Der Weltkrieg am 1. Mai 1918

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Französische Angriffe westlich des Kemmel gescheitert - Feodosia besetzt

Großes Hauptquartier, 1. Mai. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
In Flandern lebte der Feuerkampf in den Abschnitten von Loker und Dranoeter zu größerer Heftigkeit auf. Frisch in den Kampf geworfene französische Kräfte versuchten vergeblich gegen Dranoeter vorzudringen. Ihr mehrfacher Ansturm brach in unserem Feuer zusammen. 
Auf dem Schlachtfelde beiderseits der Somme führten wir erfolgreiche Erkundungen durch. Vorstöße in die feindlichen Linien südwestlich von Noyon und über den Oise Aisne- Kanal bei Varesnes brachten mehr als 50 Gefangene ein. 
An der übrigen Front nichts von Bedeutung. 
Osten (Finnland): 
In verzweifelten Kämpfen versuchte der Feind unsere Linien nordwestlich von Tavastehus und bei Lahti zu durchbrechen. Unter schwersten Verlusten wurde er zurückgeschlagen. Finnländische Truppen haben die Festung Wiborg genommen. 
Ukraine: 
In der Krim haben wir Feodosia kampflos besetzt.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Hazebrouck unter deutschem Feuer

Berlin, 1. Mai.
Der Bahnhof Hazebrouck lag am 29. April unter zusammengefaßtem deutschen Feuer. Einwandfrei wurde starke Wirkung festgestellt. Mehrere Brände sind beobachtet.
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Neue Beschießung von Paris

Paris, 1. Mai. (Havas-Meldung.)
Das große Geschütz hat die Gegend von Paris wieder beschossen. Drei Frauen wurden leicht verwundet.
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Verhaftung des ukrainischen Kriegsministers - Einsetzung deutscher Militärgerichte in Kiew

Berlin, 1. Mai.
In letzter Zeit machte sich in Kiew eine scharfe Agitation bemerkbar, die sich anscheinend gegen den deutschen Einfluß in der Ukraine richtete. Unsere Bemühungen, Ordnung zu schaffen, erfuhren von der Regierung eine völlig ungenügende Unterstützung, die außerdem keinerlei Maßregeln traf, um die Frühjahrsaussaat und die dadurch bedingte Erfüllung ihrer vertraglichen Verpflichtungen zu sichern. Feldmarschall v. Eichhorn sah sich deshalb nach Einvernehmen mit dem kaiserlichen Botschafter Freiherrn v. Mumm genötigt, einen Erlaß über die Ausführung der Frühjahrsbestellungen zu veröffentlichen, der von der ukrainischen Presse entstellt wiedergegeben wurde, was Aufregung im Lande und in der Rada einen Protest hervorrief. Es ergaben sich sogar Anzeichen, daß Mitglieder der Regierung selbst sich an der Agitation gegen uns beteiligten.
Unter diesen Verhältnissen gewann die willkürliche Verhaftung des Direktors der Russischen Bank für auswärtigen Handel, Dobry, eine besondere Bedeutung. Dieser wurde ohne nähere Erklärungen im Namen des "Bundes zur Befreiung der Ukraine" in seinem Quartier überfallen und weggeschleppt. Zur Hilfe gerufene Soldaten der Regierungsmiliz weigerten sich, ihn zu schützen. Sein Aufenthalt ist zurzeit noch unbekannt. Dobry war als ukrainischer Finanzsachverständiger mit den deutschen Mitgliedern der Wirtschaftskommission in enge Fühlung getreten und hatte sich große Verdienste um fachgemäße Zusammenarbeit mit der deutschen und österreichischen Delegation erworben. Außerdem liefen Nachrichten ein, daß weitere Verhaftungen folgen sollten; zugleich mehrten sich die Anzeichen für den Verdacht, daß die Verhaftung von Mitgliedern der Regierung selbst ausgegangen war.
Dieser Entwicklung der Dinge konnte das deutsche Oberkommando nicht ruhig zusehen. Der Gewaltakt bedeutete den Wiederbeginn der Anarchie, und die Regierung hatte sich als zu schwach erwiesen, die Rechtssicherheit in Kiew zu schützen. Feldmarschall v. Eichhorn verfügte daher im Einverständnis mit dem kaiserlichen Botschafter Freiherrn v. Mumm zur Sicherung der Stadt Kiew besondere Maßnahmen, die im wesentlichen auf die Einsetzung von Militärgerichten, die strenge Bestrafung allgemeiner Verbrechen und Androhung schwererer Strafen gegen jede Störung der Ordnung abzielten. Inzwischen war die Untersuchung des Falles Dobry bereits einem Deutschen Militärgericht übertragen. Sie führte unter anderen zur Verhaftung des Kriegsministers Shukowski, des Abteilungschefs im Ministerium des Innern Dajewsti, der Frau des Ministers des Innern Tkatschenko, des Kommandanten der Stadtmiliz Bogazki und des Abteilungschefs im Ministerium des Äußeren Ljubinski. Die gerichtliche Untersuchung wird fortgesetzt.
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Staatsumwälzung in der Ukraine - Sturz der Radaregierung

Kiew, 1. Mai.
Die hier eingetroffene Bauerndeputation hat die bisherige Radaregierung gestürzt, und es ist eine neue Regierung in Bildung begriffen. Die aus Anlaß des Falles Dobry verhafteten ukrainischen Beamten sind inzwischen wieder freigelassen worden.
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Ein englisches Kanonenboot versenkt

Amsterdam, 1. Mai. (Reuter-Meldung.)
Nach einer amtlichen Meldung ist das britische Kanonenboot "Cowslip" am 25. April durch Torpedoschuß versenkt worden. Fünf Offiziere und ein Mann werden vermißt.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 1. Mai. 
Amtlich wird verlautbart:
Die regere Gefechtstätigkeit an der Südwestfront hielt auch gestern tagsüber an. An vielen Stellen wurden italienische Erkundungen vereitelt.

 Der Chef des Generalstabes.

 

Der 1. Weltkrieg im Mai 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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