Der Weltkrieg am 20. September 1918

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Feindliche Angriffe zwischen Omignon-Bach und Somme

Großes Hauptquartier, 20. September.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
Infanteriekämpfe nordöstlich von Bixschoote und südlich von Ypern verliefen für uns erfolgreich. Ein Vorstoß der Engländer nordwestlich von Hulluch wurde abgewiesen. Bei örtlichen Unternehmungen bei Moeuvres und am Walde von Havrincourt machten wir Gefangene; in Moeuvres sprengten wir zahlreiche Unterstände des Feindes.
Heeresgruppe Böhn:
Auf dem Schlachtfelde am frühen Morgen heftiger Feuerkampf. Starke Teilangriffe, die der Feind gegen Gouzeaucourt und beiderseits von Epéhy mehrfach wiederholte, wurden abgewiesen. Bayerische Regimenter und preußische Jäger zeichneten sich hierbei besonders aus. Einheitliche Angriffe richtete der Feind nach stärkstem Feuer am frühen Morgen und in den Mittagstunden gegen unsere Linien zwischen Omignon-Bach und der Somme. Sie sind hier auch gestern überall vor unseren Linien gescheitert.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Nördlich der Aisne machten wir bei eigenen Unternehmungen am Gehöft Vaurains und westlich von Jony 130 Gefangene. Infolge unseres Artilleriefeuers, das das Unternehmen westlich von Jony vorbereitete, kam ein beabsichtigter Angriff des Feindes nicht voll zur Entwicklung und wurde abgewiesen.
Heeresgruppe Gallwitz:
Kleinere Vorfeldkämpfe. Über dem Gefechtsfelde zwischen Maas und Mosel schoß das Jagdgeschwader unter Führung des Oberleutnants Freiherrn v. Boenigk in der Zeit vom 12. bis 18. September 81 feindliche Flugzeuge ab. Es verlor selbst im Kampfe nur 2 Flugzeuge. Leutnant Büchner errang seinen 30. Luftsieg.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Einstellung der Fernbeschießung von Metz

Metz, 20. September. 
Eine weitere amtliche Mitteilung, die in den hiesigen Blättern veröffentlicht wird, besagt: Nach kurzer Dauer hat der Feind die Fernbeschießung von Metz wieder eingestellt. Rund vierzig Schuß hat er in drei Tagen gegen die Stadt abgegeben. Das schnelle Aufhören der Beschießung danken wir unserer Fernartillerie, die dem weittragenden feindlichen Geschütz das weitere Verbleiben in seiner Stellung verleidete.

 

Deutschlands Antwort auf die Wiener Note 

Zu Gedankenaustausch bereit

Berlin, 20. September. 
Die heute durch den Kaiserlichen Botschafter in Wien überreichte deutsche Antwort auf die Friedensnote der K. und K. österreichisch-ungarischen Regierung hat folgenden Wortlaut:
Der unterzeichnete Kaiserliche Botschafter beehrt sich, auf die sehr geschätzte Note des K. und K. Ministeriums des Kaiserlichen und Königlichen Hauses und des Äußern vom 14. d. M. folgendes zu erwidern: Die Aufforderung der K. und K. Regierung an alle kriegführenden Staaten zu einer vertraulichen, unverbindlichen Aussprache in einem neutralen Lande über die Grundprinzipien eines Friedensschlusses entspricht dem Geiste der Friedensbereitschaft und Versöhnlichkeit, den die verantwortlichen Staatsmänner des Vierbundes und die berufenen Vertreter der verbündeten Völker immer wieder bekundet haben. Die Aufnahme, die frühere ähnliche Schritte bei unseren Gegnern fanden, ist nicht ermutigend. Die Kaiserliche Regierung begleitet aber den neuen Versuch, die Welt dem von ihr ersehnten gesicherten und dauernden Frieden näherzubringen, mit dem aufrichtigen und ernsten Wunsche, daß die von tiefem Verantwortungsgefühl und edler Menschlichkeit eingegebenen Darlegungen der K. und K. Regierung diesmal den erhofften Widerhall finden mögen. Im Namen der Kaiserlichen Regierung hat der Unterzeichnete die Ehre zu erklären, daß Deutschland bereit ist, an dem vorgeschlagenen Gedankenaustausch teilzunehmen.

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 20. September.
Amtlich wird verlautbart:
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Kämpfe an der venezianischen Gebirgsfront lebten gestern aufs neue auf. Nördlich des Col Isabella und des Col del Rosso gelang es den Italienern, vorübergehend in unsere Gräben einzudringen. - Ungesäumt einsetzender Gegenstoß warf sie sogleich wieder hinaus. Westlich des Asolone und im Gebiet des Col del Orso schlugen unsere braven Regimenter die italienischen Anstürme in erbitterten Nahkämpfen zurück. Der Feind erlitt schwere Verluste. Bei San Dona scheiterte abermals ein feindlicher Übergangsversuch.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Bei den k. und k. Truppen keine besonderen Kampfhandlungen.
Albanien:
Geringe Gefechtstätigkeit. Die feindlichen Fluganlagen von Valona wurden durch unsere Flieger mit Erfolg angegriffen.

  Der Chef des Generalstabes.

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 20. September.
Mazedonische Front:
Auf der Cerwena Stena und in Gegend von Bitolia zeitweilig lebhafteres beiderseitiges Artilleriefeuer. Nördlich Bitolia und im Cernabogen wurden feindliche Sturmabteilungen, die nach Artillerievorbereitung in unsere Gräben einzudringen suchten, durch Feuer abgewiesen. Östlich der Cerna fanden den ganzen Tag über schwere Kämpfe mit wechselndem Erfolge statt. Zwischen der Ortschaft Gewgheli und dem Dojransee erneuerte der Feind seine erbitterten Angriffe, denen ziemlich heftige Artillerie- und Gasvorbereitung voranging. Nach hartnäckigem Kampf gelang es dem Feinde, zeitweilig in manche unserer vorgeschobenen Stellungen einzudringen, aber durch schneidigen Gegenangriff unserer Truppen wurde er mit bedeutenden Verlusten für ihn vertrieben und ließ Gefangene in unseren Händen, darunter mehrere griechische Offiziere. Auf diesem Schlachtfeld, auf dem seit zwei Tagen unsere tapferen Regimenter ihre Stellungen in erbitterten Kämpfen Mann gegen Mann verteidigen, erlitt der Feind außerordentlich schwere Verluste an Toten.

 

Der türkische Heeresbericht:

Beginn der englischen Palästina-Offensive

Konstantinopel, 20. September.
Palästinafront: Der erwartete Angriff der Engländer hat begonnen. Nach heftigstem Artilleriefeuer setzte am 18. September abends der Kampf östlich der Straße Jerusalem-Nablus in breiter Front ein. Der erste Ansturm des Gegners zerschellte an der tapferen Gegenwehr unserer Truppen. Um Mitternacht führte der Feind neue Truppen zum Angriff vor. Der Kampf mit den dauernd verstärkten Kräften wütete die ganze Nacht mit äußerster Heftigkeit. Bei Tagesanbruch war die Kraft des Angreifers gebrochen und der Stoß in der Linie Dschalud-Wadi-Abu-Zerka aufgefangen; inzwischen eröffneten die Engländer auch im Küstenabschnitt stärkstes Artilleriefeuer, in das seine Schiffsgeschütze von See eingriffen. Nach zweistündigen Feuervorbereitungen und nach erbittertem Nahkampf gelang es ihnen, in unsere Stellungen zwischen Küste und Eisenbahn Tidtul-Kerm einzudringen. Dem Druck des an Zahl weit überlegenen Gegners ausweichend, nahmen wir unsere Truppen in die Tut-Kermstellung, in welcher weitere Angriffe des Gegners erwartet werden. Am Jordan nahmen wir feindliche Truppenbewegungen in Wadiandscha und in der Gegend Jericho unter wirksames Feuer. An der Straße Jericho-Tell-Nemrin lebhafte Patrouillen- und Fliegertätigkeit.

Die Front in Palästina

 

Der 1. Weltkrieg im September 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 8
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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