Der deutsche Heeresbericht:
Neue
Ausdehnung der großen Schlacht im Westen - Der Erfolg der feindlichen
Offensive in Flandern
Großes
Hauptquartier, 29. September.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Der Engländer hat im Verein mit Belgiern seine Angriffe auf Flandern
ausgedehnt und gegen Cambrai fortgesetzt. Franzosen und Amerikaner stürmten
erneut in der Champagne sowie zwischen den Argonnen und der Maas an.
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
Von der Küste bis südlich der Lys während der Nacht heftiger
Feuerkampf, der sich in den Morgenstunden zwischen Dixmuiden und Wulvergem
zu stärkstem Trommelfeuer steigerte. Engländer und Belgier griffen
auf der Front von südlich Dixmuiden bis Wulvergem an. Es gelang dem
Feinde, unsere Trichterstellungen zu nehmen und teilweise in unsere Artillerielinien
einzudringen. Der Angriff des Feindes kam am Nachmittage in der Linie
Bahndamm südlich von Dixmuiden Klerken - Houthulst - Westroosebeeke
- Passchendaele -Beselare - Zandvoorde - Hollebeke zum Stehen. Die am
Abend gegen diese Linie geführten Angriffe wurden mit Hilfe der auf
dem Schlachtfelde eintreffenden Reserven abgewiesen. Die Höhen von
Wytschaete wurden gegen mehrfache Angriffe des Feindes gehalten.
Westlich von Cambrai hatten wir gestern früh infolge des Verlustes
der Kanalstellung beiderseits von Marquion in den Kämpfen am 27.
September unsere Front aus dem freien Gelände in eine rückwärtige
Stellung in der Linie Arleux - Aubigny - westlich von Cambrai und hinter
den Kanal südwestlich von Cambrai - Marcoing mit Anschluß über
Gonnelieu an die alte Linie bei Villers-Guislain zurückgenommen.
Die Bewegungen wurden während der Nacht ungestört vom Gegner
durchgeführt. Der Feind hielt am Morgen noch lange Zeit das geräumte
Gelände unter Feuer. In den Mittagsstunden begann er scharf nachzudrängen
und griff nordwestlich und westlich von Cambrai mit starken Kräften
an. Er wurde abgewiesen. Ebenso scheiterten Angriffe, die sich am Abend
gegen die Linien südlich von Marcoing richteten.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Zwischen Ailette und Aisne haben wir ohne feindliche Einwirkung unsere
Linien hinter den Oise-Aisne-Kanal zwischen Anizy le Château an
der Ailette und Bourg an der Aisne zurückgenommen. Die seit Tagen
vorbereitete Bewegung verlief plangemäß und unge-stört
vom Feinde.
Erfolgreiche Vorfeldkämpfe westlich der Suippes. Zwischen Suippes
und Aisne sowie zwischen den Argonnen und der Maas setzte der Feind seine
starken Angriffe fort. Sie waren gestern besonders schwer und für
den Feind außerordentlich blutig. Unsere dort kämpfenden Truppen
aller deutschen Stämme, die sich auch gestern wiederum trotz der
hohen Anforderungen, die die letzten Tage an sie stellten, hervorragend
geschlagen haben, haben einen vollen Abwehrerfolg errungen. Der Franzose,
der auf der ganzen Front zwischen Suippes und Aisne in teilweise bis zu
sechsmal wiederholten durch starke Panzerwagen geführten Angriffen
vorbrach , wurde in erbittertem Kampf zurückgeworfen. Sein einziger
örtlicher Erfolg beruht in der Einnahme von Somme-Py und in kleinen
geringfügigen Einbuchtungen unserer Abwehrfront.
In den Argonnen haben wir in vorletzter Nacht infolge des Vordringens
des Feindes im Airetal unsere Linie bis in die Gegend südöstlich
von Binarville - südwestlich von Apremont zurückgenommen. Gegen
den Ostrand der Argonnen und gegen die Linie Apremont - Cierges - Brieulle
stieß der Amerikaner in mehrfachen Angriffen unter teilweisem Einsatz
neuer Divisionen vor. Örtliche Erfolge konnte er bei Apremont und
östlich von Cierges erzielen, wo er unsere Linie am frühen Morgen
bis an den Wald von Cunel und Fays zurückdrückte. Aber auch
hier sind, wie an der ganzen übrigen Front, die Angriffe des Feindes
unter sehr schweren Verlusten für ihn in unserem Abwehrfeuer, in
zähem Nahkampf und an unseren erfolgreichen Gegenangriffen gescheitert.
Unsere Schlachtstaffeln griffen den östlich der Aire anstürmenden
Feind mit großem Erfolg an. Bei den gestrigen Kämpfen wurden
mehr als 150 Panzerwagen des Feindes zerstört.
Wir schossen gestern 32 feindliche Flugzeuge und 3 Fesselballone ab.
Der Erste Generalquartiermeister Ludendorff. 1)
|