II.
Die
deutsche Oberste Heeresleitung verzichtete von vornherein auf die "Materialschlacht"
und beschloß, den Erfolg auf ein mehr ideelles Fundament aufzubauen.
Die zahlenmäßige Unterlegenheit mußte durch die dem deutschen
Heerkörper eigentümlichen kriegerischen und moralischen Tugenden
ausgeglichen werden. Dieselben Tugenden, welche die wesentliche Ursache
der feindlichen Niederlagen gewesen waren, bildeten den sichersten Bürgen
für den deutschen Sieg. Der unleugbaren Tapferkeit der englischen
und französischen Sturmtruppen mußte die größte
Tapferkeit der deutschen Stämme, der guten Qualität der feindlichen
Führer eine bessere der deutschen, der gründlichen Vorbereitung
auf der Gegenseite eine noch gründlichere auf der unseren entgegengesetzt
werden. Da das Vertrauen der Obersten Heeresleitung die beiden ersten
Voraussetzungen als gegebene Größen behandelte, blieb als Hauptausgabe
die Vorbereitung des Angriffs. Die Einheit des Oberbefehls und des Heerkörpers,
als dessen einziger nichtdeutscher Bestandteil eine wertvolle Gruppe österreichischer
Batterien eingesetzt war, erleichterte das gewaltige Werk. Reibungen und
Hemmungen, die auch dem bestorganisierten Koalitionsheere anhaften, blieben
uns erspart. Was in den Kartenzimmern der deutschen Stäbe, angesichts
der vertrauensvollen Erwartung in der Heimat und der zunehmenden Spannung
und Nervosität im Auslande, von erfahrenen Spezialisten der Abwehrschlacht
mit Einsatz der höchsten Nervenkraft in monatelanger stiller Arbeit
geleistet worden ist, entzieht sich der Schilderung.
Aber es ist gewiß, daß die Einschulung des Angriffsverfahrens,
die Erkundung und Überwachung der Feindlage, die Munitionsversorgung
und Verproviantierung der Stoßgruppe, die Vorbereitung des Nachschubes,
endlich das Kunstwerk des verschleierten Aufmarsches einen ganz ungeheuren
Aufwand an organisatorischer Energie erforderten.
Die Hauptkampfgruppe, die gleich im ersten Anlaufe über alles Erwarten
rasch und siegreich die feindlichen Stellungen durchbrach und binnen 10
Tagen den ersten Teil der "Großen Schlacht in Frankreich"
schlug, setzte sich aus 3 Armeen zusammen: im Zentrum stand die alte Cambrai-Armee
unter dem Oberbefehl des Generals von der Marwitz; die Armee des Generals
Otto v. Below umspannte den nördlichen Cambrai-Bogen bis in Höhe
von Arras; die Armee v. Hutier, die sich im Raume südöstlich
und nördlich der Stadt St. Quentin versammelte, lehnte sich mit dem
linken Flügel bei Fère an die Oise. Während die Armeen
von der Marwitz und v. Below zu der Heeresgruppe des Kronprinzen Rupprecht
gehörten, bildete die Armee v. Hutier den rechten Flügel der
Heeresgruppe des deutschen Kronprinzen, so daß die beiden Heeresgruppen
mit ihren beiden inneren Flügeln den Angriff gemeinsam vortrieben.
Aufgabe der Stoßtrupps war der Durchbruch durch das englische Stellungssystem,
dessen 3 Hauptlinien einen Streifen von 12 bis 15 km Tiefe durchzogen.
Da die beiden nördlichen Armeen aus der Bucht des Cambrai-Bogens
in südwestlicher Richtung, die Armee v. Hutier aber westwärts
vorstießen, entstand ein konzentrischer Angriff, der im Verlauf
der ersten Bewegungen durch das scharfe Vorwärtsdringen der Armee
v. Hutier und durch den tapferen Widerstand der Engländer im Norden
in gerader Linie gestreckt wurde. Der Plan rollte den Angriff über
das von künstlichen und natürlichen Bollwerken wimmelnde Gelände
der Siegfriedstellung und führte die Marschlinien der nördlichen
und der mittleren Armee in der Richtung auf Bapaume und Péronne
bis an den Rand des alten Großkampfbeckens.
Am Abend des 20. März 1918, dem Vorabend des lange vorher festgesetzten
Angriffstages, war der Aufmarsch beendet. Der in der Frühe einsetzende
Nebel verbarg die letzten Truppenbewegungen, und die Meldungen der den
späten Glanz der Abendsonne wahrnehmenden Erkundungsflieger erreichten
die feindliche Führung nicht vor sinkender Nacht. Trotzdem in der
zweiten und dritten Märzwoche schönstes Frühlingswetter
die Luftaufklärung begünstigte, war die Verschleierung des Aufmarsches
geglückt. Die Anhäufung einer so gewaltigen Menge von Menschen
und Gerät auf engstem Raume hatte sich dank der unermüdlichen
Hingabe von Führung und Truppe, von Etappe und Eisenbahn in musterhafter
Ordnung vollzogen. Vom vordersten Kompanieführer bis zum letzten
Polizeisoldaten stand jeder auf seinem Posten, kannte jeder sein Marschziel.
In letzter Stunde drohten die Meldungen der Wetterwarte die Entladung
des Angriffes zu verzögern. Hatte schon das Regenwetter in den letzten
Tagen Felder und Kolonnenwege durchweicht, mit schwerer Sorge beobachteten
die Sturmtruppen den dichten Nebel, der sich in der Nacht auf den 21.
März zusammenzog. Die Führung bestand auf der Durchführung.
Am 21. März, 3 Uhr 30 Minuten früh
setzte auf ganzer Front die Bekämpfung der feindlichen Artillerie
ein. Von 6 Uhr 40 Minuten an bewegte sich das vereinigte Feuer der Nahkampfgruppen
über die drei englischen Stellungen. Der Verzicht auf eine allmähliche
Erschütterung der Stellungen im tagelangen Wirkungsschießen
mußte durch verdoppelte Wucht der dreistündigen Feuerwoge ausgeglichen
werden. Der unvergleichlichen Stoßkraft der Infanterie ist es zu
danken, wenn trotz Nebel und Schlamm schon am Abend des ersten Schlachttages
die zweite feindliche Stellung teils erreicht, teils erobert, teils überschritten
war. Die vordersten Gräben wurden von der tiefgegliederten Phalanx
im Schutze des Nebels verhältnismäßig leicht überwältigt,
an den schwierigsten Punkten wie an den Südausgängen der Stadt
St. Quentin verstärkten deutsche und deutsch-englische Tankgeschwader
die Wucht des Stoßes. Dann aber musste mit Hilfe der Maschinengewehre,
der Minenwerfer und Batterien ein Netz von zahlreichen Stützpunkten
sprungweise überwunden werden. Der Nebel, so sehr er die Überraschung
im Großen begünstigt hatte, erschwerte die Orientierung und
hemmte das Tempo des Angriffes. An vielen Stellen mußte am Nachmittage,
als das Wetter sich aufgehellt hatte und unsere tapferen Jagd- und Schlachtstaffeln
sich über den Feind warfen, das Herankommen der sich mit bewunderungswürdigen
Anstrengungen durch das verschlammte Trichtergelände vorarbeitenden
Feldartillerie abgewartet werden, um stärkere Bollwerke zu bezwingen.
Den am Abend nachrückenden Divisionen folgten schier endlose Züge
mit Munition beladener Kraftwagen, aus denen die leeren Staffeln der Kampfartillerie
dringend begehrte Ergänzung schöpften. Den Lehren der ersten
Kriegsmonate getreu, rückte auch die schwere Artillerie, wo immer
das Gelände es ermöglichte, in den vorderen Gefechtsstreifen
auf. Die Vorwärtsbewegung dieser Heeresmasse wurde mit Hilfe der
Pioniere und Polizeitruppen reibungslos bewältigt.
Der Feind leistete den stärksten Widerstand im Norden, wo durch den
Stoß der Armee v. Below die Abschnürung des Cambrai-Bogens
drohte. Aus Ervillers, Vaulx-Vraucourt und Doignies führte er wuchtige
Gegenangriffe auf die Korps der Generale v. Albrecht, von der Borne und
v. Lindequist, die bis in die Nacht im heißen Kampf um den Besitz
der zweiten Stellung rangen. Auch die Armee von der Marwitz stieß
auf hartnäckigen Widerstand. Die nördlichen Korps erreichten
beiderseits Epéhy die Bahnlinie Cambrai-Péronne, das linke
Flügelkorps des Generals v. Hofacker drang nördlich des Omignon-Baches
bis Le Verguier vor. Die vor der Front der Armee v. Hutier eingesetzten
englischen Stellungsdivisionen wehrten sich ebenfalls mit großer
Zähigkeit, mußten aber den deutschen Korps den Besitz wichtiger
Ortschaften und Stützpunkte überlassen. Südlich des Omignon-Baches
wurden die feindlichen Batterienester im ersten Anlaufe überrannt.
Das Korps v. Lüttwitz stieß in blutigem Kampf durch den zu
einer unterirdischen Festung umgewandelten Holnon-Wald. Die Korps der
Generale v. Öttinger und v. Weber erstürmten die Ortschaften
Savy, Fontaine les Clercs, Urvillers und Essigny le Grand. Gleichzeitig
erzwangen von Süden her 2 Reserveregimenter und Jägerbataillone
den Übergang über die Oise und drangen, nunmehr von stärkeren
Kräften gefolgt, gegen den Crozat-Kanal vor.
Der zweite Schlachttag vollendete den Durchbruch durch das Stellungssystem
und verlieh dem deutschen Angriff jene unwiderstehliche Sprungkraft, welche
bis Monatsende die englische V. Armee in aufgelöstem Zustande vor
sich hertrieb, die in Hast herangeworfenen Divisionen der Franzosen, wo
und sobald sie auf dem Schlachtfelde erschienen, aufs Haupt schlug und
die Woge ruheloser Gefechte bis in 70 km Tiefe wälzte.
Wieder leistete der Engländer am 22. März, in dem Bestreben,
das Dach des wankenden Gebäudes zu stützen, den heftigsten Widerstand
im nördlichen Cambrai-Bogen, wo die Divisionen der Armee v. Below
mitten im Angriff eine Abwehrschlacht liefern mußten. Die Erbitterung
der feindlichen Gegenstöße und die beweglichen Forts der aus
der Cambrai-Schlacht überlebenden Tanks wurden an dem unvergleichlichen
Heldenmut unserer Truppen zuschanden. Erst am Nachmittage gelang der Durchbruch
durch die zweite Stellung. Der Park von St. Léger und die heißumstrittenen
Ortschaften Croisilles, Vaulx-Braucourt und Morchies wurden erstürmt.
Die starke Besatzung der dritten Stellung, mit der am Abend unsere Vorposten
Fühlung nahmen, sagte neue schwere Kämpfe für die kommenden
Tage voraus.
Dennoch lastete der Druck der Armee v. Below so schwer auf dem Cambrai-Bogen,
daß der Gegner mit der Räumung im tiefsten Winkel begann; über
Flesquières und Ribécourt glitt der Nordflügel der
Armee von der Marwitz nach.
Unterdessen hatten die beiden südlichen Armeen mit ihren inneren
Flügeln um die Ehre des Sieges gewetteifert. Bis zum Spätnachmittage
dauerte der Entscheidungskampf, der mit der Eroberung der dritten und
letzten englischen Stellung endigte. Die Armee von der Marwitz erstürmte
die Ortschaften Lieramont, Longavesnes, Marquaix, Hamelet, Bernes, Poeuilly
und Caulaincourt, die Armee v. Hutier nahm Beauvois und Fluquières
und erzwang bei Jussy, Quessy und Tergnier den Übergang über
den Crozat-Kanal. Am Abend des 22. März war der Durchbruch auf breiter
Front von der Straße Cambrai-Peronne bis an die Oise vollbracht.
Im Laufe von 36 Stunden war das Problem der Westfront, um das der Gegner
2 Jahre hindurch mit Aufbietung aller Kräfte vergeblich gerungen
hatte, entrollt und gelöst worden. Unermeßliche Beute fiel
in unsere Hand. Die vorbereiteten Lager genügten nicht, um den Strom
von Gefangenen aufzunehmen, die Arbeitstruppen nicht, um die Masse der
eroberten Geschütze abzufahren.
Unmittelbar an den Durchbruch schloß sich die Verfolgung an. Der
berüchtigte tote Punkt der Verbandsoffensiven wurde überrollt.
Während in allen Gegenden Frankreichs von Calais bis Belfort Alarm
geschlagen wurde und von allen Seiten die französischen Ruhedivisionen
der Oise zustrebten, vereinigte sich der Wille der Führung mit dem
Ungestüm der Truppe in dem glühenden Wunsch, dem Feinde an der
Klinge zu bleiben und den Keil möglichst tief in die brüchige
Front einzutreiben, ehe das wiederhergestellte
Gleichgewicht der Kräfte die Wucht des Stoßes aufhob. Die Armee
v. Hutier und die südlichen Korps der Armee von der Marwitz drangen
am 23. März bis an die Somme vor, warfen hastig entgegengeführte
Reserven der Engländer zurück und erkämpften am 24. März
gegen einen tapfer, aber in fortgesetzter Verwirrung fechtenden Feind
den Übergang. Eine badische Division von beispielloser Angriffswucht
warf im Schutze des Frühnebels bei Béthancourt die ersten
Bataillone über die Somme. Unmittelbar hinter der übersetzenden
Infanterie schlugen die tapferen Pioniere fahrbare Brücken. Das Korps
v. Öttinger nahm am 23. März
in heftigem Straßenkampf die Stadt Ham, das Korps v. Hofacker tags
darauf das an blutigen Erinnerungen reiche Péronne. Clèry
und Bouchavesnes, Maurepas und Combles, die berühmten Kampfstätten
aus der alten Sommeschlacht, mit dem Blute vieler deutschen Stämme
getränkt, wurden von der Armee von der Marwitz gestürmt. Am
linken Flügel stieß das Korps v. Conta in den Waldungen jenseits
des Crozat-Kanals zum erstenmal auf französische Kräfte. Es
waren die 125. und 9. Division und die 1. Kürassiere z. F., die,
am ersten Schlachttage alarmiert und aus der Gegend von Senlis und Compiègne
eilig auf Kraftwagen heranbefördert, sich auf unsere offene Flanke
warfen. Sie teilten das Schicksal der englischen Stellungsdivisionen.
Am 24. März fiel auch die Stadt Chauny an der Oise, welche zu decken
die aus der Gegend von Paris herangehetzte 10. und 55. Division vergebens
versucht hatten. Gleichsam als drohende Verkündigung der siegreichen
Durchbruchsschlacht fielen zur Stunde, als die Somme erreicht wurde, die
ersten Geschosse unserer weittragenden Kanonen auf die erschrockene Hauptstadt
der Franzosen. Währenddessen wurde am Nordflügel am 23. März
um die dritte Stellung gerungen. Dorf um Dorf, Graben um Graben mußten
im Nahkampf überwältigt werden. Einzeltaten von antiker Größe
sind überliefert. Es war ein Kampf mit der Hydraschlange, denn unaufhörlich
traten frische englische Divisionen in die Lücken.
Endlich, am 24. März, gelang es, unter dem Druck der südlichen
Erfolge, in schweren Gefechten den Gegner aus dem Cambrai-Bogen herauszuquetschen.
Ein konzentrierter Angriff der Korps v. Lindequist und v. Grünert
bewirkte am Nachmittage den Durchbruch durch die dritte Stellung. Das
Korps von dem Borne eroberte am Abend Bapaume. Die Kampftage vom 25. bis
zum 26. März reiften die Durchbruchsschlacht zur höchsten Wirkung
aus. Die englische Führung zog ihre südlich der Somme weichenden
Kräfte allmählich nach Norden ab und baute zwischen der Scarpe
und der Ancre den Widerstand auf. Die französische III. Armee, die
ihr Hauptquartier in Clermont aufschlug, deckte ingrimmig den Rückzug
der verbündeten Truppen. So entstand, während unser Nordflügel
weiterhin in schwere Kämpfe mit der zähen englischen Infanterie
verwickelt wurde, zwischen Somme und Oise eine glänzende Verfolgungsschlacht,
die mit der Eroberung von Montdidier am 27.
März ihren Höhepunkt erreichte. Unaufhaltsam drangen die
Armeen v. Hutier und von der Marwitz in südlicher Richtung vor. Die
Franzosen, die gezwungen waren, ihre Divisionen, wie sie eben anlangten,
paketweise einzusetzen und vor die weichenden Engländer zu werfen,
wurden in die allgemeine Rückwärtsbewegung mit hineingerissen.
Die herrliche Angriffswucht unserer Truppen, unter denen manche Division
vom ersten Tage marschierte, sorgte dafür, daß immer irgendwo
ein bedrohtester Punkt den Gegner an der Sammlung und am geordneten Einsatz
seiner Kräfte hinderte.
Ermöglicht wurden die glänzenden Erfolge des Südflügels
durch die Angriffe, welche die Armee v. Below im Norden gegen das Massiv
der englischen Verteidigung führte. Der Nordflügel versah gleichsam
den Dienst eines Hebels, indem er das Gros der feindlichen Reserven von
der südlichen Front abdrückte und gegen sich selbst zusammenpreßte.
Auch die nördlichen Korps der Armee von der Marwitz, die am 25. und
26. März gegen die Ancre vordrangen, erfüllten den gleichen
Zweck. Denn der Feind, der an der Somme, wo unsere Bataillone an den Fersen
seiner weichenden Nachhuten übergesetzt waren, gelernt hatte, daß
er die Verteidigung des Flusses auf das östliche Ufer vorstrecken
mußte um Zeit für den Aufbau der Abwehr am westlichen Ufer
zu gewinnen, leistete diesmal vor der Ancre den zähesten Widerstand.
Ohne Rücksicht auf ungeheure Verluste führte er aus der Stadt
Albert heraus Gegenangriff auf Gegenangriff, trotzdem gewannen unsere
Truppen langsam Boden. Dem Korps v. Grünert gelang es noch am 25.
März, den Block des stärksten Widerstandes nördlich umgehend,
den Fluß bei Miraumont zu überschreiten. Das Korps v. Kathen
eroberte am 26. März Albert. Anschließend
drückte bis zum 27. März die Armee v. Below ihre Linien um einige
Meilen vor.
So von Norden her entlastet, setzten die Armeen v. Hutier und von der
Marwitz südlich der Somme die Verfolgung fort, die bald wieder unter
dem fortgesetzten Anprall neuer französischer Kräfte den Charakter
einer ernsten, aber durchweg siegreichen Schlacht annahm. Am 25. März
traten die inneren Flügel der Armeen aus der wohlbestellten und blühenden
Ebene in das wüste, von unzähligen Gräben und Verhauen
durchzogene Gelände der alten Sommeschlacht über. Da sich die
Hauptmarschrichtung immer mehr nach Südwesten kehrte, um dem wachsenden
Widerstande der aus derselben Richtung eingesetzten französischen
Divisionen die Brust zu bieten, gelang es mehrmals, den Gegner durch Vorgreifen
der jeweils nördlichen Division zum Weichen zu bringen. Das Korps
v. Winkler nahm die Stadt Nesle, wo eben Franzosen die englische Besatzung
abgelöst hatten. Durch schwieriges Forstgebiet erkämpfte sich
das Korps v. Conta den Austritt in das Hügelland nördlich der
Stadt Noyon. Schon am 26. März ließ das Korps v. Hofacker bei
Feuillères und Herbecourt die Großkampfwüste hinter
sich. Die Städte Chaulnes und Roye wurden genommen. Noyon fiel. Der
südlichste Flügel wurde auf den Höhen südwestlich
der Stadt verankert. Am 27. März spornten sich die immer noch in
gemischten Verbänden fechtenden Alliierten zu heftigstem Widerstande
an. Trotzdem trieben die Korps v. Winkler und v. Öttinger einen tiefen
Keil südlich des Avre-Baches vor. Teile der kühnen badischen
Divisionen schlugen sich bei Erches und Saulchoy abgeschnitten im Rücken
des Feindes. Überall brach die schier unerschöpfliche Kraft
unserer lang aushaltenden Truppen die Wucht plötzlicher Gegenstöße.
Die vom ersten Tage an als treueste Helfer der Infanterie vielgerühmten
Begleitbatterien fuhren in die Schützenlinien auf und kämpften
mit direktem Schuß die feindlichen Maschinengewehre nieder. Montdidier
wurde am Abend erobert.
Mit dem Fall dieser Stadt hatte die Durchbruchsschlacht den Höhepunkt
ihrer Auswirkung erreicht. Montdidier war und blieb gleichsam der Nabel
des Einbruchs. Angriffe am 30. und
31. März 1918 streckten die zurückhängenden inneren
Flügel in gleicher Höhe.
Die Einnahme von Moreuil brachte Amiens unter die Reichweite unserer Langrohre.
Der Erfolg des ersten Teiles der "Großen Schlacht in Frankreich"
hat alle Erwartungen übertroffen und gibt dem Namen innere Berechtigung.
Wir machten 90000 Gefangene. Wir erbeuteten 1200 Geschütze, Tausende
von Minenwerfern und Maschinengewehren, unzählbare Munition, unermeßliches
Gerät, unschätzbare Mengen eingebauten Materials. Die blutige
Einbuße des Feindes war erheblich. Der eroberte Raum, in dem einer
kleinen Insel gleich das Großkampfgelände der alten Sommeschlacht
liegt, zeigt die absolute Größe des deutschen Sieges.
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