Der Weltkrieg am 30. Oktober 1918

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Französische Angriffe an der Aisne gescheitert

General v. Eberhardt

General v. Eberhardt

Großes Hauptquartier, 30. Oktober.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
In der Lys-Niederung, zwischen der Lys und Schelde, bei Famars und Englefontaine wurden heftige Teilangriffe des Gegners abgewiesen. Das englische Feuer gegen die Vorstädte von Tournai und die Ortschaften der Schelde-Niederung forderte wiederum erhebliche Opfer unter der Zivilbevölkerung.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Am Oise-Kanal scheiterten am frühen Morgen heftige feindliche Angriffe. Nach starkem Artilleriekampf nahm der Franzose zwischen Nizy-le-Comte und der Aisne unter Einsatz zahlreicher Panzerwagen seine Angriffe wieder auf. Die in den schweren Kämpfen der letzten Tage bewährten Truppen der Armeen der Generale v. Eberhardt und v. Below haben auch gestern wieder einen vollen Erfolg in der Abwehr errungen. Sie schlugen den Feind auf der 18 Kilometer breiten Angriffsfront völlig zurück. In den Kämpfen am Nordrande von Klein-Quentin zeichnete sich das brandenburgische Leibgrenadier-Regiment Nr. 8, östlich von Benogne das westfälische Infanterie-Regiment Nr. 53 und auf den Aisne- Höhen das mecklenburgische Füsilier-Regiment Nr. 90 besonders aus. Teile der Stellung nordwestlich von Herpy, die vorübergehend verloren gingen, wurden im Gegenangriff wiedergenommen. In den Abendstunden stieß der Feind wiederholt zu heftigen Teilangriffen vor, die überall vor unseren Linien scheiterten. Der Franzose hat gestern schwere Verluste erlitten; zahlreiche Panzerwagen wurden zerstört.
Beiderseits von Vouziers und östlich der Aisne zeitweilig Artilleriekampf.
Wir schossen gestern 27 feindliche Flugzeuge und 6 Fesselballone ab. Leutnant Dörr errang in den letzten Tagen seinen 31. bis 34., Leutnant Frommherz seinen 30., Leutnant Näther seinen 25. Luftsieg.

Der Chef des Generalstabes des Feldheeres. 1)

 

Gescheiterte französische Angriffe an der Oise

Berlin, 30. Oktober, abends. (Amtlich.) 
An der Oise sind heftige Angriffe der Franzosen gescheitert. An der übrigen Westfront keine größeren Kämpfe.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Räumung des besetzen italienischen Gebiets

Wien, 30. Oktober.
Amtlich wird verlautbart:
Italienischer Kriegsschauplatz:
An der Tiroler Front nur geringe Gefechtstätigkeit.
Zwischen Brenta und Piave haben frische feindliche Kräfte den Asolone und den Monte Pertica mit Übermacht angegriffen. Unsere dort mit beispiellosem Heldenmut und Soldatentreue kämpfenden Truppen haben alle Anstrengungen des Gegners zunichte gemacht. In der venezianischen Ebene stießen Engländer und Italiener weiter vor. Es gelang ihnen, unter Einsatz aller Kampfmittel ihre Einbruchsstellen nördlich und südlich des Montello wesentlich zu erweitern.
Unserem mehrfach zum Ausdruck gebrachten Entschluß zur Herbeiführung eines das Völkerringen abschließenden Waffenstillstandes und Friedens Rechnung tragend, werden unsere auf italienischem Boden kämpfenden Truppen das besetzte Gebiet räumen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Der Ostflügel unserer in Serbien operierenden Streitkräfte hat bereits den Übergang auf das nördliche Donau-Ufer vollzogen. Der Rückmarsch an die Save und Drina geht weiter planmäßig vor sich. Der Feind drängt nirgends nach. Die Nachhuten unserer albanischen Streitkräfte hatten nur vereinzelte Banden abzuwehren.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im Oktober 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 8
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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