Der Weltkrieg am 20. Juli 1918

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

FRANZÖSISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Zurücknahme der deutschen Truppen aufs Nordufer der Marne

Der vereitelte Durchbruch der Franzosen

Leutnant Löwenhardt
Leutnant Löwenhardt

Großes Hauptquartier, 20. Juli.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
Die Tätigkeit der Engländer nahm in einzelnen Abschnitten zu. Gegen Meteren, nördlich von Merris und südlich von Vieux-Berquin griff der Feind am Vormittag an. In Meteren faßte er Fuß. Im übrigen wurde er abgewiesen und ließ Gefangene in unserer Hand.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Zwischen Aisne und Marne nimmt die Schlacht ihren Fortgang. Von neuem setzte der Feind zum Durchbruch auf der ganzen Kampffront an. Panzerwagen drangen am frühen Morgen in Teile unserer vorderen Linien ein. Nach erbittertem Kampf war gegen Mittag der erste Stoß des Feindes auf den Höhen südwestlich von Soissons - westlich von Hartennes - östlich von Neuilly - nordwestlich von Château-Thierry - zum Scheitern gebracht. Die von Fliegern im Anmarsch auf das Schlachtfeld gemeldeten und von ihnen wirksam bekämpften feindlichen Kolonnen kündeten Fortführung der Angriffe an. Sie erfolgten gegen Abend nach stärkster Feuersteigerung. Zwischen Aisne und Ourcq brachen sie an unseren Gegenstößen, südlich des Ourcq meist schon im Feuer zusammen. Nördlich von Hartennes warfen wir den Feind über seine Ausgangslinien hinaus zurück. Die Truppe meldet schwerste Verluste des Feindes. Eine große Anzahl Panzerwagen liegt zerschossen vor unserer Front.
Südlich der Marne tagsüber mäßige Feuertätigkeit. Südöstlich von Mareuil wurden erneute Teilangriffe des Feindes abgewiesen. Während der Nacht nahmen wir unsere südlich der Marne stehenden Truppen vom Feinde unbemerkt auf das nördliche Flußufer zurück.
Örtliche Kämpfe südwestlich und östlich von Reims. Nordwestlich von Souain wurden französische Vorstöße blutig abgewiesen.
Gestern wurden wiederum 30 feindliche Flugzeuge und 7 Fesselballone abgeschossen. Leutnant Löwenhardt errang seinen 40. und 41., Leutnant Menkhoff seinen 39., Hauptmann Berthold seinen 38., Oberleutnant Lörzer seinen 27., Leutnant Jacobs seinen 24. und Leutnant Könneke seinen 22. Luftsieg.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Deutsche Luftangriffe

 

Neue Kämpfe zwischen Aisne und Marne

Berlin, 20. Juli, abends. (Amtlich.)
Auf dem Schlachtfelde zwischen Aisne und Marne sind nach erfolgreicher Abkehr französischer Angriffe neue Kämpfe im Gange.
- Auch südwestlich von Reims sind Angriffe des Feindes gescheitert.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 20. Juli.
Amtlich wird verlautbart:
An der Tiroler Westfront lebte gestern die Kampftätigkeit erheblich auf. Im Adamellogebiet wurden mehrere italienische Vorstöße abgewiesen. Auf dem Monte Paveuto mußte dem Feinde ein vorgeschobener Stützpunkt überlassen werden.
In Albanien kam es heute früh nördlich von Berat zu neuen Kämpfen, die noch fortdauern.

  Der Chef des Generalstabes.

 

Der französische Heeresbericht:

20. Juli 1918.
Die auf dem rechten Flügel und südlich der Marne angegriffenen Deutschen mußten sich zurückziehen und über den Fluß zurückgehen. Wir halten das ganze Südufer der Marne besetzt. Zwischen der Aisne und der Marne rückten die französisch-amerikanischen Truppen weiter vor und drängen den sich hartnäckig verteidigenden Feind zurück. Wir haben Ploisy und Parcy-Tigny erreicht und sind über St.Remy-Blanzy und Rozet-St. Albin hinausgerückt. Mehr südlich halten unsere Truppen die allgemeine Linie Priez-Nordostebene von Courchamps. Zwischen der Marne und Reims finden lebhafte Kämpfe statt. Die französisch -englischen Truppen sind bei ihren kräftigen Angriffen auf beträchtliche feindliche Kräfte gestoßen. Trotz dem erbitterten Widerstand des Feindes gewannen wir Geländeim Courton-Wald, im Ardre-Tal und gegen St. Euphraise. Die Zahl der seit dem 18. Juli gemachten Gefangenen überschreitet 20000. Mehr als 400 Kanonen fielen in unsere Hand.

 

Die Erschießung des ehemaligen Zaren Nikolaus II.

Nikolaus II.
Nikolaus II.

Berlin, 20. Juli.
Nach einer aus Moskau hier eingegangenen Meldung ist der frühere Zar von Rußland am 16. diesen Monats in Jekaterinenburg erschossen worden. Anlaß dazu war das Heranrücken tschechoslowakischer Banden, denen die rote Uralregierung den früheren Zaren nicht lebendig überlassen wollte.

Moskau, 20. Juli.
Der Exzar ist am 16. Juli laut Urteil des Ural-Sowjets in Jekaterinenburg erschossen worden. Die "Bjedneta" meldet die Ermordung in folgender Form: "Durch den Willen des revolutionären Volkes ist der blutige Zar aufs glücklichste in Jekaterinenburg verschieden. Es lebe der Rote Terror!" Ein Dekret vom 19. Juli erklärt das gesamte Eigentum des Exzaren sowie der Exzarinnen Alexandra und Maria und sämtlicher Mitglieder des ehemaligen Kaiserhauses als Besitz der russischen Republik. Einbegriffen in die Konfiskation sind sämtliche Einlagen der Exzarenfamilie in russischen und ausländischen Banken.
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Der 1. Weltkrieg im Juli 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 8
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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