Die
Schlacht bei Lemberg
Kriegspressequartier,
13. September. (Priv.-Tel.)
Die Hauptverbindungen unserer Armeen nach dem eigenen Hinterland,
der Quelle unserer Kraft, laufen geographisch und daher auch in der Richtung
der Hauptbahnen und Straßen in westlicher und südwestlicher
Richtung. Diese Verbindungen dürfen nicht bedroht werden; es wäre
daher ein schwerer Fehler gewesen, den schönen Erfolgen in unserem
Zentrum und am rechten Flügel in der fünftägigen Schlacht
an der Wereszyca blindlings nachzulaufen und hierdurch nicht nur die Heldenarmee
Auffenbergs im Stiche zu lassen, sondern auch selbst den Gegner in den
Rücken zu bekommen. Diesen Weg hätte ihm unser siegreich vorgehendes
Zentrum eben durch sein weiteres Vorrücken selbst eröffnet,
und die Verwertung dieses Sieges wäre nur mit bald eintretenden bösen
Folgen erkauft worden. Es hätte dann wirklich zu einer Niederlage
eines Teiles unserer Armeen kommen können, während es unsere
Führung bisher stets in meisterhafter Weise verstand, die Gesamtaktion
nach großen Gesichtspunkten zu leiten.
Der noch heute bestehende Erfolg unserer großen Siege bei Krasnik
und Mokarow ist die genügend lange Fernhaltung des übermächtigen
Stoßes der immer mehr von Osten nach Norden verschobenen russischen
Hauptkraft. Dieser Stoß richtete sich aber gegen unsere Hauptverbindungen,
war daher der gefährlichste. Unsere Erfolge waren absolut reelle:
zirka 50000 Gefangene und gegen 300 genommene Geschütze beweisen
dies; ebenso sind die bisher angeordneten rückgängigen Bewegungen
niemals verschleierte Niederlagen gewesen, da unsere Truppen trotz aller
Verluste durch volle drei Wochen fast unablässig kämpften, und
zwar in stets erneuten Angriffen. Dies kann auch dem Nichtfachmann genügend
die erhaltene Schlagkraft unserer wirklich Übermenschliches leistenden
Truppen beweisen, die auch keine Verluste durch unverwundete Gefangene
erlitten haben.
Es ist durch die von uns gefangenen Russen jetzt eben bewiesen, daß
Rußland nicht nur seine europäischen Korps und deren ebenso
starken Reserveformationen vorzeitig mobilisiert hat, sondern daß
dies noch viel früher, vielleicht schon im Mai bei den asiatischen
Korps geschehen ist. So kämpften östlich von Lemberg drei unserer
Korps gegen acht russische viele Tage lang, und die Russen waren trotz
dieser Übermacht nur imstande, unsere Truppen zum abschnittsweisen
unverfolgten Weichen zu bringen, da die geradezu riesigen Verluste der
Russen ihre Stoßkraft aufgezehrt hatten. 2)
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