Der Weltkrieg am 11. September 1918

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Erneut englische und französische Angriffe abgeschlagen

Großes Hauptquartier, 11. September.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Bei Abwehr englischer Teilvorstöße südlich von Ypern und nördlich vom La Bassée-Kanal machten wir Gefangene.
Südlich der Straße Péronne-Cambrai führten erneute Angriffe der Engländer wiederum zu heftigen Kämpfen südlich von Gouzeaucourt und um Epéhy. An einzelnen Stellen erreichte der Feind unsere vorderen Linien; im Gegenstoß schlugen wir ihn zurück. 300 Gefangene blieben in unserer Hand. Teilangriffe der Franzosen, die beiderseits der Straße Ham - St. Quentin überraschend und nach Artillerievorbereitung erfolgten, wurden abgewiesen. Örtliche Kämpfe nördlich der Ailette. Zwischen Ailette und Aisne steigerte sich das Artilleriefeuer am Nachmittage wieder zu großer Heftigkeit. Am Abend brach der Feind zu starken Angriffen vor, sie scheiterten vor unseren Linien.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Ansprache Kaiser Wilhelms II. vor Arbeitern der Krupp-Werke

Rede des Kaisers vor den Kruppschen Arbeitern 

Die deutschen Friedensbedingungen - Deutschlands Existenzkampf - "Es geht ums Ganze"

Essen, 11. September.
Nachdem Herr Krupp von Bohlen und Halbach dem Kaiser für sein Erscheinen gedankt und ihm die herzlichen Wünsche der Werksangehörigen für weitere Besserung im Befinden der Kaiserin ausgesprochen hatte, hielt der Kaiser eine Ansprache, in der er u. a. sagte:
Im Dezember des Jahres 1916 habe ich ein offenes, klares, unzweideutiges Friedensangebot im Namen des Deutschen Reiches und meiner Verbündeten den Gegnern übergeben. Hohn und Spott und Verachtung ist die Antwort gewesen. So steht der absolute Vernichtungswille unserer Gegner uns gegenüber, und dem absoluten Vernichtungswillen müssen wir den absoluten Willen, unsere Existenz zu wahren, entgegenstehen. Ich kann mir wohl vorstellen, daß mancher unter euch in dieser langen Kriegzeit sich wiederholt die Frage vorgelegt hat. Wie hat das kommen können, und warum mußte uns das passieren, da wir doch vierzig Jahre Frieden hatten? Ich glaube, ihr werdet mir darin recht geben, wenn man diesen Krieg bezeichnet als hervorgegangen aus einer großen Verneinung, und fragt ihr, welche Verneinung es ist: es ist die Verneinung der Existenzberechtigung des deutschen Volkes, es ist die Verneinung aller unserer Kultur; es ist die Verneinung unserer Leistungen und unseres Wirkens. Der Neid veranlaßt unsere Gegner zum Kampf, und es kam der Krieg über uns, die wir ahnungslos waren. Nun erhebt sich auch noch der Haß dazu. Ein jeder, der den Charakter der Angelsachsen kennt, weiß, was es heißt, mit ihnen zu fechten; der weiß, wie zähe sie sind. Im vergangenen Jahre in Flandern, wo unser Heer monatelang einer fünffachen Übermacht standbot, habe ich gesagt: "Kinder, seid euch eins klar, das ist kein Krieg wie früher, das ist ein Kampf um unsere Existenz, die man uns streitig machen will." Jetzt kommt es auf die letzten Anstrengungen an; es geht ums Ganze, und weil unsere Feinde es wissen, weil sie vor dem deutschen Heere den größten Respekt haben, weil sie einsehen, daß sie unser Heer und unsere Marine nicht niederzwingen können, deshalb versuchen sie es mit der Zersetzung im Innern, um uns mürbe zu machen durch falsche Gerüchte und Flaumacherei. Worin besteht unsere Pflicht? Unser Vaterland frei zu machen. Infolgedessen haben wir auch die Verpflichtung, mit allen unseren Kräften auszuhalten im Kampfe gegen seine Feinde. Jeder von uns bekommt von oben seine Aufgabe zugeteilt. Du an deinem Hammer, du an deiner Drehbank und Ich auf meinem Throne. Der Zweifel das ist der größte Undank gegen den Herrn. Und nun frage ich euch ganz einfach und ehrlich: Haben wir denn eigentlich Grund zum Zweifeln? Seht doch mal die vier Jahre Krieg an, was wir für gewaltige Leistungen hinter uns haben. Eine halbe Welt stand gegen uns und unsere treuen Verbündeten, und jetzt haben wir Frieden mit Rußland, Frieden mit Rumänien, Serbien und Montenegro sind erledigt, nur im Westen kämpfen wir noch, und da sollte uns der liebe Gott im letzten Augenblick noch verlassen? Für Mich und Mein Verhältnis zu Meinem Volke sind maßgebend meine Worte vom 4. August 1914: "Ich kenne keine Parteien, ich kenne nur Deutsche." Es ist jetzt keine Zeit für Parteiungen; wir müssen uns jetzt alle zusammenschließen zu einem Block, und hier ist wohl am ersten das Wort am Platze: Werdet stark wie Stahl, und der deutsche Volksblock, zu Stahl zusammengeschweißt, der soll dem Feinde seine Kraft zeigen. Wer also unter euch entschlossen ist, dieser meiner Anforderung nachzukommen, wer das Herz auf dem rechten Fleck hat, wer die Treue halten will, der stehe jetzt auf und verspreche mir an Stelle der gesamten deutschen Arbeiterschaft: Wir wollen kämpfen und durchhalten bis zum letzten. Dazu helfe uns Gott. Und wer das will, der antworte mit Ja! 
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 11 . September.
Amtlich wird verlautbart:
Italienischer Kriegsschauplatz:
Auf der Hochfläche von Asiago scheiterten zwei feindliche Erkundungsversuche.
Im Asolone-Abschnitt, wo es dem Italiener unter Einsatz starker Artillerie gelang, in unsere Linie einzudringen, stellte ein Gegenstoß des Infanterieregiments Nr. 99 die Situation wieder her. An der Piavefront erhöhte Artilleriekämpfe.

  Der Chef des Generalstabes.

 

Der 1. Weltkrieg im September 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 8
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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