Der Weltkrieg am 23. April 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Der Übergang über den Ypernkanal erzwungen - 1600 Franzosen und Engländer gefangen, 30 Geschütze erbeutet

Großes Hauptquartier, 23. April.
Westlicher Kriegsschauplatz:
In den gestrigen Abendstunden stießen wir auf unserer Front Steenstraate östlich Langemarck gegen die feindlichen Stellungen nördlich und nordöstlich von Ypern vor. In einem Anlauf drangen unsere Truppen in neun Kilometer Breite bis auf die Höhe südlich von Pilkelm und östlich davon vor. Gleichzeitig erzwangen sie sich in hartnäckigem Kampfe den Übergang über den Ypern-Kanal bei Steenstraate und Het Sas, wo sie sich auf dem westlichen Ufer festsetzten. Die Orte Langemarck, Steenstraate, Het Sas und Pilkelm wurden genommen. Mindestens 1600 Franzosen und Engländer und 30 Geschütze, darunter 4 schwere englische, fielen in unsere Hände.
Zwischen Maas und Mosel war die Gefechtstätigkeit wieder lebhafter. Die Artilleriekämpfe waren besonders heftig bei Combres, St. Mihiel, Apremont und nordöstlich Flirey. Feindliche Infanterieangriffe erfolgten nur im Waldgebiet zwischen Ailly und Apremont. Hier drangen die Franzosen an einzelnen Stellen in unsere vordersten Gräben ein, wurden aber zum Teil nieder hinausgeworfen. Die Nahkämpfe sind noch im Gange. Der von uns genommene Ort Embermenil westlich von Avricourt, der gestern von den Franzosen in Brand geschossen wurde, ist von unseren Vorposten geräumt; die Höhen nördlich und südlich des Ortes werden gehalten.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Die Lage im Osten ist unverändert.

Oberste Heeresleitung. 1)

Zurück zur Seite:
Westfront 1915

 

Die Verwendung von Stickgasen

London, 23. April.
Das Reutersche Bureau teilt mit:
French meldete gestern, daß der Feind am 22. April abends die französischen Truppen zur Linken der englischen Truppen nahe bei Bixschoote und Langemarck, nördlich von Ypern, angegriffen hat. Eine heftige Beschießung war vorausgegangen, bei welcher der Feind viele Apparate zur Hervorbringung erstickender Gase benutzte. Aus der Menge der erzeugten Gase geht hervor, daß dies nach einem vorbedachten Plane und im Widerspruch mit der Haager Konvention geschah. Die Franzosen mußten sich infolge der Gase nach dem Kanal bei Bossinghe zurückziehen, und wir waren gezwungen, unsere Linie in Übereinstimmung mit der französischen zu ändern; unsere Front blieb intakt. Außer diesem Angriff auf unserer äußersten Linken fand ein solcher gegen die Laufgräben östlich von Ypern statt, wurde aber abgeschlagen. Der Kampf nördlich von Ypern dauert fort. Heute sind zwei deutsche Flugzeuge heruntergeschossen worden.
1)

Zurück zur Seite:
Westfront 1915

 

Keine englischen Seestreitkräfte in der Nordsee

Berlin, 23. April.
Die deutsche Hochseeflotte hat in letzter Zeit mehrfach Kreuzfahrten in der Nordsee ausgeführt und ist dabei bis in die englischen Gewässer vorgestoßen. Auf keiner der Fahrten wurden englische Seestreitkräfte angetroffen.

Der stellvertretende Chef des Admiralstabes:
gez. Behncke.

 

Die Besatzung der "Ayesha" von feindlichen Arabern angegriffen

Berlin, 23. April. (W. B.)
Die Besatzung von S. M. S. "Ayesha", das Landungskorps der "Emden", ist am 27. März in dem arabischen Hafen Lidd südlich Dschidda angekommen, nachdem es ihr gelungen war, zum zweiten Male den englisch-französischen Bewachungsstreitkräften zu entgehen und den 300 Meilen langen Seeweg von Hodeida nach Lidd unbemerkt vom Feinde zurückzulegen. Auf dem Weitermarsche zu Lande wurde sie von Arabern, die von den Engländern bestochen waren, angegriffen. In hartem dreitägigen Kampfe wurden die Angriffe der Räuberbanden abgeschlagen, bis der Weg zur Hedschasbahn frei war. Leider hat die tapfere Schar hierbei schwere Verluste erlitten. Ein Telegramm aus dem türkischen Hauptquartier meldet uns, daß der Leutnant z. S. Roderich Schmidt, Matrose Rademacher und Heizer Lauig gefallen sind, während einige Leute der türkischen Begleitmannschaften, die Matrosen Mauritz und Koschinsky schwer, der Matrose Witte leicht verwundet wurden. Die Verwundeten befinden sich in guter Pflege im Militärlazarett in Dschidda.
2)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Ein russischer Stützpunkt am Uzsoker Paß erobert

Wien, 23. April.
Amtlich wird verlautbart:
Die allgemeine Lage ist unverändert.
An der Karpathenfront vereinzelt Geschützkampf, wobei unsere Artillerie im Abschnitt Nagypolany, deutsche Artillerie bei Koziowa mit Erfolg wirkte. Vor den Stellungen am Uzsoker Paß nach dem abgeschlagenen Sturmangriff der Russen verhältnismäßig Ruhe. Alle Gefangenen bestätigen die schweren Verluste des Gegners. Östlich des Passes wurde gestern ein starker Stützpunkt des Feindes erobert.
In Südostgalizien und in der Bukowina keine Veränderung.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im April 1915

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1915)

 

© 2005 stahlgewitter.com