Die
Schlachten bei Lille und Ypern
Großes
Hauptquartier, 5. Oktbr.
Im Kampfgebiet unserer 6. und 4. Armee begann auf einer Front, die
sich von Arras bis Nieuport hinzieht, das andauernde Feuer der Geschütze
bereits am 20. September und steigerte sich bis zum 25. morgens zu unerhörter
Heftigkeit. Die Engländer stießen aus ihrer verbreiterten Frontlinie
mit besonderer Wucht in der Richtung auf Loos vor, um die Straße
Lens-La Bassée zu gewinnen. Die Franzosen unterstützten den
rechten englischen Flügel durch starke Angriffe mit Gasbomben und
Handgranaten bei Souchez, wo sie ohnedies durch das Gelände begünstigt
sind.
Der englische Angriff begann unmittelbar nach dem Trommelfeuer nördlich
und südlich des Kanals von La Bassée mit starken Gaswellen,
die in Abständen von etwa zehn Minuten losgelassen wurden. Der Wind
war ihnen teilweise günstig. Man sah die Inder mit den rauchenden
Töpfen herankommen und räumte ein paar vordere Stellungen, darunter
das Dorf Loos, zum Teil aber trieb der Wind dem Feinde die eigenen Gaswellen
ins Gesicht und brachte Verwirrung in seine Reihen. Die Dämpfe wurden
schließlich so dicht, daß die Engländer jede Orientierung
verloren. Als sie dann noch durch unsere Maschinengewehre, bei denen die
Mannschaft trotz der Gase mit unerschütterlicher Festigkeit ausgeharrt
hatte, überraschend Feuer erhielten, brach unter den Brigaden Kitcheners
eine Panik aus. Nun funkte unsere Artillerie mit Kaliber 21 besonders
treffsicher nach Loos hinein, sodaß die Gurkhas scharenweise zerrissen
wurden. Darauf begann noch am Abend des ersten Angriffstages unser Gegenstoß
und brachte uns einen Teil der aufgegebenen Stellung wieder zurück.
Der englische Divisionsgeneral Bruce, der von seinen Truppen abgetrennt
in einem unserer Unterstände Zuflucht gesucht hatte, um sich auszuruhen,
wurde durch schlesische Freiwillige, die mit Handgranaten vorgingen, im
Hohenzollernwerk gefangen genommen. Auch sonst wurden zahlreiche Gefangene
gemacht. Engländer Schotten und Gurkhas durcheinander.
Die Franzosen haben bei Souchez, abgesehen von dem freiwillig geräumten
Orte selbst, überhaupt nichts Wesentliches erreicht, wohl aber sehr
blutige Verluste gehabt.
Bei Ypern, wo die Engländer den zweiten Hauptstoß angesetzt
hatten, gelang es ihnen am 25. September, in die ersten Graben des sogenannten
Ypernbogens, durch den wir die Stadt von Osten her umklammert halten,
einzudringen. Unser Gegenangriff warf sie aus dem größeren
Teil der besetzten Gräben hinaus und brachte uns sogar noch neuen
Geländegewinn. Am Südteil des Bogens, gegen Hollebeke zu, war
der englische Angriff eingeleitet worden durch eine große Minensprengung
in der Breite von etwa 100 Metern. Am Abend des 25. September aber hatten
wir den Trichter wieder besetzt und neben Gefangenen acht Maschinengewehre
erbeutet. Am 29. gingen wir südlich der Straße Ypern-Menin
vor, sprengten eine stark befestigte Höhe mit zwei Kompanien Engländern
in die Luft und verbesserten unsere Front zu beiden Seiten dieses unangenehm
vorgeschobenen Punktes wesentlich. Am 30. fanden starke Gegenstöße
des Feindes am Sprengtrichter statt, die wir durch eine neue Sprengung
vor der Höhe 60, südöstlich von Zillebeke beantworteten,
sodaß wir den neuen Gewinn behaupteten.
Die Erfolglosigkeit der Beschießung von Zeebrügge und Westende
durch Monitorgeschütze, die durch französische Land-Batterien
von Nieuport aus unterstützt wurden, ist bekannt. Bei Dixmuiden und
Steenstrate blieben die lokalen Kämpfe ohne Erfolg. Die englischen
und belgischen Truppen dieses ganzen Nordabschnittes haben also vergebens
ihre schweren Opfer gebracht. 2)
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