Der Weltkrieg am 19. September 1918

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Feindlicher Durchbruchsversuch auf St. Quentin gescheitert

Großes Hauptquartier, 19. September.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppen Kronprinz Rupprecht und Böhn:
Nordöstlich von Bixschoote säuberten wir Teile der in den Kämpfen vom 9. September dem Feinde verbliebenen Grabenstücke und nahmen 136 Belgier gefangen. Rege Erkundungstätigkeit zwischen Ypern und La Bassée. Nördlich von Armentières und südlich vom La Bassée-Kanal wurden Teilangriffe des Feindes abgewiesen. Im Abschnitt von Moeuvres und Havrincourt starker Artilleriekampf; bei örtlichen Angriffen machten wir hier Gefangene.
Der Engländer nahm seine Angriffe gegen unsere Stellungen vor der Siegfriedfront im Abschnitt vom Walde von Havrincourt bis zur Somme wieder auf. Die nördlich von Gouzeaucourt und gegen den Ort selbst gerichteten Angriffe scheiterten vor unseren Linien. Deutsche Jägerregimenter haben Gouzeaucourt zäh verteidigt. Zwischen Gouzeaucourt und Hargicourt schlugen wir den Engländer, der mit starken Kräften und Panzerwagen mehrfach anstürmte, ab. Epéhy und Ronsoy blieben nach wechselndem Kampf in seiner Hand. Am Abend wiederholte der Feind auf dieser ganzen Front seine Angriffe; sie wurden überall abgewiesen. Zwischen Hargicourt und Pontru drangen Australier in unsere Stellungen ein. Nach hartem Kampf gelang es, den über Hargicourt und Pontru vorstoßenden Feind westlich von Bellicourt-Bellenglise zum Stehen zu bringen. Zwischen Omignonbach und der Somme griff der Engländer im Verein mit Franzosen an. Unter Einsatz starker Kräfte suchte er auf St. Quentin und nördlich davon unsere Linien zu durchbrechen. Die bis zum Abend anhaltenden Kämpfe endeten mit vollem Mißerfolge für den Gegner. In heftigen Kämpfen wurde der Feind in seine Ausgangsstellungen zurückgeworfen. Ostpreußische Regimenter und das elsaß- lothringische Infanterieregiment Nr. 60 zeichneten sich hier besonders aus. Südlich der Somme scheiterte ein Teilangriff der Franzosen. Auf der 35 Kilometer breiten Angriffsfront stellten wir durch Gefangene 15 feindliche Divisionen fest.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Zwischen Anette und Aisne nahm der Artilleriekampf am Nachmittag wieder beträchtliche Stärke an. Heftige Teilangriffe, die sich im besonderen gegen unsere Linien beiderseits der Straße Laffaux-Chavignon richteten, wurden abgewiesen.
Heeresgruppe Gallwitz:
An der Côte Lorraine lebte die Gefechtstätigkeit auf. Kleinere Vorfeldkämpfe. Bei einem Vorstoß auf Manheulles machten wir Gefangene.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Karte zum 1. Weltkrieg

 

Heftige englische Teilangriffe abgewiesen

Berlin, 19. September, abends. (Amtlich.) 
Auf der gestrigen Schlachtfront zwischen dem Walde von Havrincourt und der Somme beschränkte sich der Engländer auf heftige Angriffe, die überall abgewiesen wurden.
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Ein Erlaß Hindenburgs an das Feldheer 

Zum Friedensvorschlag des Grafen Burian

Berlin, 19. September. 
Generalfeldmarschall v. Hindenburg hat an das Feldheer einen Erlaß gerichtet, in dem er u. a. sagt: 
"Unser Verbündeter hat einen neuen Vorschlag gemacht, in Besprechungen einzutreten. Der Kampf soll dadurch aber nicht unterbrochen werden. Für das Heer gilt es also, weiterzukämpfen. Das deutsche Heer, das nach vier siegreichen Kriegsjahren prachtvoll die Heimat schirmt, muß unsere Unbesiegbarkeit dem Feinde beweisen. Nur hierdurch tragen wir dazu bei, daß der feindliche Vernichtungswille gebrochen wird. Kämpfend haben wir abzuwarten, ob der Feind es ehrlich meint und er diesmal zu Friedensverhandlungen bereit ist, oder ob er wieder den Frieden mit uns zurückweist und wir ihn mit Bedingungen erkaufen sollen, die unseres Volkes Zukunft vernichten."
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Metz aus einem weittragenden Geschütz beschossen

Metz, 19. September. 
Die hiesigen Zeitungen bringen eine amtliche Mitteilung, in der es heißt: Seit mehreren Tagen beschießt der Feind Metz aus einem weittragenden Geschütz. Diese Beschießung ist alle die Jahre hindurch, die der Krieg schon dauert, stets möglich gewesen und wurde schon lange erwartet. Die modernen Geschütze haben eine weit größere Tragweite als etwa die der Entfernung von südlich Pont-à-Mousson nach Metz. Die jetzige Beschießung hängt also keineswegs damit zusammen, daß der Feind nach unserer Räumung des St.-Mihiel-Bogens der Stadt näher gekommen ist. Sie ist nur eine Begleiterscheinung der jetzigen Kämpfe westlich und südwestlich Metz und wird bald aufhören, wenn diese sich erst festgelaufen haben. Daher sind auch vom Gouvernement keinerlei Änderungen in den Bestimmungen über die Ein- und Ausreise aus dem Gouvernementsbereiche erlassen worden.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 19. September.
Amtlich wird verlautbart:
In den Sieben Gemeinden anhaltend lebhafter Feuerkampf. Zwischen Brenta und Piave stellte der Feind nach schweren Mißerfolgen der Vortage seine Angriffe ein. Unter den braven Truppen, die in den letzten Kämpfen, von ihrer Artillerie trefflich unterstützt, den immer wieder vorbrechenden Feind siegreich abgewehrt haben, verdienen die ungarischen Infanterieregimenter Nr. 39 und 105 besondere Anerkennung. Bei San Dona wurde ein nächtlicher Übergangsversuch durch unser Feuer abgewiesen.

  Der Chef des Generalstabes.

 

Der Wortlaut der amerikanischen Ablehnung der Wiener Friedensnote

Wien, 19. September. 
Der schwedische Gesandte in Wien hat heute im Auftrage seiner Regierung dem österreichisch-ungarischen Ministerium des Äußern den Text der Antwort der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika auf die Note der österreichisch-ungarischen Regierung vom 14. September zur Kenntnis gebracht, welche der schwedische Gesandte in Washington dem Ministerium des Auswärtigen in Stockholm übermittelt hat. Der Text der Antwort der Antwort lautet: 
Ich habe die Ehre, den Empfang Ihrer Zuschrift vom 16. September zu bestätigen, mit welcher mir eine Note der österreichisch-ungarischen Regierung mitgeteilt wurde, die einen Vorschlag an die Regierungen aller kriegführenden Staaten enthielt, dahingehend, diese mögen die Delegierten zu einer vertraulichen und unverbindlichen Aussprache über die Grundprinzipien eines Friedensschlusses entsenden. Hierbei wurde vorgeschlagen, die Delegierten zu beantragen, einander die Auffassung ihrer Regierungen über jene Prinzipien zur Kenntnis zu bringen, analoge Mitteilungen entgegenzunehmen sowie offene und freimütige Aufklärungen über alle jene Punkte zu erbitten und zu erteilen, die einer Präzisierung bedürfen. In Erwiderung hierauf beehre ich mich, mitzuteilen, daß der Inhalt Ihrer Mitteilung dem Präsidenten vorgelegt worden ist, welcher mich beauftragt, Ihnen bekanntzugeben, daß die Regierung der Vereinigten Staaten auf die Anregung der österreichisch-ungarischen Regierung nur eine Antwort erteilen zu können glaubt: Sie hat wiederholt und mit vollstem Freimut die Bedingungen aufgestellt, unter welchen die Vereinigten Staaten einen Friedensschluß in Erwägung ziehen würden. Sie kann und will sich mit keinem Konferenzvorschlage über eine Angelegenheit befassen, hinsichtlich welcher sie ihren Standpunkt und ihre Absichten so klar dargelegt hat. Lansing.
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Der bulgarische Heeresbericht:

Erbitterte Kämpfe in Mazedonien

Sofia, 19. September. (Generalstabsbericht vom 18. September.)
Mazedonische Front:
Im oberen Skumbital Patrouillengefechte. Bei Bratindol östlich der Höhe 1050 wurden starke feindliche Stoßtrupps durch Feuer zerstreut. Östlich der Cerna besetzten unsere Einheiten, vom Feinde ungestört, die neuen ihnen angewiesenen Stellungen, in denen sie sich einrichteten. Ein feindliches Bataillon wurde südlich Huma durch Feuer zerstreut. Unsere Artillerie schoß eine feindliche Munitionsniederlage am Wardar in Brand. Artilleriefeuer beiderseits, zeitweise heftiger auf beiden Seiten des Dojransees. Im Laufe des Tages entwickelten sich südlich und westlich Dojran erbitterte Kämpfe. Nach überaus kräftiger Artillerievorbereitung, wobei der Feind über 250000 Granaten verschiedener Kaliber verschoß, griffen drei englische und zwei griechische Divisionen in dichten Massen an. Es gelang ihnen an mehreren Stellen in unsere vorgeschobenen Stellungen einzudringen, sie wurden aber durch einen unverzüglichen Gegenangriff unserer tapferen Infanterie, die in ausgezeichnetem Zusammenwirken mit der Artillerie arbeitete, an allen Punkten zurückgeworfen und ließen eine große Zahl Getöteter und Verwundeter auf dem Schlachtfelde zurück. Über 500 unverwundete Gefangene, Engländer und Griechen, sowie eine große Menge Waffen und anderes Kriegsmaterial blieben in unseren Händen. Gleichzeitig mit diesen Operationen rückte eine griechische Division im Nordosten des Sees gegen unsere Stellung vor; nachdem sie sich genügend genähert hatte, wurde sie unter unser Artilleriefeuer genommen und mit großen Verlusten zerstreut, wobei sie Gefangene in unserer Hand ließ. Östlich der Cerna errang der deutsche Vizefeldwebel Fiseler seinen 17. Luftsieg.
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Der 1. Weltkrieg im September 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 8
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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