Rede
des Kaisers vor den Kruppschen Arbeitern
Die
deutschen Friedensbedingungen - Deutschlands Existenzkampf - "Es
geht ums Ganze"
Essen,
11. September.
Nachdem Herr Krupp von Bohlen und Halbach dem Kaiser für sein
Erscheinen gedankt und ihm die herzlichen Wünsche der
Werksangehörigen für weitere Besserung im Befinden der Kaiserin
ausgesprochen hatte, hielt der Kaiser eine Ansprache, in der er u.
a. sagte:
Im Dezember des Jahres 1916 habe ich ein offenes, klares,
unzweideutiges Friedensangebot im Namen des Deutschen Reiches und
meiner Verbündeten den Gegnern übergeben. Hohn und Spott und
Verachtung ist die Antwort gewesen. So steht der absolute
Vernichtungswille unserer Gegner uns gegenüber, und dem absoluten
Vernichtungswillen müssen wir den absoluten Willen, unsere Existenz
zu wahren, entgegenstehen. Ich kann mir wohl vorstellen, daß
mancher unter euch in dieser langen Kriegzeit sich wiederholt die
Frage vorgelegt hat. Wie hat das kommen können, und warum mußte
uns das passieren, da wir doch vierzig Jahre Frieden hatten? Ich
glaube, ihr werdet mir darin recht geben, wenn man diesen Krieg
bezeichnet als hervorgegangen aus einer großen Verneinung, und
fragt ihr, welche Verneinung es ist: es ist die Verneinung der
Existenzberechtigung des deutschen Volkes, es ist die Verneinung
aller unserer Kultur; es ist die Verneinung unserer Leistungen und
unseres Wirkens. Der Neid veranlaßt unsere Gegner zum Kampf, und es
kam der Krieg über uns, die wir ahnungslos waren. Nun erhebt sich
auch noch der Haß dazu. Ein jeder, der den Charakter der
Angelsachsen kennt, weiß, was es heißt, mit ihnen zu fechten; der
weiß, wie zähe sie sind. Im vergangenen Jahre in Flandern, wo
unser Heer monatelang einer fünffachen Übermacht standbot, habe
ich gesagt: "Kinder, seid euch eins klar, das ist kein Krieg
wie früher, das ist ein Kampf um unsere Existenz, die man uns
streitig machen will." Jetzt kommt es auf die letzten
Anstrengungen an; es geht ums Ganze, und weil unsere Feinde es
wissen, weil sie vor dem deutschen Heere den größten Respekt
haben, weil sie einsehen, daß sie unser Heer und unsere Marine
nicht niederzwingen können, deshalb versuchen sie es mit der
Zersetzung im Innern, um uns mürbe zu machen durch falsche
Gerüchte und Flaumacherei. Worin besteht unsere Pflicht? Unser
Vaterland frei zu machen. Infolgedessen haben wir auch die
Verpflichtung, mit allen unseren Kräften auszuhalten im Kampfe
gegen seine Feinde. Jeder von uns bekommt von oben seine Aufgabe
zugeteilt. Du an deinem Hammer, du an deiner Drehbank und Ich auf
meinem Throne. Der Zweifel das ist der größte Undank gegen den
Herrn. Und nun frage ich euch ganz einfach und ehrlich: Haben wir
denn eigentlich Grund zum Zweifeln? Seht doch mal die vier Jahre
Krieg an, was wir für gewaltige Leistungen hinter uns haben. Eine
halbe Welt stand gegen uns und unsere treuen Verbündeten, und jetzt
haben wir Frieden mit Rußland, Frieden mit Rumänien, Serbien und
Montenegro sind erledigt, nur im Westen kämpfen wir noch, und da
sollte uns der liebe Gott im letzten Augenblick noch verlassen? Für
Mich und Mein Verhältnis zu Meinem Volke sind maßgebend meine
Worte vom 4. August 1914: "Ich kenne keine Parteien, ich kenne
nur Deutsche." Es ist jetzt keine Zeit für Parteiungen; wir
müssen uns jetzt alle zusammenschließen zu einem Block, und hier
ist wohl am ersten das Wort am Platze: Werdet stark wie Stahl, und
der deutsche Volksblock, zu Stahl zusammengeschweißt, der soll dem
Feinde seine Kraft zeigen. Wer also unter euch entschlossen ist,
dieser meiner Anforderung nachzukommen, wer das Herz auf dem rechten
Fleck hat, wer die Treue halten will, der stehe jetzt auf und
verspreche mir an Stelle der gesamten deutschen Arbeiterschaft: Wir
wollen kämpfen und durchhalten bis zum letzten. Dazu helfe uns
Gott. Und wer das will, der antworte mit Ja!
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