Der Weltkrieg am 22. September 1918

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Der abgeschlagene englische Durchbruchsversuch bei Cambrai

Großes Hauptquartier, 22. September.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
Westlich von Fleurbaix und südlich von Havrincourt wurden englische Teilangriffe, nördlich der Scarpe starke Vorstöße des Feindes abgewiesen. Eigene Unternehmungen bei Moeuvres brachten 45 Gefangene ein.
Heeresgruppe Böhn:
Nach den vergeblichen Teilangriffen der beiden letzten Tage holte der Engländer gestern wieder zu großem einheitlichen Angriff aus. Sein Ziel war der Durchbruch südlich von Cambrai. Unter dem Schutze einer dichten Feuerwalze trat die englische Infanterie, von Panzerwagen und Fliegern begleitet, zwischen dem Walde von Gouzeaucourt und Hargicourt am frühen Morgen zum Angriff an. Wir hatten in Erwartung des feindlichen Angriffes in der Nacht vom 19. zum 20. September die Verteidigung von dem freien Gelände östlich von Epéhy in die alten englischen Stellungen zwischen Villers-Guislain und Bellicourt verlegt. Als der zum Angriff tief gegliederte Feind die Höhen hinab gegen unsere Linien anstürmte, empfing ihn das vorbereitete Abwehrfeuer unserer Artillerie, Infanterie und Maschinengewehre. Der Angriff blieb vor unseren Linien liegen. Nach stärkster Feuervorbereitung setzte der Feind zu erneutem Angriff an. Auch dieser zweite Ansturm scheiterte völlig. In den Südwestteil von Villers-Guislain und in das Gehöft Quennemont drang der Engländer vorübergehend ein. Hier warf ihn sofortiger Gegenstoß wieder zurück. Am Abend und während der Nacht folgten stärkstem Artilleriefeuer nochmals heftige Angriffe, die abgewiesen wurden.
Der gestrige Kampftag war in dem schweren Ringen an der Westfront ein besonders erfolgreicher Tag. Deutsche Jäger und Kavallerie-Schützenregimenter, ost- und westpreußische, posensche, niederschlesische, westfälische, rheinische, bayerische Regimenter und Gardetruppen haben dem Engländer gestern eine schwere Niederlage zugefügt. An seiner ganzen Angriffsfront hat er schwerste Verluste erlitten. Unserer Artillerie fällt ein Hauptteil an dem vollen Erfolge zu.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Zwischen Ailette und Aisne blieb die Artillerietätigkeit tagsüber in mäßigen Grenzen. Sie lebte am Abend in Verbindung mit heftigen Teilkämpfen östlich von Vauxaillon, am Gehöft Vaurains und nordwestlich von Vailly auf.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 22. September.
Amtlich wird verlautbart:
Italienischer Kriegsschauplatz:
Gestern überfielen auf dem Dosso Alto unsere Sturmtruppen einen von tschecho- slowakischen Legionären verteidigten Grabenabschnitt. Der größte Teil der Besatzung erlitt sein verdientes Schicksal. Sonst an zahlreichen Stellen der italienischen Front Erkundungsgefechte.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Bei den k. und k. Truppen keine besonderen Ereignisse.
Albanien:
An der Küste wurden abermals italienische Angriffe abgeschlagen.

  Der Chef des Generalstabes.

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Erbitterte Kämpfe zwischen Cerna und Wardar

Sofia, 22. September. (Bulgarischer Heeresbericht über die Operationen vom 21. September.) 
Vom Skumbi bis zur Cerna war das beiderseitige Artilleriefeuer an mehreren Punkten zeitweise sehr heftig. An der östlichen Cerna warfen unsere Einheiten mehrere serbische Abteilungen durch einen Gegenangriff zurück. Im Winkel zwischen der Cerna und dem Wardar dauern die Kämpfe mit großer Erbitterung an. Nachdem im Laufe der letzten Tage englisch-griechische Angriffe gegen unsere Stellungen am Dojran-See durch tapfere Truppen aus Dorostol und Sistovo blutig abgeschlagen worden waren, hat die Kampftätigkeit an dieser Front an Stärke abgenommen. Im Struma-Tal Patrouillenzusammenstöße im Vorgelände.
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Der türkische Heeresbericht:

Fortdauer der schweren Kämpfe in Palästina 

Konstantinopel, 22. September. 
Die schweren Kämpfe an der Palästina-Front dauern fort. Die Engländer führen ihren Angriff mit befonderem Nachdruck zwischen Küste und der Eisenbahn. Zur Verkürzung unserer Front gehen unsere Kräfte auch östlich der Eisenbahn nach tapferer Abwehr aller feindlichen Angriffe befehlsgemäß in neue Stellungen nördlich ihrer bisherigen Linien. Sonst nichts Neues.
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Der 1. Weltkrieg im September 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 8
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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