Der Weltkrieg am 15. Juni 1918

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Gegenangriffe bei Villers-Cotterets abgewiesen 

10000 Mann russische Banden bei Taganrog vernichtet 

General Knörzer
General Knörzer

Großes Hauptquartier, 15. Juni. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Rege Erkundungstätigkeit. Südwestlich von Merris machten wir Gefangene. Stärkere Vorstöße des Feindes an der Ancre wurden abgewiesen. Artillerie- und Minenwerferkampf lebte am Abend beiderseits der Somme auf. 
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: 
Südwestlich von Noyon blieb die Infanterietätigkeit auf örtliche Kampfhandlungen beschränkt. Das Artilleriefeuer ließ an Stärke nach. 
Südlich der Aisne blieb der Artilleriekampf gesteigert. Mehrfache Teilangriffe, die der Feind gegen unsere Linien im Walde von Villers-Cotterets führte, wurden abgewiesen. Die Gefangenenzahl aus den letzten Kämpfen südlich der Aisne hat sich auf 48 Offiziere und mehr als 2000 Mann erhöht. 
Leutnant Udet errang seinen 30., Leutnant Kirstein seinen 25. und 26. Luftsieg. 
Osten: 
Heeresgruppe Eichhorn: 
Etwa 10000 Mann starke russische Banden, die von Jeisk kommend in der Miuß-Bucht an der Nordküste des Asowschen Meeres landeten und zum Angriff auf Taganrog vorgingen, wurden vernichtet. Teile des Feindes, die auf Booten und Flößen zu entkommen versuchten, wurden im Wasser zusammengeschossen. 

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.

Kiew, 14. Juni.
Die Heeresgruppe Eichhorn veröffentlicht heute folgendes Telegramm an Generalfeldmarschall v. Eichhorn:
Euer Exzellenz melde ich einen Erfolg der mir unterstellten Truppen westlich Taganrog. Meine Bataillone, Eskadrons und Batterien haben die bolschewistische Rote Garde, die, unter dem Befehl eines tschechischen Offizier stehend, seit 10. Juni von Jeisk kommend, etwa zehntausend Mann an der diesseitigen Küste des Asowschen Meeres landete und zum Angriff gegen Taganrog vorging, nahezu vernichtet. Über dreitausend Tote der bolschewistischen Roten Garde bisher gezählt, ohne die im Wasser Umgekommenen. Unsere Verluste sind gering.

General Knörzer. 1)

 

Kaiser Wilhelm II, Kronprinz Wilhelm und Generalfeldmarschall Hindenburg
Feier des Regierungsjubiläums von Kaiser Wilhelm II. im deutschen Großen Hauptquartier

Der Kaiser über den Krieg mit England

Feier des 30jährigen Regierungsjubiläums im Großen Hauptquartier

Berlin, 15. Juni.
Seine Majestät der Kaiser verbrachte den heutigen Jahrestag zusammen mit dem Kronprinzen und dem Prinzen Heinrich im Großen Hauptquartier. Auf eine Ansprache des Feldmarschalls v. Hindenburg erwiderte der Kaiser unter anderem:
Das deutsche Volk ist beim Ausbruch des Krieges sich nicht darüber klar gewesen, was dieser Krieg bedeuten wird. Ich wußte es ganz genau, deswegen hat mich auch der erste Ausbruch der Begeisterung nicht getäuscht oder irgendwie in meinen Zielen und Erwartungen eine Änderung hervorbringen können. Ich wußte ganz genau, um was es sich handelte, denn der Beitritt Englands bedeutete einen Weltkampf, ob gewollt oder nicht. Es handelte sich nicht um einen strategischen Feldzug, es handelte sich um den Kampf von zwei Weltanschauungen. Entweder soll die preußisch-deutsch-germanische Weltanschauung, Recht, Freiheit, Ehre und Sitte, in Ehre bleiben, oder die angelsächsische, das bedeutet: dem Götzendienste des Geldes verfallen. Die Völker der Welt arbeiten als Sklaven für die angelsächsische Herrenrasse, die sie unterjocht. Die beiden Anschauungen ringen miteinander, und da muß die eine unbedingt überwunden werden; und das geht nicht in Tagen und Wochen, auch nicht in einem Jahre. Dieses war mir klar; und da danke ich dem Himmel, daß er Eure Exzellenz und Sie, mein lieber General, mir als Berater zur Seite gestellt hat. Daß das deutsche Volk und Heer - Volk und Heer ist ja jetzt dasselbe - zu Ihnen voll Dankbarkeit hinaufblickt - brauche ich nicht zu sagen. Ein jeder draußen weiß, wofür er kämpft, das gibt der Feind selbst zu, und infolgedessen werden wir den Sieg erringen. Den Sieg der deutschen Weltanschauung, den gilt es. Ich trinke mein Glas auf das Wohl der hohen Führer meines Heeres, des Generalstabes und des gesamten deutschen Heeres. Hurra.
1)

 

Dank des Kaisers an den Kronprinzen

Berlin, 15. Juni. (Amtlich.)
Seine Majestät der Kaiser richtete an den Kronprinzen folgendes Telegramm:
Unter Deiner Führung haben die siegreichen Armeen des Generalobersten v. Boehn, der Generale v. Below und v. Hutier den Feind empfindlich geschlagen und den Ansturm seiner heraneilenden Heeresreserven zum Scheitern gebracht. 65000 Gefangene, mehr als 1000 Geschütze sind die äußeren Zeichen dieser gewaltigen Schlachterfolge. Dir, den beteiligten Führern und den Truppen spreche ich Meinen und des Vaterlandes Dank aus. Der Angriffsgeist und die Angriffskraft Meiner unvergleichlichen Truppen verbürgen den endgültigen Sieg. Gott wird weiter helfen! Wilhelm, I. R.
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Die Torpedierung des "President Lincoln"

Kapitänleutnant Remy
Kapitänleutnant Remy

Berlin, 15. Juni. (Amtlich.)
Eines unserer Unterseeboote, Kommandant Kapitänleutnant Remy (Walter), hat neuerdings im Atlantischen Ozean 3 Dampfer mit zusammen über 28000 Brutto-Registertonnen vernichtet, und zwar den mit vier 15,2-cm-Geschützen bewaffneten amerikanischen Truppentransporter "President Lincoln" (18168 Brutto-Registertonnen) und die bewaffneten englischen Dampfer "Begum" (4646 Brutto-Registertonnen) und "Carlton" (5262 Brutto-Registertonnen). Die militärische Besatzung des "President Lincoln" bestand aus 40 Offizieren und etwa 650 Mann der Marine; außerdem befanden sich noch 20 Offiziere und Mannschaften der Armee an Bord, die nach Amerika zurückbefördert werden sollten. Vermutlich ist der größte Teil der Besatzung bei der Versenkung des Schiffes umgekommen.

Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Gesteigertes Geschützfeuer an der Südwestfront 

Wien, 15. Juni. 
Amtlich wird verlautbart:
Heute früh steigerte sich das Geschützfeuer in vielen Abschnitten der Südwestfront zu großer Stärke. 
An der albanischen Front sind gestern neuerliche unter Einsatz von Reserven durchgeführte Angriffe nordwestlich Sinapremta gescheitert.

 Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im Juni 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 8
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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