Der Weltkrieg am 31. Juli 1918

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Feindliche Anstürme bei Fère-en-Tardenois

Großes Hauptquartier, 31. Juli.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
In Flandern sehr rege Erkundungstätigkeit. Bei erneutem feindlichen Vorstoß gegen Merris blieb der Ort in Feindeshand. Nördlich von Albert und südlich der Somme am frühen Morgen starker Feuerkampf. Der Tag verlief ruhig.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Auf dem Hauptkampffelde des 29. Juli zwischen Hartennes und westlich von Fère-en-Tardenois blieb gestern die feindliche Infanterie nach ihrer Niederlage am 29. untätig. Vor Saponay wurde ein heftiger Teilangriff des Feindes abgewiesen. Zwischen Fère-en-Tardenois und dem Mennière-Walde stürmten Franzosen und Amerikaner gegen Mittag erneut in tiefer Gliederung an. Ihre Angriffe sind blutig gescheitert. Auch am Walde selbst brach
sechsmal wiederholter Ansturm des Feindes zusammen. Unsere Infanterie stieß dem geschlagenen Feind vielfach nach und setzte sich im Vorgelände ihrer Linien fest. Östlich von Fère-en-Tardenois erneuerte der Gegner am Abend und während der Nacht ohne Erfolg seine verlustreichen Angriffe, ebenso scheiterten feindliche Teilangriffe bei Romigny.
Wir machten in den Kämpfen der letzten Tage mehr als 4000 Gefangene, damit steigt die Zahl der seit dem 15. Juli gemachten Gefangenen auf mehr als 24000.
Gestern schossen wir im Luftkampf 19 feindliche Flugzeuge ab. Leutnant Löwenhardt errang seinen 47. und 48., Leutnant Bolle seinen 27. Luftsieg.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Ruhe an den Kampffronten

Berlin, 31. Juli, abends. (Amtlich.)
An den Kampffronten herrschte tagsüber Ruhe.
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Kaiserliche Kundgebungen zu Beginn des fünften Kriegsjahres

An das Deutsche Volk.

Kaiser Wilhelm II.

Kaiser Wilhelm II.

Vier Jahre schweren Kampfes sind dahingegangen, ewig denkwürdiger Taten voll. Für alle Zeiten ist ein Beispiel gegeben, was ein Volk vermag, das für die gerechteste Sache, für die Behauptung seines Daseins, im Felde steht. Dankbar die göttliche Hand verehrend, die gnädig über Deutschland waltete, dürfen wir stolz bekennen, daß wir nicht unwert der gewaltigen Aufgabe befunden wurden, vor die uns die Vorsehung gestellt hat. Wenn unserem Volke in seinem Kampfe Führer, zum höchsten Vollbringen befähigt, gegeben waren, so hat es täglich in Treue bewährt, daß es verdiente, solche Führer zu haben. Wie hätte die Wehrmacht draußen ihre gewaltigen Taten verrichten können, wenn nicht daheim die gesamte Arbeit auf das Höchstmaß persönlicher Leistung eingestellt worden wäre? Dank gebüßt allen, die unter schwierigsten Verhältnissen an den Aufgaben mitwirkten, die dem Staat und der Gemeinde gestellt sind, insbesondere unserer treuen, unermüdlichen Beamtenschaft, Dank dem Landmann wie dem Städter, Dank auch den Frauen, auf denen so viel in dieser Kriegszeit lastet.
Das fünfte Kriegsjahr, das heute heraufsteigt, wird dem deutschen Volke auch weitere Entbehrungen und Prüfungen nicht ersparen. Aber was auch kommen mag, wir wissen, daß das Härteste hinter uns liegt. Was im Osten durch unsere Waffen erreicht und durch Friedensschlüsse gesichert ist, was im Westen sich vollendet, das gibt uns die feste Gewißheit, daß Deutschland aus diesem Völkersturm, der so manchen mächtigen Stamm zu Boden warf, stark und kraftvoll hervorgehen wird.
An diesem Tage der Erinnerung gedenken wir alle mit Schmerz der schweren Opfer, die dem Vaterlande gebracht werden mußten. Tiefe Lücken sind in unsere Familien gerissen. Das Leid dieses furchtbaren Krieges hat kein deutsches Haus verschont. Die als Knaben in junger Begeisterung die ersten Truppen hinausziehen sahen, stehen heute neben den Vätern und Brüdern selbst als Kämpfer in der Front. Heilige Pflicht gebietet, alles zu tun, daß dieses kostbare Blut nicht unnütz fließt. Nichts ist von uns verabsäumt worden, um den Frieden in die zerstörte Welt zurückzuführen. Noch aber findet im feindlichen Lager die Stimme der Menschlichkeit kein Gehör. So oft wir Worte der Versöhnlichkeit sprachen, schlug uns Hohn und Haß entgegen. Noch wollen die Feinde den Frieden nicht. Ohne Scham besudeln sie mit immer neuen Verleumdungen den reinen deutschen Namen. Immer wieder verkünden ihre Wortführer, daß Deutschland vernichtet werden soll. Darum heißt es weiter kämpfen und wirken, bis die Feinde bereit sind, unser Lebensrecht anzuerkennen, wie wir es gegen ihren übermächtigen Ansturm siegreich verfochten und erstritten haben. Gott mit uns.

Im Felde, 31. Juli 1918. 

gez. Wilhelm, I. R. 1)

 

An das Deutsche Heer und die Deutsche Marine.

Vier Jahre ernster Kriegszeit liegen hinter Euch. Einer Welt von Feinden hat das Deutsche Volk mit seinen treuen Verbündeten siegreich widerstanden, durchdrungen von seiner gerechten Sache, gestützt auf sein scharfes Schwert, im Vertrauen auf Gottes gnädige Hilfe!
Euer stürmischer Angriffsgeist trug im ersten Jahre den Krieg in Feindesland und hat die Heimat vor den Schrecken und Verwüstungen des Krieges bewahrt. Im zweiten und dritten Kriegsjahre habt Ihr durch vernichtende Schläge die Kraft des Feindes im Osten gebrochen. Währenddessen boten Eure Kameraden im Westen gewaltiger Übermacht tapfer und siegreich die Stirn. Als Frucht dieser Siege brachte uns das vierte Kriegsjahr im Osten den Frieden. Im Westen wurde der Feind von der Wucht Eures Angriffes empfindlich getroffen. Die gewonnenen Feldschlachten der letzten Monate zählen zu den höchsten Ruhmestaten deutscher Geschichte.
Ihr steht mitten im schwersten Kampf. Verzweifelte Kraftanstrengung des Feindes wird wie bisher an Eurer Tapferkeit zunichte. Des bin Ich sicher und mit Mir das ganze Vaterland. Uns schrecken nicht amerikanische Heere, nicht zahlenmäßige Übermacht, es ist der Geist, der die Entscheidung bringt. Das lehrt die preußische und deutsche Geschichte, das lehrt der bisherige Verlauf des Feldzuges.
In treuer Kameradschaft mit Meinem Heere steht Meine Marine in unerschütterlichem Siegeswillen im Kampfe mit dem vielfach überlegenen Gegner. Den vereinten Anstrengungen der größten Seemächte der Welt zum Trotz führen Meine Unterseeboote zäh und des Erfolges gewiß den Angriff gegen die dem Feind über die See zuströmende Kampf- und Lebenskraft. Stets zum Schlagen bereit bahnen in unermüdlicher Arbeit die Hochseestreitkräfte den Unterseebooten den Weg ins offene Meer und sichern ihnen im Verein mit den Verteidigern der Küste die Quellen ihrer Kraft.
Fern von der Heimat hält eine kleine heldenmütige Schar unserer Schutztruppe erdrückender Übermacht tapfer stand.
In Ehrfurcht gedenken wir aller derer, die ihr Leben für das Vaterland hingaben.
Durchdrungen von der Sorge für die Brüder im Felde stellt die Bevölkerung daheim ihre ganze Kraft in entsagungsvoller Hingabe in den Dienst unserer großen Sache.
Wir müssen und werden weiterkämpfen, bis der Vernichtungswille des Feindes gebrochen ist. Wir werden dafür jedes Opfer bringen und jede Kraftanstrengung vollführen. In diesem Geiste sind Heer und Heimat unzertrennlich verknüpft. Ihr einmütiges Zusammenstehen, ihr unbeugsamer Wille wird den Sieg im Kampfe für Deutschlands Freiheit bringen. Das walte Gott!

Im Felde, 31. Juli 1918. 

gez. Wilhelm, I. R. 1)

 

Westfront 1. Weltkrieg: Gefangene Franzosen in der Zitadelle von Laon
Gefangene Franzosen in der Zitadelle von Laon

Die feindlichen Verluste seit Kriegsbeginn fünfundzwanzig Millionen Menschen

Berlin, 31. Juli.
Bereits am 2. August 1917 betrugen die Verluste des Verbandes nach vorsichtiger Schätzung über 18 Millionen Mann. Die blutigen Niederlagen des inzwischen vergangenen Kriegsjahres, die dem Verbande überall neue unerhörte Opfer kosteten, haben diese Zahl auf 25 Millionen erhöht. Hiervon hat Rußland seine Hilfe für die Machtpläne der Weststaaten nach einer Äußerung des Petersburger Pressekommissars Kusmin am 5. Juli 1918 mit 4½ Millionen Toten, 6 Millionen Verwundeten und Krüppeln und 3 Millionen Gefangenen bezahlen müssen. Die Franzosen und Engländer haben allein 1917 im flandrischen Blutsumpf weit über eine halbe Million Soldaten und in den ersten drei Monaten der deutschen Westoffensive 1918 eine weitere Million verloren. Rechnet man die schwere Einbuße der Franzosen am Chemin-des-Dames im Oktober, der Engländer bei Cambrai im November 1917 und die jetzige Gegenoffensive Fochs, die verlustreichste aller bisherigen Schlachten, hinzu, so zählt heute Frankreich über 5 Millionen, England über 2800000 schwarze und weiße Tote, Verwundete und Gefangene. Nicht weniger schwer hat Italien im vierten Kriegsjahr gelitten. Hatte es am 2. August 1917 1600000 Mann Verluste, so hat es heute nach der elften und dem Zusammenbruch der zwölften Isonzo-Schlacht 1917, die allein über eine halbe Million seiner Soldaten verschlang, und den Kämpfen an der Gebirgs- und Piave-Front 1918 weitere 800000 Mann geopfert. Am vernichtendsten hat der Krieg die Volkskraft der kleinen Hilfsstaaten des Verbandes getroffen. Serbien hat seine Teilnahme am Kriege mit fast seiner ganzen erwachsenen männlichen Bevölkerung bezahlt. Rumänien hat die Hälfte der Armee verloren. Rechnet man Belgier, Montenegriner und Amerikaner hinzu, so ergibt sich als Gesamtziffer der Verbandsverluste die Einwohnerzahl von Spanien und Portugal zusammengerechnet: 25 Millionen Menschen.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Feindlicher Rückzug in Albanien

Wien, 31. Juli.
Amtlich wird verlautbart:
Italienischer Kriegsschauplatz:
Im Gebiete des Sasso Rosso brachte uns ein erfolgreiches Sturmtruppenunternehmen 25 Gefangene ein. An der ganzen venezianischen Front sehr lebhafte Fliegertätigkeit.
Albanien:
Unserem andauernden Drucke nachgebend, räumte der Feind heute früh an mehreren Stellen seine vordersten Linien.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im Juli 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 8
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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