Der Weltkrieg am 12. Oktober 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

Serbien 1. Weltkrieg: Semendria nach der Einnahme durch die Mittelmächte
Semendria nach der Einnahme

 Der deutsche Heeresbericht:

Stadt und Feste Semendria genommen

Großes Hauptquartier, 12. Oktober.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Nördlich von Arras setzten die Franzosen ihre Angriffe fort.
Zwei Teilangriffe gegen die von uns am 8. Oktober südwestlich von Loos zurückeroberten Gräben wurden abgewiesen.
Stärkere Angriffe gegen die Front von nordöstlich von Souchez bis östlich von Neuville brachen, stellenweise unter sehr erheblichen Verlusten für den Feind, zusammen. Nur an zwei kleinen Stellen gelangten die Franzosen bis in unsere vorderste Linie.
Auch in der Champagne endeten französische Angriffe beiderseits Tahure mit einem empfindlichen Rückschlag für den Feind. Trotz starker Artillerievorbereitung vermochte er gestern abend nirgends einen Geländevorteil zu erringen. Seine Versuche, heute früh an derselben Stelle durchzustoßen, scheiterten ebenfalls.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Auf der Westfront von Dünaburg führte unser Angriff zur Erstürmung der feindlichen Stellungen westlich von Illuxt in 2½ Kilometer Frontbreite. 3 Offiziere, 367 Mann sind gefangengenommen, 1 Maschinengewehr ist erbeutet. Russische Gegenangriffe wurden abgeschlagen.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Nichts Neues.
Heeresgruppe des Generals v. Linsingen:
Die feindliche Kavallerie bei Jeziercy räumte das Feld.
Die Lage bei den deutschen Truppen der Armee des Generals Grafen Bothmer ist unverändert.
Balkankriegsschauplatz:
Auf der ganzen Front macht unsere Vorwärtsbewegung gute Fortschritte. Stadt und Feste Semendria sind gestern von unseren Truppen genommen.

Oberste Heeresleitung. 1)



Karte zum 1. Weltkieg

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Angriff auf der ganzen Front in Serbien

Wien, 12. Oktober.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die Lage ist unverändert.
Im Raume südlich von Burkanow schlugen wir drei russische Angriffe ab. Die Abwehr eines vierten, der gegen ein Frontstück von 2 bis 3 Kilometer gerichtet war, ist noch im Gange.
Am Korminbach und nördlich von Rafalowka am Styr unternahm der Feind gleichfalls einige erfolglose Vorstöße.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Südlich der Save und der Donau und an der unteren Drina wird an ganzer Front angegriffen.
Die aus Belgrad vordringenden k. und k. Truppen erbeuteten bei der Erstürmung des östlich der Stadt und der Laudonschanzen aufragenden Berges Lipar drei Geschütze und ein Scheinwerfer. Alle Höhen im Umkreis von Belgrad, die die Stromübergänge auf Feldgeschützertrag beherrschen, sind im Besitz der Verbündeten. Die Deutschen eroberten Semendria und drängen den Feind auf Pozarevac zurück. Auf der Grenze zwischen der Herzegowina und Montenegro kam es an mehreren Stellen zu Geplänkel mit montenegrinischen Abteilungen.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Beginn des Krieges zwischen Bulgarien und Serbien

Nisch, 12. Oktober. (Meldung der Agence Havas.)
Die Bulgaren haben uns auf der Front von Knjazevac angegriffen.

 

Der Sturm auf die serbischen Donauhöhen

L .v. B. Wien, 12. Oktober. (Priv.-Tel.)  
Im Raume zwischen Schabatz und Velki-Gradisch (rund 140 Kilometer in der Luftlinie) haben die Verbündeten sämtliche Streitkräfte auf das serbische Flußufer gebracht und die beherrschenden Höhen erstürmt. Ein Erfolg von hervorragender Bedeutung ist erzielt. Die Landseite östlich von Belgrad nahmen Truppen der Armee v. Köveß, die Höhen im Süden der serbischen Metropole erstürmten deutsche Truppen. Die Beschießung der Festung Belgrad begann in der Nacht vom 4. auf den 5. d. M. Österreichisch-ungarische Monitoren eröffneten bei Einbruch der Dunkelheit auf die Werke derselben ein intensives Feuer. Die auf dem linken Ufer bei Semlin postierten schweren Batterien und jene auf der von uns früher besetzten Zigeunerinsel stehenden beschossen die serbischen Stellungen bei Toptschider. Dann begann im heftigsten feindlichen Feuer die Übersetzung der Infanterie, die sich sofort am Ufer festsetzte und energisch gegen die unteren Befestigungen und Stadtforts vorging, um deren Besitz ebenso wie um die Zitadelle während zweier Tage und Nächte erbittert gerungen wurde. Sowohl die untere wie die obere Festung ist durch die Beschießung sehr mitgenommen. Trümmerhaufen, wohin der Blick reicht, in der Stadt sowohl, als auch am ehemaligen Park, am Kalimegdan, der zu einer starken Stellung ausgebaut war. In den weiteren Kämpfen eroberten unsere Truppen östlich der Stadt die 271 Meter hohe Tragach-Höhe, östlich von Mirijewo den 249 Meter hohen Velki-Vratzar und den 258 Meter hohen Lipack. Die Deutschen erstürmten südlich der Stadt Toptschider das königliche Lustschloß, südlich davon die 208 Meter hohe Höhe Dedinje sowie den Ort Zarkowo mit dem 206 Meter hohen Banawo-Berg und die kulminierende Höhe 215, knapp nördlich des Dorfes.
Eine ganz bedeutende Tat ist die Erstürmung der 370 Meter hohen Anathema-Höhe bei Ram, welche die Donau zwingt, ein Knie nach Norden zu bilden, durch Truppen der Armee Gallwitz. Zwischen der Donau und der Straße von Poscharevatz nach Gradische erhebt sich hier ein isoliertes Bergmassiv, dessen höchster Gipfel die Anathemahöhe ist, nach Südosten und Westen weithin das Land beherrschend. Die Deutschen eroberten überdies Semendria und drängen den Feind auf Poscharewatz zurück.
An der ganzen Front südlich der Save und Donau und an der unteren Drina wird nunmehr angegriffen.
2)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 12. Oktober.
An der Dardanellenfront bei Anaforta traf am 10. Oktober unsere Artillerie ein feindliches Torpedoboot, das nördlich von Kiretschtepe bemerkt worden war. Daraufhin beschossen ein feindlicher Kreuzer und ein anderes Torpedoboot des Feindes zehn Minuten lang wirkungslos unsere Batterien. Eine Mine, die wir unter einem feindlichen Schützengraben zur Explosion brachten, tötete den größten Teil der Soldaten, die sich darin befanden, die übrigen flüchteten aus dem Schützengraben. Bei Ari Burun beschoß ein feindliches Torpedoboot einige Zeit lang wirkungslos unseren rechten Flügel, ein Kreuzer und ein Monitor feuerten ebenso wirkungslos in der Richtung auf Maidos. Die Schiffe zogen sich hierauf zurück. Bei Sed ül Bahr schoß der Feind wie gewöhnlich mehr als tausend Granaten wirkungslos gegen unsere Stellungen ab. Unsere Artillerie erwiderte, nahm die feindlichen Batterien und die Aufstellungen unter Feuer und brachte sie zum Schweigen.

 

Englische U-Boote in der Ostsee

Karlskrona, 12. Oktober.
Heute vormittag wurde der Hamburger Kohlendampfer "Gutrune" im Kalmarsund südlich von Öland von einem Unterseeboot, wahrscheinlich englischer Nationalität, in den Grund geschossen. Die 34 Mann starke Besatzung wurde von einem südwärts fahrenden schwedischen Dampfer gerettet.
Der deutsche Erzdampfer "Germania" wurde, in südlicher Richtung fahrend, um 12 Uhr mittags beim äußeren Steingrund von einem Unterseeboot, wahrscheinlich von einem englischen, beschossen. Um der Versenkung zu entgehen, wurde "Germania" an der Küste von Blekinge auf Grund gesetzt. Das Unterseeboot befindet sich dauernd in der Nähe des Dampfers, 1½ Seemeilen von der Küste. Die Besatzung des Dampfers, der Kapitän und 19 Mann, wurde gerettet. Der Kapitän berichtet, er sei Zeuge des Untergangs des Kohlendampfers "Direktor Reppenhagen" aus Stettin gewesen.

Kalmar, 12. Oktober. (Meldung des Svenska Telegrambyran.)
Gestern nachmittag wurde der deutsche Erzdampfer "Nicomedia" aus Hamburg an der Südspitze von Öland in Grund gebohrt. Ein Boot mit dem Kapitän und 13 Mann landete in Degerhamn aus Öland. Die übrige, 19 Kopf zählende Besatzung landete in Karlskrona.

 

Der 1. Weltkrieg im Oktober 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

2) "Frankfurter Zeitung"

 

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