauf der vertraglich vorgesehenen siebentägigen Kündigungsfrist freie Hand nach jeder Richtung vorbehalten.
1)

 

Neuer Streifzug deutscher Kriegsfahrzeuge in den Ärmelkanal

Oberleutnant zur See Christiansen
Oberleutnant zur See Christiansen

Berlin, 16. Februar. (Amtlich.)
In der Nacht vom 15. zum 16. Februar haben abermals leichte deutsche Seestreitkräfte einen Streifzug in den östlichen Teil des Ärmelkanals durchgeführt. Die bisherige umfangreiche Bewachung in der Straße von Dover-Calais und in der Linie Kap Grisnez-Folkestone war nicht mehr vorhanden. Nur vor Dover wurde ein Vorpostendampfer angetroffen und durch Geschützfeuer versenkt. Unsere Seestreitkräfte sind ohne Zwischenfall zurückgekehrt. 
Am 16. Februar griffen unsere Flugzeuge in den südlichen Hoofden englische Wasserflugzeuge an, die einen von England nach Rotterdam fahrenden Geleitzug begleiteten. Eines der Flugboote wurde durch Oberleutnant zur See d. Res. Christiansen brennend zum Absturz gebracht. 
Auf dem nördlichen Kriegsschauplatz wurden von unseren U-Booten 6 Dampfer versenkt, darunter 2 mittelgroße Tankdampfer dicht unter der englischen Ostküste.

Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Die Kommissionen der Mittelmächte verlassen Petersburg

Berlin, 16. Februar. (Amtlich.)
Die deutsche Kommission sowie die Kommissionen der verbündeten Staaten haben Petersburg gestern verlassen und heute morgen auf dem Rückwege die deutsche Linie passiert.
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Ukrainische Bitte an Deutschland um militärische Unterstützung

Berlin, 16. Februar.
Die ukrainische Delegation in Brest-Litowsk hat der deutschen Reichsregierung eine Erklärung an das deutsche Volk übermittelt, in der es u. a. heißt:
An das deutsche Volk! Am 9. Februar des Jahres haben wir in dem tiefen und heißen Wunsche, mit unseren Nachbarvölkern in Friede und Freundschaft zu leben, einen Friedensvertrag mit den Staaten des Vierbundes unterschrieben, um dem nutzlosen Bruderkriege ein Ende zu machen und alle unsere Kraft auf das eine Ziel zu vereinigen, uns die Form für ein eigenes selbständiges staatliches Leben zu schaffen.
Aber die freudige Nachricht vom 9. Februar, nach der sich die arbeitenden Massen unseres Volkes so sehr gesehnt hatten, hat uns keinen Frieden in unser Land gebracht. Die russischen Maximalisten, die vor einem Monat die fast nur aus Sozialisten bestehende allrussische verfassunggebende Versammlung in Petrograd auseinandergejagt haben, haben jetzt, wie sie sagen, den heiligen Krieg gegen die Sozialisten der Ukraine unternommen. Diese barbarische Invasion unserer nördlichen Nachbarn hat sich noch einmal zum Ziele gesetzt, wie schon früher in unserer Geschichte, unter scheinheiligen Vorwänden die Selbständigkeit unseres Staates zu vernichten.
Wir sehen die Früchte unserer jungen Revolution in Gefahr und müssen für unsere kaum errungene Freiheit fürchten. Blutige Zusammenstöße mit den russischen Banden finden täglich statt. In Wolhynien und an anderen Punkten sammeln wir neue Kräfte, um uns den immer neu von Norden eindringenden Hausen entgegenzustellen. In diesem harten Kampf um unsere Existenz sehen wir uns nach Beistand um. Wir sind tief überzeugt davon, daß das fried- und ordnungsliebende deutsche Volk nicht gleichgültig bleiben wird, wenn es von unserer Not erfährt. Das deutsche Heer, das in der Flanke unseres nördlichen Feindes steht, besitzt die Macht, uns zu helfen und durch sein Eingreifen unsere nördlichen Grenzen vor dem weiteren Eindringen des Feindes zu schützen.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im Februar 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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