Der Weltkrieg am 23. April 1918

DEUTSCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Feindliche Angriffe bei Albert abgeschlagen

Deutsche Kampfflieger: Leutnant Menkhoff
Leutnant Menkhoff

Großes Hauptquartier, 23. April. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
An den Schlachtfronten blieb die Gefechtstätigkeit auf zeitweilig auflebenden Artilleriekampf und örtliche Infanterieunternehmungen beschränkt. Die englische Infanterie war namentlich zwischen Lens und Albert sehr tätig. Erkundungsabteilungen, die an zahlreichen Punkten gegen unsere Linien vorstießen, wurden überall zurückgeschlagen. Vergeblich versuchte der Feind mit starken Kräften das am 21. April am Walde von Aveluy verlorene Gelände wiederzunehmen und beiderseits der Straße Bouzincourt- Aveluy die Bahn nördlich von Albert zu gewinnen. In mehrfachem verlustreichen Ansturm büßte er Gefangene ein. An der übrigen Front nichts von Bedeutung. 
An den beiden letzten Tagen wurden 30 feindliche Flugzeuge abgeschossen. Leutnant Buckler errang seinen 32., Leutnant Menkhoff seinen 25. Luftsieg. 
Mazedonische Front: 
Zwischen Ochrida- und Prespasee sowie nordwestlich von Monastir Artillerie- und Minenkampf. Deutsche Abteilungen stießen westlich von Makovo in französische Stellungen vor, bulgarische Truppen wehrten südlich vom Dojransee englische Teilangriffe ab. Einige Franzosen und Engländer wurden gefangen.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Rittmeister Freiherr v. Richthofen gefallen

Rittmeister Manfred Freiherr v. Richthofen

Rittmeister Manfred Freiherr v. Richthofen

Berlin, 23. April.
Am 21. April ist Rittmeister Manfred Freiherr v. Richthofen von einem Jagdflug an der Somme nicht zurückgekehrt. Nach den übereinstimmenden Wahrnehmungen seiner Begleiter und verschiedener Erdbeobachter stieß Richthofen einem feindlichen Jagdflugzeug in der Verfolgung bis in geringe Höhe nach, als ihn anscheinend eine Motorstörung zur Landung hinter den feindlichen Linien zwang. Da die Landung glatt verlief, bestand die Hoffnung, daß Richthofen unversehrt gefangen sei. Eine Reuter-Meldung vom 23. April aber läßt keinen Zweifel mehr, daß Rittmeister Freiherr v. Richthofen den Tod gefunden hat. Da Richthofen als Verfolger von seinem Gegner nicht gut getroffen sein kann, so scheint er einem Zufallstreffer von der Erde zum Opfer gefallen zu sein. Nach der englischen Meldung ist Richthofen auf einem Kirchhofe in der Nähe seines Landungsplatzes am 22. April unter militärischen Ehren bestattet worden.
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Richthofens Heldentod

London, 23. April. (Reuter-Meldung.)
Der folgende Bericht über den Tod Richthofens ist von dem offiziellen Kriegskorrespondenten bei den australischen Truppen in Frankreich eingegangen:
Richthofen wurde gestern abgeschossen, als er in geringer Höhe diesseits der australischen Front flog. Die Kugel, die ihn traf, ist wahrscheinlich von dem Kanonier Lewis bei einer Batterie der australischen Feldartillerie abgefeuert worden. Richthofen fiel am Ende eines heftigen Kampfes zwischen britischen und deutschen Geschwadern. Ein britischer Flieger ist der Meinung, daß er Richthofen abgeschossen hat. Richthofen, der einen Dreidecker steuerte, wurde getroffen, als er sehr niedrig über dem Boden flog, und als er selbst einen britischen Aufklärer herunterjagte. Der deutsche Meisterflieger stürzte nieder, das Flugzeug ging krachend in Stucke. Nur eine Kugel wurde in Richthofens Körper gefunden, sie war in die linke Seite eingedrungen und gerade durchs Herz gegangen.
Der Kampf begann, als zwei australische Flugzeuge, die sich ziemlich weit hinter den deutschen Linien befanden, plötzlich sechs feindliche Flugzeuge über sich bemerkten. Die Deutschen gingen sofort zum Angriff nieder und fassten uns in der Flanke und im Rücken. Die Australier machten Kehrt und schossen nach rückwärts; einer der feindlichen Dreidecker stürzte anscheinend steuerlos herunter. Die Australier gingen selbst herab, um sich gegen einen etwaigen Wiederaufstieg zu sichern. Sie befanden sich jetzt außerhalb des Kampfes, der sich über der Somme zwischen etwa fünfzehn Flugzeugen auf jeder Seite abspielte. Das britische Geschwader von Kampfaufklärern (Fighting Scouts) hatte ein feindliches Geschwader angegriffen, und die Australier waren augenscheinlich nur auf einen Teil davon gestoßen.
Bis zur Feststellung von Richthofens Tod hatte man nicht erkannt, daß es sich um sein berühmtes Flugzeug handelte. Die Persönlichkeit ließ sich nach den Papieren und der Uhr des Getöteten deutlich feststellen.

Paris, 23. April.
Der Korrespondent der Agentur Havas an der britischen Front telegraphiert über die Beisetzung des Freiherrn v. Richthofen, daß ihm die militärischen Ehren in vollem Umfang erwiesen wurden. Ein Geistlicher nahm nach anglikanischem Ritus die gottesdienstliche Handlung vor. 6 britische Fliegeroffiziere trugen den Sarg zur Gruft und legten Kränze mit den deutschen Farben im Namen des Hauptquartiers seiner Brigade und mehrerer Geschwader, darunter eines australischen, nieder. Einer dieser Kränze trug die Inschrift "Dem tapferen und würdigen Feinde."
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Seescharmützel im Grenzgebiet der Deutschen Bucht

Berlin, 23. April. (Amtlich.)
Eine unserer Patrouillen stieß am 20. April nachmittags im Grenzgebiet der Deutschen Bucht nördlich Terschelling auf leichte feindliche Streitkräfte, die sich nach kurzem Feuergefecht mit höchster Fahrt zurückzogen.
Der Feind hat mehrere Treffer erhalten. Unsere Streitkräfte haben keine Beschädigungen und keine Verluste.

Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im April 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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