Der Weltkrieg am 13. September 1914

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

Eine neue Schlacht in Frankreich -
30000 Russen gefangen

13. September.
Auf dem westlichen Kriegsschauplatz haben die Operationen, über die Einzelheiten noch nicht veröffentlicht werden können, zu einer neuen Schlacht geführt, die günstig steht. Die von dem Feinde mit allen Mitteln verbreiteten, für uns ungünstigen Nachrichten sind falsch.
In Belgien ist heute ein Ausfall aus Antwerpen, den drei belgische Divisionen unternahmen, zurückgeschlagen worden.
In Ostpreußen ist die Lage hervorragend gut. Die russische Armee flieht in voller Auflösung. Bisher hat sie mindestens 150 Geschütze und 20000 bis 30000 unverwundete Gefangene verloren.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die Schlacht bei Lemberg abgebrochen

Wien, 13. September.
Amtlich wird bekanntgegeben:
In der Schlacht von Lemberg gelang es unseren an und südlich der Grodeker Chaussee eingesetzten Streitkräften, den Feind nach fünftägigem harten Ringen zurückzudrängen, an zehntausend Gefangene zu machen und zahlreiche Geschütze zu erbeuten. Dieser Erfolg konnte jedoch nicht voll ausgenutzt werden, da unser Nordflügel bei Rawaruska von großer Übermacht bedroht wurde, überdies neue russische Kräfte sowohl gegen die Armee Dankls als auch im Raume zwischen dieser Armee und dem Schlachtfelde von Lemberg vordrangen. Angesichts der sehr bedeutenden Überlegenheit des Feindes war es geboten, unsere schon seit drei Wochen fast ununterbrochen heldenmütig kämpfende Armee in einem guten Abschnitt zu versammeln und für weitere Operationen Bereitzustellen.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Generalmajor. 1)

 

Die Schlacht bei Lemberg

Kriegspressequartier, 13. September. (Priv.-Tel.)
Die Hauptverbindungen unserer Armeen nach dem eigenen Hinterland, der Quelle unserer Kraft, laufen geographisch und daher auch in der Richtung der Hauptbahnen und Straßen in westlicher und südwestlicher Richtung. Diese Verbindungen dürfen nicht bedroht werden; es wäre daher ein schwerer Fehler gewesen, den schönen Erfolgen in unserem Zentrum und am rechten Flügel in der fünftägigen Schlacht an der Wereszyca blindlings nachzulaufen und hierdurch nicht nur die Heldenarmee Auffenbergs im Stiche zu lassen, sondern auch selbst den Gegner in den Rücken zu bekommen. Diesen Weg hätte ihm unser siegreich vorgehendes Zentrum eben durch sein weiteres Vorrücken selbst eröffnet, und die Verwertung dieses Sieges wäre nur mit bald eintretenden bösen Folgen erkauft worden. Es hätte dann wirklich zu einer Niederlage eines Teiles unserer Armeen kommen können, während es unsere Führung bisher stets in meisterhafter Weise verstand, die Gesamtaktion nach großen Gesichtspunkten zu leiten.
Der noch heute bestehende Erfolg unserer großen Siege bei Krasnik und Mokarow ist die genügend lange Fernhaltung des übermächtigen Stoßes der immer mehr von Osten nach Norden verschobenen russischen Hauptkraft. Dieser Stoß richtete sich aber gegen unsere Hauptverbindungen, war daher der gefährlichste. Unsere Erfolge waren absolut reelle: zirka 50000 Gefangene und gegen 300 genommene Geschütze beweisen dies; ebenso sind die bisher angeordneten rückgängigen Bewegungen niemals verschleierte Niederlagen gewesen, da unsere Truppen trotz aller Verluste durch volle drei Wochen fast unablässig kämpften, und zwar in stets erneuten Angriffen. Dies kann auch dem Nichtfachmann genügend die erhaltene Schlagkraft unserer wirklich Übermenschliches leistenden Truppen beweisen, die auch keine Verluste durch unverwundete Gefangene erlitten haben.
Es ist durch die von uns gefangenen Russen jetzt eben bewiesen, daß Rußland nicht nur seine europäischen Korps und deren ebenso starken Reserveformationen vorzeitig mobilisiert hat, sondern daß dies noch viel früher, vielleicht schon im Mai bei den asiatischen Korps geschehen ist. So kämpften östlich von Lemberg drei unserer Korps gegen acht russische viele Tage lang, und die Russen waren trotz dieser Übermacht nur imstande, unsere Truppen zum abschnittsweisen unverfolgten Weichen zu bringen, da die geradezu riesigen Verluste der Russen ihre Stoßkraft aufgezehrt hatten.
2)

 

Kämpfe in den Kolonien

Berlin, 13. September. (W. B. Amtlich.)
Über Kämpfe in den Kolonien liegen wieder verschiedene englische Meldungen vor. In Kamerun sind dabei drei englische Offiziere gefallen und mehrere Mannschaften verwundet worden. Einzelheiten werden über diese Kämpfe merkwürdigerweise nicht berichtet. Aus den Namen der gefallenen Offiziere ist zu ersehen, daß Truppen aus Nigeria an dem Kampfe teilgenommen haben.

London, 13. September. (Priv.-Tel.)
Die Admiralität teilt bekannt, daß die Engländer am 10. September Herbertshöhe im Bismarck-Archipel besetzt haben. Die Deutschen leisteten Widerstand, worauf die Engländer die Station für drahtlose Telegraphie angriffen und vernichteten. Die Engländer verloren ihren zweiten Kommandanten; auch zwei Matrosen sind tot, drei verwundet. Zwei deutsche Offiziere die fünf Reserveoffiziere und dreißig Eingeborene wurden gefangengenommen. Auf deutscher Seite gab es keine Toten oder Verwundeten.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im September 1914

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 1
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1914)

 

© 2005 stahlgewitter.com