Der Weltkrieg am 26. April 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Der Hartmannsweilerkopf wiedererobert

Großes Hauptquartier, 26. April.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Bei Ypern dauerten die Kämpfe an. Auf dem westlichen Kanalufer ist Lizerne, das die Franzosen wieder genommen zu haben behaupteten, in unserem Besitz. Auch östlich des Kanals wurde das eroberte Gelände behauptet Die Zahl der eroberten Geschütze stieg auf 45, worunter sich nach wie vor die vier schweren englischen Geschütze befinden. Nordwestlich Zonnebeke setzten wir unsere Angriffe fort und machten dabei mehr als 1000 Kanadier zu Gefangenen. Die Gesamtzahl der Gefangenen erhöht sich damit auf 5000. Ein Sonderbares Völkergemisch - Senegalneger, Engländer, Turkos, Inder, Franzosen, Kanadier, Zuaven, Algerier - fand sich hier auf verhältnismäßig kleinem Raume zusammen.
In der Champagne schlugen wir nördlich vor Beau Séjour zwei französische Nachtangriffe ab.
Auf den Maashöhen machte unser Angriff gute Fortschritte. Mehrere Bergrücken hintereinander bis zur Höhe westlich von Les Eparges wurden im Sturm genommen. Mehrere hundert Franzosen und einige Maschinengewehre fielen in unsere Hände.
Im Aillywalde scheiterten feindliche Vorstöße.
In den Vogesen führte unser Angriff zur Wiedereroberung des Hartmannsweilerkopfes. Die Siegesbeute unserer Truppen betrug hier 11 Offiziere, 749 Franzosen, 6 Minenwerfer, 4 Maschinengewehre.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Einige schwache russische Nachtangriffe in der Gegend nordwestlich von Ciechanow wurden abgewiesen. Die Lage ist unverändert.

Oberste Heeresleitung. 1)

Karte zum 1. Weltkrieg

Die Kämpfe im Westen

Die "Frankfurter Zeitung" schreibt:
Im Westen werden unsere Regimenter zusehends munterer. Durch eine Reihe kräftiger und temperamentvoller Stöße machen sie sich Luft und bringen die ein wenig steif gewordenen Glieder in frischen Gang. Die bedeutenden Erfolge an drei Stellen der Front, sich mehrend und anwachsend, werden ungemein dazu beitragen, die Kampfeslust und die Freude am Angriff nach der einschläfernden Zwangsruhe, die der Winter und die Notwendigkeit des konzentrierten Handelns im Osten unseren westlichen Truppen auferlegt haben - man hörte sie ja oft genug darüber brummen und freute sich ihres Drangs nach vorwärts -, rasch zur alten Höhe emporzureißen. Die Siege der letzten Tage, so darf man die deutschen Erfolge bei Ypern, auf den Maashöhen und am Hartmannsweilerkopf mit allem Recht nennen, werden in allen Schützengräben mit noch größerer Freude aufgenommen worden sein als bei uns zu Hause, denn jetzt nach der Winterruhe und vor den schweren Kämpfen der nächsten Monate sind dieser Ansporn und der Beweis, daß das Pulver noch trocken und die Klingen noch scharf sind, von allergrößtem Wert für unser ganzes Heer und für die ganze deutsche Sache, wenn es auch nur ein Vorspiel war.
Bei Ypern ist unsere Beute weiter gewachsen. Die Zahl von 45 Geschützen und 5000 Gefangenen ist überaus stattlich angesichts der zweifellos geringen Opfer auf deutscher Seite und des Umfanges des Kampfplatzes. Da man eine solche Zahl von Kanonen - darunter vier schwere! - nicht vorn in den Gräben, sondern nur an den stärksten Hauptstellungen aufzustellen pflegt, geht schon aus der Tatsache, daß wir diese Beute machen konnten, für jedermann unwiderleglich die hohe Bedeutung unseres Sieges bei Ypern hervor, von der strategischen Wichtigkeit des Erfolges, von dem wir früher schon sprachen, ganz abgesehen.
Die Niederlagen der Franzosen auf den Maashöhen haben uns außer zahlreichem Kriegsmaterial (17 Geschütze, 6 Minenwerfer, 4 Maschinengewehre) und etwa 2000 Gefangene, den Besitz der Höhen südwestlich und westlich von Les Eparges verschafft. Da der Höhenrücken östlich und südöstlich von diesem Ort (in der Richtung auf Combres) noch fest in unserer Hand ist, darf man die französischen Stellungen bei Les Eparges, die zwischen den genannten Höhen liefen, als stark bedroht bezeichnen. Andererseits haben unsere Positionen auf der für die Beherrschung des Eingangs in die Woëvre-Ebene sehr wichtigen Combreshöhe durch die Erstürmung der Bergrücken im Westen von Les Eparges an Festigkeit und Sicherheit beträchtlich gewonnen. An den Freudenlärm der französischen Heeresleitung und der Pariser Presse, als uns kürzlich der Hartmannsweilerkopf (Höhe 956 auf der vorgehenden Skizze) verloren ging, brauchen wir nur zu erinnern, um zu beweisen, daß die Wiedererstürmung dieses Wachturms zwischen Sennheim und Gebweiler für uns von großem Wert ist. Wir fügen die Skizze bei, um zu zeigen, daß dieser Berg des Vogesenrandes in der Tat seine östliche Umgebung weithin beherrscht und zu sichern vermag.
2)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Ein Stützpunkt und 26 Schützengräben der Russen erobert

Wien, 26. April.
Amtlich wird verlautbart:
An der Karpathenfront dauern die Kämpfe im Abschnitt östlich des Uzsoker Passes fort. Eine unserer Angriffsgruppen eroberte gestern südöstlich von Koziowa einen neuen Stützpunkt des Feindes und machte 7 Offiziere und über 1000 Mann zu Gefangenen. Um die verlorene Höhe zurückzuerobern, begannen nun die Russen mehrere heftige Gegenangriffe und versuchten auch in den Nachbarabschnitten vereinzelte Vorstöße. Der Hauptangriff des Feindes richtete sich gegen die Höhe Ostry und die östlich anschließende Stellung. Nach längerem Kampfe war dieser Ansturm unter schwersten Verlusten der Russen zurückgeschlagen. Zwei Bataillone des Gegners wurden hierbei fast gänzlich vernichtet, einige hundert Mann gefangen. Die sofort einsetzende Verfolgungsaktion brachte uns in den Besitz von 26 Schützengräben und vielem Kriegsmaterial.
Auch in den übrigen Abschnitten wurden die Nachtangriffe des Feindes blutig abgewiesen. Von den Stellungen des Uzsoker Passes ging der Gegner nach abgeschlagenem Angriff fluchtartig zurück.
In den gestrigen Kämpfen wurde das bisher gewonnene Gebiet trotz verzweifelter Gegenangriffe der Russen nicht nur behauptet, sondern südöstlich von Koziowa noch erweitert.
An der Front westlich des Uzsoker Passes, in Galizien und Polen, sowie auch am Dnjestr und in der Bukowina Geschützkämpfe, sonst Ruhe.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im April 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1915)

 

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